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No Way Out Kritik zum Film

No Way Out (2017) – Filmkritik

„Beruf vs. Berufung“

Die USA und ihre Berufe mit Uniform haben schon ein besonders enges Verhältnis. Soldaten und Elite-Einheiten werden trotz eines ungerechten Krieges im Heimatland verehrt und als Bewahrer der Freiheit betitelt. Cops entwickeln fast bruderschaftsartige Verhältnisse in den eigenen Reihen und manche von ihnen stellen auch das Gesetz dahinter an. Aber die Firefighter sind, spätestens nach ihrem Einsatz am 11. September 2001 in New York, die letzten unangefochtenen Helden des Landes. Was in Deutschland der Berufswunsch von kleinen Jungs ist, manchmal sicherlich zu Unrecht als Wochenend-Verein abgetan wird und in den Großstädten leider schon lange den Respekt verloren hat, könnte hierzulande auch ein paar Idole und etwas mehr Verehrung benötigen. Aber die Deutschen bleiben gepeinigt von ihrer Geschichte und deren Männern in Uniform. Selbst so gutmütige Taten, wie Menschen in Not zu retten und Existenzen vor Feuer, Wasser und Wind zu schützen, ist von einem heldenhaften Ansehen weit entfernt. NO WAY OUT schafft für diese Berufung einen ganz interessanten Balanceakt, ohne seinen Zuschauern diese bedingungslose Heldenverehrung aufs Auge zu drücken, sondern mit viel Realitätsnähe und Feingefühl für die Menschen in ihren Uniformen.

No Way Out Kritik zum Film
NO WAY OUT – Gegen die Flammen (2017) // © studiocanal

Inhalt

Durch die globale Erderwärmung und die dadurch entstehenden immer niederschlagsärmeren Sommer nehmen Waldbrände immer weiter zu. Vor allem der Mittlere Westen der USA spricht seit Jahren sogar von einer Waldbrandsaison. Für deren Bekämpfung gibt es speziell ausgebildete Einheiten, die sich auf diese Art der Katastrophe vorbereitet haben und in den Wäldern Schneisen legen, Gegenfeuer zünden oder Löschflugzeuge koordinieren. Jeder, der schon einmal einen alten Weihnachtsbaum im Ganzen auf ein Lagerfeuer geworfen hat, war sicherlich beeindruckt, wie schnell sich Feuer, fast explosionsartig, durch die harzigen Äste bewegt. Man stelle sich diesen Effekt in Waldgröße vor und mit starkem Wind – dann breiten sich Brände in extrem hoher Geschwindigkeit aus. Eric Marsh (Josh Brolin) will seine Feuerwehrgruppe des Ortes auf den Status einer sogenannten Hotshot-Einheit bringen. Das sind diejenigen, die im Land bei jedem Waldbrand direkt vor Ort sind. Das kostet ihn einige ländlich politische Querelen und Nerven. Weil zwei aus seinem Team zur bequemen und besser bezahlten städtischen Feuerwehr wechseln, müssen die Stellen neu besetzt werden. Ein Anwärter ist der drogensüchtige Brendan McDonough (Miles Teller), der sein Leben wieder in normale Bahnen lenken will, da er auch noch ungewollt Vater geworden ist. Marsh gibt ihm diese Chance, aber die „Granite Mountain Hotshots“ sind alles andere als ein normaler Alltagsberuf.

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© studiocanal

Inszenierung geglückt

Ich weiß, der Inhalt, die amerikanische Lebensart und auch der wirklich schlechte Trailer lassen sicherlich trotz der guten Besetzung – es kommen noch Jennifer Connelly, Jeff Bridges und Andie MacDowell hinzu – den durchschnittlichen Filmfan skeptisch die Augenbrauen hochziehen. Zu Beginn, wenn Josh Brolin (SICARIO 2, AVENGERS: INFINITY WAR) in eine uns unbekannte Rolle schlüpft und detailliert das Equipment in seinen Einsatzrucksack packt, merkt man bereits, dass der Film keine Michel Bay-Inszenierung sein wird. Bei einem Einsatz, wenn man nicht mehr komplett auf seine Sinne vertrauen kann, muss man als Feuerwehrmann genau wissen, wo sich was befindet. Dieses neurotisch wirkende Packen seiner Sachen ist nur eines der vielen gut recherchierten Details. Davon gibt es viele, denn die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit (bitte nicht vor dem Filmgenuss lesen: Wikipedia) Die Fire-Action lässt noch etwas auf sich warten und NO WAY OUT nimmt sich viel Zeit mit der Vorstellung seines Teams. Vor allem die Figur von Miles Teller (WHIPLASH, BLEED FOR THIS) bekommt zu recht viel Screentime und führt uns Zuschauer gut in die Welt dieser Elite-Einheit ein. Die Bilder der Landschaften und auch der Brände beeindrucken realitätsnah und man kann keinerlei künstliche visuelle Effekte erkennen. Selbst wenn die Dialoge manchmal etwas stumpf wirken, wie „Du fährst das Auto.“ oder „Ihr geht da entlang.“, dient dies alles der Realitätsbekundung, denn im Einsatz muss einer die Kommandos geben, sonst geht es nicht vorwärts. Auch wenn der amerikanische Lebensstil manchmal etwas zu dick aufträgt, wachsen uns die Personen doch sehr ans Herz, denn der Film spult auch ein ganzes Jahr als zeitliche Dimension ab. Dann wartet man förmlich entertainmentgierig auf das actionreiche Filmfinale. Wenn es dann aber wie eine Feuerwalze über einen hinweggerollt ist und wir um die Leben „unserer“ Hotshots bangen, bereuen wir sofort diesen Wunsch gehabt zu haben, als hätten wir sie selbst in diesen Einsatz geschickt.

No Way Out Kritik zum Film
Eric (Josh Brolin) und Duane (Jeff Bridges) beraten sich. // © studiocanal

Fazit

Ein toller Film, der zu Unrecht an der Kinokasse (selbst in den USA) floppte und im IMAX-Format sicherlich schwer beeindruckend war. Wer über 4K-Technik zu Hause verfügt, sollte auf die derzeit in Deutschland exklusive UHD von Studiocanal zurückgreifen. Alle Veröffentlichungen verfügen über ein umfangreiches Bonusmaterial, was sich auch mit der wahren Geschichte hinter NO WAY OUT, der im Original etwas sperrig ONLY THE BRAVE heißt, auseinandersetzt.
Trotzt eurer Skepsis gegenüber dem Trailer und dem amerikanischen Heldentum und nehmt euch einen Abend Zeit für definitiv einen der besseren Filme aus diesem Kinojahr.

Titel, Cast und CrewNo Way Out - Gegen die Flammen (2017)
OT: Only The Brave
PosterNo Way Out Review
Releaseab dem 11.10.2018 auf Blu-ray/DVD/4K UHD
Bei Amazon kaufen:
RegisseurJoseph Kosinski
Trailer
BesetzungJosh Brolin (Eric Marsh)
Miles Teller (Brendan McDonough)
Jeff Bridges (Doretta Mims)
Jennifer Connelly (Amanda Marsh)
James Badge Dale (Jesse Steed)
Taylor Kitsch (Christopher MacKenzie)
Andie MacDowell (Marvel Steinbrick)

DrehbuchKenn Nolan
Eric Warren Singer
KameraClaudio Miranda
MusikJoseph Trapense
SchnittBilly Fox
Filmlänge134 Minuten
FSKab 12 Jahren

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