„Angst vor Katzen“
Einer der interessantesten und außergewöhnlichsten Universal Horror-Filme aus den 30er Jahren ist THE BLACK CAT (1934). Leider schon fast vergessen, zu Unrecht wie ich finde, nur wenige werden ihn noch kennen. Was mit Sicherheit auch daran liegen mag, dass er bisher keine Veröffentlichung mit deutscher Synchro hierzulande bekam. Der Titel wurde an das bekannte Edgar Allan Poe-Gedicht angelehnt, obwohl die Story nichts im geringsten damit zu tun hat, rein zu Werbezwecken. Für Universal bedeutete THE BLACK CAT der größte Erfolg des Jahres, er spielte 236.000 Dollar, bei nur 95.000 Dollar Produktionskosten ein. Heute mutet es lächerlich an, aber damals wurde der Film bei seiner Veröffentlichung in diversen Ländern sofort wegen seiner Brutalität verboten, unter anderem auch in Deutschland. Alles was im Film an Horror passiert, passiert jedoch im Off wie in jenen Jahren üblich. Der Film war auch der erste für Boris Karloff, der im Vorspann nur seinen Nachnamen nannte und wurde der erste von insgesamt acht Filmen, bei denen die damaligen Stars Bela Lugosi und eben Boris Karloff gemeinsam vor der Kamera standen. Ein weiteres Kuriosum des Filmes ist, dass er der erste Streifen war, der durchgehend mit Musik unterlegt wurde, was nicht immer zu allen Szenen optimal passte.
Inhalt
Auf einer Reise durch Ungarn treffen die frisch Vermählten Peter Alison (David Manners) und seine Frau Joan (Julie Bishop) auf den Arzt Dr. Werdegast (Bela Lugosi). Als es zu einem Unfall kommt, führt Dr. Werdegast das Paar zu einem Haus in der Nähe, das seinem Kriegskameraden Hjalmar Poelzig (Boris Karloff) gehört. Das Gebäude wurde auf den Ruinen einer alten Festung, deren Kommandant er im ersten Weltkrieg war, errichtet. Werdegast musste nach dem Fall der Festung in eine fünfzehnjährige russische Gefangenschaft gehen. Durch einen Verrat an der Truppe entgeht Poelzig der Inhaftierung und nahm Frau und Tochter von Werdegast bei sich auf. Werdegast ist seit jener Zeit auf der Suche nach seiner Familie, und sinnt auf Rache gegen Poelzig. Dieser hat jedoch in der Zwischenzeit Werdegasts Tochter zu seiner Geliebten gemacht. Ihre Mutter, die längst gestorben ist, wurde in einer Kammer im Keller einbalsamiert.
Mit ihrer Frisur erinnert sie sehr an Elsa Lanchester aus FRANKENSTEINS BRAUT, der ein Jahr nach THE BLACK CAT erschien, und hier vermutlich eine kleine Vorbildfunktion hatte. Poelzig erzählt Werdegast, als dieser ihn darauf anspricht, dass beide tot seien. Als die Alisons das Haus verlassen wollen, entführt Polezig Joan, um sie bei einer schwarzen Messe in seinem Keller zu opfern. Peter und Werdegast machen sich auf die Suche nach ihr. Werdegast kann Joan befreien, dabei schafft er es Poelzig in Ketten zu legen und ihm die Haut abzuziehen. Als Peter sie findet, glaubt er Werdegast würde nun auch Joan bedrohen und schießt auf ihn. Schwerverletzt schafft es Werdegast in die Munitionskammer der alten Festung, die sich noch immer im Keller befindet und sie in die Luft zu sprengen. Joan und Peter Alison können rechtzeitig aus dem Haus fliehen.
Neue Architektur
Ulmer bricht mit der Konvention, dass Horror-Filme immer in alten Schlössern, verfallenen Häusern, Friedhöfen oder anderen gotischen Orten spielen müssen. Poelzigs Haus im Film ist im modernen Stil der „Neuen Sachlichkeit“ (später auch als Bauhausstil bekannt) erbaut worden. Schlichtheit und klare Linien waren Merkmale dieser Architektur zu jener Zeit und im Horrorfilm einmalig. Der Name Hjalmar Poelzig bezieht sich übrigens auf den deutschen Architekten Hans Poelzig, Mitbegründer der Neuen Sachlichkeit. Edgar G. Ulmer lernte ihn während der Dreharbeiten zu dem Film DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM kennen. Durch diesen starken Kontrast, weg von der Gotik hin zur Moderne, und den beiden damaligen Horror-Stars aus der Gotik kommt eine ganz besonders faszinierende Atmosphäre im Film auf. Es entbrennt ein spannender Tanz der Charaktere vor der Kamera, völlig losgelöst von allen Fesseln und mündet letztendlich im Tod beider. Lediglich, wie oben schon erwähnt, die dauerhafte Musikuntermalung ist an manchen Stellen etwas störend.
Fazit
THE BLACK CAT ist ein Horror-Klassiker. Die besondere Stimmung, die in den modernen Kulissen entsteht, mit den darin agierenden Horror-Ikonen der Universal Studios hat seinen Reiz. Kamera und Schnitt machen durchweg einen guten Job, vor allem der Lichtaufbau innerhalb des Hauses ist sehr gelungen. Hinzu kommt eine Story, die eigentlich mehr wie ein Thriller daher kommt und von der ersten Minute an packend ist. Karloff und Lugosi spielen ihre Rollen wie immer hervorragend und sehr eindringlich, weit weg von ihren Filmen FRANKENSTEIN und DRACULA.
Wie schon erwähnt gibt es keine deutsche Synchronisation zum Film. Jedoch ist eine Box „Die Boris Karloff & Bela Lugosi Edition“ (5 DVDs) erhältlich, in der unter anderem auch THE BLACK CAT mit deutschem Untertitel enthalten ist. Schön wäre es, wenn endlich ein deutscher Distributor wie Anolis oder Koch Films sich des Filmes annehmen würden und ihm ein schickes Mediabook plus einer deutschen Synchro spendieren würden. Er hat es sich verdient!
Titel, Cast und Crew | Die schwarze Katze (1934) OT: The Black Cat |
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Poster | |
Regisseur | Edgar G. Ulmer |
Trailer | |
Besetzung | Boris Karloff (Hjalmar Poelzig) Bela Lugosi (Dr. Vitus Werdegast) David Manners (Peter Alison) Julie Bishop (Thamal) Lucille Lund (Karen) |
Drehbuch | Edgar G. Ulmer Peter Ruric |
Kamera | Charles Lawton Jr. |
Musik | Heinz Roemheld |
Schnitt | Ray Curtiss |
Filmlänge | 65 Minuten |
Ohne Kaffee geht hier gar nix / Liebt den Phantastischen Film in Wort und Bild / Vor allem alles was vor 2000 entstanden ist / Lieber ein neues Regal mit Filmen als einen Schrank mit Klamotten