Im ersten MovieCon-Sonderband über Stephen-King-Verfilmungen besprechen die Autoren Markus Brüchler und Mike Blankenburg die in den Jahren 1976 bis 1989 entstandenen Adaptionen und teilweise auch deren Fortsetzungen. Das Buch beginnt mit einer längeren Einleitung über den „Meister des Horrors”, seine Biografie, wichtige Einflüsse, die Zusammenarbeiten mit anderen Autoren und politische Ansichten. Bezüglich seines Werks – unmittelbar darauf folgt eine fünfseitige Bibliografie – kommen auch kritische Stimmen wie S. T. Joshi zu Wort. (S. 4 – 21)
Die Filme werden mit vollständigen Inhaltsangaben und ausführlichen Informationen zu den Dreharbeiten und Mitwirkenden diskutiert. Vor allem CARRIE – DES SATANS JÜNGSTE TOCHTER (CARRIE, 1976), BRENNEN MUSS SALEM (SALEM’S LOT, 1979) und SHINING (THE SHINING, 1980) sind lange Kapitel mit spannenden Analysen gewidmet. So wird in CARRIE neben den Phänomenen Telekinese, Bedeutung von Blut und Religion auch das tragisch-realistische Grundthema vorgestellt: „Wir müssen verstehen, was Mobbing und Ausgrenzung sind und was diese bei einem Menschen verursachen können.” (S. 30) Ergänzt wird das Kapitel mit Kritiken zu dem gleichnamigen Musical und der unterschätzten Fortsetzung CARRIE 2 – DIE RACHE (THE RAGE: CARRIE 2, 1999). (S. 34 – 37)
Zwischen den Filmbesprechungen und kurz vor dem Abschnitt über KINDER DES ZORNS (CHILDREN OF THE CORN, 1984) wird etwa zur Mitte des Buches die Kurzgeschichtensammlung „Nachtschicht“ (S. 126 – 131) ausführlich vorgestellt, in der die Vorlage von der auch unter King-Fans heftig umstrittenen Adaption enthalten ist. Sehr erfrischend ist, dass die Autoren selbst sehr kritisch einzelne Verfilmungen bewerten – so wird sogar über CHRISTINE (CHRISTINE, 1983) geschrieben, dass dort „der Horror (…) nur selten funktioniert”, auch wenn John Carpenter sein Bestes gibt (S. 124). Besonders hervorzuheben ist außerdem, dass es in den einzelnen Abschnitten häufig Querverweise auf verschiedene, teilweise sogar wenig bekannte Klassiker des Horror-Genres gibt. So wird im Kapitel über DER FEUERTEUFEL (FIRESTARTER, 1984) explizit DER SCHRECKEN DER MEDUSA (THE MEDUSA TOUCH, 1978) als Vorläufer und erster Film genannt, „der das gefährliche Ausmaß einer möglichen Bedrohung durch telekinetische/telepathische Fähigkeiten als verheerendes Katastrophenszenario darstellt” und „das Publikum Zeuge einer Apokalypse werden” lässt (S. 147 f.). In einem Bonus-Fact zu KINDER DES ZORNS stellt Mike Blankenburg EIN KIND ZU TÖTEN… (¿Quién puede matar a un niño?, 1976) als „zutiefst bedrückende(n) und beklemmende(n) Genre-Beitrag von unglaublicher Intensität” vor (S. 133).
Die Filmkapitel schließen mit FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE (PET SEMATARY, 1989) und der Fortsetzung aus dem Jahr 1992. Kings Romanvorlage „ist eine Reflexion über Tod, Trauer und die Dunkelheit des menschlichen Herzens, wenn dieses sich etwas so sehr wünscht, dass es die Konsequenzen nicht bedenkt.” King selbst sagt, „dass ihn von all seinen Werken nichts so sehr erschreckt und beunruhigt hat” und der beunruhigende Ton des Buches ist auch in den Film eingedrungen. (S. 202)
Das Cover des Bandes zeigt die Katze mit den leuchtenden Augen, mit der ich meine erste Begegnung mit Stephen King verbinde: als kleines Kind kam ich häufig an einer Buchhandlung vorbei und war fasziniert von einem Buch im Schaufenster mit dem Titel „Friedhof der Kuscheltiere“.
Abgerundet wird der großformatige A4-Band mit von Yvonne Lenk zusammengestellten Zitaten von Stephen King über Horror in Literatur und Film sowie 10 Tipps, die King für das Schreiben gibt. (S. 210 – 213)
Das mit zahlreichen Filmbildern ausgestattete Buch ist sowohl Kennern des King’schen Kosmos als auch zum Einstieg zu empfehlen. Es erinnert mich sehr an das legendäre große Stephen-King-Filmbuch von Willy Loderhose (1996, Bastei-Lübbe), zu dem leider nie eine Fortsetzung erschienen ist. Bei MovieCon wurde zwischenzeitlich der 4. Stephen-King-Film-Sonderband veröffentlicht.
- MovieCon Sonderband: Stephen King (Band 1) – Die Filme von 1976 – 1989
- Colla & Gen Verlag
- Autoren: Markus Brüchler, Mike Blankenburg, Yvonne Lenk
- 28,90 € – 39,90 €
- 978-3-98578-121-8 (Hardcover mit Fadenbindung)
- 978-3-98578-122-5 (Hardcover mit Fadenbindung+Leseband)
- 978-3-98578-125-6 (Softcover)
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„Erste Horror-Begegnung mit der Alptraum-Sequenz aus NEVER CRY WOLF (1983), mag Unheimliches von den Gebrüdern Grimm bis Clive Barker, am liebsten auf der Leinwand, würde gerne einmal Nosferatu in Murnau sehen und Suspiria am Königsplatz, dazu Weißwürste mit süßem Senf, Soziologe und Kriminologe, Abschlussarbeit über SHINING und CANDYMAN (als Buch erschienen unter dem Titel „Zeichen der Gewalt“, Berlin 2015), Studienleiter bei der Interfilm-Akademie München (Projekte u. a. Kriminologische Filmreihe in Hamburg)“