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Tron: Ares (2025) – Filmkritik

„Schwache Story mit Premium-Sound“

Wir sind ja hier auf einem filmhistorischen Portal unterwegs und da darf man bei neuen Kinofilmen auch mal in die Mottenkiste greifen. Seht es mir nach, denn über Folgendes musste ich nachdenken, während TRON: ARES über mich hinwegschwappte: Computer haben bereits eine jahrzehntelange Geschichte hinter sich und es gibt Programmiersprachen, die nur am Anfang der digitalen Revolution genutzt wurden. Später kamen andere hinzu und die ersten Sprachen wurden nicht mehr für neue Versionen genutzt. Sie wurden nicht weiter erlernt oder gelehrt. Diese alten Programmiersprachen befinden sich aber immer noch im System. Nicht direkt, sie arbeiten jedoch unter vielen Ebenen anderer Sprachbefehle gewissenhaft ihre Bits ab. Zum Beispiel die Programmiersprache COBOL wurde Ende der 1950er geschrieben und findet heute noch Anwendungen bei kaufmännischer Software. Das Problem ist jedoch, dass heute kaum noch jemand diese Sprache kann und die Programmierer in ihren Neunzigern sind oder bereits nicht mehr unter uns weilen. Dieser Fakt, dass etwas in unserem Datenstrom tief verborgen liegt, kaum noch einer versteht und wie Hieroglyphen von der Vergangenheit berichten, ist faszinierend.

© 2025 Disney Enterprisesç, Inc. All Rights Reserved.

Wie ihr euch denken könnt, wird nicht unbedingt auf dieser Thematik für das Drehbuch von TRON: ARES zurückgegriffen. Vielleicht kann man dieser Überlegung am Filmende nachgehen, wenn die Hauptfigur auf den Leibhaftigen, in diesem Fall Jeff Bridges als Kevin Flynn, trifft. Aber auch nur, wenn man gelangweilt ist. Es wäre doch toll gewesen, wie bei heutigen Computersprachen, die auf alten geheimnisvollen Quellcodes aufbauen, auch das Franchise von TRON (1982) über TRON: LEGACY (2010) bis zum heutigen TRON: ARES (2025) zu verknüpfen. Was bekommen wir aber? Supersoldaten.

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Handlung

Julian Dillinger (Evan Peters) will das größte Unternehmen der Welt erschaffen. In welcher Branche? Sicherheit oder Krieg, je nach Betrachtungsweise, denn für Nachfragen will gesorgt sein. Ihm ist es gelungen militärische Fahrzeuge mit Hilfe eines hangargroßem 3D-Druckers in wenigen Sekunden herzustellen. Doch das reicht nicht. Seine Programme können sich auch in Menschengestalt verwandeln. In diesem Fall Supersoldaten, die immer wieder durch ihr Ableben in virtuellen Kampfsituationen trainiert wurden, besser zu werden. Aber ganz ohne Emotionen scheinen sie nicht zu sein. Anführer der Soldaten ist Ares (Jared Leto), der sich bei seiner ersten Produktion in der echten Welt nicht nur seiner Ersetzbarkeit gegenübersieht, sondern auch unbekannten Dingen wie zum Beispiel Regen. Das Problem der Technik ist jedoch, dass nach 29 Minuten alles aus dem Netz Erschaffene wieder in seine Partikel auseinanderfällt. Dieses Problem löst jedoch CEO Eve Kim (Greta Lee) von ENCOM dank der vorherigen Arbeit ihrer verstorbenen Schwester. Dillinger will an diese Daten gelangen, mit allen Mitteln. Und 29 Minuten scheinen dafür zu reichen. Doch die reale Welt hat mehr Einfluss auf seinen Master Commander Ares als gedacht.

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Team Rot: Kriegsspiele

Die Thematik des KI-Militärs ist sicherlich aktuell, es fühlt sich aber dennoch falsch an, sie für dieses Unterhaltungsfranchise zu nutzen. Während TRON (1982) noch die Bindung von User und Programm verhandelte und auf ein bisschen 3D-Action setzte, wurde TRON: LEGACY (2010) fast religiös in seiner Vater-Sohn-Geschichte. Das junge Spiegelbild des Schöpfers Flynn will eine dystopische perfekte Welt, aber der leibhaftige, rebellische Sohn kann nur das neue digitale Volk der IO (Eins und Null) zur Freiheit führen. LEGACY hatte aber dank DAFT PUNK einen der besten Soundtracks der Filmgeschichte und die visuellen Effekte sehen heute immer noch fantastisch aus. Bei TRON: ARES erkennt man die miese Kalkulation eines Neustart einer Filmreihe an, der sich aber keinerlei Mühe für interessante Charaktere gibt.

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Der junge IT-Schurke mit krassen Tattoos, aber nie enden wollender Suche nach Anerkennung der Mutter (Gillian Anderson) lässt sich bei keiner Minute ernst nehmen. Eve Kim, die von Greta Lee gespielt wird, welche sich mit PAST LIVES einen kleinen Fensterplatz im Filmherzen gesichert hat, ist die gute Techmilliardärin, kommt aber auch etwas steif daher. Zum Glück hat sie Arturo Castro dabei, der ihren Lebenspartner Seth Flores spielt und der etwas Leben in diese steife Science-Fiction-Frankenstein-Nummer bringt. Hauptfigur ist der Supersoldat Ares, der durch Schmerzen, fehlende Anerkennung seines Codierers und das Erkennen von Mitgefühl bei anderen Menschen eine Kehrtwende macht. Vom Zerstörer zu Beschützer in drei Neustarts. Das klingt oberflächlich, ist es auch, selbst wenn sich Jared Leto alle Mühe im Prozess der Vermenschlichung gibt. Seine Schülerin wird dann auch noch zur Gegnerin. Schade um die tolle Jodie Turner-Smith als Athena.

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Team Blau: Die guten Dinge

Die Story ist vorhersehbar und in vielen Teilen ohne Kenntnis der vorherigen Filme kaum nachvollziehbar. Es gibt jedoch auch Gutes zu berichten. Regisseur Joachim Rønning setzt entgegen den Erwartungen auf eine sehr physische Inszenierung. Echte Unfälle, echte Blechschäden und reale Geschwindigkeiten. Während die vorherigen Filme noch schön anzusehen waren, ist TRON: ARES eher der raubeinige Vertreter, der immer und überall ein paar Bruchstücke aus dem Beton haut. Diese mechanische Immersion wird durch ein tiefenstarkes Sound-Design geprägt und von Nine Inch Nails mit ihrer Filmmusik veredelt. Noch mehr Dröhnen, noch mehr Post-Rock. Der Soundtrack ist beeindruckend fordernd und sicherlich nicht als lockere Nebenbei-Musik zu gebrauchen, aber in TRON: ARES bietet er das, was das Drehbuch vermissen lässt: Substanz.

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Fazit

Für den großen Wurf reicht es bei Weitem nicht. Dafür ist TRON: ARES zu vorhersehbar. Selbst Textzeilen hat man Sekunden vorher im Kopf, bevor sie gesprochen werden. Der Soundtrack und das Sound-Design sind jedoch den Kinobesuch für eine akustische Lehrstunde wert.

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewTron: Ares (2025)
Poster
ReleaseKinostart: 09.10.2025
RegieJoachim Rønning
Trailer
BesetzungJared Leto (Ares)
Jeff Bridges (Kevin Flynn / Clu)
Greta Lee (Eve Kim)
Evan Peters (Julian Dillinger)
Gillian Anderson (Elisabeth Dillinger)
Jodie Turner-Smith (Athena)
Hasan Minhaj (Ajay Singh)
Arturo Castro (Seth Flores)
Cameron Monaghan (Caius)
DrehbuchJesse Wigutow
David Digilio
MusikNine Inch Nails
KameraJeff Cronenweth
SchnittTyler Nelson
Filmlänge119 Minuten
FSKab 12 Jahren

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