„Hoch hinaus“
Gastbeitrag von Andreas Eckenfels, der seine Rezensionen gewöhnlich bei „Die Nacht der lebenden Texte“ platziert.
Inhalt
Während einer missglückten Geisel-Befreiungsaktion wird FBI-Einsatzchef Will Sawyer (Dwayne Johnson) nach einer Bombendetonation schwer verletzt. Er verliert ein Bein und muss fortan eine Prothese tragen. Zehn Jahre später ist Will glücklich mit der Ärztin Sarah (Neve Campbell) verheiratet. Mit den zwei Kindern Georgia (McKenna Roberts) und Henry (Noah Cottrell) ist die Familie nach Hongkong gereist, wo ihm Wills Bruder, gespielt von Pablo Schreiber (CRIMINAL SQUAD), einen lukrativen Job verschafft hat: Als Sicherheits-Beauftragter soll Will den neuen Mega-Wolkenkratzer „The Pearl“ von Multi-Milliardär Zhao Long Ji (Chin Han) auf Mängel und Risiken überprüfen.
Nach getaner Arbeit spricht laut Wills Ergebnissen nichts dagegen, dass „The Pearl“ mit seinen 240 Stockwerken nicht nur das höchste, sondern auch das sicherste Hightech-Gebäude der Welt ist. Doch zu früh gefreut: Kurze Zeit später gelingt es einer Gruppe von üblen Gesellen sich Zutritt zu verschaffen. Ihr Anführer Kores Botha (Roland Møller) hat eine alte Rechnung mit Zhao Long Ji offen. Der Bösewicht steckt den Wolkenkratzer ab der 96. Etage in Brand. Mittendrin stecken Sarah, Georgia und Henry fest. Will versucht alles, um seine Liebsten aus der Flammenhölle zu befreien.
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© 2018 Universal Pictures
Dwayne Johnson ist kein John McClane
Ein brennender Turm und ein „Einer gegen alle“-Szenario? Klar, da kommen sofort FLAMMENDES INFERNO (1974) und STIRB LANGSAM (1988) in den Sinn. Doch dieser Vergleich hinkt ein wenig, so wie Hauptfigur Will Sawyer mit seiner Prothese. Denn SKYSCRAPER ist trotz der Parallelen zu beiden Klassikern zum einen kein reiner Katastrophenfilm, da dafür viel zu wenige Personen im Wolkenkratzer zugegen sind, die in Gefahr schweben. Zum anderen gelingt es Dwayne Johnson nicht, eine eigenständige Figur wie Bruce Willis als John McClane zu entwickeln. Denn so sehr sich der FAST & FURIOUS-Star auch bemüht, er ist eben allein schon aufgrund seiner Statur kein Normalo. Das kann der Hüne nun mal nicht ablegen.
Dass sich der Zuschauer aber dennoch ein wenig Sorgen um Will Sawyer und seine Familie macht, liegt daran, dass Dwayne Johnson natürlich ein sympathischer Publikumsliebling ist – und an der spektakulären Inszenierung von Rawson Marshall Thurber, die von Actionszene zu Actionszene hetzt. Der Regisseur und Drehbuchautor hatte sich bislang hauptsächlich mit Komödien wie WIR SIND DIE MILLERS oder CENTRAL INTELLIGENCE – ebenfalls mit Dwayne Johnson – einen Namen gemacht.
Für seinen ersten Actionthriller hat er sich einige unglaubliche – oder besser unglaubwürdige – Szenen einfallen lassen, um Will in luftigen Höhen immer wieder aufs Neue gegen die Schwerkraft ankämpfen zu lassen. Ein waghalsiger Sprung von einem Kran in den brennenden Wolkenkratzer ist da nur der Anfang. Wenn sich der übermenschliche Held mit Klebeband an den Händen außen an die Fensterscheiben heftet, fässt man sich an den Kopf, wie das denn funktionieren kann. Zuschauer, die an Höhenangst leiden, könnten mit SKYSCRAPER durchaus ihre Probleme haben. Die ständige Absturzgefahr sorgt für mehr Nervenkitzel als Wills Kampf gegen die Bösewichter. Immerhin gipfelt das Finale in einem originellen Shoot-out in einer Art Spielkabinett, welches an das Ende des James-Bond-Abenteuers DER MANN MIT DEM GOLDEN COLT (1974) erinnert, welches wiederum eine Hommage an jene Szene aus Orson Welles DIE LADY VON SHANGAHI (1947) darstellte.
So ist das Drehbuch aus vielen verschiedenen Versatzstücken bekannter Filme zusammengeklaubt, die SKYSCRAPER allesamt haushoch überlegen sind. Treue Fans von Dwayne Johnson werden sich daran allerdings kaum stören. Sie bekommen das serviert, was sie von einem Actionthriller mit dem Star erwarten – mit wenigen Höhen und vielen Tiefen. Ähnlich sieht es auch mein Kollege Lutz R. Bierend, der SKYSCRAPER bei „Die Nacht der lebenden Texte“ rezensiert hat.
Copyright 2018 by Andreas Eckenfels