„Ap(e)ocalypse Now“
Keiner hätte erwartet, dass die Neuauflage der Kultfilme aus den 70er Jahren heutzutage erfolgreich sein würde. Tim Burtons Version von 2001 ist durch zu viel Respekt vor dem Original gescheitert. Die Vorgeschichte zum PLANET DER AFFEN zu erzählen, war genau der richtige Ansatz in PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION (2011). Nach dessen finanziellen Erfolg standen einer Trilogie die Produktions-Tore offen. Mit einem neuen Regisseur ging es 2014 mit PLANET DER AFFEN: REVOLUTION (2014) in einen zweiten düsteren Teil. Spätestens hier war klar, dass es um die Affen mit all ihren Fähigkeiten, ihre Gemeinschaft und um ihren Anführer Ceasar geht. Nun kommt das Finale der Reihe PLANET DER AFFEN: SURVIVAL in die deutschen Kinos.
Die letzen überlebenden Primaten, unter der Führung von Ceasar, haben sich in die Wälder zurückgezogen und verstecken sich vor denen, die ihren Tod wollen. Diese Jäger, in der Erscheinung von Soldaten, gehen in ihrer Mission jeden Affen zu töten gnadenlos vor. Sie haben jedoch selbst „Donkeys“ in ihren Reihen, die sie unterstützen. Es ist, was die Filmreihe auszeichnet, eben nicht alles klar trennbar. Weder gut noch böse, richtig oder falsch. Ceasar, gespielt vom vielgesichtigen Andy Serkis, muss sich dem Bataillonsanführer der Soldaten entgegenstellen. Dieser Colonel, gespielt von Woody Harrelson, ist ohne große Verschleierung die filmische Reinkarnation von Col. Kurtz (Marlon Brando) aus APOCALYPSE NOW (1979). Dass es sich bei seiner Einheit nicht um eine normale Kompanie handelt und welche Motivation den Colonel vorantreibt, wird mit feinster Drehbucharbeit sehr spannend erzählt.
Immer wieder beeindrucken die visuellen Effekte in den Gesichtern der tierischen Protagonisten. Was heißt beeindrucken? Sie sind einfach da. Es gibt während der zwei Filmstunden kaum Zweifel, dass Animationen in der Schauspielbesetzung benutzt wurden, so echt wirken sie. Für diejenigen, die mit den tierischen Hauptfiguren nicht mitfühlen können, gibt es das kleine Menschenkind Nova (Amiah Miller), die die letzte Empfindung der Menschheit verkörpert. Das ist in diesem verregneten, kalten, sehr intensiven Film auch dringend nötig, denn viel Licht und Wärme gibt es weder für uns Zuschauer noch für die Reisenden der Geschichte.
Filmkomponist Michael Giacchinos bislang beste Arbeit verbindet die letze Distanz zur Kinoleinwand. Die Musik schleicht sich einfühlsam in die Herzen der Zuschauer und wird zu Filmende eine Verbeugung vor Jerry Goldsmiths Kompositionen des Originals von 1968.
Der etwas reißerische Originaltitel WAR FOR THE PLANET OF THE APES, die Film-Trailer oder die Poster-Motive locken uns auf eine falsche Fährte. Die Action ist weit zurückgefahren und die Figuren stehen im Vordergrund. Es gibt viele überzeugende Momente, die angenehm Hollywood-untypisch sind, sich Zeit nehmen und dadurch mehr Emotionen auslösen als erwartet. Vor allem Maurice (Karin Konoval), der buddhistisch wirkende Orang-Utan der Affentruppe, schafft es durch seine kleinen Augen tief in die Seele seines Gegenüber zu blicken und somit auch in unsere.
PLANET DER AFFEN: SURVIVAL ist viel mehr als ein Ökoaktivisten-Statement, er zeigt was uns Menschen ausmacht. Die Affen sind unser vergessenes Spiegelbild. Sie stehen nicht nur für unsere verlorene Verbindung zur Natur, sondern auch dafür, was es bedeutet in einer Gemeinschaft zu leben und sich gegenseitig zu unterstützen.
Chefredakteur
Kann bei ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT mitsprechen / Liebt das Kino, aber nicht die Gäste / Hat seinen moralischen Kompass von Jean-Luc Picard erhalten / Soundtracks auf Vinyl-Sammler / Stellt sich gern die Regale mit Filmen voll und rahmt nur noch seine Filmposter