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Weltengänger (Chernovik, 2018) – Filmkritik

„Muss es immer Hollywood sein?“

In den letzten Jahren bekommt Hollywood immer wieder Konkurrenz aus dem Ausland. Während bei uns der Kinomarkt stark zu kämpfen hat, haben andere Länder das Kinovergnügen erst so richtig für sich entdeckt. Ganz vorn dabei sind vor allem China, Indien, Indonesien aber auch Russland. Ein wachsender Markt für kleine und große Produktionsfirmen. In vielen Fällen reicht es hierzulande aber maximal für einen kleinen Kinostart. Umso mehr konzentrieren sich diese Filme auf dem Heimkinomarkt. Mit Regisseur Sergey Mokritskiy wurde nun eine weitere Romanreihe des Erfolgsautors Sergej Lukianenko zum Leben erweckt. Bekannt durch seine „Wächter“ Romanreihe, zeichnen sich seine Geschichten besonders durch fantasievolle und mit Science-Fiction gespickte Elemente aus. Ob der WELTENGÄNGER (Original: Chernovik – The Draft) seiner Vorlage gerecht wird, muss sich erst noch zeigen. Erhältlich ist er ab sofort von capelight in Form eines Steelcase Blu-ray- bzw. DVD-Release.

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Für den jungen Spiele-Designer Kirill (Nikita Volkov) läuft es beruflich gerade bestens. Ein großes Projekt konnte abgeschlossen werden und er ist der Held im Büro. Leider kann Kirill sich darüber nur wenig freuen, denn seine Freundin hat direkt am selben Tag mit ihm Schluss gemacht. Alles was bleibt, ist den Erfolg zu feiern und so kommt Kirill nach einem feuchtfröhlichen Abend nach Hause. Dort trifft er zu seiner Überraschung eine wildfremde Frau an. Die Verwirrung ist groß, als die Frau sogar Papiere zur Wohnung vorzeigen kann. Von der Polizei der Wohnung verwiesen, bleibt Kirill nichts anderes übrig, als am nächsten Tag dem Mysterium auf den Grund zu gehen. Doch jetzt fangen die Probleme für den jungen Mann erst richtig an. Überall, wo er sich Informationen erhofft, stößt Kirill auf leere Seiten. Er steht nicht mehr im Grundbuch und auch sonst gibt es bei den Behörden keine Aufzeichnungen. Es wirkt als wäre seine ganze Existenz einfach ausgelöscht. Viel schlimmer noch, selbst auf der Arbeit erkennt ihn plötzlich niemand wieder. Die letzte Hoffnung, dass das alles nur ein schlechter Scherz ist, zerplatzt, als selbst sein Vater ihn auf offener Straße nicht mehr erkennt. Für Kirill bleibt nur noch eine Lösung, er muss zurück in seine Wohnung und mit der Frau reden, bei der alles begonnen hat.

Weltengänger Szenenbild // © CAPELIGHT

Ein starker Anfang verläuft sich im Wirrwarr der Geschichte.

Starke erste 20 Minuten zeichnen WELTENGÄNGER aus. Die Situation der Hauptfigur ist so mysteriös und skurril, dass man gespannt ist, wohin sich die Geschichte entwickelt. Etwas Mitleid erzeugt Nikita Volkov auch mit seiner sympathischen Darstellung des verwirrten und vor den Kopf gestoßenen Kirill. Auch ein paar schöne Kammerafahrten und Zeitrafferbilder gibt es von der großen Metropole Moskau zu sehen. Bis hierhin macht WELTENGÄNGER wirklich eine gute Figur, doch sobald sich die Geschichte anfängt zu entfalten, verliert der Film seine Bahnen. Dem Zuschauer und auch der Hauptfigur werden plötzlich Wörter und Informationen dargelegt, die mehr verwirren als wirklich eine Welt zu eröffnen.

Im Gegensatz zum Zuschauer scheint der Hauptfigur dies aber völlig egal. Ein Turm mit Zugang zu anderen Welten, übermenschliche Fähigkeiten und zerstörerische Kampfroboter – all das wird ohne konkreten Kommentar in die Runde geschmissen. Ein roter Faden, der alles miteinander verbindet, lässt sich schwer finden, hinzu kommen unangenehme sexuelle Anspielungen der weiblichen Darstellerinnen gegenüber Kirill. Ohne die Vorlage gelesen zu haben, denke ich, dass hier – wie so oft in Romanverfilmungen – die größtmögliche Menge an Inhalten auf engstem Drehbuch-Raum zusammengeschustert wurden. Ohne Vorwissen kommt man hier sehr schnell aus dem Konzept und auch Romanfans werden nicht glücklich mit dieser schnellen und zusammengewürfelten Geschichte sein.

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© CAPELIGHT

Kämpft mit kleinem Budget

Auch optisch kann der Weltengänger nicht ganz überzeugen. Die Welten, in denen Kirill im Laufe der Geschichte abtaucht, sind interessant gestaltet und auch sonst sind Spezial-Effekte hübsch in Szene gesetzt. Dem gegenüber stehen aber verschwommene und überflüssige CGI-Hintergründe. Ob aus Budgetmangel oder aus praktischen Gründen, werden diese viel zu oft eingesetzt. Handgemachte Sets hätten dem Ganzen deutlich mehr Charme und Wertigkeit gegeben. Die wenigen actionreichen Sequenzen im Film sind auch kein herausragendes Highlight. Alles läuft stehts in Zeitlupe und mit offensichtlicher CGI-Unterstützung ab. Vom Score gibt es auch eher wenig bis gar nichts zu hören. So bleibt alles, womit WELTENGÄNGER positiv punkten kann, seine Geschichte, diese wird aber mit jeder fortlaufenden Minute verwirrender und absurder, sodass ich als Zuschauer nur noch fragend auf den Abspann starren konnte. Viele der Geschehnisse sind schlichtweg nicht nachvollziehbar. Ich möchte der Geschichte von WELTENGÄNGER nicht Unrecht tun, aber als Film funktioniert sie leider nicht.

Weltengänger Szenenbild //© CAPELIGHT

Fazit

Fantasie-Fans können sich am WELTENGÄNGER versuchen, jedoch werden alle anderen wohl keine Freude daran finden. Eine Geschichte mit Potenzial wird nur sprunghaft verwirrend erzählt und lässt den Zuschauer unzufrieden verdutzt zurück.

Titel, Cast und CrewWeltengänger (2018)
OT: Chernovik - The Draft
PosterFilm Poster
ReleaseKinostart: 25.05.2018

ab 07.09.2018 auf Blu-ray erhältlich
Bei Amazon kaufen:
RegisseurSergey Mokritskiy
Trailer
BesetzungNikita Volkov (Kirill)
Severija Janusauskaite (Renata)
Aleksandr Plyushchev (Pyotr Nikolayevich)
DrehbuchMaksim Budarin
Denis Kuryshev
Sergey Lukyaneko
Sergey Mokritskiy
Olga Sobenina
RomanvorlageSergey Lukyanenko - Rough Draft
KameraAleksandr Tananov
MusikAleksandr Volodin
SchnittAlexey Elensky
Filmlänge116 Minuten
FSKab 12 Jahren

 

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