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Shutter (2004) vs. Shutter (2008)

Shutter – Sie sind unter uns (2004)

Im Zuge meiner #FLUXChallenge kommen wir nun zur dritten und letzten Besprechung eines asiatischen Beitrages, genauer gesagt, einer thailändischen Produktion. Für die beiden Regisseure und Autoren Banjong Pisanthanakun und Parkpoom Wongpoom bildet SHUTTER ihre erste Regiearbeit in Spielfilmlänge. Im Anschluss blieben sie dem Genre treu und arbeiteten an einigen weiteren Produktionen mit, die allerdings nicht bei uns erschienen sind. In SHUTTER spielen die beiden mit der Prämisse, dass unser Auge nur einen ganz kleinen Teil des existenten Lichtes sehen und für uns erfassbar machen. Sowie mit der uralten Legende, dass Geister sich gerne mal auf Fotos zeigen. Bei allen Spuk- und Geistergeschichten, die weltweit immer wieder auftauchen, ist seit jeher die unbekannte, schemenhafte Erscheinung auf dem Foto ein gern gesehener Stammgast. Dass die neuen Kinogeister besonders technikaffin sind und ihre jeweiligen Medien für sich nutzen, kennen wir bereits aus diversen japanischen Filmen. In SHUTTER ist vor allem der analoge Fotoapparat das bevorzugte Instrument.

© Ascot Elite

Handlung

Auf dem Heimweg nach einer Hochzeitsfeier überfährt Jane (Natthaweeranuch Thongmee) zusammen mit ihrem Freund Tun (Ananda Everingham) versehentlich eine junge Frau (Achita Sikamana). In Panik befiehlt Tun seiner Freundin schnellstens zu verschwinden und das Unfallopfer zu vergessen. Die nächsten Tage gestalten sich wie ein Alptraum: Jane ist geplagt von Schuldgefühlen und zieht sich zurück, während Tun schnell wieder in seinen gewohnten Alltag findet. Doch plötzlich sind Tuns Bilder, er arbeitet als Fotograf, durch seltsame Lichtreflexe verunstaltet. Jane und Tun suchen nach den Ursachen, schlussendlich kehren sie sogar an den Unfallort zurück. Doch weder hier noch bei der Polizei oder in den Krankenhäusern wurde am fraglichen Tag ein Unfall gemeldet oder eine verletzte Frau eingeliefert. Beide ahnen noch nicht das ein schreckliches Geheimnis aus Tuns Vergangenheit auf Rache aus ist.

© Ascot Elite

Die unheimliche Frau mit dem langen schwarzen Haar

Sehr präzise wird den Protagonisten in SHUTTER die Schlinge gleich zu Beginn um den Hals gelegt, die sich mit jedem Schritt mehr und mehr zuzieht. Nur die wenigsten bemerken die tödliche Falle, in der sie stecken. Im Grunde haben wir nur eine gewöhnliche Rachestory, doch diese wird in einem schönen neuen Gewand verpackt und mit einem mehr als überraschenden Twist am Ende garniert. Wie schon erwähnt bietet SHUTTER zahlreiche Genreanleihen, vor allem aus dem japanischen Horrorfilm, doch auch das internationale Geisterkino findet sich hier gelegentlich wieder. Die spannend erzählte Story wartet mit einigen überraschenden Einfällen auf und überzeugt vor allem durch das geschickt konstruierte Drehbuch.

© Ascot Elite

Der böse Geist der Natre (Achita Sikamana) erinnert in vielen Szenen an Sadako aus RING – DAS ORIGINAL (RINGU, 1998) oder gar an die Erscheinungen aus DARK WATER – BESUCH AUS DEM JENSEITS (HONOGUARI MIZU NO SOKO KARA, 2002) mit ihren langen schwarzen Haaren und ihrer tödlichen Präsenz auf allen Medien. Doch hat sie in der thailändischen Produktion genügend eigene, ganz spezielle Momente, die sie von ihren japanischen Vorbildern löst und mehr als nur eine billige Kopie aus ihr macht. Man könnte auch sagen ICH WEISS, WAS DU LETZTEN SOMMER GETAN HAST (I KNOW WHAT YOU DID LAST SUMMER, 1997) trifft auf RING. Das Motiv der Fahrerflucht und das „Nicht-Helfen-Wollen“ der verletzten Frau kann man als Kritik an der heutigen ichbezogenen Gesellschaft deuten.

© Ascot Elite

Der Score von Chatchai Pongprapaphan ist überraschenderweise sehr westlich orientiert, aber nicht unpassend. Die Kombination der unheimlichen Klänge mit der wunderbaren Kameraarbeit von Niramon Ross erzeugt eine bedrückende, Paranoia verursachende Darstellung des Schmelztiegels Bangkok, das hier wirkt wie eine übergroße Kopie des Geisterhauses aus Amityville. Darin erscheinen die einzelnen Charaktere in ihrer sterilen Umgebung kalt und isoliert, was die unheimliche Atmosphäre in SHUTTER nur noch verstärkt. Die Bilder von Ross fügen sich gekonnt in das furchteinflößende Bild, dass die beiden jungen Regisseure von der thailändischen Großstadt und seinen Menschen entwerfen. Eine kraftvolle Intensität des Schreckens geht von ihnen aus. Vor allem in dem Moment, wenn Tun feststellt das der böse Geist ihm im wahrsten Sinne des Wortes im Nacken sitzt.

© Ascot Elite

Die weitestgehend unbekannten Darsteller überzeugen durch eine angenehm ruhige und stimmige Performance, die ohne das typisch asiatische Overacting auskommt. Die Entwicklung der Story, wie auch der Charaktere, geht hier sehr bedächtig vonstatten, verfällt aber niemals in Langeweile. Wie ein Chirurg, der mit präzisen Schnitten seinem Patienten hilft, so führen die Regisseure Banjong Pisanthanakun und Parkpoom Wongpoom ihre Protagonisten durch das Labyrinth ihrer unheimlichen Geschichte bis hin zur schrecklichen Auflösung.

Im Jahre 2007 entstand mit dem tamilischen Film SIVI das erste durchschnittliche Remake von SHUTTER. Noch einmal drei Jahre weiter, 2010, startete in Indien mit CLICK ein weiteres, deutlich schwächeres Remake.

Titel, Cast und CrewSHUTTER – SIE SIND UNTER UNS (2004)
OT: SHUTTER
Poster
RegisseurBanjong Pisanthanakun
Parkpoom Wongpoom
Releaseseit dem 02.12.2014 auf Blu-ray und DVD

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Trailer
BesetzungAnanda Everingham (Tun)
Natthaweeranuch Thongmee (Jane)
Achita Sikamana (Natre)
Unnop Chanpaibool (Tonn)
Titikarn Tongrasearth (Jim)
Sivagorn Muttamara (Meng)
DrehbuchBanjong Pisanthanakun
Parkpoom Wongpoom
Sophon Sakdaphisit
KameraNiramon Ross
FilmmusikChatchai Pongprapaphan
SchnittManop Boonvipat
Lee Chatametikool
Filmlänge101 Minuten
FSKab 16 Jahren

Shutter – Sie sehen dich (2008)

Ein thailändischer Film wird nach Japan verlegt und von einer US-Firma mit amerikanischen Darstellern produziert. Na, wenn das nichts ist? Um es gleich vorwegzunehmen: Es ist wirklich nichts. Selten habe ich einen so langweiligen und bedeutungslosen Film gesehen wie dieses Remake. Die Story ist dermaßen künstlich konstruiert, unglaubwürdig, glattgebügelt und auf Hochglanz getrimmt, es ist kaum in Worte zu fassen. Die Charaktere sind die typischen Hollywood-Abziehbilder: erfolgreich, superreich, überall beliebt und absolut weltfremd.

© 20th Century Fox

Handlung

Der erfolgreiche New Yorker Fotograf Ben (Joshua Jackson) verbringt mit seiner Frau Jane (Rachel Taylor) die Flitterwochen im exotischen Japan, da Ben dort im Anschluss ein wichtiges Foto-Shooting hat. Eines Nachts, auf dem Rückweg aus den Bergen, überfährt Jane eine junge Frau (Megumi Okina) die plötzlich mitten auf der Straße steht. Doch der Körper der Frau ist nicht auffindbar, auch nicht von der Polizei. Der Unfall beschäftigt Jane weiter, während Ben ohne Probleme wieder in seinen stressigen Alltag findet. Als Jane Tage später die Abzüge ihrer Fotos aus den Flitterwochen abholt, bemerkt sie seltsame Lichtreflexe wie auch eine geisterhafte Erscheinung darauf, die der angefahrenen Frau vom Unfall sehr ähnlich sieht. Jane stellt Nachforschungen an und findet eine Spur, die immer tiefer in die Vergangenheit führt.

© 20th Century Fox

Besser als Schlaftabletten

Schon nach ca. 20 Minuten ist klar, dass Ben ein Verhältnis mit der Toten gehabt hat. Im Original wurde diese Information so lange wie möglich verschwiegen, was überdeutlich den mysteriösen und unheimlichen Ansatz der Geschichte verstärkte. Hier verkommt es zu einer von vielen unnützen Informationen, die den Film einfach nicht weiterbringen. Der gleiche uninspirierte Ansatz trifft auch auf die Kamera und den Score zu. Hier entsteht weder eine spannende Atmosphäre, noch gruselt es den Rezipienten zu irgendeinem anderen Moment. Gut möglich, dass er schon längst eingeschlafen ist, aufgrund der monotonen Darbietung. Was sich der japanische Regisseur Masayuki Ochiai bei den oberflächlichen Schocks gedacht hat, ist mir rätselhaft. Auch und gerade, weil seine Landsleute seit RING immer wieder gezeigt haben, wie ein moderner Geisterfilm sein sollte: Die geschickte Verknüpfung uralter japanische Legenden und Traditionen oder dem Schrecken der Atombombe mit dem neuen, hochtechnisierte Japan zu Geistern und Dämonen.

© 20th Century Fox

Das Ochiai in der Lage ist einen guten Horrorfilm zu drehen, durfte er schon mehrfach unter Beweis stellen. Vermutlich hat Masayuki Ochiai jedoch dasselbe Schicksal erlitten hat wie einige seiner Kollegen, die ebenfalls in Amerika ihr Glück suchten. Eingeengt in ihrer Kreativität durch Produzenten und ihre wirtschaftlichen Vorgaben, verkümmert die außergewöhnliche Vorlage zu einem langweiligen 08/15 Produkt. Was in Ochiais Remake umso mehr ins Auge sticht, ist das Misstrauen zwischen der westlichen und der östlichen Kultur, das sich in vielen Momenten in den Vordergrund drängt und sehr einnehmend im weiteren Verlauf seinen Platz in der Story einfordert.

SHUTTER war für Masayuki Ochiai der einzige Ausflug nach Hollywood, danach ging er zurück in seine Heimat, wo er sowohl für das Kino als auch für das Fernsehen erfolgreich arbeitete. Unter anderem steuerte er in der Folgezeit noch zwei Filme zum JU-ON-Franchise bei, die allerdings noch nicht ihren Weg in die westliche Welt fanden: JU-ON: OWARI NO HAJIMARI (2014) und JU-ON: ZA FAINARU (2015). Bekannter dürfte dagegen sein Film KANSEN (2004) sein, der bei uns unter dem Titel INFECTION veröffentlicht wurde.

© 20th Century Fox

Schauspielerin Megumi Okina konnten wir schon im Original JU-ON: THE GRUDGE (2002) bewundern. Auch für sie stellt SHUTTER die einzige Produktion außerhalb Japans dar, an der sie teilgenommen hat. Ansonsten ist sie überwiegend in TV-Serien zu finden. Joshua Jackson hatte schon vor SHUTTER Kontakt mit dem Horror-Genre: Unter anderem durfte er in der Wes-Craven-Gurke VERFLUCHT (CURSED, 2005) mitwirken, sowie in DÜSTERE LEGENDEN (URBAN LEGEND, 1998) und SCREAM 2 (1997). Seine Kollegin Rachel Taylor hatte ebenfalls intensiveren Kontakt mit dem fantastischen Film: GHOST MACHINE (2009), TRANSFORMERS (2007) oder SEE NO EVIL (2006) schmücken ihre Filmografie, daneben spielt sie in einigen bekannten TV-Serien mit.

Fazit

Das Remake ist ein typisch amerikanisches, massenkompatibles Produkt mit einer glattgebügelten, leicht verdaulichen Story. Langweilige Darsteller, denen es zu keiner Zeit gelingt, die bedrohlichen Momente des Originals auch nur in Ansätzen zu wiederholen. Somit bleibt nur festzustellen, Finger weg vom unsäglichen Remake und lieber gleich das Original.

Noch ein abschließender Hinweis: Wer nach Sichtung des Films plötzlich über starke Nackenschmerzen klagt, dem würde ich Raten schnellstens ein Selfie zu machen. Nur zur Sicherheit versteht sich.

© Stefan F.

Titel, Cast und CrewSHUTTER – SIE SEHEN DICH (2008)
OT: SHUTTER
Poster
RegisseurMasayuki Ochiai
Releaseseit dem 31.10.2008 auf DVD

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Trailer
BesetzungJoshua Jackson (Ben)
Rachael Taylor (Jane)
Megumi Okina (Megumi)
David Denman (Bruno)
John Hensley (Adam)
Maya Hazen (Seiko)
DrehbuchLuke Dawson
KameraKatsumi Yanagijima
FilmmusikNathan Barr
SchnittTimothy Alverson
Michael N. Knue
Filmlänge90 Minuten
FSKab 16 Jahren

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