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The Moon (2023) – Filmkritik

„Nur Mondstaub“

Während diese Zeilen geschrieben werden, befindet sich die erste private, unbemannte Mondkapsel auf dem Weg zu unserem Erdsatelliten. Die Menschheit und vor allem wirtschaftliche Unternehmen sind wieder mittendrin, im Mondfieber. Das Interesse am Mond ist seit dem Apollo-Programm (1961-1972) und dem Raumfahrtwettstreit des Kalten Krieges wieder in den Schlagzeilen der Nachrichten. Die aktuelle Peregrine-Mission hat neben Asche verstorbener Prominenter auch privat finanzierte Forschungsprojekte und kleine Fahrzeuge an Bord, die unter den Bedingungen auf der Mondoberfläche getestet werden sollen. Aber das Projekt ist eines von vielen: Die NASA will mit ihrem Artemis-Programm wieder Menschen auf den Mond schicken und zurückholen, Indien landete als erste Nation eine Raumsonde auf dem Südpol des Mondes und Japan versucht ebenfalls Sonden auf die Mondoberfläche zu bringen, um Proben zu sammeln. Entwürfe von Stationen auf dem Mond gibt es unzählige, inklusive Seniorenheim für Superreiche (wegen der geringen Schwerkraft schmerzen die Knochen nicht so stark). Das Hauptinteresse an Luna gilt jedoch einem: Ressourcen und somit geopolitische Macht. Der Mond besteht aus wertvollem Wasser (wichtig für das menschliche Überleben außerhalb der Erde), Helium, ein enormer Energieträger und einer Vielzahl seltener Metalle. Es gibt sogar schon Wertschätzungen für diese Ressourcen: 4,2 Billionen Dollar [1]. Aber das war 2022.

© Capelight Pictures

Zu viel Einleitung für einen südkoreanischen Science-Fiction-Film? Vielleicht, aber gerade solche Zusammenhänge interessiert das Publikum und nicht wie man es im Fast-And-Furious-Style schafft auf dem Mond zu überleben. THE MOON will lediglich Spannung und ein paar stereotypische Emotionen zeigen, bei astrophysikalischen Zusammenhängen und einer authentischen Geschichte, macht der Film von Kim Yong-hwa eine Bruchlandung.

© Capelight Pictures

Handlung

2029, die südkoreanische Raumfahrbehörde KASC will beim Wettrennen um den Mond nicht zurückstehen. Jedoch scheiterte die erste bemannte Mission bereits nach dem Start in einem Feuerball. Ein paar Jahre später gibt es eine weitere Mission, auch wenn die Raumfahrtbehörde international bereits in Ungnade gefallen ist. Drei Männer sind an Bord, darunter der junge Soldat einer Spezialeinheit: Hwang Seon-woo (Do Kyung-soo). Nach einem geglückten Start wird die Raumfähre mit Landemodul von einem Sonnensturm getroffen. Das Satellitennetz der Erde bricht zusammen und die drei Astronauten sind auf sich allein gestellt. Bei Reparaturen an der Außenhülle kommen der Pilot und der Commander ums Leben. Seon-woo ist auf sich allein gestellt. Ihm kann nur einer helfen: Kim Jae-guk (Sol Kyung-gu), der als technischer Leiter für die vorherige Mission verantwortlich war. Doch wie soll man Seon-woo wieder sicher auf die Erde zurückbringen und nebenbei noch die Mission, eine Probe von unterirdischem Mondeis zu sammeln, erfolgreich durchführen?

© Capelight Pictures

Survival oder Action?

Zwischen diesen beiden Genres bewegt sich THE MOON. Für einen isolierten Überlebenskampf passiert zu viel außerhalb von Seon-woo. Er scheint auch kaum fähig allein zu überleben und bis zum Ende bleibt uns die Hauptfigur eine Antwort auf die Frage schuldig: Warum wurde er als Astronaut ausgewählt? Für einen reinen Actionfilm fehlt es an Spannung, da der Film von Anfang an das Gefühl vermittelt, dass alles gut gehen wird. Wenn es um das Überleben einer Person geht, bleiben wenige Abstufungen für Dramatik übrig. Für reine Action fehlt ebenfalls die Coolness und der Humor. Was bleibt nun übrig? Ein für einige südkoreanische Filme typisches Gemenge aus kristallklaren Effekten, erstklassigem Produktionsdesign und einer hauchdünnen Geschichte voller Klischeefiguren wie auch emotionaler Fremdscham-Momente.

© Capelight Pictures

Wer ist hier die Drohne?

THE MOON verpasst die Gelegenheit seine Figuren mit Leben zu füllen. Permanent agieren sie anhand bekannter Rollenklischees: Der unfähige, exzentrische Politiker, der ehrenhafte Ingenieur, die rebellische Koreanerin in den USA, der weibliche Sidekick, der sich mit Social Media auskennt und der tapfere Soldat mit stahlhartem Überlebenswillen. Das Drehbuchprotokoll spielt routiniert seine Aufgaben herunter, etwas familiären Kitsch vor dem großen Finale inklusive. Außerdem wird die internationale Gemeinschaft in die Verantwortung genommen, was jedoch am Ende nicht mehr für die Spielzeit ausreicht. Die größte Kritik verdient jedoch die Hauptfigur. Seo-woo hört artig auf das Kontrollzentrum, drückt auf beschriftete Knöpfe und springt auf Kommando aus der Luftschleuse. Seine beste Freundin ist die sprachgesteuerte Flugdrohne mit scheinbar endlosen Treibstoffreserven. Charakterschwächere Rollen hat man selten erlebt und dabei hat vor allem die südkoreanische Filmografie bewiesen, wie es besser geht.

© Capelight Pictures

Fazit

Definitiv nur etwas für Cineasten des südkoreanischen Kinos und Science-Fiction-Fans mit Schlafproblemen. Am Ende dieser Rutschpartie über die Mondoberfläche bleiben nur zwei Erkenntnisse: Südkorea ist bereit, sich von seinem stiefväterlichen Verhältnis zu den USA zu befreien. Und zum zweiten, dass man über das aktuelle Weltraumgeschehen einfach viel zu wenig weiß. THE MOON dient hierfür als Wissensmotivator.

© Christoph Müller

Buchtipp:

Wer gern mehr über den aktuellen Machtkampf in unserem Sonnensystem erfahren möchte, dem empfehle ich „Die Geografie der Zukunft: Wie der Kampf um Vorherrschaft im All unsere Welt verändern wird“ von Tim Marshall, 2023, dtv.

Quelle:

[1] https://www.dailymail.co.uk/sciencetech/article-10879023/Who-snap-piece-multi-quadrillion-pound-moon-pie.html

 

Titel, Cast und CrewThe Moon (2023)
Poster
Releaseseit dem 18.01.2024 im Steelbook (UHD + Blu-ray) und einzeln auf Blu-ray und DVD erhältlich.

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RegieKim Yong-hwa
Trailer
BesetzungSol Kyung-gu (Kim Jae-guk)
Do Kyung-soo (Hwang Seon-woo)
Kim Hee-ae (Moon Young)
DrehbuchKim Yong-hwa
KameraKim Young-Ho
MusikLee Jae-hak
SchnittJeong Ji-Eun
Filmlänge129 Minuten
FSKab 12 Jahren

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