Origineller Grusel aus Japan
Passend zum #Japanuary habe ich mich mal an einen weiteren Klassiker des Horror-Genre gewagt.
THE RING oder auch RINGU ist so gut wie immer in Beste-Horrorfilm-Listen vertreten. Dabei scheint es schon fast eine Glaubensfrage zu sein, ob man das japanische Original von 1998 oder das Hollywood Remake von 2002 lieben soll. Ohne Frage ist die Geschichte um ein verfluchtes Videoband eine der bekanntesten Gruselgeschichten der Neuzeit. Für meine #FLUXGruselChallenge entscheide ich mich aber für das Original von Regisseur Hideo Nakata (DARK WATER). Das liegt in erster Linie daran, dass auch die Buchvorlage vom Autor Kõji Suzuki in meinem Bücherregal steht und ich somit etwas Vorwissen zum Film mitbringe.
Inhalt
Unter japanischen Schülern und Jugendlichen kursiert schon seit geraumer Zeit eine urbane Legende. Darin geht es um ein Videoband, welches dem Zuschauer nach genau sieben Tagen den Tod bringt.
Genau das soll Tomoko, der Nichte von Asakawa Reiko (Nanako Matsushima), passiert sein. Nach ihrem plötzlichen und mysteriösen Tod versucht die Lokalreporterin Asakawa dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Ihre Suche führt sie in den kleinen Ort Izu zu der Familie Yamamura und deren dunkle Vergangenheit. Dass sie sich und ihren Sohn dabei in große Gefahr bringt, ahnt sie nicht.
Modern und zeitlos
Im Zeitalter der Streaming-Dienste und On-Demand-Plattformen erscheint der Horror, welcher von einer Videokassette ausgeht, doch eher albern. Abgesehen von den Veteranen unter uns, kann sich sicher niemand mehr daran erinnern, Freitagabend durch die Videothek zu schlendern und sich ohne Online-Review einen VHS-Film zu leihen, um diesen gemütlich auf der Couch zu sehen. 1998 war es aber das übliche Prozedere und so kommt THE RING auch zu seiner Zeit mit dem modernen Medium VHS genau richtig. Hinter der offensichtlichen Geistergeschichte verstecken sich noch ganz andere Themen, die der Regisseur verarbeitet. Diese lassen sich aber nur unter der Oberfläche erkennen. Direkt angesprochen wird davon im Film nichts. Da wäre die Angst vor neuer Technologie, das moderne Frauenbild und die lähmende Langeweile der Jugend. Verpackt ist das Ganze in einen einzigartigen und bis dahin unbekannten Look. Dieser ist maßgeblich für den Erfolg und Gruselfaktor von THE RING verantwortlich. Geschichte sowie Charaktere tragen wenig dazu bei, dass es einem als Zuschauer wirklich kalt den Rücken runter läuft. Mit 136 Minuten nimmt sich der Film ungewöhnlich viel Zeit die kurze Handlung zu erzählen. Daher wirkt es sicherlich für die Adrenalin-Junkies unter uns fast schon langweilig, wenn die Charaktere sich durch die Geschichte recherchieren. Dem Drehbuch kann man einiges an Kritik entgegenbringen, denn im Gegensatz zur Romanvorlage werden den Charakteren im Film wichtige Informationen einfach durch Visionen regelrecht hingeschmissen. So richtig von allein kommt hier niemand auf des Rätsels Lösung und so wirkt es, als würde jemand die Charaktere immer wieder vorwärtsschubsen, damit sie nicht noch weitere 20 Minuten im Dunkeln tappen. Oben drauf kommt noch eine unglaublich schlechte deutsche Synchronisation, die zwischenzeitlich fast schon trashig wirkt. Hier sollte man auf den Originalton zurückgreifen, um in den vollen Gruselgenuss zu kommen.
Große Unterschiede zwischen Vorlage und Film
Inhaltlich trennen sich Roman und Film stark voneinander. Während in der Geschichte des Autors Kõji Suzuki die Hauptfigur ein Mann ist, entscheidet sich Hideo Nakata für eine weibliche Hauptfigur. Auch der Hintergrund, auf welche Weise das Videoband und der darin enthaltene Geist töten, wird im Roman ausführlicher behandelt. In der Filmvorlage wird dies einfach ignoriert. Der Inhalt des Videobands wurde für den Zuschauer komplett geändert und geschnitten. Sind diese Änderungen jetzt unbedingt schlecht? Nö, aber sie nehmen der Geschichte Substanz, die an einigen Stellen merklich fehlt. Die berühmte Szene, in welcher der Geist aus dem Fernseher kriecht, gibt es ebenfalls nicht im Buch. Damit erschafft Hideo Nakata allerdings eine unvergessliche Gruselgestalt. Die Figur der Sadako Yamaura wurde durch The RING zu einer der bekanntesten Horrorfiguren der Neuzeit. Angelegt an traditionelle japanische Geister, ist das Mädchen mit den langen, schwarzen Haaren vor dem Gesicht und dem durchnässten verschmutzen Kleid zu einem popkulturellen Phänomen geworden. Seit ihrem Auftritt vor 20 Jahren, wird sie nicht nur im Horrorsegment immer wieder imitiert.
Kamera und Ton sind einzigartig
Wie bereits anfangs erwähnt, bietet die Geschichte nicht viele Schockmomente. Woher kommt der Grusel dann? Essenziell für das unwohlige Gefühl und der damit verbundene Schauer von THE RING sind Ton und Bild. Der visuelle Horror, der durch Kamera und Schnitt erzeugt wird, funktioniert auch heute noch überraschend gut. THE RING spielt viel mit japanischer Kultur und Folklore, die nicht jeder erkennt. Auch ohne Hintergrundwissen wirken die Bilder ungewöhnlich und schaurig. Einen großen Beitrag, dass dieser Schauer funktioniert, bringt hier der Ton. Es gibt kaum genug Geräusche, so dass man den Film nicht mit einem Stummfilm verwechselt. Ein metallischer und ungewöhnlicher Sound durchbricht immer wieder diese Stille und macht das Unwohlsein noch intensiver. Das Zusammenspiel von unvorhersehbaren Schnitten, angespannter Stille und gruseligem Sound macht die Faszination von The RING aus. In seiner Atmosphäre ist der Film intensiv und fast schon belastend, so dass man am Ende auch eine gewisse Erleichterung verspürt. Die aufgestaute Anspannung fällt erst mit den Credits von den Schultern des Zuschauers.
Fazit
THE RING ist nicht ohne Grund einer der einflussreichsten Horrorfilme aller Zeiten. Auch 20 Jahre nach seinem Kinostart schafft es die einfache Geschichte um ein Videoband, den Zuschauer zum Schaudern zu bringen. Adrenalin-Junkies werden bei THE RING allerdings leer ausgehen. Der Charme und Grusel des Films rührt durch seine bedrückende Atmosphäre und weniger durch richtig schreckliche Bilder.
Titel, Cast und Crew | Ring - Das Original (1998) OT: Ringu |
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Poster | |
Kinostart/ Veröffentlichung | 31.01.1998 (Japan) Ihr wollt den Film bei Amazon kaufen? Dann geht über unseren Treibstoff-Link: |
Regisseur | Hideo Nakata |
Trailer | |
Besetzung | Nanako Matsushima (Reiko Asakawa) Sanada Hiroyuki (Ryuji Takayama) Miki Nakatani (Mai Takano) Yuko Takeuchi (Tomoko Ôishi) Hitomi Satô (Masami) Rikiya Ôtaka (Yôichi Asakawa) Yôichi Numata (Takashi Yamamura) Masako (Shizuko Yamamura) Rie Ino‘o (Sadako Yamamura) |
Drehbuch | Hiroshi Takahashi |
Romanvorlage | Kôji Suzuki |
Kamera | Jun‘ichirô Hayashi |
Musik | Kenji Kawai |
Schnitt | Nobuyuki Takahashi |
Filmlänge | 95 Minuten |
FSK | ab 16 Jahren |
Fragt sich, ob DIE NACKTE KANONE noch eine Chance auf einen Oscar hat / kann Käsekuchen nicht widerstehen / sollte ohne Korrekturlesen nichtmal ’ne SMS schreiben.