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Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers (2023) – Filmkritik

„Start in die Belanglosigkeit“

Das Gute an Zack-Snyder-Filmen ist, dass man in den ersten wenigen Minuten weiß, ob das Erlebnis gut oder schlecht wird. Wie die Farbe eines Stimmungsring, stehen nach wenigen Minuten von REBEL MOON TEIL 1 alle Anzeichen auf langweiliges Grau, was sich in der gesamten Laufzeit zu einem schmerzhaft tristen Schwarz entwickelt. Wie im Wartezimmer einer Behörde wird Zeit zu einer körperlichen Tortur. Doch wir wollen diese Zeit effektiv nutzen, um über bessere Ideen nachzudenken und der Frage nachzugehen, warum heutige Science-Fiction-Filme keine geopolitischen Aussagen mehr wagen. Ach ja, ein Gutes gibt es noch: Während ich den Film dank einer Pressevorstellung im Kino ertragen durfte, gibt es REBEL MOON – TEIL 1: KIND DES FEUERS ab sofort nur auf dem Streaminganbieter Netflix. Das heißt, ihr könnt, wenn euch die ersten Minuten ebenfalls nicht zusagen sollten, sofort abschalten.

© Netflix

Handlung

Es liest sich wie eine bäuerliche Geschichte im Weltall: Auf einem entfernten Mond geht die gestrandete Kora (Sofia Boutella) der harten und produktiven Arbeit einer Farmerin nach. Die Bewohner der einfachen Siedlung Veldt, welche vom Nahrungsanbau leben, sind friedlich. Bei Koras Vergangenheit ist diese Umgebung genau die richtige Tarnkappe. Doch ihr Alltag wird auf den Kopf gestellt, als ein Kriegsschiff der herrschsüchtigen Mutterwelt im Orbit erscheint. Die Soldaten werden angeführt vom Regenten Balisarius (Fra Fee), der im Auftrag von Admiral Noble (Ed Skrein) für monarchische Ordnung sorgt. Doch was führt die Krieger auf diesen Mond? Die Siedler haben ihre Ernte wohl an die Falschen verkauft: Die Bloodaxes. Die sind als Rebellen im interstellaren Raum bekannt. Kora muss sich entscheiden, stillschweigend die Ungerechtigkeit mit anzusehen oder zu ihrem alten Ich zurückzukehren und wieder auf der To-Do-Liste von Kopfgeldjägern zu landen. Ihre Entscheidung ist glasklar, der Filmtitel verrät es uns. Um die Mondfarmer zu verteidigen, braucht es jedoch eine schlagkräftige Truppe: der tollkühne Pilot Kai (Charlie Hunnam), der legendäre Anführer Titus (Djimon Hounsou), die gerechte Doppelschwertkämpferin Nemesis (Doona Bae), der politische Gefangene Tarak (Staz Nair) und die Widerstandskämpferin Milius (E. Duffy).

© Netflix

Die Story

Das Grundgerüst eines guten Films ist seine Geschichte. REBEL MOON – TEIL 1: KIND DES FEUERS durchschaut man bereits in den ersten Minuten: tyrannische Herrscher mit militärischer Macht sorgen für Schrecken bei der Zivilbevölkerung. Gegen diese Ungerechtigkeit kämpfen ein paar Rebellen, Aussätzige, die nicht ins System passen und den Tod nicht fürchten. Gegen eine Handlung, die schon in hunderten Filmen funktioniert hat, ist nichts einzuwenden, aber wenn es als Auftakt einer Filmreihe genutzt wird, ist es entscheidend, welche neue Welt uns verkauft wird. Gibt es fremde Zivilisationen, einflussreiche Technologien oder unbekannte politische Strukturen, die zum Nachdenken anregen? Und vor allem, welche Abenteuer können noch in dieser unbekannten Welt erzählt werden? Mit anderen Worten: Gibt es ausreichend Nahrung für die Fantasie des Publikums?

© Netflix

Regisseur Zack Snyder, mitverantwortlich für das Drehbuch, entscheidet sich für einen Mix aus beliebten Bestseller-Figuren. Die Heldin, in die man sich hineinfühlen soll, der Revolutionsanführer mit mehr Ruhm als sichtbarem Können, der wagemutige Pilot mit mehr Zynismus als Sympathie und die Schwertkämpferin der wenigen Worte. Es ist ein bunter Haufen, der hier zusammengestellt wird. Interessant wird es aber erst bei deren Interaktion. GUARDIANS OF THE GALAXY beweisen, dass es die Freundschaften und das Zusammenleben, wie auch die Beziehungsentwicklung ist, die solch ein Teambuilding unterhaltsam machen. Vor allem, wenn sie einem übermächtigen und sadistischen Gegner gegenüberstehen. In REBEL MOON wird keine Fähigkeit der Figuren dargestellt und benannt, ihr Zusammenhalt wird nur dadurch gekennzeichnet, dass sie beim Kampf auf derselben Seite stehen.

© Netflix

Geopolitik und Physik

Vielleicht gilt das nur für Science-Fiction-Fans, die in der Star-Trek-Akademie ihre ersten Berührungspunkte mit dem Genre gemacht haben, aber Sci-Fi lebt von Politik, Diplomatie und Naturwissenschaft. Das mit der Politik und der Diplomatie wird einem erst im Erwachsenenalter bewusst, aber die Erkundung des Weltalls mit all seinen neuen fremden Zivilisationen, zumindest war es das bei Star Trek, ist eine diplomatische Friedensmission. Die Menschen mussten sich auf fremde Kulturen mit neuen Gesellschaftsformen einstellen und Kompromisse finden. Dieser Ansatz ist Zack Snyder augenscheinlich zu langweilig. Eine Konfliktgeschichte kann man jedoch viel besser erzählen als mit der eindimensionalen Unterdrückung durch eine militärische Autokratie. Machtergreifung nur durch kämpferische Ressourcen zu erlangen, ist so langweilig wie ein Supermark-Prospekt. Die USA sind in unserer Realität nicht nur durch ihre massiven Militärausgaben zu einer Supermacht gewachsen. Industrie, Rohstoffe und Kapitalmärkte sind ebenfalls wichtige Faktoren für einer Herrschaft. Die Mutterwelt in REBEL MOON bildet nur eine adlige Militärdiktatur ab – nicht einmal mit spannenden Persönlichkeiten. Filmproduktionen spiegeln auch den aktuellen Zeitgeist wieder und wer in den heutigen globalen Spannungen keine Inspiration findet, dem ist auch nicht zu helfen.

© Netflix

Wenn man um Politik und Gesellschaft einen Bogen machen will, okay. Aber zumindest für Tech-affine müsste es doch genug geben, was man sich ausdenken kann. Waffen sind in REBEL MOON – TEIL 1: KIND DES FEUERS lediglich automatische Waffen mit leuchtender Munition, Raumschiffe ähneln Entwürfen aus dem Zweiten Weltkrieg und astrophysische Gesetze werden ausgeblendet. Nur weil es gut aussieht, muss kein riesiger Wasserfall von der Spitze eines Gipfels herabstürzten. Wo kommt das Wasser her? Die Mond-Nutztiere sehen aus wie Bauernpferde mit schlechten Halloweenmasken. Die einzige neuartige Erfindung, wird als Cliffhanger für den zweiten Teil genutzt und ist milde gesagt, extrem unspannend. Außerdem wird die militärische Macht des Anführers durch einen Knüppel zum Totschlagen ausgeübt – die Verteidigung ist wohl noch in der Forschung: sich ducken. Der einzige technologische Bezugspunkt zu unserer Gegenwart ist der Roboter Jimmy (gesprochen von Anthony Hopkins), der zwar stark zu sein scheint, aber in einer pazifistischer Sinnkrise steckt und aktuelle K.I.-Theorien weit verfehlt.

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Fazit

Wenn man REBEL MOON – TEIL 1: KIND DES FEUERS mit einem Wort beschreiben soll, dann ist es: verschenkt. Verschenkt im Sinne von vielen Millionen Dollar an Produktionsbudget, die hier auf eine Geschichte treffen, die aus der Taschenroman-Grabbelkiste stammen könnte. Aber auch verschenkt im Sinne der visuellen Stärke von Zack Snyder, die auf blutarme Spannung und fades World Building trifft. Das einzig Gute an der Veröffentlichungspolitik ist, dass der Netflix-Algorithmus bereits einen Platz für REBEL MOON reserviert hat, ganz weit unten in eurer Timeline.

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewRebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers (2023)
OT: Rebel Moon – Part One: A Child of Fire
Poster
ReleaseSeit dem 22.12.2023 auf dem Streaming-Dienstleister Netflix.
RegieZack Snyder
Trailer
BesetzungSofia Boutella (Kora)
Charlie Hunnam (Kai)
Djimon Hounsou (General Titus)
Jena Malone (Harmada)
Ray Fisher (Darrian Bloodaxe)
Corey Stoll (Sindri)
Ed Skrein (Admiral Noble)
Fra Fee (Balisarius)
Cleopatra Coleman (Devra Bloodaxe)
Cary Elwes (der König)
Michiel Huisman (Gunnar)
Bae Doona (Nemesis)
Staz Nair (Tarak)
E. Duffy (Milius)
DrehbuchShay Hatten
Kurt Johnstad
Zack Snyder
KameraZack Snyder
MusikTom Holkenborg
SchnittDody Dorn
Filmlänge135 Minuten
FSKab 12 Jahren

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