„Dreifach-Klatschen-Verteiler“
Direct-to-Video-Produktionen sind wohl selten mit großen Erwartungen verbunden. Wenn ein solcher Film jedoch eine Fighting-Game-würdige Riege talentierter, charismatischer Martial Arts-Stars auffährt, darf man berechtigt hoffen. Nun sind Iko Uwais (THE RAID, THE NIGHT COMES FOR US ), Tony Jaa (ONG-BAK-Trilogie), Michael Jay White (BLACK DYNAMITE, BLOOD & BONE), Yanin „Jeeja” Vismitananda (CHOCOLATE), Tiger Chen (MAN OF THAI CHI) und „the most complete Fighter“ himself, Scott Adkins (UNDISPUTED II – IV), zugegeben, überwiegend im B-Movie-Sektor zu finden. Sie alle zu versammeln ist jedoch eine Ansage, die Außergewöhnliches verspricht.
Nach der ungewöhnlich kurzen Laufzeit von anderthalb Stunden, hinterließ mich TRIPLE THREAT allerdings nur mit Ernüchterung, abgesehen von einem erhöhten Dopamin-Ausschuss, der ausschließlich auf Celina Jade (ARROW) zurückzuführen ist. Diese spielt Millardenerbin Xian (von den Nachrichten im Film stets ganz unspezifisch „die Erbin“ genannt), welche mit ihrem Vermögen Infrastruktur und Bildung in Maha Jaya verbessern und so den Einfluss der Drogenkartelle mindern möchte. Ein nobles Unterfangen, dem sich das Gangstergesocks natürlich nicht moralisch geläutert ergibt. Stattdessen soll die Weltverbesserin über die Klinge springen, wofür eine kleine Truppe mordgeiler Supermachos ausgesendet wird. Eher ungewollt und zufällig erhält Xian jedoch ebenso gewaltbereite Unterstützung von einigen schlagkräftigen edlen Rittern. Und so kann das Gekloppe losgehen.
Viele Fans der oben aufgezählten Action-Veteranen werden von TRIPLE THREAT wohl angelockt, um ihre Handkanten-Lieblinge in unterschiedlichen Konstellationen aufeinander einschlagen zu sehen. Der Film ist auch wirklich bemüht, genau das zu liefern. Deswegen möchte ich aus Spoiler-Gründen nicht näher auf die Handlung und die Verteilung der Rollen eingehen. Es werden allerdings auch keine komplexen Handlungsbögen konstruiert, die man vorwegnehmen könnte. Die Gründe, welche der Film auffährt, um irgendwie jede mögliche Duel-Variation aufzufahren, sind aus einem fernen Land an den Haaren herbeigezogen („Ähm, sorry, wir dachten das sei ’ne humanitäre Mission, als gerade unzählige Leute niedergemäht wurden, aber – DÖH! – hat sich herausgestellt, unsere Gruppenführer sind einfach nur echt böse. Nichts für ungut, Buddy.“). Die Charakterisierung der Figuren ist ebenfalls so dünn wie das Klopapier auf dem die Story niedergeschrieben wurde. Während die Guten noch wenigstens stichwortartige, sympathiesteigernde Handlungsmotive in ihre Dialoge getextet bekamen (Will das Verbrechen bekämpfen. Will Frau rächen. Will Vater in die Heimat zurückbringen…), haben die Bösen gar keine Persönlichkeit. Sie sind einfach nur hohle Bedienstete des Handlungsfortschritts, die, trotz ihres erbarmungslosen Auftretens, keinerlei Bedrohlichkeit ausstrahlen. Schaufensterpuppen mit angemalten Bärten durchs Bild zu werfen, hätte einen ähnlichen Effekt gehabt.
Dafür, dass sich soviel Martial-Arts-Expertise auf dem Schirm versammelt, wird in TRIPLE THREAT erstaunlich viel geballert. Die Schießereien sind ordentlich umgesetzt: Die Orientierung fällt leicht, Treffer werfen – unrealistisch, aber befriedigend – Menschen auch mal gegen oder durch Wände und es werden echte Squibs, statt CG-Blut genutzt, was man gar nicht genug loben kann. Dabei stechen vor allem der anfängliche Angriff auf ein Dschungelcamp – nein, nicht das, obwohl es verdient wäre – und der spontane Sturm auf eine komplett bemannte Polizeistation heraus. Ersterer vor allem eher unfreiwillig, weil er in seinem absurd simplen „Wir rennen seitwärts und schießen dabei alles zu klump”-Ablauf wie der Retro-Arcade-Shooter „NAM-1975” (YouTube hilft) wirkt. Letzterer, weil er ganz dezente (!) Erinnerungen an den epischen Krankenhaus-Shootout in John Woos HARD BOILED weckt und mit einem FSK18-würdig endenen Standoff mit Granatwerfer den einzig überraschenden Moment im ganzen Film bietet.
Dramaturgie und Choreographie der Actionszenen bleiben ansonsten durchweg versierte, aber wenig einfallsreiche Pflichterfüllung, was in diesem Fall für die Nahkampfmomente umso schwerer wiegt. Dabei handelt es sich meist um Duellaufstellungen oder endbossmäßige Zwei-Helden-gegen-einen-Bösewicht-Gefechte. Keine Massenschlägereien, spannend konzipierten Situationen oder originelle Ausnutzung der Umgebungen. Jedes der beteiligten Prügelasse hat in früheren Produktionen bereits deutlich höhere Standards gesetzt. Genau deswegen ist TRIPLE THREAT auch so enttäuschend. Der Film ist, wenngleich kein Geniestreich, auch kein Totalausfall. Dank hohem Tempo und viel handwerklich robuster Action vergeht die Zeit qualfrei. Er ist einfach nur so schrecklich profillos. Er ist nicht spannend, nicht spektakulär, nicht witzig, gewiss nicht clever und noch nicht mal trashig, sondern nur in jeder Hinsicht mittelmäßig.
Angesichts dieses Casts, der meiner Meinung nach über die passende Physis und durchaus auch darstellerisches Potential verfügt (ich würde Scott Adkins jederzeit als neuen Batman- oder Bond-Mimen vorschlagen), kann man vielleicht nicht niederschlagender urteilen. Mit einem deutlich ambitionierteren Regisseur und einem weniger gemütlichen Drehbuchautor, hätte TRIPLE THREAT eine wahre Actionfilm-Großtat werden können. Ich sehe da aber keine Vision, außer die einer werbewirksamen Cover-Gestaltung.
Fazit
Solide Action-Beschallung, die ihren beeindruckenden Kampfkunstkader unverständlich uninspiriert aufeinander hetzt und kein einziges Herausstellungsmerkmal besitzt. Kann man machen, ist aber letztlich Zeitverschwendung.