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Rettet den Zoo (2020) – Filmkritik

Was macht einen guten Zoo aus? Exotische Arten, schöne natürliche Gehege, nah bei den Tieren zu sein oder einfach ein guter Souvenirshop? RETTET DEN ZOO schleicht diesen Fragen nach und verpackt es in eine familienfreundliche Komödie, in der es darum geht – wer hätte es beim Titel ahnen können – einen bankrotten Zoo zu retten. Und das machen die Angestellten mit der wohl besten Tierschutzvariante: Sie stecken sich selbst in Tierkostüme. Hierzulande würde vielleicht der Arbeitnehmerschutz auf die Barrikaden gehen, aber damit nehmen es die Südkoreaner nicht so ernst. Dort ist Beruf gleich Status und somit das Wichtigste im Leben oder etwa nicht?

© Capelight Pictures

Handlung

Ein angesehener Anwalt in der Spitzen-Anwaltskanzlei JH zu werden, ist das oberste Ziel von Kang Tae-soo (Ahn Jae-hong). Über den Status des Boten für reiche Angeklagte in Untersuchungshaft ist er jedoch noch nicht hinausgekommen. Auch seine Augen kleben in Anwesenheit dienstälterer Kollegen auf seinen Fußspitzen. Bei einem heldenhaften Einsatz für seinen Chef gegen ein paar Demonstranten vor dem Firmensitz, rückt Tae-soo in die Aufmerksamkeit seines Bosses. Für einen großen Klienten aus England soll er für die Kanzlei einen Zoo leiten. Die Investoren haben das insolvente Unternehmen für einen Cent gekauft und Tae-soo soll in drei Monaten den Laden auf Vordermann bringen, damit er möglichst schnell wieder weiterverkauft werden kann. Einen Millionen-Investor gibt es auch schon.

© Capelight Pictures

Das Problem ist, dass alle Gläubiger die Zootiere bereits verkauft haben. Neben einem psychisch gestörten Eisbären und ein paar kleinen Zoobewohnern wie Erdmännchen, Papageien und Waschbären sind die Käfige leer. Tae-soo kommt eine Idee: Warum können die vier verbliebenen Angestellten nicht selbst zur Hauptattraktion werden? Der Zoodirektor Seo (Park Yeong-gyu) wird zum Eisbären, Tierärztin Han So-won (Kang So-ra) zum Löwen und die Tierpfleger Kim Hae-kyung (Jeon Yeo-bin) und Kim Gun-wook (Kim Seong-oh) zum Faultier und Gorilla. Ob das gut geht oder vielmehr ob die Gäste diese Scharade bemerken?

© Capelight Pictures

Anders als erwartet

Wenn man dem Trailer glauben darf, feuert RETTET DEN ZOO einen Witz nach dem anderen ab. Ein Gorilla verwüstet zum Beispiel einen Mini-Supermarkt und klaut gleich noch den Überwachungs-PC, damit dem Angestellten keiner glaubt. Regisseur Son Jae-gon lässt es mit seinen Drehbuchautoren jedoch langsam angehen und nimmt sich ausreichend Zeit für die Charaktere. Dass kann bei Zuschauern mit einem One-Joke-Per-Minute-Anspruch nach hinten losgehen. Aber Südkorea ist immer noch eine fremde Welt mit seltsamen Umgangsformen und aufopferungsvoller Arbeitseinstellung. So bekommt man in den ersten ereignislosen Minuten zumindest kulturelle Eigenarten zu sehen, wenn der Protagonist immer noch keinen Fuß auf das Zoogelände gesetzt hat.

© Capelight Pictures

Sobald es dann endlich zum verlassenen Zoo geht, stellt man leider gleich fest, dass der letzte große Bewohner ein digital animierter Eisbär ist, aber das passt zum tierschutzfreundlichen Plot. Die Insassen, ähm Angestellte, sind nicht überzeichnet verrückt, sondern menschlich. Jeder hat so seine Eigenarten, die aber nie dazu da sind, den nächsten Witz zu zünden. Zum Kennenlernen geht es in den nächsten Schnellimbiss, ein paar Schnäpse trinken – bestimmt auch eine der vielen südkoreanischen Angestelltenbräuche –  was die Runde umso sympathischer macht. Bis die Zuschauer kostümierte Angestellte im Zoo bewundern dürfen, vergehen einige Kapitel und die Handlung könnte ein bisschen schneller voranschreiten. Richtig langatmig wird es aber nicht, weil immer wieder unerwartete Lacher um die Ecke schleichen. Vor allem die Szenen mit dem Kostümbauer und der Alltag der verkleideten Mitarbeiter versprühen einen angenehmen Humor. Wo amerikanische Produktionen schon Witze mit tierischen Paarungsritualen oder fliegenden Exkrementen gerissen hätten, erfreut man sich in RETTET DEN ZOO an einem Gorilla, der im Caddy durch den Park fährt.

© Capelight Pictures

In einer Hinsicht ist die Komödie aber erschreckend zu artig: Die Zoobesucher stehen gelangweilt vor dem Eisbärengehege, versuchen ihn schließlich brüllend zu animieren, als ob sie im Zirkus wären. Es fliegen die ersten Cola-Flaschen. Die Coca-Cola-Werbung mit dem Eisbären, der eine Schwäche für koffeinhaltige Zuckerlimonade hat, scheint es auch in Südkorea zu geben. Die Besucher werden jedoch nur freundlich gebeten, das Werfen von Getränken zu unterlassen, wo hierzulande die Flaschenwerfer schon Hausverbot bekommen hätten.

© Capelight Pictures

Fazit

Der Film macht Spaß und versucht das Konzept Zoo in der Tat ein bisschen in Frage zu stellen, wenn man einen Blick dafür hat. Knapp zwei Stunden sind allerdings nicht nur für dieses Drehbuch, sondern auch für das Genre zu lang. Wer aber in westlichen Produktionen die Fäkalienwitze schon eine Meile gegen den Wind riecht, wird sich in RETTET DEN ZOO gut aufgehoben fühlen, wo die Handlung nicht von Witzen vorangetrieben wird, sondern – Überraschung – von den Charakteren. Familientaugliches Entertainment für alle.

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewRettet den Zoo (2020)
OT: Haechiji Ana 해치지않아 | international: Secret Zoo
Poster
RegisseurSon Jae-gon
ReleaseKinostart: 04.06.2020
ab dem 09.10.2020 auf Blu-ray und DVD

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Trailer
BesetzungKang Tae-soo (Ahn Jae-hong)
Han So-won (Kang So-ra)
Zoodirektor Seo (Park Young-kyu)
Kim Gun-wook (Kim Sung-oh)
Kim Hae-kyung (Jeon Yeo-been)
DrehbuchSon Jae-gon,
Kim Dae-woo
Buchvorlagebasiert auf dem gleichnamigen Webtoon (südkoreanischer Webcomic) „Haechiji Ana“ von Hun
KameraLee Seung-hoo
FilmmusikLee Jin-hui
SchnittLee Gang-hui
Filmlänge117 Minuten
FSKab 6 Jahren

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