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Star Blazer 2199: Space Battleship Yamato

Star Blazers 2199: Space Battleship Yamato – Review

„Nostalgie im neuen Glanz“

Animes haben mehr Kindheiten geprägt als man denkt. Das bekannteste Beispiel ist die Zeichentrickserie Heidi von 1974. Viele wissen nicht, dass die Serie, die in den Schweizer Alpen spielt, eine japanische Zeichentrickserie, also ein Anime ist. Es geht hier aber nicht um Heidi, sondern eher um etwas für Fans von „Saber Rider“, „Lupin III“ oder „Captain Future“.  „Space Battleship Yamato“ (im japanischen Original: Uchū Senkan Yamato) von 1974 war eine der ersten international erfolgreichen Anime-Serien. Die Science-Fiction-Serie mit stark geschichtlichen Inspirationen vom Zweiten Weltkrieg und mit jeder Menge Space-Opera-Dekoration schwamm in den 70er Jahren erfolgreich auf der großen Star Wars-Welle mit. Die Serie brachte es auf drei Staffeln mit 77 Folgen und jede Menge Einzelfilme inklusive einem Realfilm von 2010. Das Space Battleship Yamato hat einen vergleichbaren Bekanntheitsgrad in Japan wie Star Trek hierzulande. Dieser Vergleich klingt vielleicht seltsam, hat im geschichtsbezogenen Kontext aber mehr Gemeinsamkeiten als man denkt. Dazu später mehr. Ein gutes Franchise lebt von der Wiederbelebung und so ist es auch mit der Yamato im Jahr 2012 geschehen. Die Serie erhielt ein Remake und wurde: „Star Blazers 2199: Space Battleship Yamato“. Mit frischer Farbe und zeitgemäßer Animationstechnik geht es mit voller Fahrt voraus, zu neuen, ähm, bekannten Weltraumabenteuern.

Star Blazer 2199: Space Battleship Yamato
© Voyager Entertainment

Inhalt „Star Blazers 2199: Space Battleship Yamato“

Die Erdbevölkerung ist im Jahr 2199 auf ein Minimum reduziert. Sie versteckt sich in unterirdischen Städten, um sich vor dem permanenten Angriff durch Planeten-Bomben der außerirdischen Rasse, den Gamilas, zu verstecken. Die Menscheit bekommt unerwartet Hilfe von Königin Starsha vom Planeten Iscandar. Sie entsendet mit Hilfe ihrer Schwester die sogenannte Wellentechnologie zur Erde. Die Erdstreitkräfte, die United Nation Cosmos Navy, bündelt noch einmal all ihre Ressourcen, um ein Schlachtraumschiff mit dieser Technologie auszustatten: Die Yamato. Besonderheit des Schiffs ist besagter Wellenantrieb, die Möglichkeit einen Warp-Sprung zu machen und dadurch schneller als das Licht zu reisen. Die Yamato wird, auf Grund der schweren Verluste durch die ständigen Raumschlachten mit den sehr menschlich aussehenden Gamilas, durch eine sehr unterschiedliche Besatzung geleitet. Die Mission des Raumschlachtschiffs ist es, einen erfolgreichen Warpsprung zum Planeten Iscandar zu bestreiten, der mit Rückreise genau ein Jahr dauern soll. Jedoch muss sich die Yamato erst einmal den Weg aus dem eigenen Sonnensystem kämpfen bis zum feindlichen Stützpunkt auf dem Pluto, welcher für den permanenten Meteoriteneinschlag auf der Erde verantwortlich ist.

Star Blazer 2199: Space Battleship Yamato
© Voyager Entertainment

Gelungene Reise in die Vergangenheit

Vor allem die Zeichnungen der Figuren erinnern an die kultigen 70er Jahre Animes, wie „Captain Future“ oder „Mila Superstar“. Dafür wurden die Weltraumschlachten und Gefechte mit einer ordentlichen Portion 21. Jahrhundert-Animationstechnik aufgewertet und lassen uns bei mancher Explosion beindruckt auf der Couch sitzen. Physikalische Gesetzmäßigkeiten des  Weltraums, zum Beispiel, dass kein Feuer oder Rauch möglich ist, muss sich hier eindeutig der Space-Action unterwerfen. Es macht einfach Spaß zu sehen, wie man marine Kriegstaktik und Technologie in den Weltraum integriert hat. Ja, einen Anker gibt es auch und der wird auf jeden Fall zum Einsatz kommen. Ob das jetzt Sinn macht sei dahingestellt, verdammt cool sieht es allemal aus. Es gibt eine Vielzahl von Charakteren, die schrittweise eingeführt werden und Beziehungen untereinander aufbauen. Man wird nicht damit überrannt und lernt die Persönlichkeiten langsam kennen. Die im Anime üblichen überdrehten Nebencharaktere wie der permanent Sake trinkende Schiffsarzt, die gut gebaute Krankenschwester und der Schiffsmonteur mit Unterarmen wie Baumstämme, welcher die Maschinen am Laufen hält, fehlen hierbei nicht. Was ebenfalls interessant ist, dass die Kommandostruktur recht demokratisch gehandhabt wird, da wird auch mal ein Befehl ausdiskutiert. Das alles geschieht aber immer mit großem Respekt vor dem Kommandanten, einem alten Seebären wie er im Buche steht. Mich persönlich hat vor allem die Action der Anime-Serie begeistert, die Schlachten sind dramaturgisch gut durchdacht und haben immer wieder ein paar ordentliche Wendungen in petto. „Star Blazers 2199: Space Battleship Yamato“ besitzt eine Stimmung, die auf jeden Fall die Möglichkeit für gravierende Verluste im Schiffpersonal vermittelt, dadurch fiebert man bei den Kämpfen auch mit. Die außerirdischen Bösewichte wirken leider schon etwas stark angestaubt, aber sie vermitteln das Gefühl, dass hier auch noch Einiges über deren Vergangenheit erzählt werden möchte.

Star Blazer 2199: Space Battleship Yamato
© Voyager Entertainment

Geschichtlicher Exkurs

Es gab tatsächlich ein japanisches Kriegsschiff namens „Yamato“ (Wikipedia) im Zweiten Weltkrieg mit starker Ähnlichkeit zu unserem Raumschiff hier. Die 2199er Version versteckt sich auch während seiner Bauphase unter einem Schiffswrack auf der Erde, was ein deutlicher Hinweis ist. Die echte Yamato ist, nach einem kaum erfolgreichen Einsatz im Zweiten Weltkrieg, 1945 gesunken. Japan hatte massive Probleme durch die starke Luftunterstützung der Amerikaner auf dem Pazifik. Während des Krieges wurde das Schiff deswegen um weitere Luftabwehrgeschütze aufgerüstet und hauptsächlich wegen der vielen U-Boot-Angriffe als Transportschiff zweckentfremdet. Die letzte Mission war, laut geschichtlicher Interpretation, eine Kamikaze-Mission, bei der es durch eine Explosion im Magazinlager in zwei Teile gerissen wurde und 2.500 Seeleuten dabei ums Leben kamen. Durch diese Märtyrer-Mission und dem Umstand, dass es eines der größten Kriegsschiffe zu dieser Zeit war, wurde die Yamato zu einer Kriegs-Legende. Diese Bekanntheit nahm die Anime-Serie „Uchū Senkan Yamato“ (1974) auf und entwickelte eine Science-Fiction-Geschichte um das Schiff. Wenn man sich jetzt bei der Interpretation der Serie etwas weiter aus dem Fenster lehnt, entsprechen die außerirdischen Angreifer optisch der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg, wobei die Namen der Angreifer eher auf eine deutsche Vorlage hindeuten. Die Planeten-Bomben, die vom Pluto auf die Erde geschossen werden, sind in ihrer Darstellung und Wirkung symbolisch für die Atombomben von Hiroshima und Nagasaki zu deuten. Das Remake „Star Blazers 2199: Space Battleship Yamato“ (2012) hat von diesem geschichtlichen Hintergrund der Originalserie aus den 70er Jahren noch einiges mitbekommen, was die Serie für mich noch viel interessanter macht.
In den 60er Jahren wurde die Sci-Fi-Serie „Raumschiff Enterprise“ produziert, welche ebenfalls Raum für politische Deutungen lässt. So zeigen die Vulkanier viel jüdische Symbolik und die Sowjetunion kann im klingonischen Imperium wiedererkannt werden. Star Trek wurde von Gene Rodenberry in der nervösen Zeit des Kalten Kriegs erdacht. Jedoch ist die Serie mit einem starken liberal-humanistischen Grundton als Hoffnungsträger geschrieben, welche hier für die Besatzung der Yamato ebenfalls besteht. Zugegeben, „Star Blazers 2199: Space Battleship Yamato“ ist wesentlich kriegerischer inszeniert als das Star Trek-Univerum mit seinen ethisch-moralischen Grundfragen.

Star Blazer 2199: Space Battleship Yamato
© Voyager Entertainment

Das Release der neuen Anime-Serie „Star Blazers 2199: Space Battleship Yamato“ von KSM-Anime

„Star Blazers 2199: Space Battleship Yamato“ wird nun endlich von KSM-Film („Die rothaarige Schneeprinzessin“, „Blood Blockade Battlefront“) auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht. Die Serie wird schrittweise in fünf Volumes herausgebracht, wobei Vol. 1 mit 6 Folgen und 148 Minuten Laufzeit am 15. März 2018 an den Start geht. Außerdem wird ein Schuber für die anderen Veröffentlichungen bei Vol. 1 mit dabei sein. Das Bonusmaterial auf der Blu-ray fällt etwas schwach aus und bietet eine Bildergalerie und weitere Trailer des KSM-Anime-Katalogs. Ein schön designtes Booklet liegt ebenfalls bei. Ich habe die ersten Folgen auf Blu-Ray in einer sehr guten Bildqualität gesehen. Die Synchronisation ist sehr gut gelungen und man kann sie bedenkenlos auf Deutsch hören. Für alle Japan-Fans gibt es den japanischen Originalton ebenfalls, aber nur in der Stereo-Abmischung. Leider beläuft sich das Release im oberen Preissegment für Anime-Serien, was mit der teuren Lizenz aus Japan zu begründen ist. Wie schon erwähnt, die Yamato ist eben in ganz Japan bei groß und klein bekannt und das musste KSM sicherlich mitbezahlen. Es gibt auch einen Zusammenschnitt dieser 26 Folgen in einem Film: A VOYAGE TO REMEMBER.

Star Blazer 2199: Space Battleship Yamato
© Voyager Entertainment

Fazit:

Ich werde mir ein paar Taler für die nächsten Monate auf jeden Fall zu Seite legen, um zu erfahren wie es mit der Yamato weitergehen wird. Die Charaktere wie Akira, Daisuke und natürlich der gesellige Doc Sado sind mir schon ans Anime-Fanherz gewachsen. Aber ich bin auch ein Neuling in diesem Universum und kann mir gut vorstellen, dass diejenigen, die die Originalserie mit über neun Stunden Laufzeit kennen, bei diesem kürzeren Remake ein paar Handlungsstränge vermissen werden. Aber für Einsteiger ist „Star Blazers 2199: Space Battleship Yamato“ auf jeden Fall eine Reise wert!

 

Titel, Cast und Crew„Star Blazers 2199: Space Battleship Yamato“ (2017)
OT: Uchū Senkan Yamato
PosterStar Blazers 2199 Space Battleship Yamato Kinoposter
ReleaseBlu-Ray & DVD (auf 5 Volumes aufgeteilt)
Bei Amazon bestellen:

RegisseurAkihiro Enomoto
Yutaka Izubuchi
Trailer
DrehbuchYutaka Izubuchi
Yoshinobu Nishizaki
MangaNach der Serie veröffentlicht von Leiji Matsumoto "Space Battleship Yamato"
KameraTakashi Aoki
MusikAkira Miyagawa
SchnittSeries Film Editing by
Emi Onodera
Umfang26 Episoden à 25 Minuten
FSKab 12 Jahren

10 Gedanken zu „Star Blazers 2199: Space Battleship Yamato – Review“

  1. Die erste Anime-Serie, die ich geguckt habe war Speed Racer, aber da war ich so klein, dass ich mich kaum daran erinnere… Die erste, an die ich mich tatsächlich erinnere ist Sailor Moon

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