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Zombie (1978) vs. Dawn Of The Dead (2004)

Zombie (1978)

Was ist nicht alles über diesen Film geschrieben und diskutiert worden, in unzähligen Büchern und Texten, in TV-Shows und Dokumentationen. Doch eines steht wohl fest und bedarf keiner weiteren Erklärungen: ZOMBIE (DAWN OF THE DEAD, 1978, Platz 12 unser Horrorfilm-Best-of der 1970er) ist, zusammen mit DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN (NIGHT OF THE LIVING DEAD, 1968, Platz 7 unser Horrorfilm-Best-of der 1960er), George A. Romeros Meisterwerk und ein Meilenstein für den Horrorfilm. Es ist einer dieser Filme, die das Genre auf den Kopf gestellt hat und selbst heute noch unzählige Nachahmer auf den Plan ruft. Dass die Zombies nichts von ihrer Zugkraft verloren haben und zahlreiche Zuschauer ins Kino (WORLD WAR Z, 2013, THE DEAD DON‘T DIE, 2019) oder vor den Bildschirm locken, zeigt unter anderem die seit 2012 laufende TV-Serie THE WALKING DEAD. Über Qualität und Sinnhaftigkeit, was die Serie betrifft, sprechen wir hier aber nicht. Wer sich einen ersten Überblick über die Vielzahl an Filmen mit den Untoten Fleischfressern verschaffen möchte, der werfe einen Blick auf eine der zahlreichen Listen, die es im Internet gibt. Ein guter Einstieg wäre die Wikipedia-Liste.

Der Untote als Metapher

Wenn Frankenstein die Geburt des Supermenschen darstellt, dann sind die Zombies eine mögliche Gesellschaftsform der Zukunft. Oder sind sie nur eine blutrünstige, überspitzte Kopie dessen, was schon heute über die Straßen unserer sogenannten Zivilisation taumelt? Eine Deutung des Filmes kommt immer wieder auf den Kapitalismus und dessen ungehemmten Konsumhunger zu sprechen, ähnlich dem unstillbaren Hunger der Untoten nach lebendigem Fleisch. Eine weitere, sehr schlüssige und vor allem auch aktuelle Interpretation wäre noch, dass die Zombies eine Metapher der Armen, der Unterprivilegierten dieser Welt darstellen. Diese „Verdrängten“ erheben sich nun, um an dem üppig gedeckten Tischen der westlichen Welt ebenfalls ihren Platz einzunehmen. Bei den noch immer anhaltenden Flüchtlingsströmen auf unserer Erde, fällt die Ähnlichkeit unmittelbar ins Auge. Die daraus entstehende Gewalt der Besitzenden, die ihren Reichtum mit allen Mitteln verteidigen wollen, ist nur konsequent und logisch und tief in unserer DNA vergraben. Somit können die anonymen Zombiehorden auch als Symbol, für das sich immer weiter vergrößernde Ungleichgewicht auf unserem Planeten herhalten.

Doch auch die Frage der sinnlosen Gewalt beschäftigt Romero. In DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN sehen wir erst gegen Ende, wenn das „Aufräumkommando“ durch das Land zieht, zu was das Monster Mensch in der Lage ist. In der einen Hand die Waffe, in der anderen eine Dose Bier, was für ein unglaublicher Spaß! So ganz nebenbei wird dabei auch der Hauptdarsteller, Ben (Duane Jones), erschossen, weil er eben schwarz ist und zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Ungehemmt kann das ausschließlich weiße Personal ihre rassistischen Triebe unter dem Deckmantel der Legalität ausleben.

Der Mensch als Problem

Bei ZOMBIE bekommen wir diese Triebe gleich zu Beginn vor Augen geführt, wenn Polizisten ein Gebäude stürmen und keinen Unterschied zwischen Zombies und illegalen Einwanderern machen. Auch unsere vier Helden des Filmes sind nicht ganz frei von fragwürdiger Gewalt. Zu Beginn noch sichtlich gehemmt in der Benutzung ihrer Schusswaffen und dem Töten der Zombies, fällt ihnen im Verlauf des Films genau das immer leichter und wird bald zum großen Spaß. Genau die gleiche Art von Spaß, den sich später im Film auch die Rockerbande gönnt, wenn sie die „Shopping Mall“ stürmen.

Was bei solch apokalyptischen Szenarien immer wieder zu sehen ist, ist die mangelnde Kooperation der überlebenden Menschen untereinander. Nie ist eine Gruppe in der Lage sich vernünftig zu organisieren und auf Dauer zu verteidigen. Jeder gegen jeden ist das Motto der Stunde und alles für mich. Schnell kommt es zu Meinungsverschiedenheiten, Verrat und sogar Gewalt unter den Überlebenden. Statt eine sichere Verteidigung gegen den eigentlichen Feind aufzubauen, bekämpfen sich die Menschen weiter, trotz der fast aussichtslosen Situation, lieber gegenseitig und beschleunigen dadurch nur ihr eigenes Ende.

Auch das Auftauchen der Rocker unterstreicht diese Problematik. Anstatt sich zusammen zu tun und die Shopping Mall aufzuteilen, entbrennt ein furchtbarer Kampf um den Konsumtempel. Das verdeutlicht die unendliche Gier, den Egoismus und das Machtstreben, das in vielen Menschen unter dem Deckmantel von Zivilisation verborgen ist und immer wieder ausgelebt werden möchte, egal in welch katastrophalen Situation man auch gerade stecken mag. Im Gegensatz dazu sind die gesichtslosen Untoten immer einer Meinung und ziehen sozusagen an einem Strang. Das und die Tatsache das es keinen Anführer bedarf, macht die Zombies zu einem Schwarm von gnadenlosen Killern, die wie ein monströses Ameisenvolk unaufhaltsam über die Erde wandeln. Unbesiegbar und rücksichtslos, getrieben einzig von der Gier nach Menschenfleisch, ohne jede Spur von Gefühl oder Machtstreben.

Das Filmteam

In ruhigen und eindringlichen Bildern bringt uns Romeros Kameramann Michael Gornick die Apokalypse nach Hause. Unterbrochen von krachender Action und deftigen Splattereinlagen. Besonders eindrucksvoll ist das Schauspiel seiner vier Protagonisten im Angesicht des überall lauernden Todes. Jeder Charakter hat eine Tiefe, die ihn greifbar für den Zuschauer macht, so dass er sich in die jeweilige Person hineinversetzen und auch mit ihr leiden kann. Vor allem wenn man bedenkt, dass die vier Hauptdarsteller David Emge, Ken Foree, Scott H. Reiniger und Gaylen Ross vor ihrem Engagement bei Romero über so gut wie keinerlei Erfahrungen vor der Kamera verfügten. Sie waren zu dieser Zeit beileibe keine Profis, doch das, was sie dann ablieferten, ist ganz große Kunst.

Was immer wieder für Verwirrung sorgt, sind die unzähligen Versionen von Romeros ZOMBIE, die den Markt in all den Jahren überfluteten. Einen ersten guten Überblick kann man sich auf Wikipedia verschaffen [2]. Im April 2019 wurde endlich die Beschlagnahmung von ZOMBIE aufgehoben, mittlerweile ist der Film mit einer 18er-Freigabe im Handel erhältlich. Mit ZOMBIE 2 – DAS LETZTE KAPITEL (DAY OF THE DEAD, 1985) beendete Romero seine erste Zombie-Trilogie. Die zweite Trilogie startete mit LAND OF THE DEAD (2005), es folgte 2007 DIARY OF THE DEAD, denn Schlusspunkt der inhaltlich schwächeren, zweiten Trilogie, markierte SURVIVAL OF THE DEAD im Jahre 2009. George A. Romero, geboren 1940 in New York, verstarb im Alter von 77 Jahren in Toronto, Kanada.

Titel, Cast und CrewZombie (1978)
OT: Dawn Of The Dead
PosterDie besten Horrorfilme der 1970er Jahre
Release
RegisseurGeorge A. Romero
Trailer
BesetzungDavid Emge (Stephen)
Ken Foree (Peter)
Scott H. Reiniger (Roger)
Gaylen Ross (Francine)
David Crawford (Dr. Foster)
DrehbuchGeorge A. Romero
KameraMichael Gornick
FilmmusikDario Argento
Goblin
SchnittGeorge A. Romero
Dario Argento
Filmlänge156 Minuten
FSKab 18 Jahren

Dawn Of The Dead (2004)

Dass Zack Snyder (300 (2006), WATCHMEN: DIE WÄCHTER (2009), JUSTICE LEAGUE (2017)) seine Laufbahn als Regisseur von Musik-Videos begonnen hat, bekommt man in jedem seiner Filme deutlich zu spüren, leider. Denn spätestens, wenn Pop- oder Hard-Rock-Songs aus den Lautsprechern donnern, ist die zuvor aufgebaute Angst und Paranoia erst mal vom Tisch. Gerade bei DAWN OF THE DEAD werden stimmungsvolle Momente mit dieser Art der Musikuntermalung untergraben, was dem Gesamtwerk mehr als abträglich ist, das Ganze erinnert dann im Szenenaufbau an die schon erwähnten Musik-Videos als an einen Spielfilm.

Der Vorspann lässt uns erahnen, was in den nächsten Minuten auf uns zu kommt. Echte Nachrichten von Demonstrationen und Katastrophen wurden vermischt mit selbstgedrehten Nachrichten, die das globale Chaos und den Zusammenbruch der Welt wie wir sie kennen, eindrucksvoll zelebrieren. Alles kombiniert mit einem aggressiven Score und verpackt in schnellen Schnitten, die dem Zuschauer keine Pause gönnen.

© Universal Pictures

Bei ZOMBIE wurden wir ins kalte Wasser geworfen, direkt in den Weltuntergang hinein. Bei Snyder hingegen, geht es nach dem Vorspann, etwas ruhiger zur Sache, der einzig wirklich bedächtige Moment im Film. Wir begleiten Ana bei ihrem Job als Krankenschwester, wie sie mit einem Arzt über seltsame Bisswunden diskutiert. Immer wieder schnappen wir am Rand Bruchstücke der Nachrichten auf, überall läuft ein Radio oder ein Fernseher, bis zu ihrem Haus. Hier, im kleinsten Nenner der Gesellschaft, der Familie, beginnt für uns und auch die Protagonisten die eigentliche Apokalypse, wenn plötzlich die infizierte Nachbarstochter Ana’s Mann angreift.

© Universal Pictures

Spätestens jetzt wird auch dem letzten Zuschauer bewusst, dass die neuen Zombies verdammt schnell auf den Beinen sind. Während Romeros Monster noch die Ruhe weghatten, sollte man bei Snyders Version möglichst schnell sein und eine gute Kondition besitzen. Hier herrscht noch viel deutlicher das Gesetz des Stärkeren „The Survival of the Fittest“. Dass die Zombies mittlerweile schneller geworden sind, konnte man ja schon in dem britischen Streifen 28 DAYS LATER… (2002) von Danny Boyle bewundern, der, so ganz nebenbei gesagt, um Längen besser ist als Snyders Neufassung. Im gleichen, hohen Tempo werden nun dem Zuschauer die Szenen auf die Netzhaut gebrannt, es bleibt kaum Zeit die Situation zu analysieren, da droht schon wieder neues Unheil. Dieser zum Teil schon mörderische Zeitdruck ähnelt sehr unserem eigenen Verhalten in der realen Welt. Nie ist genügend Zeit vorhanden, immer muss alles schnell vonstattengehen, ob nun im privaten, wie auch im öffentlichen Leben. Von daher ist es nur logisch, dass sich auch die Zombies weiterentwickelt haben und nun einen spürbaren Geschwindigkeitszuwachs erfahren durften. Romeros Inszenierung Ende der 1970er Jahre hatte in allen Belangen mehr Zeit und auch Ruhe, um sein Blutbad zu präsentieren.

© Universal Pictures

Eine umfassende soziale Kritik, wie sie Romero in seinen Filmen platzierte, lässt Snyder in seinem Werk allerdings vermissen. Ebenso wenig wird verhandelt, warum diese Katastrophe eigentlich ausgebrochen ist. Es gibt lediglich einen kurzen TV-Spot, in dem ein Pfarrer die Verdorbenheit der Menschheit in Zusammenhang mit den lebenden Toten bringt und es als Gottes Rache am Menschen betitelt. Genau so wenig scheint die Überlebenden das Verhalten der Zombies zu interessieren, die wie in alten Zeiten in das Kaufhaus stürmen. Lediglich Kenneth spricht das Thema in einem Satz kurz an und vermutet „…alte Gewohnheiten“, danach ist alles gesagt und wir hetzen weiter von Szene zu Szene. Bei Romero wurden diese ziellos herumwandernden Untoten viel deutlicher durch zahlreiche Aufnahmen mit ihrer geliebten „Shopping Mall“ visualisiert. Auch die Frage der Gewalt wird bei Snyder nicht weiter thematisiert, ganz im Gegensatz zu seinem großen Vorbild.

Die Blu-ray von Universal Pictures (Amazon-Treibstoff-Link)

Als die Überlebenden das Kaufhaus erreichen, ist es schon unter Kontrolle von drei der dort arbeitenden Security Leuten. Kurzerhand werden die Neuankömmlinge entwaffnet und einsperrt, als Preis für ihren sicheren Aufenthalt in der Shopping Mall. Leider das einzige Beispiel für den „Futterneid“ der unter den Menschen herrscht und ihrer Unfähigkeit, das was sie im Überfluss besitzen mit anderen zu teilen. Im weiteren Verlauf kommt es schließlich zu den üblichen Konflikten und Streitereien, ehe sich die Gruppe um den Cop Kenneth durchsetzen kann. Das Personal ist in der Neuauflage gehörig aufgestockt worden, doch eine ansprechende Charakterisierung sowie interessante Persönlichkeiten fehlen hier gänzlich. Vermutlich fällt das der Hektik und dem Chaos zum Opfer, in dem sich die Protagonisten wiederfinden und wir müssen uns lediglich mit einer Reihe von Stereotypen-Abziehbildern zufriedengeben.

Tom Savini, der bekannte Special-Effekts-Künstler, hat auch hier wieder seinen kleinen Cameo-Auftritt. Dieses Mal darf er sich als Sheriff in einem kleinen TV-Spot präsentieren, im Original war er einer der Rocker, die das Kaufhaus überfallen haben. Ebenfalls kleine Cameo-Auftritte bekamen Scott H. Reiniger und Ken Foree, die Roger und Peter in Romeros ZOMBIE spielten, in ihren kleinen Rollen als General und Fernsehpfarrer. Eine schöne Geste, die Snyder mit dem Auftreten der Kult-Darsteller aus dem Original vollzieht. Zudem gilt es noch ein paar weitere Referenzen an ZOMBIE zu entdecken.

© Universal Pictures

Wenn am Ende die Flucht mit einem Segelboot aus der Stadt gelingt, und die arg dezimierte Gruppe auf einer angeblich unbewohnten Insel landet (Eine unbewohnte Insel im Lake Michigan? Und selbst wenn die Insel unbewohnt wäre, warum hat sie dann einen Pier für Schiffe?), werden sie von einer Horde Zombies erwartet, die aus dem Dschungel strömen. Verpackt in einer braunen, an Säcke erinnernden Kleidung stürmen die lebenden Toten auf die letzten Überlebenden zu. Die Szene ist eine deutliche Referenz an all die alten Zombiestreifen aus Italien, an vorderster Front wäre da Lucio Fulcis bekannter WOODOO – DIE SCHRECKENSINSEL DER ZOMBIES (ZOMBIE 2, 1979) zu nennen.

Fazit

Die Unterschiede in der Geschwindigkeit, sowohl was die Zombies als auch vom Schnitt und dem Tempo des Films angeht, machen beide zu komplett eigenständigen Werken, obwohl sie im Grunde die gleiche Story erzählen. Das Original ist schon längst Kult und ein Klassiker des Horror-Genre, doch auch das Remake von Zack Snyder kann auf seine ganz eigene Art unterhalten. Zwar nur Popcorn-Kino ohne jeden Tiefgang, trotz allem macht er auch Spaß und legt wie gesagt ein Höllentempo an den Tag. Für Langeweile bleibt da keine Zeit. Alles in allem also ein Remake was sich sehen lassen kann. Gegenüber den vielen unsagbar schlechteren Zombie-Werken, die den Markt seit Jahrzehnten überfluten, ist Snyders Version ein Lichtblick im unüberschaubaren Zombie-Universum. Allerdings, wenn ich die Wahl hätte, würde ich Danny Boyles Film 28 DAYS LATER… Synders Fassung vorziehen. Als Ergänzung dazu möchte ich hier noch drei interessante Zombie-Bücher erwähnen, die im Handel verfügbar sind: Zum einen Damian Martinez „Gehirn! Ein Streifzug durch den Zombiefilm“, Jovanka Vuckovics „Zombies, die Illustrierte Geschichte der Untoten“, wie auch „Dawn of the Dead – Anatomie einer Apokalypse“ von Frank Koenig.

Gesehen im Zuge meiner #FluxHorrorfilmRemakes-Filmchallenge

© Stefan F.

Titel, Cast und CrewDawn Of The Dead (2004)
Poster
Releaseab dem 07.10.2010 auf Blu-ray erhältlich

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RegisseurZack Snyder
Trailer
BesetzungSarah Polley (Ana)
Ving Rhames (Kenneth)
Jake Weber (Michael)
Mekhi Phifer (Andre)
Ty Burrell (Steve)
Michael Kelly (CJ)
DrehbuchJames Gunn
KameraMatthew F. Leonetti
FilmmusikTyler Bates
SchnittNiven Howie
Filmlänge109 Minuten
FSKab 18 Jahren

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