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Todfreunde - Bad Influence (1990)

Todfreunde (1990) – Filmkritik

„Bad Influence“

Der Teufel hat in Filmen schon oft ein verführerisches Angebot unterbreitet. Drehbuchautoren sind seit Jahrzehnten von Goethes Tragödie FAUST fasziniert und finden immer neue Blickwinkel und Interpretationen für ihre Skripte. Ein Mephisto zeigt in den Drehbüchern sein variantenreiches Gesicht, um Wünsche zu erfüllen: Ein Musiker will endlich erfolgreich sein (CROSSROADS), die wahre Liebe finden (TEUFLISCH) oder das Gesetz zum eigenen Vorteil auslegen (IM AUFTRAG DES TEUFELS). Jedoch gibt der Teufel sich selten leicht zu erkennen. Manchmal sind es auch einfach von Grund auf schlechte Menschen, die Gefallen daran finden, das Böse in Ottonormalverbrauchern hervorzuholen. TODFREUNDE folgt strikt dieser Prämisse und wie es sich für einen guten Thriller gehört, klebt unserer naiven Hauptfigur bald mehr Dreck an den Händen als sich abwaschen lässt.

Todfreunde - Bad Influence (1990)
Alex (Rob Lowe) und Michael (James Spader) // © OFDb Filmworks

Handlung

Michael Boll (James Spader) hat es in der Finanzbranche zum eigenen Büro mit Assistentin gebracht. Den erfolgreichen Posten des Datenanalytikers will er trotzdem haben. Er verliert jedoch eine Datei mit wichtigen Berichten und denkt, dass sein Kollege, der ebenfalls scharf auf die offene Stelle ist, dafür verantwortlich ist. Nicht verzweifeln, erst einmal Mittagspause in der Strandbar machen und Trübsal blasen. Als er sich in einen Beziehungsstreit einmischt und den Kürzeren zieht, bekommt er unerwartete Hilfe von einem Fremden (Rob Lowe). Beide treffen sich später wieder und ziehen um die Häuser. Der mysteriöse Alex, so der Name des Unbekannten, zeigt Michael nicht nur wie leicht man an Frauen bei düsteren, geheimen Partys rankommt, sondern auch ein Teil von Michaels Persönlichkeit, die kaum als Schwiegersohn herhalten würde. Ob Alex das nur aus boshafter Freude betreibt oder ob er einfach nur verrückt ist, wird Michael noch erfahren.

Todfreunde - Bad Influence (1990)
© OFDb Filmworks

Schizophrene Besetzung

Denjenigen, die nicht mit der Filmbildung der 1980er-Jahre aufgewachsen sind, werden die beiden Hauptdarsteller wenig sagen. James Spader wird den meisten zum Beispiel aus dem Science-Fiction-Film STARGATE (1994) oder der Fernsehserie THE BLACKLIST bekannt sein. Ende der 80er lief es für Spader ausgezeichnet, gerade die düsteren und gefährlichen Rollen gingen an ihn. In TODFREUNDE spielt er zu Beginn den treudoofen Naivling, der sich dann von moralischen Grundsätzen befreit, um am Ende selbst zu einem Jäger zu werden.

Um Rob Lowe wurde es nach diversen Skandalen, er ging in die Geschichte der Prominenten mit dem ersten kommerziellen Sex-Tape ein, ruhig. Gerade bei diesem Film zeigt sich Lowe bösartig und sexhungrig. Im wahren Leben schien der Schönling nach seinen ersten erfolgreichen Rollen, den Pfaden des teuflischen Alex immer mehr zu folgen. Als TODFREUNDE in die Kinos kam, waren beide Darsteller eher mit den Paraderollen ihres Gegenübers bekannt, was den Film im Jahr 1990 noch wesentlich interessanter machte und vor allem die Verwandlung von Michael hervorhebt. Wer aber 30 Jahre später den Film zum ersten Mal sieht, wird kaum an der Besetzung zweifeln, weil die Geschichte geradezu maßgeschneidert ist.

Todfreunde - Bad Influence (1990)
© OFDb Filmworks

Der Stil der 80er

TODFREUNDE ist vor allem ein Film der Achtziger – mit der hämmernden Synthie-Musik, den fetischlastigen Clubs, der farblosen Mode und den dunkle Schatten erzeugenden Neonröhren. Vor allem von L.A. bekommt man hier nochmal eine neue Seite gezeigt, da die Metropole nicht gerade für die Finanzbranche steht. Der Thriller spielt sich hauptsächlich in der Nacht ab und ist ganz dem kalten Modedesign und den technisierten Entwicklungen dieser Zeit geprägt. Die ikonische Sonnenuntergangsstimmung der Westküsten-Metropole, wie zum Beispiel aus LEBEN UND STERBEN IN L.A., wird von Kälte, Beton und dunklen Anzügen unterdrückt.

Das Mediabook (Cover B) von OFDb

Meilensteine des Thriller-Genres wie BASIC INSTINCT (1992) oder WALL STREET (1987) rahmen TODFREUNDE perfekt mit ihren optischen Merkmalen ein. Was den Film, damals wie heute, nicht mit den eben genannten Filmen konkurrieren lässt, ist dass die Handlung sehr vorhersehbar und ohne jede Art von Wendung inszeniert wird. Es fehlt schlicht an Komplexität, um sich 30 Jahre später als Vertreter dieser Zeit voll fesselnder Meisterwerke über Gier, Verrat und Moral behaupten zu können. Das hat natürlich sein Gutes, um sich voll und ganz auf das effektive Schauspiel zu konzentrieren und die Neuauflage eines Hitchcock-Klassikers.

Todfreunde - Bad Influence (1990)
© OFDb Filmworks

Curtis Hanson und sein Idol

Der Regisseur Curtis Hanson gab stets zu vom Großmeister des Suspense Alfred Hitchcock in seiner Arbeit beeinflusst zu werden. TODFREUNDE lässt sich mit dem Hinweis auch als das etwas andere Remake von DER FREMDE IM ZUG sehen. Bei Hitchcock trafen sich 1951 zwei Männer in einem Zugwaggon und wollten aus ihren Notlagen mit einem Mord befreit werden. Der eine nimmt diesen Wunsch ernst und beseitigt das Problem des anderen. Ein anonymer Mordauftrag, der auch hier in Form von Alex erscheint. Teuflisch erfüllt Alex seinem Spielzeug Michael jeden Wunsch, auch wenn er noch so unmoralisch ist.

Curtis Hanson war eher Filmliebhaber als Filmmacher, deswegen ist sein Repertoire vergleichsweise übersichtlich. Man muss aber seine drei stärksten Werke unbedingt erwähnen und gesehen haben: 8 MILE, DIE WONDER BOYS und die Film-Noir-Liebeserklärung L.A. CONFIDENTIAL. Der hier vorgestellte TODFREUNDE ist als wichtiger Baustein für diese genialen Arbeiten zu verstehen.

Mediabook

Das Mediabook (Cover A) von OFDb

Aus dem Hause OFDb Filmworks konnte man bei einem Mediabook noch nie meckern und bei TODFREUNDE ist es nicht anders. Das Bild der Blu-ray sieht aus wie aus einer Zeitmaschine transferiert und der Ton ist wunderbar ausgepegelt. Wer sich an der deutschen Synchronstimme von Bill Murray und Tom Hanks beim Fiesling Rob Lowe stört, kann bedenkenlos auf den Originalton umschalten. Als „Extras“ gibt nur den Originaltrailer und eine Bildergalerie. Ein Bonus ist das 16-seitige Booklet von Torsten Hanisch, welches James Spader, Rob Lowe und Curtis Hanson für Nicht-80er-Jahre-Kinogänger ausführlich definiert und auf die Rolle des Teufels in Filmen kurz eingeht.

Fazit

Ein unausweichlicher Vertreter seiner Zeit, den 1980er-Filmjahren, welcher unterschwellig mit einem Schritt nach vorn die 90er einleitet. Eine komplexe Story darf man nicht erwarten, was jedoch die charismatischen Schauspieler und die flotte Inszenierung von Hanson locker zu kaschieren weiß. Für Fans jener Epoche und des Genres eine unbedenkliche Empfehlung für einen Filmabend.

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewTodfreunde - Bad Influence (1990)
OT: Bad Influence
Poster
Releaseab dem 26.09.2019 im Mediabook (Blu-ray+DVD)
Direkt bei OFDb kaufen

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RegisseurCurtis Hanson
Trailer
BesetzungRob Lowe (Alex)
James Spader (Michael Boll)
Lisa Zane (Claire)
Marcia Cross (Ruth Fielding)
Rosalyn Landor (Britt)
Jeff Kaake (Willie)
Christian Clemenson (Pismo Boll)
DrehbuchDavid Koepp
MusikTrevor Jones
KameraRobert Elswit
Filmlänge100 Minuten
FSKab 16 Jahren

 

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