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The Deep House (2021) – Filmkritik

Über den außergewöhnlichen Horrorautor H.P. Lovecraft (20.08.1890 – 15.03.1937) durften wir uns bereits mehrfach an dieser Stelle unterhalten. Mit THE DEEP HOUSE erschien nun ein weiterer Film, der seinen Ideenreichtum aus dem bekannten Cthulhu-Mythos zieht, wie etwa OFFSEASON (2012) oder auch THE BEACH HOUSE (2019). Mit dem Zitat: „Es ist nicht tot, was ewig liegt, bis das die Zeit den Tod besiegt.“ bekundet THE DEEP HOUSE ganz offen seine geistigen Wurzeln. Auch wenn die Werbung sich mit „Unter Wasser hört dich niemand schreien!“ an den Slogan des Science-Fiction-Klassikers ALIEN (1979) von Ridley Scott anlehnt („Im Weltraum hört dich niemand schreien“) ist THE DEEP HOUSE eindeutig ein Werk, das sich in den Motiven und Ideen Lovecrafts wiederfindet. Dahinter steckt das französische Erfolgsduo Alexandre Bustillo und Julien Maury, die vor allem für ihre ungewöhnlichen wie auch kompromisslosen Themen bekannt sind. Ganz besonders hervorzuheben wäre hierbei ihr Erstling INSIDE (À I’INTÉRIEUR, 2007). Doch auch die Nachfolger LIVID – DAS BLUT DER BALLERINAS (LIVIDE, 2011), AMONG THE LIVING – DAS BÖSE IST HIER (AUX YEUX DES VIVANTS, 2014) oder KANDISHA (2020) konnten weitestgehend überzeugen. Lediglich ihr kurzer Ausflug in die USA, LEATHERFACE – THE SOURCE OF EVIL (2017) schaffte es nicht, den hohen Qualitätsansprüchen zu genügen.

© Turbine Medien

Inhalt

Tina (Camille Rowe) und Ben (James Jagger), Urban Explorer aus New York, erkunden auf ihrer Europareise verlassene Orte und Gebäude. Ein besonderes Highlight: In den 1980er-Jahren wurde in Südwestfrankreich ein Dorf den Fluten geopfert, um fortwährende Überschwemmungen für die Region zu vermeiden. Auf dem Grund des so entstandenen Sees, steht angeblich eine seitdem perfekt erhaltene Villa. Was die beiden Taucher zuerst für einen einzigartigen Fund halten, entwickelt sich zum Albtraum. Sie erkennen schnell, dass das Haus ein tödliches Geheimnis hat.

Willkommen in Innsmouth

Horrorfilme unter Wasser gibt es schon einige und sind bei Weitem nichts Ungewöhnliches mehr, siehe etwa SPHERE – DIE MACHT AUS DEM ALL (1998), BELOW – DA UNTEN HÖRT DICH NIEMAND SCHREIEN (2002), 47 METERS DOWN (2017) oder UNDERWATER (2020). Aber ein Spukhaus unter Wasser gab es noch nicht, und das ist durchaus ein spannender und neuer Ansatzpunkt. Auch wenn sich sicher einige Fragen wie das gehen soll unter Wasser, sei gesagt, ohne nun zu viel zu verraten, es handelt sich nicht wirklich um Geister oder deren Erscheinung.

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THE DEEP HOUSE kommt zeitweise als Found-Footage-Beitrag um die Ecke, doch mit einem BLAIR WITCH PROJECT (1999), GRAVE ENCOUNTERS (2011) oder KATAKOMBEN (2014) nicht zu vergleichen. Es ist vielmehr eine Mischung zwischen einem Spielfilm und der Action des spanischen Klassikers REC (2007), die zusammen eine durchaus gelungene Mischung bilden.

Unter Wasser herrscht eine bedrückende, stygische Atmosphäre. Die Kulissen, die wirklich ein Highlight sind, wurden hervorragend gestaltet und in Szene gesetzt. Verstärkt wird diese beklemmende Stimmung durch unterschiedliche, größtenteils in Grün gehaltene Farben, die dem Ganzen einen kranken Eindruck verleihen und schon sehr früh die Gefahr, die das Anwesen darstellt, visuell ankündigt. Zwar hat Lovecraft seine fiktive Stadt Innsmouth an der Küste von Essex County in Massachusetts angesiedelt und nicht in Frankreich, aber der Betrachter könnte glauben, er würde mit den beiden Tauchern diesen sagenumwobenen Ort besuchen. Denn so oder so ähnlich, muss es sich auch Lovecraft vorgestellt haben.

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Dagegen fallen einige der Action-Szenen negativ auf, in denen wirklich nichts mehr auf dem Bildschirm zu erkennen ist. Ob Absicht oder nicht, aber das trübt den Spaß an THE DEEP HOUSE gehörig an der ein oder anderen Stelle. Vor allem, da der Betrachter nach diesem Durcheinander in Windeseile erraten muss was denn nun gerade passiert ist. Hinzu kommt das zum Teil sehr naive Verhalten der Protagonisten Tina und Ben. Auf der einen Seite zeugt ihre Ausrüstung von Erfahrung und Klasse, auf der anderen Seite offenbart ihr kindliches Vorgehen in einer fremden und lebensbedrohenden Umgebung von Leichtsinn und Übermut, was den Gesamteindruck erheblich schmälert. Genau in dieses Bild passt auch das etwas enttäuschende Finale und die sehr kurze Laufzeit. Denn etwas mehr an Informationen in Bezug auf die Familie Montégnac wäre sicher interessant gewesen und hätte durchaus einen Mehrwert für THE DEEP HOUSE bedeutet. Dazu passt, dass die Charaktere eindimensional und sehr einfach gezeichnet sind, was jedoch auf den Großteil solcher Filme in der Regel zutrifft.

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Das Mediabook

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Interessante Einblicke in den Entstehungsprozess von THE DEEP HOUSE und den Ideen seiner Regisseure bietet unter anderem die Doku „The Making of THE DEEP HOUSE“ sowie das umfangreiche Booklet von Tobias Hohmann. Wie immer ist das 2-Disc-Mediabook von Turbine hervorragend ausgeführt und bietet eine Qualität, die ihr Geld wert ist. Das Bild, wie auch der Ton (Deutsch liegt in Dolby Atmos und DTS 5.1 & 2.0 vor), der 4K Disc ist nach meinem Dafürhalten hervorragend und bietet jederzeit ein glasklares Vergnügen für Augen und Ohren. Als Extras findet sich die bereits erwähnte Dokumentation „The Making of THE DEEP HOUSE“ (ca. 26 Minuten und mit deutschem Untertitel). Außerdem gibt es noch einige entfernte Szenen, Trailer und das umfangreiche Booklet darin.

© Turbine Medien

Fazit

Alles in allem ist THE DEEP HOUSE, trotz der kleinen Mängel, ein innovativer und spannender Gruselfilm, der eine ganz neue Dimension in die altbekannte Spukhauskulisse einbringt. Das Potenzial ist vorhanden, gerade und vor allem, da sie mit dem Cthulhu-Mythos ein umfangreiches und fast endloses Fundament an Ideen besitzt. Ein weiterer Tauchgang wäre durchaus zu befürworten.

© Stefan F.

Titel, Cast und CrewThe Deep House (2021)
Poster
Releaseseit dem 23.06.2023 im Mediabook (Ultra HD Blu-ray + Blu-ray) in drei Versionen erhältlich.

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RegieAlexandre Bustillo
Julien Maury
Trailer
BesetzungCamille Rowe (Tina)
James Jagger (Ben)
Eric Savin (Pierre)
Alexis Servaes (Mister Montégnac)
Anne Claessens (Madam Montégnac)
DrehbuchAlexandre Bustillo
Julien Maury
Rachel Parker
Julien David
KameraMikael Salomon
MusikRaphael Gesqua
SchnittBaxter
Thialy Sow
Filmlänge82 Minuten
FSKab 16 Jahren

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