„Blut und Spiele“
Zugegebenermaßen: RUNNING MAN ist definitiv nicht Arnies bester Film, eher einer seiner Mitläufer, flott abgedreht zwischen PREDATOR (1987) und RED HEAT (1988). Ja, der Actionstar war schwer beschäftigt, stand kurz vor dem Höhepunkt seiner beeindruckenden Schauspielkarriere – und er war selbst bereits eine Ikone, ein Mediensymbol geworden. (Schwarzenegger, das kann man auch in seiner durchaus lesenswerten Autobiografie nachprüfen, war einer der ganz wenigen Filmstars, dessen Name ausnahmslos an allererster Stelle stand – vertraglich strikt geregelt und nicht nur auf den Plakaten ganz fett und groß, sondern oft noch vor den Produzenten im Vorspann des jeweiligen Films.)
So gesehen ist RUNNING MAN schon wieder ein ganz interessanter Film, sofern man sich für die aberwitzige, knallige Mediensatire begeistert. Als Actionfilm hübsch grell und laut, taugt der substanziell kaum innovative ROLLERBALL-Verschnitt dramaturgisch wenig, verläuft schematisch. Vorab also ein gut gemeinter Tipp: wenn Ihr Euch die Edition(en) von RUNNING MAN für zuhause besorgt, ladet Freunde ein, denn alleine (und nüchtern) macht er kaum Spaß. Ich selbst sah ihn im Mai diesen Jahres im Rahmen der Kino-Spezial-Reihe „Wir Kinder vom Bahnhofskino“ im Filmrauschpalast Moabit in Berlin, als er uncut und mit originaler deutscher Synchro (1987) von 35mm im kompakten und ausverkauften Saal zelebriert wurde. Mit Publikum macht der okaye Film wahrlich Laune, lässt einen dieses typische Arnie-Feeling der 1980er samt staubtrockenen Onelinern und nicht gerade blutarmer Bizeps-Power hautnah erleben. RUNNING MAN ist grell, bunt und irgendwie ziemlich bekloppt – großen Fan-Status besitzt er zweifellos. Und hier geht’s zu unserer direkten Live-Besprechung spätnachts nach der Kinovorführung von RUNNING MAN im Berliner Hostel.
Unabhängig von der konkreten Qualität von RUNNING MAN bzw. der divergierenden Sichtweise des Action-/Science-Fiction-Publikums auf Glasers Film, zeigt das Label capelight mit dieser neuen Heimkino-Veröffentlichung einmal mehr, was erste Qualität in Sachen Präsentation und Aufmachung bedeutet. Das Bild ist als 4K-Restauration wunderbar kräftig, dennoch originalgetreu (dezentes Filmkorn, keine über-kontrastierenden Farben); der Ton schallt in DTS HD Master 5.1 sowie in noch faszinierenderem 7.1 im englischen Original, zusätzlich wurden im Deutschen und Englischen die Original-Stereospuren restauriert – hier bei uns mit der Original-Kinosynchro von ’87, was den ultimativen Retrofeel bringt. Zwei Audiokommentare (einer mit Regisseur Paul Michael Glaser und Produzent Tim Zinnemann sowie einer mit dem ausführenden Produzenten Rob Cohen) sind ebenso anwählbar und sind dazu jeweils noch deutsch untertitelt. „The Sound of RUNNING MAN“ wird dann nicht etwa mit einer isolierten Tonspur nur mit Harold Faltermeyers Filmmusik abgerundet, sondern der Score liegt im Rahmen der 4-Disc-Mediabook-Edition stilecht auf separater Compact Disc bei.
Harold Faltermeyer bringt uns direkt zur Bonus-Blu-ray, also Disc 3 (Disc 1 und 2 beinhalten den Film jeweils auf Blu-ray und DVD). Hier wurde eigens ein neues Gespräch mit dem Komponisten in seinem Heimstudio aufgenommen. Sympathisch und informativ-tiefgehend erzählt Faltermeyer über seine ersten Jahre in Hollywood, wie er, ähnlich etwa wie Giorgio Moroder, einen ganz neuen Klangteppich unter populäre Kinoproduktionen legte. Ähnlich revolutionär, wenn auch nicht im tonalen, sondern anmutig-grafischen Sinne, erhellt uns das ebenso gelungene neue Interview mit Plakatmotiv-Zeichner Renato Casaro, der in kurzweiligen 25 Minuten akribisch sein Schaffen (vorrangig der 1980er Jahre) reflektiert. Hinzu kommen weitere Featurettes, u.a. über die Verbindung von RUNNING MAN mit Reality-TV-Shows, „Back to Bachmann“-Interview mit Drehbuchautor Steven E. de Souza, „Muscular Memories“-Interview mit Autorin Susan Jeffords über den Actionfilm-Boom der Achtzigerjahre. Zwei weitere Featurettes (visuelle Effekte; soziopolitischer Hintergrund/Bürgerrechte seit dem 11. September 2001) füllen die Bonus-Blu-ray bis zur letzten Rille. Und alle Bonus-Features mit Ausnahme natürlich der Audiokommentare sind auch vollständig auf der Extra-Disc erhalten, obwohl auf dem entnehmbaren Rückblatt zwei Specials gesondert vor der Untergliederung der Bonus-Blu-ray aufgeführt sind. Dies nur als Hinweis, um Verwirrung zu vermeiden – es ist alles vorhanden und wird hervorragend präsentiert.
Einem Mediabook wohnt stets ein Booklet bei. Dieses hier ist hervorragend in der Aufmachung, bietet einen ausführlichen und informativen Text mit fleißig recherchierten Hintergrundinfos von Nando Rohner (ca. 18 Seiten inkl. Bilder) sowie weitere 30 Seiten mit Konzeptzeichnungen und Storyboards auf unterschiedlichem Papier. Ein abwechslungsreiches und überdurchschnittlich dickes 48-Seiten-Büchlein darf hier entblättert werden. Also nochmal: Film auf zwei Medien, pralle Bonus-Blu-ray mit mehreren Stunden Extras sowie extra Soundtrack-CD und Buchteil. Das ist Mediabook-Format in Perfektion! Und das für verhältnismäßig günstige 29,99 UVP.
Das Mediabook ist für den Weihnachts-Wunschzettel eines jeden Sammlers wie gemacht und lässt mich gerade völlig vergessen, dass der Film eigentlich nicht wirklich großartig ist.
Weitere Editionen: Neben dem Mediabook erscheinen für jeweils 27,99 UVP je eine VHS-Retro-Edition sowie ein Steelbook (je 2 Blu-rays) mit alternativem Artwork.
Liebt Filme und die Bücher dazu / Liest, erzählt und schreibt gern / Schaltet oft sein Handy aus, nicht nur im Kino / Träumt vom neuen Wohnzimmer / Und davon, mal am Meer zu wohnen
Die zwei Featurettes werden auf der Rückseite des Covers meiner One-Disc-Blu-ray-Edition zwar angezeigt, doch auf der Disk fehlen sie leider.
Ansonsten guter Film. Aber ich kann auch nur sagen wie im Artikel hier, dass es bessere Film mit Schwarzenegger gibt. Die Mediensatire greift aber noch immer sehr gut.