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You Are Not My Mother (2021) – Filmkritik

Entgegen vieler negativer Kritiken aus dem Mainstream hat sich der irische Horrorfilm, ebenso die umfangreiche irische Mythologie, in den letzten Jahren zurecht einen Stammplatz im Pantheon der Monster erarbeitet. Dass sich besonders der Mainstream negativ über diese Filmart äußert, ist bezeichnend, denn die irischen Filmproduktionen schaffen etwas, was den großen und teuren Produktionen schon lange verloren gegangen ist: Zum einen, mit minimalen Budgets eine düstere und beklemmende Atmosphäre zu erzeugen, die von bildgewaltigen Aufnahmen einer uns fremden Welt begleitet werden. Zum anderen sind diese Produktionen durch die Bank fesselnd und beängstigend bis zur letzten Minute. Das alles ohne lächerliche Jump-Scares oder ausufernde Blutfontänen.

Wenn wir einen Blick auf einige dieser Titel werfen, wird schnell ersichtlich, warum: THE CANAL (2014), A DARK SONG (2016), THE KILLING OF A SACRED DEER (2017), VIVARIUM (2019), THE HOLE IN THE GROUND (2019) oder auch THE CELLAR (2022). In all diesen Filmen hat das Außergewöhnliche und Ungewöhnliche, das Mysteriöse wie auch das Fremde einen sicheren Hafen gefunden. Darin jonglieren junge Filmemacher mit Themen und Ängsten, die sonst kaum Beachtung gefunden hätten, ohne von großen Studios beschnitten zu werden. All das trifft auch auf das Spielfilmdebüt von Regisseurin Kate Dolan YOU ARE NOT MY MOTHER zu, der uns mitten ins Herz der „Grünen Insel“ trägt, in eine Welt uralter Sagen und bösartiger Kobolde.

© Plaion Pictures

Handlung

Char (Hazel Doupe) wird ausnahmsweise von ihrer Mutter Angela (Carolyn Bracken) zur Schule gefahren, die wegen einer unbekannten Krankheit meist ans Bett gefesselt ist. Sie geraten in einen heftigen Streit, bevor Chars Mutter spurlos verschwindet. Viele Nächte voller Albträume vergehen für die schuldgeplagte Teenagerin. Bis ihre junge Mutter eines Tages wieder auftaucht, so als wäre nichts passiert. Doch sie wirkt seltsam verändert, ist lebendiger und irgendwie stärker. Und Char macht eine zutiefst grausige Entdeckung …

© Plaion Pictures

Wenn die Familie zum Feind wird

Was passiert, wenn die eigene Familie zum schlimmsten Gegner mutiert, zeigte uns zuletzt Ari Aster in seinem genialen wie furchteinflößenden HEREDITARY – DAS VERMÄCHTNIS (2018). Die junge britische Filmemacherin und Drehbuchautorin Kate Dolan hat sich diesen Ansatz zu eigen gemacht und in YOU ARE NOT MY MOTHER geschickt mit den Mythen der Grünen Insel verbunden. Darin lebt die junge Char in einer Welt, in der alles und jeder seltsame Verhaltensweisen an den Tag legen oder offen feindselig erscheint. Selbst in der Schule ist sie eine Außenseiterin. Wie üblich in solchen Filmen scheinen die Erwachsenen blind gegenüber dem Grauen zu sein, das sich langsam im Leben des leidgeplagten Teenagers ausbreitet. Mit sorgfältig inszenierten Bildern fängt Regisseurin Dolan ihre Handlung ein, erzeugt eine subtil bösartige Stimmung, die sofort mit der Eröffnung des Films einsetzt und erst der Abspann für Erleichterung beim Zuschauer sorgt. Dabei nimmt sich Dolan die Zeit, um ihre Figuren in Ruhe zu entwickeln.

© Plaion Pictures

Ebenso sorgsam wurde der Cast für YOU ARE NOT MY MOTHER ausgewählt. Zwar haben wir hier relativ unbekannte Darsteller, was aber nichts über deren Qualitäten vor der Kamera aussagt. Denn deren Spiel ist wirklich beeindruckend, bis hin zur kleinsten Nebenrolle. Nur die wenigsten Zuschauer dürften hierbei ein paar bekannte Gesichter entdecken, außer man kennt sich sehr gut in der irischen Filmlandschaft aus. Lediglich Paul Reid in der kleinen Rolle des Aaron dürfte dem ein oder anderen bekannt sein. Er spielte in der großartigen Netflix Produktion THE RITUAL (2017) mit.

© Plaion Pictures

Fazit

Dass die irische Mythologie reich an ungewöhnlichen Gestalten und Geschichten ist, wurde schon in vielen Filmen eindrücklich dargestellt. Auch Kate Dolan bediente sich bei ihrem Debütspielfilm an diesen faszinierenden Überlieferungen. Zwar erscheint das Finale etwas konventionell, doch YOU ARE NOT MY MOTHER fesselt ganz besonders mit seinen schrägen und kuriosen Charakteren und der bösartigen Handlung. Wer auf der Suche nach dem ungewöhnlichen Horrorfilm ist, der darf beruhigt zugreifen. Jedoch die Klientel, die Jump-Scares und möglichst viel Splatter zum Gruseln benötigen, sollten sich anderweitig umsehen.

© Stefan F.

Titel, Cast und CrewYou Are Not My Mother (2021)
Poster
Releaseseit dem 23.03.2023 auf Blu-ray und DVD erhältlich.

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RegisseurKate Dolan
Trailer
BesetzungCharlton Heston (Miguel Vargas)
Orson Welles (Capt. Hank Quinlan)
Janet Leigh (Susan Vargas)
Joseph Calleia (Sgt. Pete Menzies)
Akim Tamiroff („Onkel“ Joe Grandi)
Mort Mills (Al Schwartz)
Joanna Moore(Marcia Linnekar)
Valentin de Vargas (Pancho)
Dennis Weaver (Nachtportier des Motels)
Ray Collins (Bezirksstaatsanwalt Adair)
Harry Shannon (Polizeichef Gould)
Marlene Dietrich (Tana)
Victor Millan (Manolo Sanchez)
Lalo Rios (Risto)
Zsa Zsa Gabor (Nachtclubbesitzerin)
Gus Schilling (Eddie Farnham)
DrehbuchKate Dolan
KameraNarayan Van Maele
MusikDie Hexen
SchnittJohn Cutler
Filmlänge93 Minuten
FSKab 16 Jahren

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