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Son (2021) – Filmkritik

Der aus Dublin stammende Regisseur und Autor Ivan Kavanagh hegt ein besonderes Faible für düstere Geschichten. Gern verpackt er sie in stimmungsvolle Dramen oder ungewöhnliche Horrorfilme. Bislang umfasst seine kleine, aber feine Filmografie acht Spielfilme, die meisten davon wurden weltweit mit Preisen ausgezeichnet, darunter THE SOLUTION (2007), TIN CAN MAN (2007), THE FADING LIGHT (2009). Ebenso sein Psycho-Horror THE CANAL (2014) wie auch sein Western NEVER GROW OLD (2019), beide wurden von den Kritikern weltweit gefeiert und in höchsten Tönen gelobt. Vergleichen wir seine Werke mit den üblichen Genre-Beiträgen der letzten Jahre, fällt vor allem auf, dass Kavanagh nicht auf altbekannte Formeln und Stereotypen zurückgreift. Er verweigert sich den vertrauten Sehgewohnheiten und nähert sich stattdessen auf eine frische, unverbrauchte Art seinem Thema an. Was man Kavanaghs Werken ganz sicher nicht nachsagen kann, ist, dass sie den Einheitsbrei der Massen wiederholen. Mit seinem neusten Film SON, den wir nun besprechen werden, verhält es sich ebenso.

© Capelight Pictures

Inhalt

Laura (Andi Matichak) lebt mit ihrem Sohn David (Luke David Blumm) in einer beschaulichen Vorstadt. Niemand ihrer Nachbarn ahnt, dass beide sich vor acht Jahren mit Mühe und Not aus den Fängen einer satanischen Sekte befreien konnten. Eines Nachts holt sie die schreckliche Vergangenheit wieder ein, als in Davids Zimmer eine Gruppe Fremder auftaucht. Nur der besorgte Polizist Paul (Emile Hirsch) glaubt der verängstigten Mutter und unterstützt sie nach Kräften. Kurz nach dem schockierenden Erlebnis übermannt David eine starke Übelkeit, die sich immer weiter steigert und von heftigen Hautausschlägen begleitet wird. Trotz aller Tests finden die Ärzte keine Möglichkeit, dem Jungen zu helfen. Nur durch Zufall entdeckt Laura die Lösung für die mysteriöse Erkrankung. Doch sie muss sich entscheiden, wie weit sie für das Leben ihres Sohnes zu gehen bereit ist.

© Capelight Pictures

Wie der Vater, so der Sohn

Gefangen zwischen Wahn und Wahnsinn, Realität und Einbildung. Irgendwo dahinter verbirgt sich die Handlung von SON, was es für den Rezipienten nicht immer einfach macht, dem roten Faden zu folgen. Überhaupt versteht es Ivan Kavanagh seinen Zuschauer mit einzubeziehen und aktiv am Geschehen teilhaben zu lassen. Die Handlung von SON entpuppt sich dabei als eine interessante Mischung aus HEREDITARY – DAS VERMÄCHTNIS (2018), DER BABADOOK (THE BABADOOK, 2014) und ROSEMARIES BABY (ROSEMARY‘S BABY, 1968). Das geht so weit, dass dem Rezipienten ab und an das Gefühl beschleicht, er würde eine direkte Fortsetzung von Roman Polanskis Klassiker sehen. Neben der Abkehr von verbrauchten Standards ist bei dem irischen Regisseur besonders auffällig, dass er sich ausreichend Zeit für seine Charaktere und ihre psychologischen Komplikationen lässt, um sie dem Zuschauer eindringlich näherzubringen. Das wiederum hat zur Folge, dass sich die gesamte Erzählstruktur des Films verlangsamt, was jedoch keineswegs negativ zu bewerten ist. Im Gegenteil, es verleiht SON eine besondere Note von Spannung und Atmosphäre, die weit über das seiner durchschnittlichen Kollegen hinaus geht.

© Capelight Pictures
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Die wenigen blutigen Momente sind wohl dosiert und bringen den Plot zielsicher voran. In jeder Szene spürt der Rezipient die Sorgfalt und Detailverliebtheit, die Kavanagh und sein Kameramann Piers McGrail, beide haben schon an mehreren Projekten zusammengearbeitet, investierten. Alles ist sorgfältig ausgeleuchtet bis in den hintersten Winkel, egal ob am Tag oder in der Nacht. In wohltemperierten Bildern fängt Kavanagh das Geschehen ein, bleibt jedoch immer leicht distanziert und auf Augenhöhe mit seinen Akteuren. Apropos Darsteller: Denen gebührt ebenfalls ein großes Lob, allen voran Andi Matichak (HALLOWEEN, 2018) als Laura und der US-Amerikaner Luke David Blumm (THE KING OF STATEN ISLAND, 2020) als ihr Sohn David. Das komplizierte Zusammenspiel zwischen Mutter und Kind, das immer wieder von extremen Gewaltausbrüchen begleitet wird, ist großartig. Daneben bleibt Emile Hirsch (THE AUTOPSY OF JANE DOE, 2016) als Polizist, der sich in Laura verliebt, trotz seiner guten Performance etwas blass. Doch das ist kein Wunder, denn gegen die Power und Dynamik, die ganz besonders die US-Amerikanerin Matichak als geistig labile Laura zeigt, ist kein Kraut gewachsen. Der unaufgeregte Score von Aza Hand (GAME OF THRONES: DAS LIED VON EIS UND FEUER, 2011-2019) verstärkt die bedrückende, bösartige Atmosphäre und rundet das hervorragende Gesamtbild ab.

© Capelight Pictures

Fazit

SON gehört zweifellos mit zum besten Genre-Beitrag dieses Jahres. Die Story ist kein historischer Meilenstein, da sie schon zu oft erzählt wurde, doch so wie Kavanagh alles in Szene setzt, fühlt es sich nach weit mehr an. Er entfacht einen bedrohlichen Strudel des Wahnsinns, an dem nicht nur seine Protagonisten, sondern auch der Zuschauer zu ersticken droht. Hinzukommen die überragenden Leistungen seiner beiden Hauptdarsteller Andi Matichak und dem 12-jährigen Luke David Blumm. Auch wenn am Ende nicht alle Fragen ausreichend geklärt werden, offenbart uns SON genügend Hinweise für eine eigenständige Interpretation.

© Stefan F.

Titel, Cast und CrewSon (2021)
Poster
Releaseab dem 24.09.2021 auf UHD, Blu-ray und DVD

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RegisseurIvan Kavanagh
Trailer
BesetzungAndi Matichak (Laura)
Emile Hirsch (Paul)
Luke David Blumm (David)
Cranston Johnson (Steve)
Blaine Maye (Jimmy Naegle)
J. Robert Spencer (Dr. Bauhn)
DrehbuchIvan Kavanagh
KameraPiers McGrail
MusikAza Hand
SchnittRobin Hill
Filmlänge98 Minuten
FSKab 18 Jahren

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