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Waterworld 1995 Filmkritik Arrow Video

Waterworld (1995) – Filmkritik & Review der Arrow 3-Disc-Limited Edition

„Into the Blue“

Die Zukunft. Die globale Erwärmung ließ das Eis der Polarmeere vollständig schmelzen, die Landmassen sind komplett von Wasser bedeckt. Die letzten Überlebenden besiedeln die Wasserwelt auf wenigen Atollen, Streicher (u.a. Kevin Costner als „The Mariner“) durchqueren das endlose Blau auf Booten und Seglern, die gefürchteten „Smoker“ unter der Führung des Deacon (Dennis Hopper) beherbergen geballte Ölreserven und sind die Raubfische unter den Verbliebenen. Alle jedoch sind sie auf der Suche nach „Dryland“, dem letzten Stück Land der Welt, für die Meisten bloßer Mythos. Doch die Tätowierung auf dem Rücken eines kleinen Mädchens, gleich einer Schatzkarte, versetzt ganz Waterworld in Aufregung. Der Kampf ums pure Überleben geht in die nächste Runde.

Waterworld 1995 Filmkritik Arrow Video
© Universal Pictures

WATERWORLD war schon immer so ein heimlicher Liebling von mir, ein guilty pleasure erster Güte. 1995 leider noch nicht im Kino erlebt – unser Chef Christoph hat sich hier mit höherer Wahrscheinlichkeit reingemogelt – sah ich den Film erstmals im Fernsehen auf Empfehlung meiner Mutter. Klar, Kevin Costner spielte ja mit (auch Filme mit Sean Connery empfahl sie ausdrücklich) und als relativ unblutiger Abenteuerfilm war WATERWORLD schier durchweg für den Nachwuchs geeignet. Wenn ich heute so darüber nachdenke ist es schon witzig, wie sensibel meine Mutter für die Öko-„Botschaft“ des Films war. Mir blieb mit zwölf Jahren eher Dennis Hoppers Fratze in Erinnerung, lange bevor ich begriff, dass seine Auftritte in EASY RIDER, APOCALYPSE NOW, etc. durchaus wichtiger waren. Für eine lange Zeit verlor ich WATERWORLD dann auch wieder aus den Augen, aber im Bewusstsein blieb er mir irgendwie immer.

WATERWORLD, soviel vorweg, geht bis heute als astreiner, sehr unterhaltsamer Action-Spaß durch. Wer auf Spektakel steht, erhält hier ein Fünf-Gänge-Menü serviert. Der sichtbare Aufwand ist enorm, die Action und Pyrotechnik sind erstklassig. WATERWORLD ist und bleibt einer der High Concept-Filme par excellence, der ganz viel Augenfutter bereithält. Mit Kinoauswertung zwar ein verhältnismäßig riesiger Flop, führte der Film ebenso zu gleichnamigen Attraktionen in Universal-Themenparks. Viele mögen ihn gar nicht, oftmals gilt er im wahrsten Wortsinne als sehr wässriger MAD MAX-Verschnitt. Und ja, Regisseur Kevin Reynolds und besonders auch Costner, der zwei Jahre später mit THE POSTMAN gleich noch einen Post-Apokalypse-Streifen nachlegte, zeigen sich fraglos und direkt von George Millers THE ROAD WARRIOR (MAD MAX II – DER VOLLSTRECKER, 1981) beeinflusst. Nicht von ungefähr führt dessen erster Kameramann Dean Semler auch hier bei WATERWORLD Bildregie. An die Stelle des brutal-verrückten Max tritt mit dem „Mariner“ ein ähnlich wortkarger Einzelgänger, dessen Verhaltensmuster sich durchaus mit denen von Mel Gibsons Straßenkrieger decken – minus der unbarmherzigen Bitterkeit und Rachsucht natürlich und demnach gezielt familienfreundlich. Doch ist WATERWORLD in der Summe doch ziemlich einzigartig. In seiner ästhetischen Konsequenz, die man dem Werk nicht absprechen darf, deckt es sich mit ebenjenem grandiosen Mittelteil der originalen MAD MAX-Trilogie; hinsichtlich Figurenzeichnung und schließlich im Sinne der Ausrichtung auf sein Zielpublikum orientiert er sich dann bereits durchweg am unbeliebt-kommerziellen dritten Teil, MAD MAX: BEYOND THUNDERDOME (1985). Mit WATERWORLD sind wir im absoluten Mainstream eingetaucht.

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© Universal Pictures

Kein Land in Sicht

Im 1995 erstmals veröffentlichten und auch hier im Booklet mit abgedruckten Interview erklärt Kevin Costner zwei für ihn entscheidende Kriterien, nach denen WATERWORLD so ein schwieriger und auch schmerzlicher Film wurde. Zum einen die andauernde Leugnung des Studios, der Film wäre erst bei Drehverlauf so arg kostspielig geworden. Ein kursierender „Fakt“ besagte, die Produktion des Films explodierte von ursprünglich 65 Mio. auf 175 Mio. (bestätigt) Dollar, womit er aufgrund „sehr unglücklicher“ Ereignisse zum damals teuersten Film aller Zeiten wurde. „Kevin’s Gate“ tauften giftige Zungen das Projekt, noch bevor es in die Kinos kam und stellten somit hämisch den Bezug zu Michael Ciminos Western/Megaflop anno 1980/1981 her. Ein anderer „Fakt“ nennt im Gegenzug ein geplantes Produktionsbudget von bereits knackigen 135 Mio. Dollar, immerhin. WATERWORLD war wahrlich ein Großprojekt. Nicht nur vollautomatisierte Kamerasysteme, sondern ganze Produktionsflächen und Aufenthaltslager wurden auf offener See errichtet – in keiner Einstellung durfte ein Landstrich am Meereshorizont zu sehen sein. Dies beinhaltete Unmengen an Kraftstoff, Gewährleistung jeglicher Energie, Spezial- und Pyrotechnik, Verpflegung, Sicherheit, medizinische Versorgung und sanitäre Einrichtungen. Der verschwenderische Aufwand, einen ökologisch thematisierten Actionthriller wie WATERWORLD umzusetzen, beißt sich zwangsläufig mit der rahmenden Message – sofern es sie denn wirklich geben soll.

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© Universal Pictures

Costner, der sich bei der Produktion mit seinem damaligen Freund, Regisseur Kevin Reynolds (ROBIN HOOD: PRINCE OF THIEVES, 1991), unheilbar zerstritt, führte zuletzt selbst Regie und drehte diverse Szenen neu bzw. nach. Die Extras des neuen Arrow-Pakets geben nun erweiterten und vollständigen Aufschluss über das ganze Ausmaß von „Waterloo“, wie das Projekt ebenfalls getauft wurde. Es war weniger die beschwerliche Produktion, sondern vielmehr die unheilbare Meinungsverschiedenheit zwischen dem Star/Co-Produzent und dem Regisseur, der an seiner Vision festhalten wollte, welche nun am Beispiel der ebenfalls restaurierten 3-Stunden-Fassungen gut nachvollzogen werden kann. Doch wollte man damals einen Blockbuster, einen gut zweistündigen Knaller, der pro Kinosaal dreimal am Abend gezeigt werden konnte. Ich fand die Kinofassung von WATERWORLD schon immer etwas fahrig, die Figuren bleiben blass, der Funke, auch emotional, springt nicht richtig über. Man kommt nicht umhin, dass einem neben der visuell durchgängigen Überkraft des Films der Antrieb einzelner Figuren oft herzlich egal ist. Etwas weniger Verspieltheit und dafür straffere Dramaturgie hätte hier zweifellos gut getan. Costner, der sein eigenes Geld in den Film steckte, befürchtete zuletzt den privaten Super-GAU und sah sich schließlich in der Pflicht, Geld und Freundschaft hart zu trennen. Die beiden Kevins bleiben seither allein zu Haus und auch in New York und anderswo. Eine große Vision führte sie damals zum wiederholten Male zusammen, doch mit WATERWORLD war kein Land mehr in Sicht.

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Promobild © Universal Pictures

Im Rausch der (Farb-)Tiefe

Der hoch jauchzend verkündeten Veröffentlichung von Arrow Video sehnte ich stark entgegen und entsprechend groß war die Freude, als die 3-Disc-Limited Edition bereits zwei Tage vor offiziellem UK-Release im heimischen Briefkasten landete. Die zuvor einheitliche Blu-ray (Universal) der Kinofassung hatte es bisher nicht in mein Regal geschafft, auch nicht für fünf bis sieben Euro. Wie wenn ich es die letzten Jahre geahnt hätte, würde auch die prunkvolle Heimkino-Zeit von WATERWORLD endlich Einzug halten. Ab in den Player damit, die holde Gemahlin guckt gleich mit. Die Freude ist groß. Doch was ist das…?

Bei uns lest Ihr Fakten, daher: das „Schmuckstück“, diese augenscheinlich prächtige Arrow-Box glänzt nur einseitig. Ich kürze es ab, denn sämtliche Extras (neue wie bekannte Dokus, gesamt an die drei Stunden, alles ganz fein), die beiden seltenen 3-Stunden-Versionen des Films (US TV-Cut, 176 Min; „Ulysses“-Cut, 177 Min.), die ganze Aufmachung inklusive Artcards, Poster, Schuber und 60-seitigem Booklet – all das kriegt fünf von fünf Sternen, meinetwegen auch mehr. Und auch der Ton ist ein Traum (Original Stereo-Abmischung plus DTS HD Master Audio 5.1 mit toller Dynamik für mehr Wumms). Aber…

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Limited Edition © Arrow Video

Was bleibt ist das Bild. Schade ist das, sehr sogar. Guckt selbst – hier im direkten Vergleich bei capsaholic.com – was da an übersteuerter Restauration herausgekommen ist. Bezugsquelle war das Originalkameranegativ der Kinofassung, gescannt in 4K, gleichwohl optimale Voraussetzung für eine Blu-ray-Aufwertung, sowie Original-Filmelemente der US-amerikanischen und europäischen TV-Fassungen, die ebenfalls dann in HD restauriert wurden. Man kann die Tatsache einerseits gar nicht positiv genug bewerten, dass nun erstmals auch die beiden Langfassungen, die somit Reynolds’ auch fürs Kino geplantem Director’s Cut sehr nahe kommen, in gestochen scharfer Qualität vorliegen. Jedoch meinten es die Herren Restauratoren von Arrow in Zusammenarbeit mit Kameramann Dean Semler leider zu gut. Die Farben weisen arg zu hohe Kontraste auf, auch der Gammafilter wurde nachträglich – und somit nicht mehr originalgetreu – bedient. Dies hat einen durchgängig verfälschenden Effekt auf das HD-Bild, das sich nunmehr zu auffällig vom Bild der Original-Kinofassung abhebt.

Bild der US Blu-ray
Bild der UK Blu-ray von Arrow Video

Drei kurze Beispiele:

Dem einen mag es gefallen, dass das Wasser nun blauer leuchtet als je zuvor – und es gibt ja fast nur Wasser in WATERWORLD – aber guckt in manchen Einstellungen mal in Richtung Bildränder, beispielsweise im Vergleich Vorder-/Hintergrund von Bootsflächen, dann sieht das tiefe Blau immer wieder auch aus wie das Badewasser meines Sohnemanns, der nicht nur eine, sondern gleich drei Packungen Tinti-Badefarbe dazugegeben hat. Oder das Grün (am schlimmsten), denn ein paar Topfplanzen werden ja auch gerettet, getauscht und bewirtschaftet in WATERWORLD: das ist kein Chlorophyll mehr, sondern grüner Leuchtstift.

Bild der US-Blu-ray
Bild der UK Blu-ray von Arrow Video

Bereits zu Beginn sieht des Mariners Urin, den er ja selbst filtert und wieder als Trinkwasser genießen kann, im aktuellen Master nicht wie Pisse aus, sondern eher wie das grüne Zeug, das der verrückte Professor in seinem Labor zusammenmischt. Damit nicht genug: die blonde Mähne von Mariners erstem Widersacher strahlt wie Stroh in der Sonne und Deacons Antlitz, Dennis Hoppers ohnehin braun gegerbtes Gesicht, wirkt oft wie eine reife Tomate, an dessen Ecken grelle Falten wie mit einem Filetiermesser eingeritzt wurden und nunmehr weißlich-gelblich hervortreten. Ihr merkt: es sieht seltsam aus, und so leider auch durchgängig. Die vormals sehr natürliche Farbgebung – das Marineblau, das regelmäßig von nüchternen Grau- und Brauntönen durchzogen wurde – weicht einer allzu knalligen Farbpalette, was nichts mehr mit sorgfältiger Restauration zu tun hat.

Fazit

Ich bin großer Fan von Arrow Video – und werde es bleiben – aber ich hoffe doch stark, dass das Label die optische Verfehlung dieser geplanten Referenz-Veröffentlichung bereits bereut und schnellstmöglich Besserung gelobt. Sie tragen ja auch mittlerweile einen großen Namen, vermarkten weltweit und sollten ihr Image nicht durch so etwas beschädigen. Bitte. Danke.

TitelWaterworld (1995)
RegisseurKevin Reynolds
Poster
Releaseab dem 21.01.19 in der Limited Edition von Arrow Video auf Blu-ray erhältlich
Bei Arrow kaufen
Trailer
DrehbuchPeter Rader
David Twohy
BesetzungKevin Kostner (Mariner)
Jeanne Tripplehorn (Helen)
Tina Majorino (Enola)
Dennis Hopper (Deacon)
Gerard Murphy (Nord)
MusikJames Newton Howard
SchnittPeter Boyle
Technische DatenBlu-ray
Bildformat: 1,85:1 (HD 1080p)
Tonformat: Englisch (DTS-HD 5.1)
Filmlänge135 min
178 min (Ulysses cut)
AltersfreigabeAb 12 Jahren freigegeben

2 Gedanken zu „Waterworld (1995) – Filmkritik & Review der Arrow 3-Disc-Limited Edition“

  1. Mir hat der Film damals sehr gefallen, ich glaube sogar besser als die Mad Max- Filme. Mittlerweile gibt es den Extended Cut auch in der 4K UHD- Veröffentlichung mit deutschen Untertiteln.

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