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Predator Upgade Review

Predator Upgrade (2018) – Filmkritik

„Veränderung des Erbguts“

1987 führte die Filmwelt ein neues Monster ein, den Spitzenreiter des survival of the fittest. In John McTiernans PREDATOR prallten mit Major „Dutch“ Schaefer (Arnold Schwarzenegger) und dem titelgebenden Kampf-Alien die besten Krieger zweier unterschiedlicher Welten aufeinander. Der phänomenale, fast 30-minütige Showdown war ein Highlight des Achtzigerjahre-Actionkinos, der gesamte Film zudem ein düsteres Glanzlicht ikonenhaften, stilsicheren Filmemachens, das noch heute bestens funktioniert (auch abseits der Marke „Schwarzenegger“). McTiernan etablierte sich rasant als virtuoser Filmemacher und drehte nur ein Jahr später STIRB LANGSAM (DIE HARD, 1988).

Die monströse Fortsetzung drei Jahre später verlegte den Schauplatz komplett vom echten Urwald in ein dezent futuristisches Großstadtdickicht von L.A. (die Handlung von PREDATOR 2 spielt im Jahr 1997). Entgegen der damals häufigen Kritik – klar verlor das Sequel im direkten Vergleich mit dem Original zwangsläufig an Reiz – gilt PREDATOR 2 heute für Viele als die noch beste Fortführung des Franchise, das erst viele Jahre später um zwei Crossover-Computerspiel-Verfilmungen (AVP / AVP:R, 2004 / 2008) ergänzt wurde. 2010 schließlich entstand unter der Leitung von Regisseur Nimród Antal (KONTROLL, 2003; METALLICA: THROUGH THE NEVER, 2013) und Produzent Robert Rodriguez eine mediokre Weiterführung, die sich wieder mehr auf stimmige Atmosphäre, beinharte Action und einen spezifischen Schauplatz zu verstehen versuchte.

Predator Upgrade (2018)
© Twentieth Century Fox

Dann wurde vor etwa drei Jahren angekündigt, Regisseur Shane Black (IRON MAN 3), der im ersten PREDATOR als Nebendarsteller selbst mitwirkte, plane einen neuen Kinofilm. Diese, im Original nun schlicht THE PREDATOR benannte Fortsetzung sollte mit seinem verstärkten back to the roots-Feeling zwar zeitgemäße Action und Effekte liefern, sich dabei aber wieder mehr auf den ursprünglichen Konflikt „Mensch vs. Predator“ beziehen. Ob die Fortsetzung als geglückt gelten darf, verrate ich Euch mit folgender Kurzkritik, also im weiteren gilt SPOILERALARM! und wer den Film noch nicht gesehen hat und noch möchte, sollte auf keinen Fall weiterlesen.

Predator Upgrade (2018)
© Twentieth Century Fox

PREDATOR UPGRADE, wie der Film im Deutschen heißt – in meinem Kino stand sogar PREDATOR IV auf dem Spielplan-Monitor – macht augenscheinlich alles richtig. Er führt bedächtig einen einzigen Predator ein (dieselbe Rasse wie im ersten Film), der auch die erste Hälfte der Spielzeit im Alleingang auf der Erde sein Unwesen treibt. Für die wenigen Franchise-Unerfahrenen unter Euch: Predator bereisen ja stets verschiedene Planeten unserer Galaxie, um im „sportlichen“ Kampf gegen diverse Spezies deren Schädel als Trophäen zu sammeln und die Vorzüge deren DNS zu speichern, um sich schließlich selbst zu upgraden.

Nun war dies bereits seit dem Finale von PREDATOR 2 bekannt und zieht sich auch durch alle Sequels hindurch, doch in Shane Blacks aktuellem Film wird es überdeutlich ausformuliert und auch visualisiert. Was dem filmischen Franchise aber nicht zu sehr seine (immer noch vorhandene) mystische Qualität nimmt. (Ach ja, Comics & Co. gibt es ja auch etliche zum Thema, danach braucht man aber keinen der Filme mehr zu schauen, weil einen womöglich nichts mehr überraschen und unterhalten kann.)

PREDATOR UPGRADE setzt die Formel der Charaktere – in abgewandelter Form – ebenfalls zurück auf Anfang: ein Bus mit einer handvoll Soldaten, alle irgendwie verrückt oder geschädigt durch Kriegstraumata, eigentlich bedürftige Veteranen. Dazu wieder die eine entscheidende Frauenfigur, promovierte Biologin. Sie alle stehen über den gesamten Film im Kreuzfeuer zwischen lediglich zwei Exemplaren des Monsters und den auf ewig unbelehrbaren Menschen (Vertretern von Militär und Wissenschaft), die Waffen und Erbgut der Predators bereits als ihr Eigentum beanspruchen. Klingt doof? Ist es auch.

© Twentieth Century Fox

Gänzlich neu ist die Figur des Kindes, des zehnjährigen Autisten Rory (Jacob Tremblay), der obendrein noch der Sohn von Hauptfigur Quinn McKenna (Boyd Hollbrook), einem Ex-Marine, ist. Diese kindliche Figur ist der Dreh- und Angelpunkt im Herzen von PREDATOR UPGRADE, Shane Blacks verzweifelter Versuch, Charakteristika der übernatürlichen Faszination à la E.T. oder UNHEIMLICHE BEGEGNUNG DER DRITTEN ART mit ins PREDATOR-Franchise zu integrieren und so der schon totgeglaubten Reihe noch einmal frischen Wind zu verleihen.

Doch funktioniert das nur halbherzig – und so auch der gesamte Film – was auf die flickwerkartige Produktion des Streifens zurückzuführen ist, die man in den starken Schwankungen innerhalb der Handlungsmotivation bzw. Storyline durchweg erkennen kann. Den positiven Aspekt der kindlichen Figur kann jeder bei Sichtung des Films recht simpel für sich ausmachen, für mich hat das letztlich nicht funktioniert, vor allem da dessen Zuspitzung gegen Ende hektisch wirkt und ein konsequentes, mitreißendes Finale verhindert.

Predator Upgrade (2018)
© Twentieth Century Fox

Zunächst zum Guten: die Action. Sie ist blutig, das amerikanische R-Rating ist mehr als gerechtfertigt, die deutsche FSK16-Freigabe ist mutig und in dieser Hinsicht macht PREDATOR UPGRADE mal so richtig Laune. Eine gelungene Mischung von handgemachten Gore-Effekten und virtuoser CGI-Gewalt dürfte die reinen Actionfans schonmal befriedigen und den Platz neben mindestens Teil 1 und 2 im Filmregal sichern. Auch die Atmosphäre, das – durch Nachdrehs offensichtlich optimierte – Verhältnis von Tag- und Nachtszenen darf insgesamt als gelungen bezeichnet werden. Nette Verweise auf HALLOWEEN hätte es beispielsweise innerhalb der Story so gar nicht gebraucht, aber sie schaden nicht und wirken auch nicht allzu „meta“, das es nerven könnte.

Dann sind da noch die üblichen bierlaunigen Sprüche (einfach Trailer gucken), die bisher in jedem PREDATOR-Film mehr oder weniger ausgeprägt vertreten waren. Das Tourette-Syndrom als Running Gag, verkörpert von „Punisher“ Thomas Jane, ist dann natürlich schwierig: siehe CRANK 2 mit Jason Statham. Doch muss hier der Fairness halber gesagt werden, dass Regisseur Shane Black selbst unter der Krankheit leidet, deren humoristische Aufarbeitung im Film also von Jemand kommt, der sich damit arrangiert hat. Die Verbindung von schwerwiegender Krankheit und überproportioniert sexuellen Kraftausdrücken mag manche abstoßen und manche belustigen, der Film schafft damit aber bewusste WTF?-Momente auch außerhalb der Actionszenen. Und das war auch bei den älteren Filmen stets der Fall.

Nochmal kurz zur Action: der Film läuft ja ungekürzt im Kino und die blutigen Szene sind wahrlich nicht ohne, doch bisweilen wurde wohl Raum für einen möglichen, härteren „Unrated“-Cut später auf Blu-ray gelassen. Auch wenn ich wirklich nur spekulieren kann, wirkten einzelne wenige Einstellungen deutlich in ihrem Umfang beschnitten, etwa am Ende, wenn Jemand analog zum ersten Film ein ganzer Arm weggeschossen wird, man aber nicht wirklich die fleischlich-rote Wunde klaffen sieht, die sich knapp außerhalb des Bildausschnitts befindet (während an anderen Stellen Köpfe und Gliedmaßen durch die Gegend fliegen, aber auch dort vielleicht etwas abgedunkelt). Ich nehme den Mund mal sehr voll und sage, dass es wohl übergreifend eine etwas härtere Version auf Heimmedium geben wird.

© Twentieth Century Fox

Zu viele Köche verderben den Brei

Das Schlechte, das wirklich Schlechte ist, den Drehbuchautor/Regisseur von ROBOCOP 3 mit ins Boot geholt zu haben. Wer macht so etwas?! Fred Dekker ist so alt wie meine Mutter und hat es seit meinem Geburtsjahr 1986 bis heute auf gerade mal 11 Credits als Schreiber im Filmbusiness geschafft, darunter der Steve Miner-Film HOUSE – DAS HORRORHOUSE (HOUSE, 1986) und einige wenige Beiträge zur TV-Serie GESCHICHTEN AUS DER GRUFT (TALES FROM THE CRYPT, 1989-1992). Dekkers einzige wirklich gelungene Arbeit war die Story zu RICOCHET – DER AUFPRALL (RICOCHET, 1991) mit Denzel Washington, was aber erst durch das Drehbuch von Steven E. de Souza und die Regie von Russell Mulcahy (HIGHLANDER, RAZORBACK) zu einem ansehnlichen Film wurde.

Blacks Bekanntschaft zu einigen der größten Kämpfern aber auch größten Pfeifen im Filmbusiness ist weitgehend bekannt. Während seine langjährige Freundschaft mit Robert Downey Jr. sich mehr als ausbezahlt hat, weiß man aktuell nicht, was Dekker hier bei PREDATOR soll: Die Handlung mäandert von einer unausgegorenen Idee zur nächsten, ein gelungenes Ganzes wird nie daraus. Allein die Tatsache, dass die Hauptfigur, Profi-Soldat und „besorgter“ Vater seinen Jungen selbstverschuldet ständig in Gefahr (teilweise mitten ins Feuergefecht!) bringt, lässt an der Kompetenz der tragenden Figur – und somit des Films an sich – zweifeln. PREDATOR UPGRADE zerfasert, und das ist letztlich sein nachhaltigster Schwachpunkt, durch zu viele szenische Ideen in seiner Gesamtstimmung. Er bleibt nach seiner mehr als soliden, wirklich ansehnlichen Eröffnungsphase nicht konsequent genug und pendelt zwischen zu vielen Schauplätzen und Figuren hin und her. Dadurch verliert man als Zuschauer die bei PREDATOR-Filmen essenzielle örtliche Zuordnung.

© Twentieth Century Fox

Die ersten beiden PREDATOR-Filme waren punktuell immer auch witzig, häufig unter der Gürtellinie, ja, doch deren Grundstimmung, welcher Black mit diesem Film sichtbar bemüht nacheifert, war eine unheilvolle, düstere, brutale und schmerzvolle. Was bringt es also, die Action als solches zwar beinhart zu inszenieren und auch durchaus gelungene Schockmomente einzubauen, wenn man sich während des Film mehr als einmal fragt, ob das jetzt eigentlich eine abgespacte Monster-Komödie mit fiesen Effekten oder doch andersherum ein beklemmender Action-Reißer mit unterhaltsamem phantastischen Einschlag sein soll?… PREDATOR UPGRADE kann sich nicht entscheiden, was er genau sein will. Somit bleibt es, jedenfalls für mich, nur ein weiterer Versuch, möglichst viele Zielgruppen mit einer bereits bekannten filmischen Rezeptur abzufangen, jedoch kein wirklich gelungener Film an sich.

© Stefan Jung

© Twentieth Century Fox

 

Titel, Cast und CrewPredator Upgrade (2018)
OT: The Predator
PosterPredator Upgrade Kinosposter
Releaseab dem 13.09.2018 im Kino
ab dem 24.01.2019 auf DVD/Blu-ray/UHD
Bei Amazon kaufen:
RegisseurShane Black
Trailer
BesetzungBoyd Holbrook (Quinn McKenna)
Trevante Rhodes (Nebraska Williams)
Jacob Tremblay (Rory McKenna)
Keegan-Michael Key (Coyle)
Olivia Munn (Casey Bracket)
Sterling K. Brown (Traeger)
Thomas Jane (Baxley)
DrehbuchFred Dekker
Shane Black
KameraLarry Fong
MusikHenry Jackman
SchnittHarry B. Miller III
Filmlänge107 Minuten
FSKab 16 Jahren

Ein Gedanke zu „Predator Upgrade (2018) – Filmkritik“

  1. Wir sind im Film gewesen und wollten eigentlich schon nach der Hälfte gehen. Hier wurde die Kultur und Philosophie der Predators mit Füssen getreten. Da hatte der Regisseur wohl weniger Ahnung und sein IQ in dieser Hinsicht ist kleiner als die Außentemperatur in der Antarktis. Manche Jokes waren ganz nett aber mehr such nicht. Und der Schluss sowas von einfallslos schlimmer geht’s nicht. Wir hatten schon gedacht der letzte Predator war schlecht. Das zu übertreffen würde nicht gehen. Aber Tatsache sie haben es wirklich geschafft den Film zu schrotten.

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