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Revenge Szenenbild Matilda Lutz Kritik zum Film

Revenge (2017) – Filmkritik

„Rachefeldzug mit Sternchen“

Wenn ein Film als Rape-and-Revenge-Streifen gilt, sind die Rahmenbedingungen für die Handlung recht streng definiert:

Akt 1: Frau wird vergewaltigt oder/und gefoltert

Akt 2: Frau überlebt und kommt zu sich

Akt 3: Frau nimmt Rache und tötet ihre/n Peiniger.

Dieser Aufbau lässt wenig Spielraum für überraschende Wendungen, aber es gibt die Möglichkeit, dass die Frau den Showdown nicht überlebt oder einen gewissen Preis für ihre Rache zahlen muss. Vielleicht stirbt die Protagonistin gleich zu Beginn und jemand anderes wird in ihrem Namen Rache nehmen (DEATH WISH). REVENGE hält sich an die Regeln dieses Subgenre des sogenannten Exploitationfilms, hat es aber dennoch geschafft für Aufsehen zu sorgen, zum Positiven wie auch leider zum Negativen.

Revenge Szenenbild Matilda Lutz Kritik zum Film
Matilda Anna Ingrid Lutz als Jen // © Koch films

Inhalt „Revenge“

Eine edle Design-Villa mitten in der marokkanischen Wüste mit allem, was dazu gehört: Pop-Art Kunst an der Wand, edle Sofa-Landschaften und eine Glasfassade mit Blick auf den Infinity-Pool. Am schnellsten kommt man zu diesem Domizil der Einsamkeit mit dem Hubschrauber. Richard (Kevin Janssens) macht auch davon Gebrauch und bringt seine junge attraktive Liebschaft Jen (Matilda Lutz) gleich mit. Nach ein paar Tagen wird das versteckte Liebespaar von Richards Geschäftspartnern und Jagdkumpanen mit ihrem Besuch überrascht. Langsam bemerkt Jen, dass die Männer eher Jäger ohne Gewissen sind als reiche Gentlemen.

Mehr möchte ich auch nicht verraten und der Trailer geht auch wieder einmal viel zu weit auf die Filmhandlung ein. Es wäre ein Leichtes bei den stilvollen Bildern und der Szenerie einen surrealen Trailer zu schneiden wie es zum Beispiel bei MANDY (2017) perfekt gelang.

Revenge Szenenbild Matilda Lutz Kritik zum Film
Matilda Anna Ingrid Lutz als Jen // © Koch Films

Über dem Durchschnitt

Was den Film von den üblichen Vertretern seines Genres abhebt, sind zuallererst die wirklich überzeugenden Darsteller. Matilda Lutz als Jen ist nicht nur schön anzusehen, was der Kameramann vielleicht etwas übertreibt, da in den ersten 30 Minuten ihr Hintern genauso oft zu sehen ist wie ihr Gesicht, sondern sie weiß realistisch zu leiden und kann zum Ende des Films als starke Kämpferin definitiv überzeugen.

Gleiches gilt für die Männer, wobei besonders Kevin Janssens spielend leicht vom Verehrer zum Mörder und wieder zurück zum treuen Familienvater wechseln kann. Seine Kollegen sind etwas klischeebehaftet, sorgen aber durch ihr Verhalten für den einen oder anderen Witz und sorgen mit ihren unerwarteten Handlungen für Spannung. Das ist auch dem Drehbuch zu verdanken, denn die Figuren kommen in manchen Situationen auf erstaunlich gute Survival-Ideen, die für den Zuschauer nicht immer sofort durchschaubar sind. Das macht den Film in diesem Aspekt, trotz der harten Genreregeln, auf jeden Fall unterhaltsam und spannend.

Revenge Szenenbild Matilda Lutz Kritik zum Film
Richard (Kevin Janssens) und Jen (Matilda Anna Ingrid Lutz) // © Koch Films

Logik vs. Fantasie

Kommen wir zum größten Problem des Films, welches sein Publikum in zwei Meinungslager spalten wird: Jen rettet sich zu Beginn auf so absurde Weise aus ihrer Situation, dass man anfängt der Erzählung zu misstrauen und als Zuschauer permanent nach weiteren Logikfehlern sucht, die einem auch leider reichlich präsentiert werden. Um spoilerfrei zu bleiben, hier ein paar Beispiele: Tierjagd in der Wüste, Schrotflinte mit Zielfernrohr, Unmengen von Blut und ein seltsames Bierdosen-Branding. Wenn diese Dinge fantasiereich inszeniert wären, könnte man auch über physikalische und biologische Gesetzmäßigkeiten hinwegsehen. Aber REVENGE ist in der echten Welt verortet, selbst die erklärende Möglichkeit unter extrem starken Drogen zu stehen, lässt sie leider ungenutzt. Die Bilder sind visuell überzeugend, die Splattereffekte realistisch und physisch, also warum nicht noch einen Schritt weiter in die Illusion gehen? Dann kann man auch von Klippen fallen und überleben.

Mediabook-, Steelbook- und Blu-ray-Releases

Koch Films hat bei diesem Fantasy Filmfest-Liebling gleich auf drei Versionen gesetzt, damit jeder Filmsammler zufrieden ist. Die Blu-ray hat keine Fehler, der DTS 5.1 Sound ist fein abgemischt, die Bilder kommen kristallklar und farbgesättigt auf den Fernseher. Die deutsche Synchronisation weiß zu überzeugen. Die Extras mit Videos zum Dreh und den Spezialeffekten sind gut, aber mit nur 15 Minuten leider recht übersichtlich.

Revenge-Mediabook-Cover
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Das Mediabook mit schönem Cover hat ein 24-seitiges Booklet und die Filmmusik ist auf Audio-CD dabei. Der Soundtrack von Rob, der auch MANIAC musikalisch vertonte, hat einen schönen düsteren Synthwave-Sound und wird dem Mehrwert des Mediabooks gerecht. Wer sich zwischen Standard und Mediabook nicht entscheiden kann, sollte vorher einmal in den Soundtrack reinhören. Mondo hat für Vinyl-Liebhaber auch eine LP mit eigenem Coverdesign veröffentlicht, welche auf 1.000 Stück limitiert ist.
Dann gibt es noch von Koch Films die Blu-ray im Steelbook mit gezeichnetem Cover, welche jedoch ein bisschen unspannend daherkommt.

Fazit

An Genrefans ist der Hype von REVENGE nicht vorbei gegangen und die Diskussion, ob der Film gut oder schlecht sei, tobt derzeit noch durchs Netz. Filmfans, die mit Gewalt kein Problem und eine Schwäche für perfekte Bildästhetik haben, kann ich diesen Rache-Streifen für einen blutigen Fernsehabend empfehlen. Man sollte jedoch über ein paar Logikfehler hinwegsehen können. Ich bin gespannt auf den nächsten Film der talentierten Regisseurin Coralie Fargeat und hoffe, dass Matilda Lutz bald auf der Castingliste von Nicolas Winding Refn auftaucht.

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewRevenge (2017)

PosterRevenge Kinoposter Review Fluxkompensator
Releaseab dem 23.08.2018 auf Blu-ray/Steelbook/Mediabook
Bei Amazon bestellen:


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RegisseurCoralie Fargeat
Trailer
BesetzungMatilda Anna Ingrid Lutz (Jen)
Kevin Janssens (Richard)
Vincent Colombe (Stan)
Guillaume Bouchède (Dimitri)
Jean-Louis Tribes (Roberto)
DrehbuchCoralie Fargeat
KameraRobrecht Heyvaert
MusikRobin Coudert
SchnittJerome Eltabet
Coralie Fargeat
Bruno Safar
Filmlänge108 Minuten
FSKab 18 Jahren

Ein Gedanke zu „Revenge (2017) – Filmkritik“

  1. Gestern auch gesehen und kann Dir im großen und ganzen nur zustimmen. Ganz in Ordnung, aber es fehlt an einer ordentlichen Grundspannung wie auch zwischenzeitlicher Zerstreuung, um die langen 105 Minuten interessant zu füllen. Aber die Szene rund um „Scherbe im Fuß“ war toll und offenbarte, wie gut der Film hätte werden können, die hatte Action, Thrill und grimmigen Humor. Schade.

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