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The Witch Next Door (2019) – Filmkritik

Aktuell scheint das Thema Hexen bei Produzenten und Regisseuren von Horrorfilmen hoch im Kurs zu stehen. Neben der meisterhaften Neuverfilmung des bekannten Märchens „Hänsel und Gretel“ das auf den Titel GRETEL & HÄNSEL (2020) hört, erschien ebenfalls die Tage WITCHES IN THE WOODS (2019). Dort versucht Jordan Barker mit einfachsten Mitteln eine Kopie des modernen Klassikers BLAIR WITCH PROJECT (1999) in den Schnee zu kopieren, mit extra viel Blut angereichert, was jedoch gründlich misslang. Dann wäre noch unser heutiges Thema THE WITCH NEXT DOOR (THE WRETCHED, 2019). Die Söhne von Special-Effects-Künstler Bart Pierce (TANZ DER TEUFEL (THE EVIL DEAD, 1981), Brett und Drew T. Pierce, führten hierbei Regie. THE WITCH NEXT DOOR ist erst ihre zweite Regiearbeit in Spielfilmlänge nach der durchwachsenen Zombie-Komödie DEADHEADS (2011). Daneben sind beide auch als Produzenten, Drehbuchautoren und Darsteller tätig.

The Witch Next Door (2019)
© Koch Films

Handlung

Nach der Trennung seiner Eltern verbringt Ben (John-Paul Howard) dieses Jahr die Sommerferien bei seinem Vater Liam (Jamison Jones) in einer abgelegenen Küstenstadt. Doch ein dunkler Schatten aus der Vergangenheit liegt über dem kleinen Örtchen. Als Ben zufällig Zeuge seltsamer Ereignisse im Nachbarhaus wird und kurz darauf die beiden Kinder spurlos von dort verschwinden, ist er sich sicher, dass hier eine Hexe am Werk ist. Doch das dunkle Wesen will um jeden Preis sein schreckliches Geheimnis bewahren und weder Ben noch der Rest der Einwohner sind sich ihres Lebens sicher.

© Koch Films

Abrakadabra

Die Bedeutung und Herkunft von Abrakadabra (Wikipedia) sind zweifellos spannender als der hier besprochene Film. Doch der Reihe nach: In der ersten Hälfte erleben wir unseren „Helden“ in den Wirren des Erwachsenwerdens. Dabei läuft so ganz nebenbei die Hexe in der Nachbarschaft zur Höchstform auf und verschleppt nach und nach ein paar der nervigen Kinder. Unaufdringlich und eher im Hintergrund bleibt der Schrecken, was jedoch auch die Spannungskurve enorm flach hält. Gerade durch den bedächtigen Aufbau kommt die Story niemals so recht in Fahrt und das Finale ist schon nach wenigen Minuten klar und deutlich erkennbar, Überraschungen ausgeschlossen. Der unzweifelhafte Versuch, eine anspruchsvolle Hexenstory mit dem Topos diverser Teenie-Filme zu verbinden, kann zumindest hier als gescheitert angesehen werden.

The Witch Next Door (2019)
© Koch Films

Sehen wir uns die Story genauer an, fällt besonders der schwache Teil des aufsässigen Teenagers und unsympathischen Helden ins Auge. Immer und immer wieder die gleiche Thematik vorgesetzt zu bekommen ist mit der Zeit wirklich ermüdend: Beschädigte Familienverhältnisse, Probleme mit den Eltern (Vater), Probleme mit seinem eigenen Leben (Pubertät) und natürlich glaubt niemand dem armen Jungen, als es darauf ankommt. Schön wäre es, wenn ein zukünftiger Autor mit ein paar neuen Ideen für Abwechslung sorgen könnte. Routiniert werden die genretypischen Klischees und Stilmittel unterschiedlicher Vorbilder abgespult. Allen voran Alfred Hitchcocks DAS FENSTER ZUM HOF (REAR WINDOW, 1954) aber auch Tom Hollands FRIGHT NIGHT – DIE RABENSCHWARZE NACHT (1985). Des Weiteren lassen sich Verweise auf die Filme THE HOLE IN THE GROUND (2019) sowie Don Siegels Klassiker DIE DÄMONISCHEN – DIE INVASION DER KÖRPERFRESSER (INVASION OF THE BODY SNATCHERS, 1956) finden, wie auch Roald Dahls Kindergeschichte „Hexen hexen (The Witches)“ aus dem Jahre 1983. Doch all das hilft dem neusten Werk von Brett und Drew T. Pierce zu keiner Zeit weiter, ganz im Gegenteil.

© Koch Films

Die Darsteller sind eindimensional und langweilig, vor allem Milchbubi John-Paul Howard, der zwar die Rolle des rebellischen Teenies innehat, jedoch spielt, als wäre er in einer Disney-Channel-Familien-Komödie. Der restliche Cast schließt sich dieser Performance nahtlos an. Das Schicksal der einzelnen Charaktere lässt den Zuschauer über weite Strecken vollkommen kalt, selbst der angestaubte Twist im Finale kann nicht den Horror erzeugen, wie zweifellos erhofft. Dazwischen tummeln sich die üblichen Jump-Scares, wie sie mittlerweile in vielen aktuellen Horrorfilmen Einzug gehalten haben. Positiv ist das Design der Hexe sowie ihrer unheimlichen Behausung. In der Hand eines erfahrenen Regisseurs unter mithilfe einer ausgefeilten Story hätte daraus ein echter Horrorfilm entstehen können.

The Witch Next Door (2019)
© Koch Films

Fazit

Dass THE WITCH NEXT DOOR in mancher Hinsicht „erfolgreich“ in den USA in diversen Autokinos präsentiert wurde, verwundert in Corona-Zeiten nicht sonderlich, da immer noch ein großer Teil der Konkurrenz im Covid-19-Tiefschlaf darniederliegt. Von daher sollte die markante Werbung den interessierten Rezipienten schon nervös aufhorchen lassen und nicht blindlings dem allgemeinen Hype der Medien Glauben schenken. Somit wundert es auch nicht, dass THE WITCH NEXT DOOR ein sehr durchwachsener Genre-Beitrag geworden ist und nicht dem Horror-Gourmet empfohlen werden kann. Die angepeilte Zielgruppe hingegen, (sehr) junge Erwachsene, wird sicherlich ihren Spaß haben und darf gern einen Blick riskieren.

© Stefan F.

Titel, Cast und CrewTHE WITCH NEXT DOOR (2019)
OT: THE WRETCHED
Poster
RegisseurBrett Pierce
Drew T. Pierce
Releaseseit dem 10.12.2020 auf Blu-ray und DVD, sowie im UHD-Mediabook

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Trailer
BesetzungJohn-Paul Howard (Ben)
Piper Curda (Mallory)
Jamison Jones (Liam)
Azie Tesfai (Sara)
Zarah Mahler (Abbie)
Kevin Bigley (Ty)
Gabriela Quezada Bloomgarden (JJ)
Richard Ellis (Gage)
DrehbuchBrett Pierce
Drew T. Pierce
FilmmusikDevin Burrows
KameraConor Murphy
SchnittTerry Yates
Filmlänge95 Minuten
FSKab 16 Jahren

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