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Wildling Filmkritik

Wildling (2018) – Filmkritik & Review zum Mediabook

„Ein düsteres Märchen“

Der in München geborene Fritz Böhm hat mit dem hier vorliegenden WILDLING seinen ersten Spielfilm als Regisseur abgeliefert. Über mehrere Jahre hinweg hat er immer wieder mit seinem Freund Florian Eder an dem Drehbuch gearbeitet, nun ist es soweit. Der ambivalente Film, wie auch seine Heldin, sind schwer in Worte zu fassen, zum Teil wegen der doch recht komplexen Story. Der Betrachter ist gezwungen sehr viel zwischen den Zeilen zu lesen, um das Märchen-Drama im Horror-Gewand, welches gespickt ist mit zahlreichen Metaphern, komplett zu verstehen.

© capelight

Inhalt

Von klein auf lebt Anna (zuerst gespielt von Arlo Mertz, dann von Aviva Winick) eingesperrt auf einem dunklen Dachboden, völlig von der Außenwelt isoliert. Lediglich ein vergittertes Fenster gestattet einen Blick hinaus, wo nur ein endloser Wald zu sehen ist. Der einzige Kontakt ist ein Mann namens Daddy (Brad Dourif), der sich um Anna kümmert. Mit schaurigen Geschichten über kinderfressende Monster – Wildlinge genannt – schürt dieser bei dem Kind die Angst vor der Außenwelt. Als mit 16 Jahren bei Anna (jetzt Bel Powley) die erste Menstruation einsetzt, bekommt sie regelmäßige Spritzen, die ihre Entwicklung verlangsamen sollen. Jedoch verschlechtert sich dadurch ihr Gesundheitszustand zusehends. Anna wacht in einem Krankenhaus auf. Vorläufig nimmt nun Sheriff Ellen Cooper (Liv Tyler) den Teenager bei sich auf und Anna lernt, unter anderem mit Hilfe von Ellens jüngerem Bruder Ray (Collin Kelly-Sordelet), die Welt außerhalb kennen. Und vor allem was es heißt, ein Teenager in der Pubertät zu sein. Gleichzeitig beginnt ihr Körper eine Transformation, die alles verändert.

© capelight

Die letzte ihrer Art

Es ist faszinierend zu beobachten wie Anna in der ersten Hälfte des Filmes aufwächst und schließlich die große weite Welt entdeckt. Das alles aus der Sicht eines Außenseiters, dieser kritische aber auch neugierige Blick auf unseren Alltag ist spannend inszeniert. Wie sie neue Dinge und Informationen gierig in sich aufsaugt oder den Sinn mit nur einem Blick hinterfragt, der ein oder andere Lacher ist dadurch auch mit dabei. Dieser ganze Wandel vom Mädchen zur Frau, der Versuch, die Märchen von „Daddy“ mit der echten Welt in Einklang zu bringen, ist spannend umgesetzt. Je länger das Ganze allerdings dauert, desto mehr erkennen wir, dass Anna lediglich die Art des Gefängnisses gewechselt hat. Aus ihrer Scheinwelt hin zu den komplizierten Regeln, Gesetzen und Konventionen unserer Gesellschaft. Ihr Misstrauen auf die neue Welt wird noch verstärkt durch ein viel älteres Wissen, das in ihrem Inneren schlummert und langsam lebendig wird. Dabei hilft ihr auch der „Wolf Man“, gespielt von James Le Gros, der quasi die Funktion eines Schamanen übernimmt und als Bindeglied zwischen unserer Gesellschaft und den Wildlingen fungiert. Die letzte Hälfte des Filmes, die Jagd nach dem Monster, will dann nicht so richtig zum Rest des Films passen, durch die viel zu wilde und stellenweise hektische Action. Das Ende ist wiederum gelungen, denn letztendlich geht es nur um eines, um ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit.

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© capelight

Das Mediabook von capelight

Das Mediabook Cover © capelight

Das Mediabook von Capelight ist sehenswert. Kunstlederoptik und das dunkle Design wie auch die Schriftgestaltung passen perfekt. Dazu ein 24-seitiges Booklet mit einem Interview von Fritz Böhm, Aufnahmen vom Filmdreh und einem 5-seitigem Ausschnitt des Storyboards. Dagegen sind die Extras auf der Blu-ray etwas knapp geraten, lediglich ein paar Outtakes, Entfallene Szenen und Kinotrailer haben dort ihren Platz gefunden. Leider fehlt ein Making-Off, was das Ganze sicher abgerundet hätte. Bild und Ton der Blu-ray sind hervorragend, der DTS-HD Master 5.1 Sound zeigt besonders bei den Umgebungsgeräuschen der Waldszenen seine Stärken.

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Fazit

Das Spielfilmdebüt von Böhm würde ich als durchaus gelungen betrachten. Faszinierende, zum Teil spektakuläre Naturaufnahmen von Kameramann Toby Oliver wechseln mit einer interessanten Story, die leider in der zweiten Hälfte etwas an Qualität verliert. Dieser abrupte Umbruch von einer durchdachten und gefühlvollen Coming-of-Age-Story hin zu einer Monsterjagd im Wald, ist leider etwas zu hart. Trotz allem, Bel Powley, die hier alle anderen gnadenlos an die Wand spielt, überzeugt auf ganzer Linie mit ihrer Performance. Die Rolle als Anna ist ihr wie auf den Leib geschrieben, lediglich Brad Dourif schafft es in Ansätzen da noch mitzuhalten, während Liv Tyler in ihrer starren Rolle ungewohnt blass bleibt. Alles in allem ein guter Film, trotz kleinerer Mängel.

TitelWildling (2018)
RegisseurFritz Böhm
PosterWildling Kinoposter
Release2-Disc Mediabook/Blu-ray oder DVD von capelight
bei Amazon kaufen:
Trailer
SchauspielerBel Powley (Anna)
Liv Tyler (Ellen Cooper)
Brad Dourif (Daddy)
James Le Gros (The Wolf Man)
Frank Deal (Dr. Rooney)
Collin Kelly-Sordelet (Ray Cooper)
DrehbuchFritz Böhm
Florian Eder
KameraToby Oliver
SchnittMatthew Rundell
Robb Sullivan
MusikPaul Haslinger
Filmlänge92 min
AltersfreigabeAb 16 Jahren freigegeben

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