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The Happytime Murders (2018) – Filmkritik

„Kein Sesam. Nur Straße.

Die Muppets haben mich persönlich lange Zeit begleitet. Angefangen mit der Sesamstraße oder auf der großen Leinwand mit MUPPETS – DIE SCHATZINSEL. Ich verbinde viele gute Erinnerungen mit den bunten Stoff- und Plastikwesen. Einer meiner Lieblingsfilme aller Zeiten und daher nicht weniger als fünf Mal pro Weihnachtszeit im Blu-Ray-Player ist natürlich DIE MUPPETS WEIHNACHTSGESCHICHTE. Der Humor und das Design der einzelnen Figuren ist zeitlos. Dass diesen Figuren so viel Leben und damit Identität eingehaucht wird, verdankt man unter anderem Brian Hanson. Als Sohn vom legendären Gründer der Hanson-Company hat Brian das Puppenspiel schon als Kind erlernt. Mittlerweile hat er sich aber auch einen Namen als Regisseur, Autor, Produzent und Erfinder gemacht. Für sein neustes Projekt THE HAPPYTIME MURDERS holt er als Produzentin und Hauptdarstellerin Melissa McCarthy an Board. Diese bitter-böse Komödie soll mit dem vorherrschenden Bild der immer lieben Muppets aufräumen und dem Zuschauer eine ganz neue Welt der Puppen eröffnen.

Melissa McCarthy in The Happytime Murders // © TOBIS

Inhalt

Phil Phillips (Bill Barretta) ist ein abgebrannter und saufender Ex-Cop. Mehr schlecht als recht hält er sich als Privatschnüffler mit kleinen Aufträgen über Wasser. Sein neuster Auftrag führt ihn dabei direkt in eine Mordserie: Die Stadt Los Angeles wird von einem Puppenmörder heimgesucht. Schnell lässt sich erkennen, wer die Ziele des Mörders sind, die Mitglieder einer alten TV-Show. Über Jahre hatte die Happytime Gang die Spitze der Quoten angeführt. Inzwischen ist es um die Mitglieder ruhig geworden und nach dem ersten Mord an einem der Schauspieler, schweben alle anderen in höchster Gefahr und Phil mittendrin. Vom L.A.P.D  ist Connie Edwards (Melissa McCarthy) auf den Fall angesetzt. Sie und Phil sind Ex-Streifenpartner und so sind beide nicht wirklich erfreut, als sie sich am Tatort wiedertreffen. Um den Fall zu lösen müssen sie ihre Differenzen hinter sich lassen und zusammen in die perfide Unterwelt der Puppen tauchen.

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© TOBIS

Beeindruckendes Handwerk

Obwohl die Idee von erwachsenen Puppen für mich neu ist, gibt es sie schon sehr lang. Eine Abteilung der Jim Henson Company produziert bereits seit 2007 Inhalte für Erwachsene. Als „Miskreant Puppets“ (Bösewicht Puppen) unterscheiden sich diese Figuren stark von ihren bunten und freundlichen Kollegen. Das Team der Henson ALTERNATIVE!, die Abteilung der „Miskreant Puppets“, liefert unglaubliche 125 Puppen zu THE HAPPYTIME MURDERS. Diese große Anzahl an Figuren und Charakteren erzeugt eine glaubhafte und lebendige Welt in der sich die Geschichte des Happytime Mörder entfalten kann. Mit Melissa McCarthy, Elizabeth Banks und Maya Rudolph sind neben den Puppen auch namenhafte Schauspieler von der Partie. Die Produzentin und Hauptdarstellerin McCarthy ist für viele ein zweischneidiges Schwert. Die einen lieben ihren tollpatschigen und stumpfen Humor und die anderen sind einfach nur genervt von ihr. In THE HAPPYTIME MURDERS spielt McCarthy eine taffe und selbstbewusste Polizistin. Eine ähnliche Figur verkörpert sie bereits in der Buddycop-Komödie TAFFE MÄDELS. Abgesehen von oberflächlichen Charaktermerkmalen liefert McCarthy wieder das übliche Programm ab. Wer Spaß an Komödien wie TAMMY, TAFFE MÄDCHEN oder HOW TO PARTY WITH MUM hatte, kann sich freuen, denn als Hauptfigur nimmt McCarthy ausgesprochen viel Zeit auf der Leinwand ein. Die Stars des Films bleiben trotzdem die Puppen. Allein vom technischen und handwerklichen Gesichtspunkt kann man einfach nur staunen, was Hanson und seine Crew aus etwas Stoff und Plastik zaubern. Die teils durch mehrere Personen gesteuerten Figuren wirken lebendig und fügen sich hervorragend in die Umgebung ein. Das sind Dinge, die mit CGI einfach nicht funktionieren. Der Unterschied zwischen einer realen Figur und einer digitalen wäre bei THE HAPPYTIME MURDERS eindeutig zu sehen. Damit die Puppenspieler während der Dreharbeiten stehen konnten, wurden die Sets bis zu anderthalb Meter über dem Boden gebaut. Somit funktioniert das Zusammenspiel von Puppen und menschlichen Schauspielern besser. Schon allein daran erkennt man, was für ein Aufwand diese Art von Film ist.

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© Tobis

Kein Kinderfilm!

Als die ersten Teaser zum Film erschienen sind, wurden große Versprechungen gemacht. „Kein Sesam. Nur Street“ heißt es auf dem Plakat und suggeriert eine eher derbe Komödie für ein erwachsenes Publikum. Mittlerweile ist die deutsche Freigabe für THE HAPPYTIME MURDERS erschienen und eine FSK 12 passt nicht so wirklich zu den vorhergegangen Ansagen. So richtig böse dürfen die „Miskreant Puppets“ nicht sein. Natürlich wird am laufenden Band geflucht und das ein oder andere Mal geschossen. Drogen und Prostitution werden gezeigt und auch sozialkritisch versucht sich der Film zu positionieren. So richtig mitnehmen tut hier aber nichts. Es gibt die ein oder andere Szene, die wirklich lustig ist und auch im Gedächtnis bleibt, aber der große Rest wirkt belanglos. Für mich persönlich liegt dies vor allem an der überladenen Präsenz von Melissa McCarthy. Mag man ihren Humor nicht, zünden die Hälfte aller Witze einfach nicht. Wer hingegen trotz seiner kleinen Rolle glänzt, ist Maya Rudolph. Als Bubbles, Phils Sekretärin, hat sie einige sehr gute Auftritte und lockert das Geschehen auf. Auch Gastauftritte von Joel McHale oder Leslie David Baker sind eine willkommene Abwechslung in der ansonsten sehr drögen Geschichte. Angelehnt an Noir Krimi-Geschichten ist das Ende leicht vorhersehbar und auch der Weg zum Mörder fühlt sich mehr wie ein Abarbeiten als eine wirkliche Ermittlung an. So richtig kennt THE HAPPYTIME MURDERS seine Zielgruppe nicht. Für Kinder ist der Film eindeutig nicht geeignet und 12 Jahre ist nicht gerade das beste Alter, um diesen Film zu sehen. Für Erwachsene lässt der Film andererseits seine Figuren nicht richtig durchdrehen. Wer wohl am meisten Spaß mit dem Humor haben wird, liegt alterstechnisch irgendwo zwischen 14 und 18 Jahren.

 

Puppenspieler Bill Barretta und Regisseur Brian Henson am Set // © TOBIS

 

Fazit

Mit HAPPYTIME MURDERS zeigt Brian Henson wieder einmal, was er handwerklich auf dem Kasten hat. Die Buddy Cop-Komödie zwischen einer Puppe und Melissa McCarthy strauchelt zwischen nicht kinderfreundlich und abgenutzten Witzen. Fans von McCarthy bekommen die übliche Comedy Kost. Bereits erwachsene Muppetsfans müssen sicher an der ein oder anderen Stelle schmunzeln, aber so ein richtiger Hit ist es einfach nicht.

Titel, Cast und CrewThe Happytime Murders (2018)
PosterFilm Poster
ReleaseKinostart: 11.10.2018
ab dem 08.03.2019 auf Blu-ray
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RegisseurBrian Henson
Trailer
BesetzungMelissa McCarthy (Connie Edwards)
Elizabeth Banks (Jenny)
Maya Rudolph (Bubbles)
Leslie David Baker (Lt. Banning)
Joel McHale(Agent Campbell)
Bill Barretta (Phil Philips)
DrehbuchTodd Berger
RomanvorlageTodd Berger
Dee Austin Robertson
KameraMitchell Amundsen
MusikChristopher Lennertz
SchnittBrian Scott Olds
Filmlänge91 Minuten
FSKab 16 Jahren

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