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T.I.M. (2023) – Filmkritik

Das Thema künstliche Intelligenz ist zurzeit aktueller, denn je und wir stoßen überall auf diese Begrifflichkeit. Ob in den Nachrichten, in der Arbeitswelt, der Literatur und sogar im Filmgeschäft bleiben wir nicht davor verschont. Die KI, Abkürzung für künstliche Intelligenz, ist allgegenwärtig und weder ein neues Thema noch ein Ausdruck unserer modernen Technologien. Nein, denn die Idee eines künstlichen Menschen und/oder einer intelligenten Mensch-Maschine geistert seit je her in den Köpfen der Menschheit umher. Einen ersten großen Schritt in diese Richtung machte Mary Shelly’s (1797-1851) „Frankenstein oder der moderne Prometheus (1818)“ und unsere kollektive Vision einer vermeintlich besseren Zukunft nahm erste zaghafte plastische Formen an. In der Literatur war die KI vor allem in Form von perfekten Robotern, Cyborgs oder Androiden präsent. Im Film hingegen, gab es bereits erste Eindrücke in Paul Wegeners DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM (1920) und in den frühen US-Produktionen, wurde das Thema noch sehr zurückhaltend und meist humorvoll präsentiert, man denke z.B. an DER TAG, AN DEM DIE ERDE STILLSTAND (THE DAY THE EARTH STOOD STILL, 1951) oder ALARM IM WELTALL (FORBIDDEN PLANET, 1956).

© 2023 MONSTER IN THE HOUSE PRODUCTION LTD

Obwohl bereits im Jahre 1942 Isaac Asimov (1920-1992) seine bekannten Robotergesetze veröffentlichte, vergingen noch einige Jahre, bis erste ernsthaftere Produktionen auf der großen Leinwand erschienen. Ein Meilenstein bis heute ist Stanley Kubricks (1928-1999) Meisterwerk 2001 – ODYSSEE IM WELTRAUM (2001: A SPACE ODYSSEY, 1968). Nach und nach formte sich nun die Frage, was unterscheidet den Menschen von einer künstlichen Intelligenz und wer von beiden ist mehr Mensch bzw. menschlicher (siehe z.B. COLOSSUS (COLOSSUS: THE FORBIN PROJEKT, 1970) oder DES TEUFELS SAAT (DEMON SEED, 1977). Und was ist eigentlich die Seele? Mit diesen Fragen kommen wir zu einem weiteren Meister des Science-Fiction-Genres nämlich dem US-Amerikaner Philip K. Dick (1928-1982) und dem Film BLADE RUNNER (1982), der auf Dicks Roman „Träumen Androiden von elektrischen Schafen (Do Androids Dream of Electric Sheep?, 1968)“ basiert. Das Meisterwerk wurde von Ridley Scott verfilmt, weicht aber inhaltlich stark von Dicks Roman ab, was jedoch keinerlei negative Auswirkungen auf den endgültigen Film hatte. Ein weiteres Meisterwerk, das sich ebenfalls mit diesen komplizierten Fragen intensiv beschäftigt, gelang Alex Garland mit EX MACHINA (2014). Das sich die KI‘s auch gegen ihren Schöpfer wenden, wurde ebenfalls mehrfach ausdrucksstark in die Kinos gebracht, wie beispielsweise in Ridley Scotts ALIEN (1979) und seinen zahlreichen Nachfolgern. Ebenso in James Camerons TERMINATOR (THE TERMINATOR, 1984) oder auch in der MATRIX (THE MATRIX, 1999), die von Lana und Lilly Wachowski ins Leben gerufen wurde. Eine komplette Übersicht aller hier infrage kommender Filme und Bücher würde jedoch den Rahmen sprengen. Nun aber zu T.I.M.

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Handlung

Abi (Georgina Campbell) startet einen neuen Job als Robotik-Ingenieurin bei einem großen Tech-Unternehmen und zieht dazu mit Ihrem Mann Paul (Mark Rowley) in ein hochmodernes Smarthome aufs Land. Ihr neues Heim teilen Sie mit einer humanoiden KI: T.I.M. (Eamon Farren), ein Hausdiener an dessen Entwicklung Abi beteiligt ist. Nebenbei hofft Abi, dass die Abgeschiedenheit ihres neuen Heims auch einen Re-Start für ihre Ehe bedeuten könnte. Denn obwohl ihr Gatte sie kürzlich betrogen hat, glaubt Sie an eine zweite Chance. Doch plötzlich wandelt sich die friedliche Atmosphäre, als T.I.M. seltsame Verhaltensweisen an den Tag legt. Welches Ziel verfolgt T.I.M.?

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Künstliche Intelligenz im Liebesrausch

Der britische Regisseur Spencer Brown schafft es zu keiner Zeit, dem Thema neue Facetten abzugewinnen. Weder mit einer soliden Regie noch bei der Umsetzung des Drehbuches. Stoisch werden alle bekannten Sorgen und Ängste abgearbeitet, die solch eine Entwicklung mit sich bringen würde. Das darunter die Spannungskurve zu leiden hat, ist absehbar, denn sein Debütfilm bietet alles, nur eben keine Überraschungen. Nicht nur das Ende, sondern der komplette Verlauf der Handlung ist ersichtlich, als unsere „Helden“ in ihr neues Domizil ziehen und ihren eigenen T.I.M. erhalten. Hinzukommt, dass die durchgeknallte KI jede Cleverness bei seinen finsteren Handlungen vermissen lässt, ihre Handlungen sind vorhersehbar und mit einigen deutlichen Fehlern behaftet. Das Drehbuch wie auch die Darsteller sind dabei so kalt und steril wie das ultramoderne Haus, in dem sie wohnen. Umso verständlicher wird es, dass dem Zuschauer jedes Mitgefühl mit den Protagonisten abgeht, wenn die ersten Verluste zu beklagen sind. Ob Brown bei der Erschaffung seines Androiden T.I.M. an David aus Ridley Scotts PROMETHEUS – DUNKLE ZEICHEN (2012) und ALIEN: COVENANT (2017) dachte, kann ich nicht beantworten, aber der Verdacht liegt durchaus nahe. Fassbenders Darstellung als David ähnelt nicht nur vom Charakter, sondern auch im Aussehen dem neuen Modell Browns. Doch T.I.M. hat nicht nur eine gewisse Ähnlichkeit mit David, sondern er assoziiert auch sein Äußeres mit der Hitler-Jugend, was dem ein oder anderen verwirren wird. Zurecht, denn dieser Link ist nicht nur überflüssig, sondern komplett unsinnig in meinen Augen.

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Fazit

Wenn man alles, was zum Thema KI und Androiden erdacht wurde, außer Acht lässt, wäre T.I.M. sicherlich ein annehmbarer Film geworden. So allerdings bleibt Spencer Browns Beitrag zu diesem komplexen Thema nur eine vorhersehbare durchschnittliche Wiederholung allzu bekannter Themen und Abläufe. Ein zahnloser Tiger mit vielen Schwächen und einer Handvoll offensichtlicher Fehler, der nur Altbekanntes wiederholt, ohne neue Sichtweisen oder Denkanstöße zu liefern.

© Stefan F.

Titel, Cast und CrewT.I.M. (2023)
Poster
ReleaseSeit dem 15.12.2023 auf Blu-ray und DVD
RegieSpencer Brown
Trailer
BesetzungGeorgina Campbell (Abi)
Eamon Farren (T.I.M.)
Mark Rowley (Paul)
Amara Karan (Rose)
Nathaniel Parker (Dewson)
DrehbuchSpencer Brown
Sarah Govett
KameraDave Miller
MusikWalter Mair
SchnittSadaf Nazari
Filmlänge103 Minuten
FSKab 16 Jahren

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