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Renegades Mission of Honor Filmkritik

Renegades – Mission of Honor (2017) | Filmkritik

„Zwei Kriege, ein Goldschatz und Helden mit Herz“

 Zum Ende des Zweiten Weltkriegs verlässt eine deutsche Einheit Paris. Doch wenn man schon die Stadt nicht behalten kann, die man mal eingenommen hatte, nimmt man wenigstens ein paar Sachen mit. In diesem Fall Kunst und einen LKW voll mit Goldbarren. Begleitet von weiteren Lastwagen zieht der Trupp Richtung Osten bis in den Balkan, genauer gesagt nach Bosnien Herzegowina in ein Dorf in der Nähe von Sarajewo. Warum gerade dorthin ist ebenso wenig klar, wie das brutale Vorgehen gegen die Dorfbevölkerung.  Ach ja, die Nazis waren einfach immer komplett grundlos böse.
Das eigentliche Ziel scheint aber zu sein, ein möglichst geheimes Versteck für den Kunst- und Goldraub zu finden. Dies wird dann eine Kirche, hinter deren Wänden man den Schatz einmauert. Während dies geschieht sehen wir eine Mutter, die ihrem Sohn vor den bösen Soldaten zur Flucht verhilft. Danach beobachten wir eine nächtliche Partisane-Terroraktion, in der das Dorf gesprengt werden soll.

Matt Barnes (Sullivan Stapleton) // © Universum Film

Zeitsprung

Sarajewo 1995. Wir befinden uns mitten in der umkämpften Stadt während der Balkan-Kriege. Wer hier gegen wen kämpft, sieht man weder, noch erfährt man es wirklich. Ein paar qualmende Hochhäuser in einem Panoramshot auf die Stadt müssen dafür reichen. Nach und nach begleiten wir eine kleine Navy SEALS Einheit, erst Duffy (Diarmaid Murtagh) und Baker (Charlie Bewley), später noch ihren Anführer Barnes (Sullivan Stapleton), Porter (Dimitri Leonidas) und Moran (Joshua Henry) bei einem Geheimauftrag mitten im „Kriegsgeschehen“. Sie entführen einen wohl sehr bösen General. Dabei werden sie entdeckt und müssen, natürlich sehr actionlastig, in einem Panzer fliehen. Das gelingt auch recht originell. Nun haben sie einen persönlichen Feind. Einen durchweg sehr böse schauenden Oberst der serbischen Besatzer (Clemens Schick), dem unsere SEALS-Helden durch ein kühnes Panzermanöver entwischen können.

RENEGADES (2017)
Levin (J. K. Simmons) // © Universum Film

Zwar haben sie ihren Auftrag erfüllt, dabei aber eben auch unnötig Aufmerksamkeit und leichte Schäden an eh schon kriegsgebeutelten Häusern verursacht. Das muss natürlich sanktioniert werden. Der eigentlich herzensgute Admiral Levin (Oscarpreisträger J.K. Simmons) staucht seine fünf Jungs dafür erst einmal ordentlich zusammen und schickt sie dann mit einigen Flaschen Whiskey in eine Art Suspendierungsurlaub. Warum sie sich dann in der nächsten Szene in einer recht hübschen Bar betrinken, wo sie doch gerade kostenlosen Trinkstoff für ein privates Besäufnis bekommen haben, bleibt ebenso unklar wie die Tatsache, dass es diese recht gemütliche Bar in einer sich im Kriegszustand befindlichen Stadt überhaupt geben soll. Dass die Kellnerin eher nach einer gut gelaunten französischen Kunststudentin aussieht, als nach einer jungen Frau, die tagtäglich um ihr Leben fürchten muss, ist ein weiteres Geheimnis von RENEGADES.

© Universum Film

Natürlich hat sie was mit einem der Soldaten, gespielt von Charlie Bewley, der auch schon in NEW MOON recht schnuckelig unterwegs sein durfte. Und da die anderen alles richtig liebe Kerle sind, freuen sie sich natürlich auch für ihn. Im Laufe der Handlung erfahren wir, dass die Kellnerin die Enkelin des kleinen Jungen aus dem Dorf im Zweiten Weltkrieg vom Anfang des Films ist. Dieser hat ihr von dem Goldschatz erzählt, sowie davon, dass die Nazis alle Dorfbewohner erschossen und die Partisanen dann das Dorf gesprengt haben. Das sehen wir in einer Rückblende. Nun will sie das Gold zum Wiederaufbau ihrer Heimat nutzen und die lieben Soldaten helfen ihr natürlich dabei. Nun wird das vom Potential durchaus vorhandene Kriegsdrama zu einem eher beschwingten Heist Movie bei RENEGADES. Die hilfsbereiten Soldaten gehen zusammen mit der französischen Kunststudentin, Entschuldigung, mit der bosnischen Kellnerin, die auch eine perfekte Tauchausrüstung zu Hause in ihrer nett eingerichteten Wohnung hat, auf eine Tauchexpedition in das durch die damalige Sprengung versunkene Dorf. Unterstützt von zwei komischen Kameraden, einer davon ist immerhin Ewan Bremner, der liebenswerte Looser Spud aus den beiden TRAINSPOTTING-Filmen. Mit ihm schmieden die SEALS einen Plan das Gold zu bergen. Hier wird es tatsächlich mal ein bisschen spannend.

RENEGADES (2017)
© Universum Film

Zumindest visuell hat der Unterwasserraub tatsächlich einige sehr schön gefilmte Momente. Auch die Landschaftsaufnahmen rund um den See sind sehr stimmungsvoll eingefangen und kommen ohne merkliche und sonst so gern benutzte Digitalretuschen aus. Zwar hat die Optik mehr von diesen ZDF-Sonntagabend-Romanzen, die entweder in Schottland, oder Norwegen spielen, als von einem dreckigen Soldaten-Movie, aber das passt zum durchweg freundlichen Umgangston der Protagonisten untereinander. Da stört schon fast, dass es hin und wieder Szenen gibt, in denen der böse dreinblickende serbische Hauptmann unseren Soldaten auf der Spur ist. Noch störender ist dabei, dass es bei seiner Suche auch zu Toten kommt. Das macht Dominic Schicks Figur nur noch böser und lässt ein wenig erahnen, welches Potential für einen rauen Action Thriller mit politischem Hintergrund die RENEGADES wie selbstverständlich liegen lässt.

© Universum Film

Das fast schon liebenswert schwache Drehbuch verschenkt so ziemlich alles was aus dem einfachen Plot einen durchaus anspruchsvollen Actionfilm hätte machen können: die Dualität der Ereignisse 1945 und 50 Jahre später: In beiden Kriegen tyrannisieren Besatzer das bosnische Volk, welches final Genugtuung durch das geborgene Gold erfahren soll. Oder die Läuterung harter Soldaten zu edel handelnden Helden. Ebenso, dass ein Raub inmitten einer Kriegsregion stattfindet, mit der ständigen Gefahr ins Kreuzfeuer der Kriegsgegner, sowie der direkten Verfolger zu geraten, hätte die Spannungsschraube noch einmal erheblich anziehen können. Auch die Geschichte des Großvaters hätte durchaus Stoff für eine interessante Nebenhandlung hergegeben.

© Universum Film

Ein paar sichtbare und nicht nur in dünnen Dialogen angedeutete Kanten hätten den Protagonisten ebenfalls gutgetan. So hat man die ganze Zeit das Gefühl als schaue man ein von Disney produziertes McGyver-Remake. Alles ist gänzlich symphatisch.  Das lässt einen dann auch die ganze Zeit fragen: Für wen wurde RENEGADES eigentlich gemacht und warum? Für Fans von Sullivan Stapleton denen seine deutlich härtere Serie STRIKE BACK, in der er ebenfalls einen Sondereinsatz-Soldaten spielt, zu brutal ist? Ich bin hier etwas ratlos. Welche Filme hat Drehbuch Co-Autor und Produzent dieses Films Luc Besson nochmal als Regisseur gemacht? Ach ja: stilistische Kultfilme wie SUBWAY, IM RAUSCH DER TIEFE, NIKITA, LEON – DER PROFI, oder DAS FÜNFTE ELEMENT. Dabei wurde er stets begleitet von cooler und teilweise recht innovativer Musik seines Haus- und Hofkomponisten Eric Serra. Der ist auch hier wieder für den Score verantwortlich. Das liest sich erstmal vielversprechend. Es hört sich aber schon nach den ersten Takten an als habe einer von unzähligen Hans Zimmers Klonen dessen virtuellen Papierkorb nach Samples aus der fünften Reihe durchforstet und ein Best Of zimmerscher Ausschussware in Cubase zusammengetippt. Das ist sehr schade. In einer kurzen Szene zeigt der Film nämlich, dass es auch ohne Musik geht Spannung und Interesse zu erzeugen. Bei all den guten Figuren könnte man auch meinen den ersten Weihnachtsfilm des Jahres für die ganze Familie zu sehen.

RENEGADES (2017)
© Universum Film

Die Blu-ray von Renegades

© Universum Film

Diese zeigen u. a. in einem Making Of wie viel Spaß alle beim Drehen hatten – besonders bei den Unterwasserszenen. Dafür hatten sie alle ein anspruchsvolles Kampf- und Tauchtraining von einem professionellen Ausbilder. Das ist schon was Besonderes. Hier schließt sich der Kreis: Wir freuen uns mit den Machern, dass sie eine so schöne Zeit hatten und uns an ihren schönen Erlebnissen teilhaben lassen.

Fazit

Zu guter Letzt muss man RENEGADES sogar fast ein bisschen liebhaben. Selten war ein Film, der so offensichtliche Schwächen hat, am Ende doch irgendwie wirklich unterhaltsam.

Titel, Cast und CrewRenegades - Mission of Honor (2017)
OT: Renegades
Poster
Releaseab dem 07.12.2018 auf Blu-ray erhältlich
Bei Amazon kaufen:
RegisseurSteven Quale
Trailer
DarstellerJ.K. Simmons (Levin)
Sullivan Stapleton (Matt Barnes)
Charlie Bewley (Stanton Baker)
Sylvia Hoeks (Lara Simic)
Joshua Henry (Ben Moran)
Diarmaid Murtagh (Kurt Duffy)
Dimitri Leonidas (Jack Porter)
Clemens Schick (Petrovic)
Ewen Bremner (Jim Rainey)
DrehbuchRichard Wenk
Luc Besson
MusikÉric Serra
KameraBrian Pearson
SchnittFlorent Vassault
Filmlänge106 Minuten
FSKab 12 Jahren

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