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Offseason (2021) – Filmkritik

Ein Film, der die Horror-Großmeister John Carpenter, Lucio Fulci und H.P. Lovecraft als Werbung nutzt, weckt gewisse Hoffnungen wie auch Erwartungen. Und ja, wir werden in OFFSEASON ganz sicher in Erinnerungen schwelgen an großartige Filme wie THE FOG: NEBEL DES GRAUENS (1980) oder DIE GEISTERSTADT DER ZOMBIES (… E TU VIVRAI NEL TERRORE! L’ALDILÀ, 1981). Aber auch an MESSIAS DES BÖSEN (MESSIAH OF EVIL, 1973), DAGON (2001) oder an SILENT HILL (2006). Und wer sich im Cthulhu-Mythos des H.P. Lovecraft ein wenig auskennt, der wird in Mickey Keatings neustem Werk noch viel mehr entdecken. Denn die soeben erwähnten Filme haben mehr auf die optischen Gesichtspunkte von OFFSEASON einen Einfluss gehabt, während Lovecrafts Ideen zu großen Teilen tief in der spannenden Handlung verwurzelt sind. Um es vorwegzunehmen, die Werbung hat diesmal nicht übertrieben oder gänzlich falsche Erwartungen geweckt.

© Pandastorm Pictures

Handlung

Marie (Jocelin Donahue) erhält eine mysteriöse Nachricht, dass das Grab ihrer Mutter auf der entlegenen Lone Palm Island verwüstet worden ist. Mit ihrem Freund George (Joe Swanberg) kommt sie gerade auf der nebelverhangenen Insel an, bevor die einzige Brücke bis zur nächsten Feriensaison geschlossen wird. Schnell dämmert es Marie, dass an dem einsamen Ort und seinen feindseligen Bewohnern etwas faul ist. Schnell finden sie sich in einem Albtraum wieder, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint…

© Pandastorm Pictures

Das stumme Grauen

Schon in ihrem Meisterwerk DARLING (2015) zeigte Regisseur Keating und sein kongenialer Kameramann Mac Fisken, zu welch großartigen Bildkompositionen und Arrangements sie in der Lage sind. In ihrem neusten Werk OFFSEASON machen sie genau dort weiter und beglücken uns erneut mit ausgefallenen, bezaubernden und ungewöhnlichen Bildern. Hinzu kommt das Keating in OFFSEASON immer wieder Darsteller und Kulissen in der Unschärfe seiner Kameralinse verschwinden lässt, was den Eindruck verstärkt, einer düsteren Ausgeburt Lovecrafts beizuwohnen. Dabei wechseln ständig Szenen mit und ohne Nebel einander ab, was einem Taumeln des Verstandes zwischen Realität und Wahnsinn gleichkommt.

© Pandastorm Pictures

Hinzu kommt eine verwaschene grün-blaue Tönung, die große Teile der Handlung bestimmen und eine ganz spezielle Wirkung in der Atmosphäre entfalten. Und genau diese Atmosphäre ist es, die dem Film seinen Stempel aufdrückt: bedrohlich, düster, unheimlich und fremdartig, von der ersten bis zur letzten Minute. Und so verwundert es auch nicht, wenn der Film einem verworrenen, schwermütigen Alptraum ähnelt und den Zuschauer darin für lange Zeit gefangen hält. Die Handlung ist trotz allem stringent und folgt einem roten Faden, doch das eigentliche Grauen, neben den merkwürdigen Bewohnern, lauert im Unsichtbaren, im Hintergrund. Während der Zuschauer von einem Schrecken zum nächsten durch die Geisterstadt „Lone Palm Island“ taumelt, kommen ihm unweigerlich die oben erwähnten Filme in den Sinn und lösen einen wohligen Schauer des Grauens und Terrors aus. Doch das Finale am Strand ist ganz Lovecrafts Mythos gewidmet und offenbart das viel beschworene „Kosmische Grauen“ in seiner ganzen schrecklichen Schönheit.

© Pandastorm Pictures

Das „Kosmische Grauen“ des H.P. Lovecraft

Der mysteriöse Tod einer bekannten Person, ein merkwürdiger Brief oder eine Nachricht, ein Strand, das Meer, eine einsame Küstenstadt und seine merkwürdigen Bewohner, ein dunkler Schatten, der über dem Ort liegt oder eine fremde Gottheit sowie eine Person, die vor langer Zeit selbst einmal in dieser Stadt lebte oder gar aufwuchs. Und zwischen all diesen Bestandteilen frisst sich ein unsichtbares wie auch unvorstellbares Grauen an die Oberfläche. All das sind Zutaten, die in vielen von H.P. Lovecrafts (20.08.1890 – 15.03.1937) besten Geschichten vorkommen. In Kombination mit seinem unvergleichlichen Schreibstil erwacht darin das „Kosmische Grauen“, dass alles und jeden zu verschlingen droht. Nicht etwa Halbwesen oder Psychopathen, Sekten oder mutierte Monster. Lovecrafts Schrecken bedroht zu Beginn nur einen uneingeweihten, unwissenden Menschen, doch dahinter lauert die Furcht vor dem Ende der gesamten Menschheit und der Zerstörung der Erde. Denn die „Großen Alten“ liegen auf der Lauer und warten auf den günstigsten Moment, ihre Herrschaft über unseren Planeten erneut aufleben zu lassen.

© Pandastorm Pictures

Fazit

OFFSEASON ist ein besonderer Film in unserer langweiligen und ausgelutschten Horrorlandschaft, die nur noch aus Fortsetzungen, Remakes und Sequels zu bestehen scheint. Mickey Keating bringt uns nach DARLING den nächsten Horrorschocker und festigt damit seinen Ruf als Ausnahmeregisseur. Die Riege der Darsteller, allen voran Jocelin Donahue, liefern passend dazu eine prächtige Leistung und sind eine Bereicherung für Keatings Film. Der bestätigt sein geschicktes Händchen bei schwierigen Rollen die passenden Schauspieler aus dem Hut zu zaubern. Wer genug hat von Kinderhorror, endlosen Fortsetzungen und „Jump-Scares“ wird in OFFSEASON eine wohltuende Abwechslung finden, Freunde von H.P. Lovecraft werden begeistert sein.

© Stefan F.

Titel, Cast und CrewOffseason (2021)
Poster
Releaseseit dem 28.04.2023 auf Blu-ray, DVD und im VoD erhältlich.
RegisseurMickey Keating
Trailer

OmU
BesetzungJocelin Donahue (Marie Aldrich)
Joe Swanberg (George Darrow)
Richard Brake (Bridge Man)
Melora Walters (Ava Aldrich)
Jeremy Gardner (The Fisherman)
April Linscott (Miss Emily)
DrehbuchMickey Keating
KameraMac Fisken
MusikShayfer James
SchnittValerie Krulfeifer
Filmlänge83 Minuten
FSKab 16 Jahren

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