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Terminator: Dark Fate (2019) – Filmkritik

„Der Wunsch nach dem Weltuntergang“

Helden wollen sterben. Natürlich nur, um wiedergeboren zu werden. Eine Behauptung, die die TERMINATOR-Filmreihe recht gut auf den Punkt bringt, wenn man einmal die Vernichtung durch Maschinen und die darin enthaltene Kritik an Technik bzw. künstlicher Intelligenz ausklammert. Unumstritten sind THE TERMINATOR (1984) und TERMINATOR 2: JUDGEMENT DAY (1991) nicht nur die besten Teile der Reihe, sondern Kult und Science-Fiction-Action der Oberliga. Dabei sind beide doch recht unterschiedlich in Bezug auf die Ikone im Film: Der T-800, Arnold Schwarzenegger. In der 1984er Version ist er das perfide Böse, immer aufs Ziel ausgerichtet. Ein paar Jahre später ist er in T2 durch das Beschützen eines Kindes, was später die Menschheit retten wird, geläutert und der beste Bodyguard, den man sich vorstellen kann. Weitere Teile der mordenden Zukunftsmaschinen, die erheblich am Zeitparadoxon schrauben, folgten auf der Kinoleinwand. Aber in Sachen Qualität hüllen wir lieber das Tuch des Schweigens darüber, denn TERMINATOR: DARK FATE tut dies auch und ignoriert sämtliche Fortsetzungen nach JUDGEMENT DAY. Dennoch ist die Erwartung nach recht vorhersehbaren Trailer-Konstrukten auf Notenergie geschaltet. Bei so einer Annahme endlich mal positiv überrascht zu werden, liegt vor allem daran, dass nach dem Motto gearbeitet wurde: Schuster bleib bei deinen Leisten oder in diesem Fall, bleib beim Grundkonzept des Films: Die Flucht vor etwas Unaufhaltsamen.

TERMINATOR: DARK FATE (2019)
Sarah Connor (Linda Hamilton) // © 2019 Twentieth Century Fox

Handlung

Mexico City, Dani Ramos (Natalia Reyes) arbeitet mit ihrem Bruder in einer Autofabrik. Jedoch ist ihr Ersatz am Arbeitsplatz durch eine Maschine das kleinste Problem, denn heute lernen sie zwei völlig Fremde kennen: Die Soldatin Grace (Mackenzie Davis) wurde aus der Zukunft geschickt, um ihr das Leben zu retten. Nach diesem trachtet die aktuelle High-Level-Version der Terminator-Reihe: der Rev-9 (Gabriel Luna). Nun gilt es die Zukunft zu retten oder so zu lassen – je nachdem wie man es sieht – und perspektivisch die Apokalypse zu verhindern. Also Scheiß aufs Zeitkontinuum und ein Wiedersehen mit bekannten sowie älteren Gesichtern steht bevor, um zur finalen Schlacht Mensch gegen Maschine zu schreiten.

TERMINATOR: DARK FATE (2019)
Grace (Mackenzie Davis) und Ramos (Natalia Reyes) // © 2019 Twentieth Century Fox

Good Same Old Song

Die letzten Filme der Reihe haben sich am Ansatz, etwas Neues erzählen zu wollen, verhoben. Im letzten Teil TERMIANTOR GENISYS (2015) wird sogar ein Parallel-Universum-Reboot unternommen, aber der Film wollte einfach, trotz jeder Menge Spezialeffekte, keine Spannung erzeugen. In TERMINATOR: DARK FATE hat man sich nicht nur der zähen Heldin Sarah Connor (Linda Hamilton) bedient, sondern nimmt sich endlich mal wieder Zeit für die Hauptfiguren.

Leider ist einer der größten Kritikpunkte die junge Hauptdarstellerin Natalia Reyes. Sie wirkt austauschbar und müht sich zu sehr an der sympathisch-familiär-liebenswerten Heiligen ab, um dann an der Entwicklung zur taffen Kämpferin zu scheitern. Das funktioniert leider so gar nicht und Reyes hält bei den Filmveteranen an ihrer Seite nicht mit.

TERMINATOR: DARK FATE (2019)
© 2019 Twentieth Century Fox

Zugegeben, die PR-Bilder mit einer gealterten Sarah Connor wollten noch nicht begeistern, aber die Drehbuchschreiber haben sich auf ihre Figur konzentriert und die coolsten Szenen in ihren Drehplan getackert. Hamilton spielt Sarah wieder knallhart und taff, ohne die Verkrampftheit, welche ihr noch in T2 anhaftete. Sie hat hier nichts mehr zu verlieren und ballert sich souverän mit Falten im Gesicht durch die Handlung. Vor allem das kleine Gerangel mit der Beschützer-Konkurrentin Grace funktioniert wunderbar.

Die erste Actionszene presst den Zuschauer ordentlich in den Kinositz und lässt die Skepsis fallen. Kein Kameragewackel oder Sekundenschnitt, hier erkennt man, dass es nicht der größten Fahrzeuge bedarf, um eine spannende Verfolgungsjagd zu inszenieren. Die FAST & FURIOUS Crew sollte den Stift zücken und lernen, wie ein Heist realitätsnah und spannend inszeniert wird. Stets auf die Übersicht des Zuschauers achtend, macht dieses chipgetunte Kräftemessen unglaublich Spaß. Das liegt auch daran, dass man beiden Hauptkontrahenten Grace und dem Rev-9 sinnvolle Upgrades gegeben hat mit denen auch die Drehbuchautoren umzugehen wissen.

TERMINATOR: DARK FATE (2019)
Rev-9 (Gabriel Luna) // © 2019 Twentieth Century Fox

Next Level

Mackenzie Davis (TULLY) sieht nicht nur im Tanktop verdammt gut aus, sondern agiert ungemein lebendig auf der Leinwand. Sie legt immer eine große Portion von sich selbst in ihre Rollen, was stets wie eine freundschaftliche Geste wirkt. Diese Merkmale passen wie maßgeschneidert zu ihren bio-technologischen Erweiterungen. Schnelligkeit und Eleganz sowie der clevere Einsatz ihres Umfelds, lassen sie zur humanen Kämpferin 2.0 werden.

Der Rev-9 hingegen ist stets auf sein Ziel fokussiert, weiß aber die Menschen in seiner Umgebung mit einem flotten Spruch auf den Lippen zu manipulieren. Sein Modell ist wie ein Best-of der bekannten T-Modelle der Filmreihe und einer dicken Portion VENOM aus der Comic-Universum oben drauf. Vor allem die Fähigkeit das Metallskeletts von seiner teerigen Nanomasse zu trennen, verdoppelt nicht nur seine Kampfkraft, sondern bringt Komplexität in die Kampfchoreografien.

Es kommt auch nie das Gefühl auf, dass TERMINATOR: DARK FATE sich zu sehr auf die Qualitäten der Computereffekte verlässt. Es wird stets ein organisches Verhältnis zwischen echten Effekten und digitalen Veränderungen hergestellt. Somit werden die Actionnostalgiker wie auch die Generation „Post-Internet“ zufrieden sein.

TERMINATOR: DARK FATE (2019)
T-800 (Arnold Schwarzenegger) // © 2019 Twentieth Century Fox

„Ich werde nicht zurückkehren“

Arnold Schwarzenegger ist das Rückgrat der TERMINATOR-Filme. Daran führt kein Weg vorbei, auch wenn er sich in diesem Kapitel zu jenem Zitat hinreißen lässt. Erstaunlicherweise bekommen der gute Erzählfluss und die Grundspannung einen erheblichen Knick, wenn Schwarzenegger in der zweiten Hälfte seine Haustür öffnet. Denn erst jetzt fällt auf wie gut das Frauen-Trio bei seiner Flucht funktioniert und wie interessant die Persönlichkeiten sind. Jetzt muss man als Zuschauer eine sehr knappe Erklärung für die Rückkehr des T-800 in Kauf nehmen und sich mit Hilfe der Selbstironie Schwarzeneggers den Filmabend nicht verderben lassen. Arnie bringt zum Showdown die richtige Prise Ruhe in die Action, wo andere Filme bereits im Schnittgewitter ihre Zuschauer überfordern. An die künftigen Actionfilmregisseure da draußen: Keine Sorge, man kann in der finalen Schlacht auch mal zwei Minuten nichts explodieren lassen.

Früher wäre der Ex-Bodybuilder-Weltmeister/Ex-Gouverneur von Kalifornien zu einer PR-Tour noch auf der Harley und in Lederjacke über den roten Teppich gerollt. Jetzt macht er Instagram-Stories mit Desserts in Form eines Terminator-Schädels. Arnold Schwarzenegger scheint sesshaft geworden zu sein und genießt entspannt seine Ehrenrunden im Filmgeschäft. DARK FATE wäre ohne ihn mit der Orientierung auf die ersten beiden Filme völlig gescheitert. Da darf man ihm auch manchen Witz ohne Pointe verzeihen.

TERMINATOR: DARK FATE (2019)
© 2019 Twentieth Century Fox

Kontra

Natürlich gibt es auch so manche Szenen, die einen unglaubwürdig die Hand an die Stirn klatschen lassen wollen. Der eindimensionalen Schauspielleistung der jungen Hauptdarstellerin war sich wohl kaum einer bewusst, denn sonst wäre eine gewissen MAZE-RUNNER-Teil-4-Szene kurz vor dem Finale wegen Unglaubwürdigkeit dem Schneidetisch zum Opfer gefallen. Sie wirkt so lächerlich konstruiert und störend, dass kurz das Gefühl aufkommt im falschen Kinosaal zu sitzen. Auch die Hilfe eines gewissen Soldaten (Joe Morton als Miles Dyson) wird nur Kennern der alten Filme sinnig vorkommen. Alle anderen werden sich fragen, ob den Drehbuchautoren keine bessere Lösung für die Beschaffung einer effektiven Waffe eingefallen ist. Auch so manch markiger One-Liner krepiert schon meilenweit entfernt. Das flotte Erzähltempo aber lässt solche schnell vergessen und der nächste Seitenhieb auf die Kultfiguren treibt einem Lachtränen in die Augen: Carl erklärt die Vorteile von Luftballon-Gardinen im Kinderzimmer.

TERMINATOR: DARK FATE (2019)
© 2019 Twentieth Century Fox

Fazit

Man erkennt gleich, dass Regisseur Tim Miller (DEADPOOL), Produzent James Cameron (TERMINATOR, AVATAR) und Drehbuchautor David S. Goyer (THE DARK KNIGHT, DARK CITY) sich mit viele Liebe auf die Quintessenz der ursprünglichen Filme konzentriert haben: Die Flucht vor einer übermächtigen Killermaschine, welche die kommende Dystopie noch schrecklicher macht und in deren Gerangel auch noch die Jugend als Symbol der Hoffnung beschützt werden muss. Dank der letzten Sequels und Reboots waren die Erwartungen auf ein Minimum reduziert. TERMINATOR: DARK FATE gelingt es jedoch, sich mit Konzentration auf handfeste Action und stimmige Figuren, den dritten Platz in der Filmreihe freizuschießen, trotz einer schwachen jungen Hauptdarstellerin. Aber mal ehrlich, wer erinnert sich noch an Edward Furlong oder Nick Stahl?

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewTerminator: Dark Fate (2019)
Poster
ReleaseKinostart: 24.10.2019
ab dem 31.03.2020 auf UHD, Blu-ray & DVD

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RegisseurTim Miller
Trailer
BesetzungLinda Hamilton (Sarah Connor)
Arnold Schwarzenegger (The Terminator/T-800)
Mackenzie Davis (Grace)
Natalia Reyes (Dani Ramos)
Gabriel Luna (Terminator Rev-9)
Tom Hopper (Hadrell)
Cassandra Starr (Dani's Army)
Diego Boneta (Diego Ramos)
Edward Furlong (John Connor)
DrehbuchDavid S. Goyer
Justin Rhodes
Billy Ray
KameraKen Seng
MusikJunkie XL aka Tom Holkenborg
SchnittJulian Clarke
Filmlänge128 Minuten
FSKab 16 Jahren

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