Zum Inhalt springen

The Beach House (2019) – Filmkritik

Der bekannte US-Autor H. P. Lovecraft bevorzugte die unerforschten Tiefen der Weltmeere, um seinen namenlosen Schrecken vor den Augen der neugierigen Menschheit zu verbergen. Ob es sich um unbekannte Tempel, mysteriöse Städte, unbeschreibliche Wesen oder bösartige Götter handelte, alle fanden in der undurchdringlichen Dunkelheit ihren Platz. Für Lovecraft war auch der „Body-Horror“ ein fester Bestandteil in vielen seiner Geschichten, zwar war der Begriff in jenen Jahren noch nicht erfunden, doch die Thematik aktuell. Erst viele Jahre später fand dieser seinen Weg in die Horrorwelt, eng verbunden mit dem bis dahin noch unbekannten kanadischen Regisseur David Cronenberg. Was hat THE BEACH HOUSE mit Lovecraft und Cronenberg am Hut? Das Spielfilmdebüt von Jeffrey A. Brown, er schrieb auch das Drehbuch, bedient sich vieler Muster und Themen dieser beiden großen Epigonen des Horrors und kombiniert sie zu einer neuen, interessanten Story. Brown erfindet nicht etwa das Horror-Genre neu, trotzdem weiß er über die gesamte Laufzeit bestens zu unterhalten.

THE BEACH HOUSE (2019)
© Koch Films

Handlung

Das junge Pärchen Emily (Liana Liberato) und Randall (Noah Le Gros) wollen ihren gemeinsamen Urlaub im Strandhaus von Randalls Vater verbringen und gleichzeitig ihre Beziehungsprobleme aus dem Weg schaffen. Kurz nach der Ankunft werden diese Pläne jedoch schnell über den Haufen geworfen, denn im Haus treffen sie auf ein mysteriöses älteres Ehepaar, Mitch (Jake Weber) und Jane (Maryann Nagel). Angeblich haben die beiden den Segen von Randalls Vater erhalten, hier gemeinsam etwas Zeit zu verbringen. Also raufen die vier sich notgedrungen zusammen und erleben einen feucht fröhlichen Abend. Spät in der Nacht zieht ein seltsamer blauer Nebel über die Küste landeinwärts und alle sind von dem ungewöhnlichen Schauspiel begeistert. Niemand von Ihnen ahnt in welch einer tödlichen Gefahr sie sich längst befinden.

© Koch Films

Cthulhus Ruf

THE BEACH HOUSE ist kein harter Splatter-Horror oder dergleichen. Der Film entfaltet sich sukzessiv und Brown nimmt sich bewusst die Zeit, seine Figuren zu entwickeln, sowie gleichzeitig eine unangenehme, subtile Atmosphäre zu erschaffen, bis es plötzlich zur totalen Eskalation kommt. Ein ruhiger, fast schon bedächtiger Streifen, der in Sekundenschnelle in einen kompromisslosen Körperhorror zerfällt. Die existenzielle Funktion des menschlichen Körpers gerät hier in akute Gefahr und demonstriert gleichzeitig die extrem hohe Anfälligkeit gegen alles Fremde. Gerade mit Blick auf die aktuell grassierende Corona-Pandemie werden die Parallelen überdeutlich unangenehm. Kurz: eine Vision einer nutzlosen und sterbenden Menschheit.

THE BEACH HOUSE (2019)
© Koch Films

Doch nicht nur Lovecraft und Cronenberg kreuzen mehrfach unseren Weg. Brown evoziert auch Reminiszenzen an Eli Roths CABIN FEVER (2002) sowie an THE VOID (2016) der beiden Regisseure Jeremy Gillespie und Steven Konstanski. Eine genaue Erklärung, um was es sich hier letztendlich handelt, durch was es ausgelöst worden ist und ob die ganze Welt davon befallen ist, verweigert uns Brown und überlässt es unserer Fantasie, die letzten Fragen zu beantworten. Doch so viel sei gesagt: Das auf den ersten Blick ungewöhnliche Finale ist bei genauer Betrachtung konsequent und logisch. Brown geht hier Hand in Hand mit Lovecraft.

THE BEACH HOUSE (2019)
© Koch Films

Und auch das Thema der rebellierenden Umwelt ist nicht wirklich neu. Die große Zeit dieser „Mensch gegen Natur“ Thematik war Anfang der 1970er hoch im Kurs und brachte allerhand Filme auf den Markt, wie etwa FROGS (1972), PHASE IV (1974), FEUERKÄFER (BUG, 1975) oder SQUIRM – INVASION DER BESTIEN (1976). Ganz dem Geist der alten Klassiker verpflichtet, finden auch in Browns Debütfilm Spezialeffekte sehr sparsame Anwendung, die sind jedoch durchweg hervorragend umgesetzt. Die größte Spannung erzeugt dabei die unwirkliche Atmosphäre und das gelungene Schauspiel der vier Akteure vor der Kamera. Dabei ist der Mix von erfahrenen Schauspielern wie Liana Liberato und Jake Weber sowie den Neulingen Noah Le Gros und Maryann Nagel gelungen. Alle Darsteller zeigen eine überzeugende und gelungene Leistung, es fällt schwer, einen von ihnen besonders hervorzuheben. Jeder Zeit auf Augenhöhe bringen sie ihren Charakter überzeugend ins rechte Licht und tragen zur unheimlichen Stimmung dieses kleinen Kammerspieles bei.

© Koch Films

Fazit

Für die deutsche Version wurde im Titel noch der Zusatz „Am Strand hört dich niemand schreien“ gewählt, was unweigerlich an Ridley Scotts Klassiker ALIEN (1979) erinnert: „Im Weltall hört dich niemand schreien.“ Ob gewollt oder nicht, weckt es ganz sicher bei dem ein oder anderen falsche Hoffnungen und Erwartungen. Auch wenn hier zwei Teenies in den Hauptrollen antreten, ist dies nach langer Zeit endlich einmal kein langweiliger Teenie-Horror von der Stange, sondern ein sehr erwachsener Film. Geschickt verbindet darin Regisseur Brown nicht nur ungewöhnliche Situationen mit grauenhaften Momenten, sondern auch den Lovecraft-Mythos mit Cronenbergs Body-Horror und geht eine gelungene Symbiose ein. THE BEACH HOUSE ist ein spannender Hybrid zwischen den Genres mit einem Finale, dass sicherlich nicht jedem zusagen wird.

© Stefan F.

Titel, Cast und CrewThe Beach House (2019)
Poster
RegisseurJeffrey A. Brown
Releaseab dem 22.04.2021 auf Blu-ray und DVD

Ihr wollt den Film bei Amazon kaufen?
Dann geht über unseren Treibstoff-Link:
Trailer
BesetzungLiana Liberato (Emily)
Noah Le Gros (Randall)
Jake Weber (Mitch)
Maryann Nagel (Jane)
DrehbuchJeffrey A. Brown
FilmmusikRoly Porter
KameraQwen Levelle
SchnittAaron Crozier
Filmlänge88 Minuten
FSKab 16 Jahren

Ein Gedanke zu „The Beach House (2019) – Filmkritik“

  1. Mir hat der Film nicht gefallen, ist mir zu simpel. Irgendein gruseliges Szenario zu erfinden und dann den Schluss offen zu lassen. Sowas kann ich auch und sowas mag ich deswegen nicht. Habe selbst schon kleine Horrorgeschichten dieser Art geschrieben und Krimis. Ist viel zu einfach gestaltet. Vier Leute in einem Haus, Wolke über dem Haus, Menschen werden zu Zombies, Schluss bleibt offen. Nein, nichts für mich. Ich brauche schon eine konkrete Handlung, eine offene Botschaft und ein erklärbares Ende. eben gerade wegen Corona haben wir Drama genug. Mystery-Filme, angenehm gruselig, sich leicht steigernd, aber trotzdem mit einem tröstlichen Ende, etwas was irgendwie auch zum Nachdenken anregt und irgendwie auch logisch erklärbar, sind mir die liebsten und die sind es schwer zu schreiben, weil viele Themen einfach schon ausgeschöpft sind, z.B. Alienbesuch. mich wundert es, das noch niemand die grüne Rache verfilmt hat.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert