„Welcome to the Slasher-Dome! “
Unheimliche Morde geschehen im Camp Crystal Lake. Die Ereignisse scheinen mit dem lange zurückliegenden, tragischen Tod eines Jungen im Zusammenhang zu stehen, der von den anderen Kindern ausgegrenzt wurde, im See ertrank, ohne dass das Aufsichtspersonal dies verhindern konnte. Victor Miller soll das Drehbuch in knapp zwei Wochen verfasst haben, Produzent und Regisseur Sean S. Cunningham hatte gar nicht die Absicht einen anspruchsvollen (aber dafür einen umso erfolgreicheren Horrorfilm) zu realisieren und Betsy Palmer, die einzige zur damaligen Zeit prominente Darstellerin, entschied sich laut eigener Aussage für die Rolle der Pamela Vorhees, da sie sich ein Auto kaufen wollte.
Neben John Carpenters HALLOWEEN (1978) gilt Sean Cunninghams für weniger als 600.000 Dollar entstandene FREITAG DER 13. als Klassiker des so genannten Slasher– oder (bezogen auf die primäre „Zielgruppe“) Teen-Horrors. Erzählt werden häufig schmerzliche Reflexionen über die Grausamkeit von und an Kindern, nicht selten eingebettet in einen realen Kontext: das Camp Crystal Lake existiert wirklich und in NIGHTMARE ON ELM STREET (1984) soll Wes Craven eigene traumatische Erfahrungen verarbeitet haben. Fred Krueger war laut Craven der Name eines Mitschülers, der ihn tyrannisierte. Jack London schrieb einmal, die größte Tragödie ist die eines Kindes.
Aufgrund des enormen kommerziellen Erfolges (über 70 Millionen spielte der Film weltweit ein) entstandenen bislang zehn Fortsetzungen und ein Remake. Stephen King twitterte in diesem Jahr, er würde gerne ein Storyboard schreiben, das aus der Sicht von Jason Vorhees erzählt wird. Es wäre wünschenswert, dass er dieses Projekt realisiert. Denn als ehemaliger Lehrer kennt er die schlimmsten Ängste von Kindern: die Angst vor Mobbing, vor Misshandlungen, dem Alleine-Sein. Seine besten Romane – CARRIE, IT und PET SEMATARY – handeln von diesen Themen, letzterer beschreibt eindringlich den Schmerz von Eltern über den Verlust ihres Kindes und SALEM’S LOT ist stark beeinflusst von der Grundaussage aus Albert Camus` LA PESTE, Leid und Sterben von Kindern nicht zu akzeptieren.
FREITAG, DER 13. ist auch eine gelungene Hommage zum 20. Jubiläum von Alfred Hitchcocks PSYCHO (1960). Weniger subtil als THE SHINING von Stanley Kubrick, aber nicht so aufdringlich wie DRESSED TO KILL von Brian de Palma. Die Ereignisse beginnen in den Jahren 1957 und 1958, zwanzig Jahre später kehrt Pamela Vorhees zum Crystal Lake zurück um Rache zu nehmen an Menschen, die schon allein wegen ihres Alters keine Schuld an dem Tod ihres Kindes haben können. Der Grundplot von PSYCHO wird umgedreht: Mrs. Vorhees spricht mit der Stimme ihres Sohnes Jason, der ihr Mordaufträge erteilt. Auch an die grell-blutigen Bilder der italienischen Giallos mit psychoanalytischer Deutung ähneln die Messer- und Axtmorde in FREITAG DER 13. die Rahmenhandlung zitiert die wohl bekannteste Horror-Geschichte: wie in DRACULA vor dessen Schloss warnen die Anwohner des Crystal Lake davor, das Camp aufzusuchen und Pamela Vorhees stirbt schließlich einen klassischen Vampir-Tod. Wie viele andere Horror-Klassiker endet auch FREITAG DER 13. mit einem Traum. In einer surreal anmuteten Szene kehrt Jason aus dem Crystal Lake zurück.
Von der Kritik verrissen, waren viele Filme der FREITAG-DER-13.-Reihe oft Gegenstand von bizarren Diskussionen über die Wechselwirkung von Gewaltdarstellung und realer Gewalt. Die Figur des Jason Vorhees avancierte schließlich zum Kult-Franchise. Zahlreiche Artikel wie Kleidungsstücke, Tassen und natürlich viele Halloween-Souveniers zeigen die Eishockey-Maske, die er seit dem dritten Teil der Reihe trägt. Einen Rechtsstreit über die Urheberrechte konnte Victor Miller schließlich 2018 für sich entscheiden. Auch EL ORFANATO (2007) von Juan Antonio Bayona zitiert verschiedene Motive aus FREITAG DER 13. und dem zweiten Teil, worin Jason eine sackartige Maske trägt wie Tomàs, der schließlich aufgrund eines grausamen Streiches der anderen Kinder ertrinkt. Diese Filme sind, existenzialistisch mit Albert Camus gesprochen, ein stiller Protest gegen eine Welt „in der Kinder gemartert werden.“
Titel, Cast und Crew | Freitag der 13. (1980) OT: Friday the 13th |
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Poster | |
Release | ab dem 05.06.2009 auf Blu-ray Ihr wollt den Film bei Amazon kaufen? Dann geht über unseren Treibstoff-Link: |
Regisseur | Sean S. Cunningham |
Trailer | |
Besetzung | Betsy Palmer (Mrs. Voorhees) Adrienne King (Alice) Jeannine Taylor (Marcie) Robbi Morgan (Annie) Peter Brouwer (Steve Cristy) Kevin Bacon (Jack) Harry Crosby (Bill) |
Drehbuch | Victor Miller Ron Kurz |
Kamera | Barry Abrams |
Filmmusik | Harry Manfredini |
Schnitt | Bill Freda |
Filmlänge | 95 Minuten |
FSK | ab 18 Jahren |
„Erste Horror-Begegnung mit der Alptraum-Sequenz aus NEVER CRY WOLF (1983), mag Unheimliches von den Gebrüdern Grimm bis Clive Barker, am liebsten auf der Leinwand, würde gerne einmal Nosferatu in Murnau sehen und Suspiria am Königsplatz, dazu Weißwürste mit süßem Senf, Soziologe und Kriminologe, Abschlussarbeit über SHINING und CANDYMAN (als Buch erschienen unter dem Titel „Zeichen der Gewalt“, Berlin 2015), Studienleiter bei der Interfilm-Akademie München (Projekte u. a. Kriminologische Filmreihe in Hamburg)“