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The Frighteners (1996) – Filmkritik & Review Ultimate Edition

„Die Geister, die ich rief“

Peter Jackson kennen alle, vorrangig durch seine HERR DER RINGE-Trilogie sowie die später folgende HOBBIT-Trilogie, letztere im Kino in umstrittenem 3D HFR, erstere als erfolgreichste Trilogie aller Zeiten, Teil 3 mit als erfolgreichster Film überhaupt (11 Oscars). Seit seinen letzten Mittelerde-Ausflügen konzentriert sich der heute milliardenschwere Unternehmer vorrangig auf Produktion, Verwaltung und filmtechnische Rekonstruktionen (THE BEATLES: GET BACK, 2021). Eigene neue Filme werden seltener (vgl. James Cameron). Vor gut 25 Jahren sah das noch anders aus, 1996 erschien ein Film, der den Übergang von Jacksons splatterlastigem Frühwerk und seinen späteren Blockbustern darstellte. Die Rede ist von der mal garstigen, mal überdrehten Horrorkomödie THE FRIGHTENERS mit Michael J. Fox in der Hauptrolle. Das deutsche Sammler-Label Turbine hat hierzu eine übervolle Deluxe-Box auf den Markt gebracht.

© Turbine Medien & Universal Pictures

Ähnlich wie die Geister in der Erzählung verlebte THE FRIGHTENERS schon immer ein Zwischendasein. Als der Film erschien, war er kein sonderlicher Erfolg, gleichwohl versammelte er schnell eine treue Anhängerschaft um sich. Den Fans der ersten Stunde, die Jackson vor allem für BAD TASTE (1987) und natürlich BRAINDEAD (DEAD ALIVE, 1992) verehrten, war er eindeutig zu brav und angepasst. Dabei war der von Robert Zemeckis ausführend produzierte Film hinsichtlich Besetzung, Ausstattung und Effekte genau der nächste logische Schritt, um vom Nischenpublikum des Hardcore-Splatters und Arthaus-Kinos an die breite Öffentlichkeit zu gelangen. Vergessen wir dabei nicht Jacksons feines Gespür für Dramaturgie, das er, bis heute immer wieder vernachlässigt, in HEAVENLY CREATURES (1994) grandios umsetzte, zusammen mit IN MEINEM HIMMEL (THE LOVELY BONES, 2009) sicherlich sein bester Film. THE FRIGHTENERS ist also halb „True Blood“, das Jacksons filmische Urtriebe transportiert, und halb Zugeständnis an ein größeres Publikum. Die ursprüngliche Kinofassung, die später zusammen mit dem milder eingestuften Director’s Cut auf einem bei Fans beliebten 4-DVD-Set erschien, war hierzulande lange Zeit ab 18 Jahren freigegeben – heute erscheint nach Neuprüfung die generelle Freigabe ab 16 mehr als stimmig.

© Turbine Medien & Universal Pictures

Neben der bisweilen holprigen Story und den überschaubaren Schauplätzen (gedreht wurde fast ausschließlich im neuseeländischen Wellington) überzeugen in THE FRIGHTENERS vor allem die entfesselte Kamera, die Jackson mit seinen beiden Kameramännern in Anlehnung an seine vorherigen Filme wirkungsvoll integrierte. Die dynamische Bildgestaltung ergänzt sich mit den (damals) sehr beeindruckenden visuellen sowie handgemachten Spezialeffekten zu einer rasanten filmischen Spukgeschichte, zu einer gekonnten Verbildlichung des Makabren. Geisterjäger Frank Bannister (Fox) changiert überzeugend zwischen liebenswertem Halsabschneider und später immer stärker traumatisiertem Opfer einer gewalttätigen Geschichte. „Der Tod liegt über der Stadt“, spricht eine ältere Frau einmal auf offener Straße zu ihm. Was rückblickend eine pandemische Pointe darstellen könnte, beschreibt eine tiefsitzende Erschütterung, wonach die reale Historie des Ortes mittlerweile eine moderne Urban Legend heraufbeschwört hat. Ein geisteskranker Killer massakrierte einst zahlreiche Unschuldige in einer Klinik, doch die Uhr tickt selbst noch aus dem Jenseits weiter. Der Tod persönlich kehrt zurück – man ahnt recht schnell, dass der geisterhafte, schwarz ummantelte Sensenmann mehr Symbol als pure Effektpräsenz ist.

© Turbine Medien & Universal Pictures

Inmitten dieser rasanten Geisterbahnfahrt bezeugen wir Untote jeglicher Couleur. Wir lernen, dass die geisterhaften Mit- und Gegenspieler in einer Zwischenwelt agieren können, die den meisten Menschen verborgen bleibt und nur Wenige, wie Frank durch eine intensive Nahtoderfahrung, daran teilhaben können. Der mit den Geistern tanzt ist einer von Fox’ originellsten Charakteren, ohne seine überzeugende Darstellung, da darf man ehrlich sein, hätte der Film über die Zeit Einiges von seinem Reiz verloren. Die Effekte waren damals sprichwörtlich der letzte Schrei, konnten sich für einen Moment mit den ganz großen Hollywood-Produktionen messen, wirken aber heute überholt und sind vor allem aus nostalgischen Gründen genießbar. (Im dritten HERR DER RINGE: DIE RÜCKKEHR DES KÖNIGS, 2003, perfektionierte Jackson die Geistereffekte bei der Armee der Toten.) Der im Jahr 2005 veröffentlichte Director’s (Fun) Cut von THE FRIGHTENERS ist rund 12 Minuten länger, enthält zusätzliche erheiternde Szenen, wirkt insgesamt weniger düster. Beide Fassungen waren aber schon immer „ungekürzt“, die Rückstufung der grimmigeren Kinofassung auf FSK 16 erfolgte erst im Jahr 2018.

© Turbine Medien & Universal Pictures

Die Ultimate-Edition von Turbine

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In einer Zeit, in der physische Medien immer weiter – geradezu gespenstisch – entschwinden bzw. immer mehr fragwürdige Luft(polster)-Editionen ohne wertigen Content für zu viel Geld dargeboten werden, tut man gut daran, die Geisterbrille aufzusetzen und nach Schätzen Ausschau zu halten. Turbine ist bekanntlich ein Label, das auf umfangreichen Inhalt und sehr gute Qualität setzt, auch wenn dafür mal eine Edition ein Jahr länger oder so auf sich warten lässt. „Es ist fertig, wenn es fertig ist“, hat man den Chef schon gesagt hören. Dahinter verbirgt sich nicht weniger als ein Versprechen, das Bestmögliche herauszuholen. Bei einem Kultfilm von Peter Jackson, der bekanntlich selbst auf üppiges Bonusmaterial und stetig verbesserte Qualität setzt, schließt man einerseits eine Lücke für Fans und muss andererseits eben auch final auf die Freigabe von Mr. Jackson persönlich warten, was die Restaurierung betrifft. THE FRIGHTENERS wurde nämlich hierzulande weltexklusiv erstmalig in 4K restauriert – also das originale 35mm-Kameranegativ bei Universal Post in L. A. in 4K abgetastet und bei LSP Medien (Uelzen) gegradet und restauriert. „Diese Restaurierung wurde von Peter Jackson in Wellington, Neuseeland, freigegeben“, steht im Impressum der knapp 200-seitigen Buchbeilage, die man nicht mehr als Booklet bezeichnen kann.

Inhalt Ultimate Edition: 2x UHD, 4x BD, 196-seitiges Buch, Karten und Poster

In diesem Anspruch, Bestmögliches zu liefern, nutzte man nicht nur sämtliches bislang verfügbares Bonusmaterial (Making-of, Audiokommentar mit Jackson, Interviews), sondern produzierte weltexklusiv neuen Content. Zum Überblick – den ihr weiter unten noch einmal entsprechend der offiziellen Infos des Labels aufgelistet seht – kurz die Struktur der Ultimate Edition: In der für Turbine üblichen Capbox befindet sich ein zweigefaltetes Digipack mit drei Ebenen, wobei auf jeder zwei Discs verankert sind. Das 6-Disc-Set umfasst 2 UHDs und 4 Blu-rays – Kinofassung und Director’s Cut je auf einer separaten UHD, je auf einer separaten Blu-ray, hinzu kommen zwei Bonus-Blu-rays. Die erste Bonus-Blu-ray beinhaltet Specials in Hülle und Fülle, altbekannte und neue. Die zweite Bonus-Blu-ray stellt ein sympathisches Kuriosum dar, denn sie beinhaltet weltexklusiv den Director’s Cut in einer sogenannten Open-Matte-Fassung. THE FRIGHTENERS wurde, wie einige andere Filme auch, zunächst in einem größeren Bildausschnitt gedreht, um später auf das vom Regisseur beabsichtigte Breitbildformat von 2,35:1 oben und unten zurechtgeschnitten zu werden. Doch war hier eben schon immer mehr Bildinformation verfügbar, die man nun – als optionales Feature – bildschirmfüllend auf einem 16:9-Fernseher begutachten kann (1,78:1). Da wir gerade schon etwas technisch sind, folgt nun noch ein Einblick in die Spezifikationen von Bild und Ton, bevor es mit den Specials weitergeht.

Bildvergleich Open Matte Version (16:9) vs. Cinemascope (21:9)
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THE FRIGHTENERS wurde wie erwähnt weltexklusiv in 4K restauriert. Wer nun etwas Angst hat, dass hier ein paar Geister Unfug getrieben hätten und das Bild weichgeklopft und/oder den Ton manipuliert, der kann sich ganz entspannt zurücklehnen. THE FRIGHTENERS, auf analogem 35-Film gedreht, weist nach wie vor die für das Medium typische Körnung auf. LSP Medien sind bekannt dafür, sehr vorlagengetreue Restaurierungen zu verantworten und punkten auch hier auf ganzer Linie. Das Bild ist knackig und scharf, aber auch feinkörnig und von einer warmen, sanften Optik durchzogen. Die Farben wirken frisch und kontrastreich, ohne durch mittlerweile immer häufigere Filter gezogen worden zu sein – kein Grünstich oder Blaustich verfälscht das Bild. Die gesehenen Bilder wirken klar und sehr hochauflösend, jedoch stets in Abstimmung mit der filmischen Quelle, die eben in einzelnen Einstellungen – kamerabedingt – vielleicht nur nach 2K aussieht. Zumal wurden die Effektaufnahmen damals ja noch nicht in 4K produziert, was man im Hinterkopf behalten sollte. Und das könnte auch das vielleicht einzige Manko sein: Im Zuge dieser phänomenalen Restaurierung kommt eben auch die altersbedingte Einschränkung, also die der (computergestützten) Effekte, deutlich zum Vorschein. Während die handgemachten Maskeneffekte und fotografischen Effekte ihren Charme noch steigern können, wirken die CGI-Bilder in THE FRIGHTENERS heute doch merklich antiquiert.

© Turbine Medien & Universal Pictures

Der Ton ist neben dem generell tollen Bild vielleicht das größte Highlight dieser Edition, denn Turbine hat mal wieder eine komplett restaurierte Tonspur in Dolby Atmos geliefert, die auf Basis der 5.1- und Stereo-Tonspuren erstellt wurde. Alle Tonspuren liegen hier wahlweise auf Englisch und Deutsch sowohl in DTS 5.1 als auch in 2.0 vor (beide Filmversionen), auf UHD kommt aber zusätzlich die Dolby Atmos-Spur ins Spiel und die übertrumpft alle anderen Spuren hinsichtlich Klarheit, Dynamik und Balance um Längen. Die Actionszenen rauschen nun raumfüllend durch die Boxen – selbst bei einer normalen 5.1-Anlage hört man überdeutlich den Unterschied – und die Dialoge wirken dabei klarer, die kleineren Umgebungsgeräusche erwachen zu neuem Leben. Also nicht nur ein Augen-, sondern auch ein wahrer Ohrenschmaus, der uns hier geboten wird.

© Turbine Medien & Universal Pictures

In den über 6 Stunden Bonusmaterial sind die bekannten 270 Minuten Making-of über alle Entstehungsphasen des Films enthalten (Upscale der SD-Version, wobei hier vor allem der Ton besser klingt), der Audiokommentar von Peter Jackson zum Director’s Cut sowie die brandneue 95-minütige Video-Dokumentation „No Way to Make a Living – A Look Back at ‚The Frighteners‘“ von Christian Genzel, der hierfür etliche Cast- & Crewmitglieder noch einmal vor die Kamera holte. Im 196-seitigen Begleitbuch „Die Welt von Peter Jacksons THE FRIGHTENERS“ gibt es von Seite 76 bis 180 sämtliche Interviews von Genzel noch einmal in ungekürzter Form zum Nachlesen – allein damit kann man einen ganzen Tag verbringen. Zuvor leitet Christoph N. Kellerbach umfassend in die Welt des Films ein, nimmt Motive des Übernatürlichen in den Blick, berichtet ausführlich über die Produktions- und Veröffentlichungsaspekte einschließlich Freigabe-Probleme und greift auch Jacksons umliegende Werke auf. Stilvoll abgegrenzt werden die beiden schriftlichen Beitragsformen von 12 Seiten gezeichneten Artwork-Entwürfen, auch ansonsten ist das Book durchweg ansprechend gestaltet, mit zahlreichen Fotografien, auch der Synchronbeteiligten, Screenshots aus dem Film, Artworks, Behind-the-scenes-Aufnahmen usw. Ein paar hübsche haptische Goodies runden die Extras ab.

Apropos Synchronisation. Zuletzt muss noch auf eine grundlegende Neuerung hingewiesen werden, die gerade hiesige Käufer begeistern dürfte: Zum ersten Mal liegt der Director’s Cut vollständig auf Deutsch synchronisiert vor. Die bisher fehlenden Synchronisationen wurden bei TNT in Potsdam aufgenommen (Dialogregie: Gerd Naumann; Dialogbuch: Martin Schowanek).

Fazit

Mit der 6-Disc-Ultimate-Box von THE FRIGHTENERS liegt für Fans ein hochqualitatives Rundum-sorglos-Paket vor. Peter Jacksons Kultfilm erstrahlt in bisher nie gesehenem Glanz, bewahrt dabei seine filmische Struktur und erklingt erstmals komplett synchronisiert und in gespenstisch gutem Dolby Atmos, sodass man meint, die Geister spukten im eigenen Wohnzimmer. Wer bei so viel Atmosphäre vielleicht doch noch selbst den Geisterjäger rufen muss, dem gibt Turbine die exklusive Durchwahl von Frank Bannister auf Visitenkarte dazu – mehr Service geht nicht.

© Stefan Jung

Titel, Cast und CrewThe Frighteners (1996)
Poster
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RegisseurPeter Jackson
Trailer
BesetzungMichael J. Fox (Frank Bannister)
Trini Alvarado (Dr. Lucy Lynskey)
Peter Dobson (Ray Lynskey)
John Astin (Richter)
Chi McBride (Cyrus)
Jim Fyfe (Stuart)
Jeffrey Combs (Milton Dammers)
Dee Wallace-Stone (Patricia Ann Bradley)
Jake Busey (Johnny Charles Bartlett)
DrehbuchPeter Jackson
Fran Walsh
KameraJohn Blick
Alun Bollinger
MusikDanny Elfman
SchnittJamie Selkirk
Filmlänge110 Minuten - Kinofassung
123 Minuten - Director's Cut
FSKab 16 Jahren

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