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The Swordsman (2020) – Filmkritik

Fünf Sinne sind dem Menschen gegeben, um mit seiner Existenz klarzukommen. Wenn jedoch ein Sinn verloren geht oder genommen wird, gelingt es vielen durch diese Einschränkung, die verbliebenen Sinne noch stärker auszuprägen. Für den Normalo sind das fast schon Superkräfte. Der wichtigste Sinn ist das Sehen und wenn dieser nicht mehr vorhanden ist, wird vor allem beim Hören ein überdurchschnittliches Potential freigesetzt. Im Schwertkampf ist Sehen eine Grundvoraussetzung, möchte man meinen, aber eine der berühmtesten Figuren des Samuraifilms ist blind und regt mit bereits mehr als 25 Verfilmungen die Fantasie der Zuschauer an: Zatōichi. Als blinder Masseur zieht der Schwertmeister durch die japanische Edo-Zeit, erlebt viele Kämpfe für das Gute und hinterlässt eine Spur aus Blut, Körperteilen und Leichen. Für die südkoreanische Produktion THE SWORDSMAN hat der berühmte Schwertkämpfer sicher als Vorlage gedient, jedoch gelingt es ihr sich stark davon zu emanzipieren. Ob es ein spannender und unterhaltsamer Film ist, hängt jedoch davon ab, ob die Geschichte gut erzählt ist, und die ist dem Genrefan nicht unbekannt.

THE SWORDSMAN (2020)
© Capelight Pictures

Handlung

Das heutige Nord- und Südkorea ist zwischen 1392 und 1897 ein Königreich namens Joseon. Es verschließt sich, abgesehen vom Kaiserreich China, komplett gegenüber der Außenwelt. Die Geschichte unseres Helden beginnt im Jahr 1623, als der 15. König von Joseon durch eine Rebellion vom Thron gestürzt wird. Zwei seiner besten Schwertkämpfer entscheiden sich für unterschiedliche Seiten. Der oberste Leibwächter des Königs Nin Seung-ho (Jeong Man-sik) stellt sich, aus verletztem Stolz wegen eines Rückzugsbefehls seines Königs, gegen ihn. Der noch junge Kämpfer Tae-yul (Jang Hyuk) hält seinem Herrn die Treue und muss dafür mit Verletzungen an seinem Augenlicht büßen. Er entkommt jedoch nach einem Schwertduell mit Seung-ho. Viele Jahre später lebt Tae-yul mit seiner Pflegetochter Tae-ok (Kim Hyeon-soo) isoliert in den Bergen. Doch das Land steht kurz vor einem blutigen Konflikt des Adels mit dem Sklavenhändler Gurutai (Joe Taslim) und seinen Schergen. Tae-yul und seine Tochter werden unausweichlich in den Konflikt hineingezogen.

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Folge den Brotkrumen

Südkoreanische Filme, vor allem die historischen, zeichnen sich immer durch ein beeindruckendes Kostüm- und Requisitenniveau aus. Selbst bei Projekten mit niedrigem Budget scheint optisch alles hochwertig produziert. THE SWORDSMAN steht dem um nichts nach, auch wenn man hier gezielt auf opulentes Gold oder ähnliche Stoffe verzichtet, was dem Look des Films gut zu Gesicht steht. Aber der Stammzuschauer asiatischer Produktionen wie zum Beispiel zuletzt KINGDOM (2019) oder die BROTHERHOOD-OF-BLADES-Reihe erwartet das.

© Capelight Pictures

Für Aufmerksamkeit braucht es jedoch etwas Neues in der Geschichte, was THE SWORDSMAN gegenüber seinen Kollegen abhebt. Dass der meisterliche Schwertkämpfer-Protagonist sich kaum auf sein Augenlicht verlassen kann, ist zumindest für die südkoreanische Filmlandschaft neu. Die Inszenierung von Choi Jae-Hoon macht diesen Umstand aber nur bedingt dem Zuschauer glaubhaft. Die überbelichtete Ego-Perspektive aus den Augen von Tae-yul wird nur einmal zu Beginn gezeigt und dann noch einmal kurz vor dem finalen Kampf. Hier bleibt filmisches Potential auf der Strecke, wie Momente in denen Tae-yul seine anderen Sinne wie Geruch oder Gehör zur Hochleistung anspannt. Es sieht zu oft nach Handeln aus einer Art Vorhersehung aus als nach einer übermenschlichen Sinneswahrnehmung.

THE SWORDSMAN (2020)
© Capelight Pictures

Die Kämpfe

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Einem Meister mit dem Schwert muss auch ausreichend Herausforderungen vorgesetzt werden, damit seine Fähigkeiten als diese anerkannt werden. Das heißt, sein Schwert will Blut sehen. Die Bemühung den Gegnern Profil zu verleihen ist vorhanden. Man hat es schließlich satt, dass ein Kämpfer sich durch dutzende gesichts- und hilflose Statisten schnetzelt. Individuelle Charaktere dieser Gegner sind zu erkennen, auch in Hinblick auf die vielen Erfahrungen, die man im Genre gesammelt hat, aber auf den jeweiligen Kampfstil lässt es sich kaum übertragen. Über den bulligen Glatzkopf mit Breitschwert, der alles zu Kleinholz hackt, den geschickten Bodenkämpfer und den pseudo-cleveren Schlaumeier kommen die Figurenzeichnungen in THE SWORDSMAN leider nicht hinaus. Dennoch schwingen die Darsteller fast ausschließlich selbst die Klingen, auf Stuntmen wird weitestgehend verzichtet. Somit sind die Kämpfe gut choreographiert und authentisch gefilmt. Keine schwerelose Drahtseilakrobatik, wie bei so manch anderem Genrevertreter.

© Capelight Pictures

Ein guter Martial-Arts-Film mit Schwertkampf lebt vom Duell Mann gegen Mann. Perfektion und Erfahrung treffen in einem Wettstreit um Leben und Tod aufeinander. In THE SWORDSMAN gibt es gleich zwei wichtige Gegner für den Helden Tae-yul. Zum ersten den Verräter an seinem König: Nin Seung-ho. Er kämpft ganz gezielt und streng nach Lehrbuch, was der filmischen Ästhetik leider kaum auf die Sprünge hilft. Hinzukommt, dass sein Wechsel zu den unmoralischen Sklavenhändlern nicht nachzuvollziehen ist. Aber Darsteller Jeong Man-sik ist nicht unsympathisch und die vielen kleine Rückblicke auf Erinnerungen mit seinem König, verleihen ihm den Hauch eines Gelehrten.

THE SWORDSMAN (2020)
© Capelight Pictures

Endgegner

Kommen wir zu einem wichtigen Bestandteil dieser Filmart und leider dem größten Schwachpunkt in THE SWORDSMAN: Der Bösewicht. Die Aufgabe des Oberschurken in solchen Geschichten ist klar definiert: Fies, überlegen und gerissen soll er sein. Seine Fähigkeiten sollen denen des Heldens ebenbürtig oder – noch besser – überlegen erscheinen, so dass jeder dem finalen Kräftemessen entgegenfiebert. Endgegner Gurutai (Joe Taslim) ist jedoch auf Theater- und nicht auf Kämpfertour. Auch wenn man dem indonesischen Darsteller Joe Taslim zugutehalten muss, für den Film extra koreanisch gelernt zu haben und ein echter Athlet in verschiedensten Kampfkünsten zu sein, nervt jeder Auftritt seiner Rolle bis in die Haarspitzen. Das Abspulen von Klischeesätzen und Taten aus dem Schurkenhandbuch sind gar nicht das Problem, sondern die übertriebenen Dialogpausen und Schurkengrimassen.

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Bis zum Finale ist nicht einmal der Ansatz zu sehen, dass Gurutai überhaupt weiß, wie er das Schwert halten soll. Nicht zu kämpfen, steif aus der Keramikschale zu trinken und sich von seiner leichtbekleideten Schlangen-Rothaarigen umwerben zu lassen, lockt heute keinen mehr hinter dem Sofa hervor. Die Vokuhila-Frisur und 80er-Jahre-Schnodderbremse machen es nicht besser. Es gibt nur ein Aufblitzen von Interesse, als man kurz in seine Vergangenheit blicken darf. Das verpufft aber so schnell wie die Sichtverhältnisse unseres Protagonisten. Dementsprechend unaufgeregt ist der Endkampf, der nur einen unerwarteten Moment beinhaltet, den wir aber nicht verraten möchten.

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Fazit

Für Gefolgsleute des Schwertkampffilms (im Japanischen das Ken-geki-Genre) unbedenklich einen Blick wert. Die handwerklichen Qualitäten südkoreanischer Produktionen haben mittlerweile ein so hohes Niveau erreicht, dass der in Pandemiezeiten gedrehte THE SWORDSMAN verdammt gut aussieht. Jedoch kommt die Spannung viel zu kurz, was vor allem am unglaubwürdigen Oberschurken liegt und die politische Rahmenhandlung ist für jeden, der keinen koreanischen Geschichtsunterricht in der Schule hatte, so präsent wie ein Windhauch im Bambuswald. Ob Schurken-Darsteller Joe Taslim als Sub-Zero in der Neuauflage MORTAL KOMBAT (2021) überzeugt, ist nach diesem Film schwer vorstellbar. Hier wurde er von Jang Hyuks Schauspielkunst als sehschwacher Held mit einem Hieb in zwei Teile zerlegt.

© Christoph Müller

THE SWORDSMAN (2020)
© Capelight Pictures
Titel, Cast und CrewThe Swordsman (2020)
OT: Geom-gaek
Poster
RegisseurChoi Jae-Hoon
Releaseab dem 14.05.2021 auf Blu-ray, DVD und im Mediabook

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Trailer
BesetzungJang Hyuk (Tae-yul)
Jeong Man-sik (Min Seung-ho)
Ji Seung-Hyeon (Inuchi)
Joe Taslim (Gurutai)
Kim Hyeon-soo (Tae-ok)
DrehbuchChoi Jae-Hoon
KameraWon-ho Son
FilmmusikNa Yoon-sik
Park Eun-sil
Park Hee-won
SchnittPark Joon-sik
Filmlänge100 Minuten
FSKab 16 Jahren

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