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The Foreigner (2017) – Filmkritik

Am Anfang seiner Karriere hatte Jackie Chan Bruce Lee zum Vorbild. Lee war bereits in seiner kurzen Lebenszeit zur Legende geworden. Sein Image: das eines arroganten und mürrischen Schauspielers, meist in den Rollen übermächtiger und wortkarger Kung-Fu-Helden. Jackie Chan hingegen ist Optimist und Frohnatur, was er auch in seinen Filmrollen nicht versteckt. Seine Figuren dürfen auch einmal hinfallen und den ein oder anderen Schlag einstecken. In THE FOREIGNER jedoch legt Chan dieses Image ab und spielt einen vom Schicksal gebeutelten Vater, der fokussiert mit Gewalt das bekommt, was er will: Rache.

THE FOREIGNER (2017)
© Leonine Studios

Handlung

Der Restaurantbesitzer Quan Ngoc Minh, gespielt von Jackie Chan (RUSH HOUR, POLICE STORY), lebt seit vielen Jahren in London. Als seine Tochter bei einem Bombenanschlag ums Leben kommt, reißt seine letzte Verbindung zur Gesellschaft und er schwört sich diejenigen zu töten, die den Anschlag verübt haben. Die verantwortliche Terrorzelle stammt aus den gewalttätigen Hochzeiten der IRA. Die Mitglieder, die überlebt haben, sind einen Friedensvertrag mit dem britischen Empire eingegangen und können sich nicht erklären, wer die Bombe gelegt hat. Der Waffenstillstand steht auf dem Spiel und Minister Liam Hennessy, gespielt von Pierce Brosnan (GOLDEN EYE, THE GHOSTWRITER), versucht die aufkochende Vergangenheit diplomatisch zu besänftigen. Er hat jedoch nicht mit einem 60-jährigen gerechnet, der bis zum Äußersten geht, um ihn dazu zu bringen, die Schuldigen ausfindig zu machen.

THE FOREIGNER (2017)
© Leonine Studios

Ungewöhnliche Rollen für Chan und Brosnan

Die beiden Hauptcharaktere Quan und Hennessy sind für einen Actionfilm ungewöhnlich bipolar angelegt. Quan (Jackie Chan) ist der Sympathieträger für den Zuschauer, der seine Familie rächen will, was man nachvollziehen kann. Jedoch sind seine Methoden moralisch äußerst fragwürdig. Wohingegen Hennessy (Pierce Brosnan) im Prinzip das Richtige tun möchte, nämlich für Frieden zwischen Irland und England zu sorgen, aber hierbei ebenfalls illegale Mittel einsetzt. Außerdem hat Hennessy eine sehr düstere IRA-Vergangenheit, von der er sich abgewandt hat, die in manchen Momenten aber durchscheint. Brosnan spielt diese Figur vielschichtig und weit abseits seines 007-Images. Seine Handlungen sind nachvollziehbar und somit ist er kein unlogisch agierender Actionfilm-Bösewicht.

© Leonine Studios

Jackie Chan verleiht seiner Figur, mit seinem erkennbaren Alter von über 60 Jahren, eine greifbare Aura von Reife und Erfahrung. Quan hat schon viele Gräueltaten gesehen und ist durch den Tod seiner Tochter emotional regelrecht entfesselt. Er ist ein Rächer, der nichts zu verlieren hat. Leider wird von seiner Vergangenheit im Film zu viel verraten, was sehr schade ist und diesem unkalkulierbaren Mann viel von seiner Mystik nimmt. Beide Schauspieler tragen einen enormen Anteil an der realitätsnahen Qualität von THE FOREIGNER. Jedoch wird es bei den Nebenrollen mit den schauspielerischen Fähigkeiten wesentlich schlechter. Das hebt aber die Glanzleistung von Brosnan und Chan umso mehr hervor und ist eher ein Fehler der Drehbuchautoren, die zu viele Charaktere in die Handlung geschrieben haben.

THE FOREIGNER (2017)
© Leonine Studios

Eine motivierte Geschichte

THE FOREIGNER basiert auf dem Roman „The Chinaman“ von Stephen Leather aus dem Jahr 1992. Dieser Roman ist wahrscheinlich die Ursache für das zu komplexe Drehbuch. Die Autoren waren wohl eher ambitioniert einen Polit-Thriller zu schreiben als einen Actionfilm. Für dieses Genre könnte der Film kürzer als zwei Stunden sein. Die beiden Hauptfiguren mit ihren starken Schauspielern sorgen trotz punktueller Langatmigkeit für ausreichend Spannung. Das Handlungssetting mit IRA-Terrorvergangenheit und einem Vergeltung suchenden Vater ist originell und bedient sich nicht simpler Klischees aus dem Nahen Osten. Die Actionszenen haben eine ordentliche Portion Realismus im Blut, was sicherlich dem Einsatz Jackie Chans als sein eigener Stuntman zu verdanken ist. Kleine CGI-Effekte werden bei diesem kämpfenden Wirbelwind mit McGyver-Qualitäten gern ignoriert. Die elektronische und vorantreibende Filmmusik von Cliff Martinez (THE NEON DEAMON, DRIVE) gibt THE FOREIGNER noch ausreichend Style-Punkte und funktioniert als Score-Konzept sehr gut.

Fazit

THE FOREIGNER zeigt einen Jackie Chan, wie wir ihn nicht kennen. Diese kühle und kernige Geradlinigkeit steht ihm in seinem hohen Alter ausgezeichnet. Er beweist, dass er mit dem Comeback seiner Actionkollegen wie Schwarzenegger oder Stallone problemlos mithalten kann. Die Längen in der zu ambitionierten Handlung dieses handfesten Action-Rache-Thrillers zerstören keineswegs den Filmspaß.

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewThe Foreigner (2017)
Poster
RegisseurMartin Campbell
Releaseseit dem 23.02.2018 auf Blu-ray und DVD

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Trailer
BesetzungJackie Chan (Quan Ngoc Minh)
Pierce Brosnan (Liam Hennessy)
Katie Leung (Fan)
Rufus Jones (Ian Wood)
Mark Tandy (Simpson)
Niall McNamee (Patrick O'Reilly)
Charlie Murphy (Maggie / Sara McKay)
DrehbuchRobert Jaffe
Roger O. Hirson
BuchvorlageNach dem Buch DEMON SEED von Dean R. Koontz
KameraDavid Tattersall
FilmmusikCliff Martinez
SchnittAngela M. Catanzaro
Filmlänge120 Minuten
FSKAb 16 Jahren

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