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Psycho Pass Anime-Empfehlung Review

Psycho-Pass – Staffel 1 | Serienkritik

Animeserien sind wahrlich nicht alle toll, aber ab und zu kommt mal wieder ein richtig anspruchsvoller wie auch spannender Brocken auf die Mattscheibe, so dass man erkennt, warum man diese japanische Animationsart einfach lieben muss. Noch dazu, wenn die Story im Sci-Fi-Gerne zu Hause ist und so viele geniale Film- wie auch Serienreferenzen zu bieten hat, die man selbst alle verehrt. Allein schon die Zukunftsvision von PSYCHO-PASS gibt Potential für eine Vielzahl spannender Geschichten.

Psycho Pass Anime-Empfehlung Review
Akane Tsunemori // © PSYCHO-PASS Committee

Inhalt

2122, das Japan der Zukunft ist, wie man es schon oft gesehen hat, von einem hohen technologischen Standard geprägt und eine Silhouette aus Wolkenkratzern thront über dem Szenario. Dieses Japan hat die Kommunikation zu allen anderen Ländern eingestellt, lebt völlig autark und ist zum Ernährungsselbstversorger geworden. Wie die Bevölkerung so lange durchhalten konnte? Es wurde ein sogenannter „Psycho-Pass“ entwickelt. Ein technisches Scanverfahren, welches die Aura der Seele eines Menschen scannen kann und entdeckt, ob dieser zu einem Verbrechen fähig ist. Da in dieser Zukunft die Wissenschaft auf technischer Seite weite Sprünge gemacht hat, werden die Menschen mit Hilfe von Drohnen und Überwachungskameras permanent nach ihrem Psycho-Pass gescannt und falls sich die Farbe – ja, eine visuelle Symbolik ist wichtig – trüben sollte, liegt ein Verhaltenswandel vor. Dieses System straft nicht einfach jeden ab, der ein Limit überschritten hat, sondern gibt jedem Bewohner die Möglichkeit mit Hilfe von Therapien und Medikamenten gegenzusteuern. Sehr interessant ist es auch, dass allein schon Stress auf der Arbeit oder im Alltag zu einem schlechteren Psycho-Pass führen kann. Deswegen legt das sogenannte Sybil-System auch fest, welchen Beruf jeder Einzelne annehmen soll, damit dieser nicht erhöhtem Stress ausgesetzt wird und ein latenter Verbrecher wird. Aus diesem Grund sind auch seelisch gefährliche Berufe, wie die der Polizei, selten besetzt.

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© PSYCHO-PASS Committee

Aber das sind nur die Spielregeln von diesem Anime, denn es geht um die Bekämpfung derjenigen, die bereits Verbrechen verüben. Es gibt nämlich auch die Möglichkeit, trotz krimineller Aura, bis zum Verbrechen unterzutauchen und da kommt das Ministerium für öffentliche Sicherheit ins Spiel, speziell das Büro für kriminelle Untersuchungen. In dieser Polizei-Einheit gibt es Inspektoren und Vollstrecker. Die Vollstrecker sind latente Kriminelle, die noch keine schwerwiegende Straftaten begangen haben, aber dennoch keine Rechte mehr haben und das Polizei-Gebäude nur in Begleitung eines Inspektors verlassen dürfen. Sie haben die besonderen Instinkte, die es benötigt, um ihresgleichen zu erkennen und aufzuspüren. Außerdem werden Verbrecher, die ein bestimmtes Level erreicht haben, noch an Ort und Stelle hingerichtet, was sich negativ auf einen blütenreinen Psycho-Pass auswirken würde. Diese Aufgabe geht meist an die Vollstrecker.

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Akane Tsunemori // © PSYCHO-PASS Committee

Die junge Akane Tsunemori kommt frisch mit Bestnoten von der Polizeiakademie und muss sich gleich mit Mördern und Psychopathen herumschlagen. Gut, dass sie einem starken und zum Glück keinerlei angsteinflößenden Team aus Vollstreckern zugeteilt wird. Der Vollstrecker Sinya Kōgami hat es ihr besonders angetan, nicht nur weil er gut aussieht, sondern auch etwas Geheimnisvolles an sich hat, was ihn nicht nur für Akane so anziehend macht.

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Sinya Kōgami // © PSYCHO-PASS Committee

Konzeptionelle Idee: Der Dominator

Wenn man mal von dem üblichen Anime-Klischee „Kleines Mädchen trifft auf harte Welt und verliebt sich in den geheimnisvollen, coolen Typen, der sie immer retten muss“ absieht, hat PSYCHO-PASS nicht nur ein spannendes Zukunftsszenario geschaffen, sondern lädt auch zur Diskussion über ethisch-moralische Fragen ein. Das Sybil-System, welches die Gesellschaft hier kontrolliert, strukturiert das Zusammenleben der Menschen neu. Diese Kontrollinstanz empfiehlt nicht nur den zukünftigen Beruf zu Gunsten des eigenen Seelenheils, sondern ist Richter und Vollstrecker in einem. Es berechnet auch den Messwert des Psycho-Pass in Echtzeit und übermittelt es den Waffen in den Händen der Vollstrecker, dem Dominator.

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© PSYCHO-PASS Committee

Sie lassen sich nur abfeuern, wenn die Person auf die gezielt wird ein hohen Psycho-Pass-Wert besitzt. Dem Wert angepasst wird auch die Munition gewählt: Betäubung bei einem niedrigen Wert, damit der Gefangene in der Klinik wieder auf ein nennenswertes Level heruntergefahren wird (Folge 12 gibt Einblick) oder bei hohen Werten, Explosivgeschosse, die das Ziel auf äußerst brutale Weise in die Luft sprengen. Der Dominator ist somit Richter, Jury, Henker und Galgen zugleich, aber vor allem hebelt er das eigene Gewissen aus und spart auch noch an dem aufwändigen Gerichtsverfahren. Vor- und Nachteil dieser Waffe wird in Folge 11, als Akane zum ersten Mal auf den Hauptgegner Shōgo Makishima trifft, genial spannend und fast schon philosophisch zur Schau gestellt.

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Shōgo Makishima // © PSYCHO-PASS Committee

Film und Serienreferenzen

Wenn man als Film- und Serien-Enthusiast in die erste Staffel startet, entdeckt man eine Menge an Referenzen zu Science-Fiction-Filmen. Neben MINORITIY REPORT fällt als erstes BLADE RUNNER ein, bei dem mit Hilfe eines technischen Psychologie-Test, dem „Voight-Kampff-Test“, herausgefunden werden soll, ob es sich um einen Menschen oder Cyborg handelt. In Folge 16 unterhält sich Shōgo Makishima mit seinem Hacker-Assistenten über die Werke von Philip Kindred Dick, aus dessen Schaffen auch die Vorlage TRÄUMEN ANDROIDEN VON ELEKTRISCHEN SCHAFEN? zu BLADE RUNNER stammt.
Größte Bezüge finden sich jedoch zum Anime-Klassiker GHOST IN THE SHELL, der vor allem durch die hochtechnisierte Metropole auffällt. PSYCHO-PASS setzt hier jedoch keinen thematischen Schwerpunkt auf Cyborgs, aber die Protagonisten üben in beiden Universen Polizeiarbeit aus. Vor allem zur Serie GHOST IN THE SHELL: S.A.C. gelingt der Vergleich noch besser, da auch hier aktiv ermittelt, nach Beweisen gesucht und mit Hilfsdrohnen gearbeitet wird. Außerdem kommen beide Serien aus dem Animationsstudio Production I.G, was auch die ähnliche Optik der Serien erklärt.

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Shōgo Makishima // © PSYCHO-PASS Committee

Inhaltlich gibt es aber auch noch einen ganz anderen Vertreter der TV-Serien, wo man Parallelen finden kann, in der Serie HANNIBAL. Will Graham (Hugh Dancy), der sich in die Gedanken von Verbrechern hineinversetzen kann, jedoch nicht alle Rechte eines FBI-Agenten innehat, ist mit Sinya Kōgami vergleichbar, der auch weiß, wie Verbrecher denken und somit ein guter Spürhund ist. Hannibal Lecter (Mads Mikkelsen) ist ein belesener Serienmörder, der abgesehen von seiner Vorliebe gegenüber Menschenfleisch, es auch genießt andere Serienmörder zu lenken, zu leiten und zu unterstützen. So ist auch der Bösewicht bei PSYCHO-PASS Shogo Makishima ein intellektueller Verbrecher, der aus dem Hintergrund die Fäden zieht und alles zu einem Gesamtkunstwerk zusammenfügt. Auch wenn Hannibals Projekt Will Graham ist und Shogo Makishima ein ganz anderes ist, gibt es vor allem in den ersten Folgen viele Gemeinsamkeiten zwischen beiden Serien. Die Persönlichkeitsanalyse von Prof. Joji Saiga ist nur eine davon.

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Sinya Kōgami // © PSYCHO-PASS Committee

Kritik zu Staffel 1

Man kann der Serie vorwerfen, dass die eigentliche Hauptfigur Akane Tsunemori zu kurz kommt, was jedoch kaum stört, da sie wenige komplexe Charakterzüge an sich hat. Die Mischung des Teams ist einzigartig und hält so manch spannende Beziehung untereinander parat, die einfach kurz im Dialog angedeutet wird ohne ausführlich betont zu werden. Also aufpassen! Eigentliche charismatische Hauptfigur ist Shinya Kōgami, der nicht nur eine mysteriöse Vergangenheit hat, sondern auch die besten Fähigkeiten aller Cops.

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© PSYCHO-PASS Committee

Was PSYCHO-PASS sehr gut gelingt, ist die behutsame Einführung in dieses Zukunftsszenario ohne groß auf erklärende Dialoge zurückzugreifen. So wird beispielsweise die Nutzung von Hologrammen in fast jeder Lebenslage sinnig in die Geschichte gewoben. Das Verhalten der Menschen, welche keine Verbrechen mehr kennen und dem Sibyl System gänzlich vertrauen, ist mit etwas Fantasie ebenfalls nachvollziehbar. Kein Wunder, dass bei dieser zart besaiteten Bevölkerung jeder eine Therapie braucht, wenn ein Dominator vor dessen Augen einen Verbrecher hinrichtet, also in die Luft sprengt. So erhält jeder Zeuge durch diese „Urteilssprechung“ gleich ein paar Extrapunkte auf seinem Psycho-Pass. Der Sinn der menschlichen Explosion erschließt sich nicht so ganz in diesem Szenario, welches selbst lächelnde Maskottchen auf Polizeidrohnen projiziert, nur um die Menschen nicht zu verunsichern.

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© PSYCHO-PASS Committee

Zur Mitte der Staffel ist der dramatische Höhepunkt der Geschichte, danach muss man als Zuschauer ein bisschen dranbleiben. Aber das neue Intro mit dem Song „Out of Control“ von Nothing’s Carved In Stone pusht ordentlich und die Intro-Animationen bringen Cowboy Bebop-Flair auf den Fernseher. Die Ähnlichkeit zwischen Spike Spiegel und Shinya sind unverkennbar.
Wenn man sich von den wissenschaftlichen Diskursen zum Thema Recht und Gerechtigkeit im letzten Staffel-Drittel nicht abschrecken lässt, ist das Ende angenehm in sich geschlossen und hält nicht, wie bei vielen Animes, mehr Fragen als Antworten parat. Obwohl mehr Action cool gewesen wäre, lehnt man sich beim letzten Abspann zufrieden zurück.

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© PSYCHO-PASS Committee

Fazit

Dieses Science-Fiction-Szenario ist in eine sehr gelungene Animeserie umgewandelt worden. Film- und Serienfans können sich an den vielen Referenzen zu anderen Klassikern erfreuen. PSYCHO-PASS bleibt aber eigenständig und kann vielleicht trotz schwacher weiblicher Hauptfigur mit einer originellen Zukunftsvision begeistern, wie es die Menschheit weitere 100 Jahre auf diesem Planet schaffen könnte. Gesellschaftskritischen Diskussionsbedarf wird so mancher nach der Serie sicherlich haben.

Releases, weitere Staffeln und Filme

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Man kann PSYCHO-PASS auf manchen Streamingportalen wir Anime on Demand schauen. Für Anime-Sammler gibt es von kazé eine sehr schöne Gesamtausgabe von Staffel 1, für die man leider tief in die Tasche greifen muss. Die Mangavorlage „Inspektor Akane Tsunemori“ (6 Bände) von Hikaru Miyoshi kann man auch hierzulande von kazé erwerben. Es gibt noch ein Prequel in Form einer Manga-Reihe, welche „Psycho-Pass: Inspector Shinya Kogami“ heißt, aber derzeit nur in Englisch zu haben ist. Im Animebereich gibt es noch eine zweite Staffel mit 11 Folgen und einen abschließenden Fernsehfilm PSYCHO-PASS: THE MOVIE (2015).

Seit Dezember 2019 gibt es eine dritte Staffel mit acht neuen Folgen, die auf Amazon Prime gesehen werden kann.

Ebenfalls 2019 erschienen je drei einstündige Filme, die sich um einzelne Charaktere drehen:

Diese Filmreihe wird PSYCHO-PASS: SINNERS OF THE SYSTEM genannt und ist hierzulande ebenfalls von kazé erhältlich.

© Christoph Müller

TitelPsycho-Pass (2012-2019)
CreatorTow Ubukata
Poster
ReleaseIhr wollt den Film bei Amazon kaufen?
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Blu-ray Staffel 1 von Kazé

Blu-ray Staffel 2 von Kazé

Blu-ray PSYCHO PASS: The Movie von Kazé

PSYCHO PASS: SINNERS OF THE SYSTEM
Trailer




DrehbuchJared Hedges
Gen Urobuchi
Makoto Fukami
Art DirectorYusuke Takeda
MusikYûgo Kanno
SchnittYoshinori Murakami
UmfangStaffel 1: 22 Folgen mit je ca. 23 Minuten
Staffel 2: 11 Folgen mit je ca. 23 Minuten
Psycho-Pass: The Movie 113 min
Staffel 3: 8 Folgen mit je ca. 23 Minuten
AltersfreigabeAb 16 Jahren freigegeben

 

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