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Seven Days War (2019) – Filmkritik

„Rebellion auf Japanisch“

Mit dem Erwachsenwerden hat man es nicht leicht. Die Schule nervt, die Eltern verstehen einen nicht und für die erste Liebe des Lebens ist man unsichtbar. Schüchtern grübelt man in den Unterrichtsstunden vor sich hin. Ein Lebensabschnitt, der in der Welt des Anime schon häufig portraitiert wurde. SEVEN DAYS WAR ist zu Beginn nicht anders, schickt aber dann eine Gruppe von Mitschülern auf ein Abenteuer, in dem sie etwas über sich selbst lernen und wie falsch es sich anfühlt nach den Regeln der Eltern zu leben. Insgesamt bewegt sich der Animationsfilm genau auf den Bahnen, die man erwartet, jedoch traut er sich an ein paar Gegenwartsthemen.

© 2019 Osamu Souda, KADOKAWA/Seven Days War Partners

Handlung

Mamoru führt ein recht einsames Schülerleben. Sein Interesse für Kriegsgeschichte versteckt er vor den anderen. Doch eines Tages soll Aya, seine Freundin seit Kindheitstagen und Nachbarin, umziehen. Schnell muss er sich etwas überlegen, denn eigentlich wollte er ihr zu ihrem 17. Geburtstag seine Liebe gestehen. Aya passt es auch nicht, dass sie in wenigen Tagen der Karriere ihres cholerischen Abgeordneten-Vaters folgen muss. Mamoru und Aya beschließen wegzulaufen und den Geburtstag in der Abgeschiedenheit eines stillgelegten Kohlebergwerks zu verbringen. Der Plan geht nicht unbemerkt an Ayas Freunden vorbei und so stehen auf einmal sechs Schülerinnen und Schüler auf dem verlassenen Betriebsgelände. Doch sie sind nicht allein. Ein Kind von einer thailändischen Einwandererfamilie versteckt sich auch dort und schon ist die Gruppe nicht nur im Fokus von Ayas Vater, der sich um seinen Ruf sorgt, sondern auch in dem der Einwanderungsbehörde. Das Versteck muss mit allen Mitteln gegen die Erwachsenen verteidigt werden.

© 2019 Osamu Souda, KADOKAWA/Seven Days War Partners

Die Jugend

Im Fokus stehen die Kinder und deren Rebellion gegen die Erwachsenen. Im Teenageralter gelingt es, den eigenen Willen erst richtig durchzusetzen und die Eltern dienen als Generalprobe für die spätere Unabhängigkeit. In SEVEN DAYS WAR rebellieren sie vor allem gegen zwei Erwachsene: Den Vater von Aya als durchtriebener Abgeordneter und den Vater von Kaori, der als Bauunternehmer bald mit seinen Arbeitern antreten muss, um einen Zugang zur Kohlefabrik freizulegen. Es beginnt alles recht naiv und entwickelt sich zu einem politischen Statement, auch durch die steigende mediale, digitale Öffentlichkeit. Während in Deutschland zehntausende Schüler an den Freitagen auf die Straße gehen und die Politik zu einem aktiven Klimaschutz auffordern, ist in Japan das Aufbegehren der Kampf gegen die karrierehungrigen Eltern. Sie wollen vor allem beruflich das Beste für ihre Sprösslinge und das bedeutet in Japan: die Klappe halten und tun, was der Vorgesetzte sagt. Umso spannender ist die Konstellation der sechs Mitschüler, die nur zaghaft befreundet in das Abenteuer geht. Der Zusammenhalt entsteht erst in der Verteidigung des Einwandererkinds Mallet und der Suche nach den Eltern.

©2019 Osamu Souda, KADOKAWA/Seven Days War Partners

Man wünscht sich etwas mehr normalen Jugenddialog untereinander. Wenn gesprochen wird, geht es recht theatralisch zur Sache. SEVEN DAYS WAR will mit der Verteidigung der jugendlichen Burg vor allem unterhalten. Zum Finale gibt es noch einmal unerwartet dramatische Geständnisse und einen der schönsten Brüche gegen die japanischen Beziehungskonventionen. Immer wieder muss man einfach lachen, wenn sich die Erwachsenen mit ihren leeren Drohungen zum Trottel machen wie: Ein richtiger Erwachsener ist jemand, der sich strikt an die Regeln hält.

©2019 Osamu Souda, KADOKAWA/Seven Days War Partners

Dazwischen gibt es viele schöne Bilder, die die Liebe zum Aufwachsen im ländlichen Japan bekunden oder einfach nur den kindlichen Spaß durch eine leere Lagerhalle zu streifen, darstellen. Der Anime basiert auf dem gleichnamigen Jugendroman von Osamu Sôda. Für eine ausgewogenere Geschichte mit starken Charakteren wäre sicher ein Miniserie-Format besser gewesen, denn die 88 Minuten vergehen wie im Flug. Die Coming-Of-Age-Geschichte wird mit eingängigen J-Pop-Balladen von Sano Ibuki emotional kräftig unterstützt, erinnert aber den erfahrenen Animefan sicher zu sehr an die Band Radwimps (YOUR NAME, WEATHERING WITH YOU). Aber sei es drum, die Songs gehen gut ins Ohr und – da es eine Geschichte für die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer ist – bringt es ordentlich Schwung ins Gefühlskonzert.

Fazit

Genau der richtige Film für die Ferien oder um sein junges rebellisches Ich wieder aufzufrischen. Außerdem hat SEVEN DAYS WAR so einige Überraschungen zu bieten, die bei großen Mainstreamproduktionen wie das Abhaken eines Gesellschafts-Trend-Katalogs wirken, aber hier sehr menschlich sind. Nicht ganz in der Anime-Oberliga, aber auf dem richtigen Weg dorthin.

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewSeven Days War (2019)
OT: Bokura no nanoka-kan sensô
Poster
Releaseab dem 19.10.2021 auf Blu-ray und DVD

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RegisseurYuta Murano
Trailer
DrehbuchIchirô Ôkouchi
KameraToshiya Kimura
MusikJun Ichikawa
SchnittRie Matsuhara
Takeshi Seyama
Filmlänge88 Minuten
FSKab 12 Jahren

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