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Skyfire (2019) – Filmkritik

„Vulcano Park“

Die Natur liefert die beste Action. Der Naturkatastrophenfilm erfreut sich immer noch großer Beliebtheit, auch wenn unsere reale Existenz eher von Viren und Wetterextremen bedroht wird. Das ist aber sperrig fürs Actiongenre zu verfilmen. Ein Vulkanausbruch ist da ganz anders. Er ist wie der große muskulöse Schurke unter den Untergangsszenarios. Explosionen, Aschelawinen, Lavaflüsse und herabstürzende Feuerbälle bieten so einige Actionlevel, die unsere Helden überwinden müssen. Die chinesische Produktion SKYFIRE hat Regisseur Simon West (CON AIR, EXPENDABLES 2) und Schauspieler Jason Isaacs (HARRY POTTER, A CURE FOR WELLNESS) aus Hollywood eingeflogen und dreht JURASSIC WORLD: DAS GEFALLENE KÖNIGREICH (2018), aber ohne Dinosaurier.

© Capelight Pictures

„Nur“ so ein Vulkanausbruch lockt ja keinen mehr hinter der Couch hervor. Da muss es schon wirtschaftliche Konzernkritik, realitätsnahe Computereffekte, schöne Menschen, die vor allem von Feuer gut ausgeleuchtet werden, jede Menge High-Tech-Gadgets und natürlich eine unverwüstliche Actionheldin geben. All das liefert SKYFIRE. Ob dieser Actioneintopf aus der asiatischen Küche genauso gut schmeckt wie bekannte Gerichte aus der Traumfabrik hängt vom Anspruch des Konsumenten ab. Wenn dieser bereit ist, sich über manche Szenen lustig zu machen ohne sie zu verteufeln, kann so etwas auch zu belendender Unterhaltung führen.

© Capelight Pictures

Handlung

Der simple Luxusurlaub ist nicht mehr genug. Der Ort muss sehr exklusiv sein. Besser noch, gefährlich, aber nicht zu gefährlich, vielleicht eher in 150 Jahren gefährlich. Unternehmer Jack Harris (Jason Issacs) beginnt mit der touristischen Erschließung einer Vulkaninsel. Der Berg ist immer noch aktiv, aber schon steht das erste Hotel am Strand, eine Monorailbahn führt direkt auf den Kraterrand und ein Fahrstuhl mit Besucherplattform direkt in den brodelnden Schlund. Nebenbei laufen aber noch wissenschaftliche Analysen, ob das Ganze überhaupt ungefährlich ist. Li Meng Xiao (Hannah Quinlivan) entwirft die erste dreidimensionale Überwachung des Vulkankraters in Echtzeit. Pünktlich als das System online geht, passiert das, was ihr Vater Li Wentao (Wang Xueqi) bereits an seinem Monitor erkennt: Der Vulkan steht kurz vor seinem Ausbruch.

© Capelight Pictures

Bekannte Zutaten

Es reicht natürlich nicht, dass Menschen nur vor einem Vulkanausbruch fliehen. Sie sollten dem Zuschauer zumindest auch ein bisschen am Herzen liegen. Deswegen liegt der emotionale Unterbau bei SKYFIRE in der schwierigen Beziehung von Xiao Meng zu ihrem Vater. Die Mutter kam bei einem Ausbruch in einer Aschewolke ums Leben, die Tochter hat diese Fahrlässigkeit dem Vater nie verziehen und der Vater hat Angst um das draufgängerische Leben seiner Tochter. Xiao Meng macht es ihm nicht leicht, seilt sich in Lavaschluchten ab und fährt viel zu schnell Motorrad über ungesicherte Straßen.

© Capelight Pictures

Es gibt im Survival-Setting auch noch ein Pärchen, was sich Parfum-Werbespot-artig in der tiefsten, saubersten und schönsten Grotte der Insel verlobt. Der Verlobte fährt zumindest verdammt gut rückwärts, das war es aber auch schon an Handlungseinfluss. Es gibt noch ein paar Mitfahrer, der Opa muss im Dorf – ja auf einmal gibt es auch ein Dorf – abgeholt werden und die Frau vom Oberboss Harris muss auch noch mitgeschliffen werden. So geht es actionreich von der Spitze des Vulkans hinab bis an den rettenden Strand und die unterschiedlichsten Herausforderungen liegen dazwischen. Die Vater-Tochter-Beziehung wird eindeutig zu inflationär eingesetzt, da hätte die Beziehung von Harris und seiner Frau dramaturgisch mehr gebracht. Aber der „Flieger“ für Jason Issacs kommt erstaunlich früh.

© Capelight Pictures

Techfans

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Man muss bedenken, dass mit Regisseur Simon West nicht gerade eine digitaler Jungspund auf dem Stuhl sitzt, aber SKYFIRE entstand mit weit über 50 Prozent aus dem Computer. Das Making-of im Abspann will uns anderes Glauben machen, aber es ist immer wieder animierter Hintergrund zu erkennen und auf Vulkanopfern im Hintergrund lodern die kühlen Flammen aus Nullen und Einsen. Im Prinzip stört so etwas im Genre schon lange nicht mehr, wenn es denn gut gemacht ist. Bei SKYFIRE halten sich die Qualitäten jedoch leider die Waage. Hat man zu Beginn sein Auge auf detaillierte Rauchexplosionen scharf gestellt, wird es bei der Monorail-Fahrt schon wieder zugepixelt. Dass neuste asiatische Filmproduktionen mit coolem technischem Equipment angeben, darf auch hier nicht fehlen. Das ist schon okay, seit Jahrzehnten wird unser aller Technik in China und Taiwan gefertigt. Neben den üblichen coolen Computersystemen gibt es eine Stealth-Drohne mit Düsenantrieb, ein dreidimensionales Hologramm und massenweise Bildschirmwände. Das Rad wird nicht neu erfunden, aber es reicht, um am Puls der Zeit zu bleiben.

© Capelight Pictures

Die Darsteller

Am meisten liebt jedoch die Kamera in SKYFIRE seine Schauspieler. Selbst dem schon immer glänzenden Jason Issacs wurde eine extra Schicht Gloss über die Visage gezogen. Es dauert auch bis zum Finale bis die Darsteller dreckig, verletzt und ihre Designerkleidung nicht mehr zu erkennen ist. Die Frisuren halten aber bis zum Schluss unermüdlich durch. Verschenkt wurde das beliebte fiktive Wissenschafts-Geschwafel. Selbst als es elektrische Entladungen aufgrund der Kohlenstoffe in der Luft gibt, wird es eher als Vater-Tochter-Gespräch unter „Pseudo-Polarlichtern“ genutzt als dem Zuschauer ein paar Fakten mit auf den Weg zu geben. Lava ist zum Beispiel zwischen 800 und 1.200 Grad heiß. Wenn man hier im dünnen Sommerkleidchen danebensteht, geht man einfach in Flammen auf. Über solch eine Ignoranz gegenüber physikalischen Gesetzen kann man sich in SKYFIRE aufregen oder man tut es mit einem Lachen ab, erfreut sich an den vielen kleinen Logiklöchern und schönen Menschen.

© Capelight Pictures

Fazit

Wer eine Schwäche für Vulkanausbrüche in Filmen hat und dem asiatischen Kino zugetan ist, dem empfehle ich hier lieber den südkoreanischen ASHFALL. Wer sich jedoch auch mal zurücklehnen und einen schnurgeraden, cleanen Actionfilm über sich hinwegspülen lassen möchte, kann bei SKYFIRE solide 90 Minuten seines Lebens verbringen ohne das diese langweilig werden. Spätestens beim Abspannsong „I Truly Believe“ mit passendem Video von Jay Chau, wird es dann doch etwas schnarchig, aber – Achtung chinesischer Gossip – der ist mit der Hauptdarstellerin verheiratet und muss auch irgendwie seine Rechnungen bezahlen.

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewSkyfire (2019)
OT: Tiānhuǒ
Poster
RegisseurSimon West
Releaseseit dem 19.02.2021 auf Blu-ray und DVD

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Trailer
BesetzungHannah Quinlivan (Li Meng Xiao)
Alice Rietveld (Sue Miller)
Wang Xueqi (Li Wentao)
Ji Lingchen (Teng Bo)
Dou Shawn (Xiao Zhengnan)
Shi Liang (Professor Jiang)
Yu Ryun (Xu Lei)
Jason Isaacs (Jack Harris)
Bee Rogers (die junge Meng)
DrehbuchWei Bu
Sidney King
FilmmusikPinar Toprak
KameraAlan Caudillo
SchnittPaul Martin Smith
Filmlänge97 Minuten
FSKAb 12 Jahren

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