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Monkey Man (2024) – Filmkritik

„Primaten-Action“

Selbstfindung und Rache passen nicht wirklich zusammen. Ein einschneidendes Ereignis im Leben bringt sicherlich die grundlegende Persönlichkeit zur Geltung, aber wenn es um Rache und Vergeltung geht, ist der Mensch im animalischen Überlebensmodus. MONKEY MAN von und mit Dev Patel lässt die Selbstfindung hinter sich und geht den blutigen Weg der Vergeltung. Der Film erzähl uns von seiner Figur als Reinkarnation der Gottheit Hanuman, einem gefürchteten weißen Affenwesen, was für Stärke und Mut steht. Doch hier zeigt sich das erste Problem, dieses schnellen, groben und geradlinigen Actionfilms: Diese Art der Selbstfindung kennt eben nur die Rache und keinerlei Selbstreflexion. Das tut natürlich dem Unterhaltungswert keinen Abbruch, lässt aber nach dem Ende einiges bereits wieder in Vergessenheit geraten, vor allem wenn man den MONKEY MAN mit anderen seiner Art vergleicht, die das Thema Rache behandeln, wie zum Beispiel OLDBOY oder BRAWL IN CELL BLOCK 99.

© Universal Studios. All Rights Reserved.

Handlung

In der fiktiven indischen Stadt Yatana besitzen arme Menschen keinerlei Rechte und für Reiche gelten die Gesetze nicht. In dieser dreckigen Metropole verdient sich Kid (Dev Patel) etwas Geld bei illegalen Hinterhofkämpfen. Dort treten Kämpfer mit besonderen „Charakteren“ gegeneinander an. Kid kämpft mit einer Affenmaske und verliert auf Befehl, wenn die Wetten günstig stehen. Er will damit nicht reich werden, sondern an eine mächtige Organisation herankommen, die damals am Mord seiner Mutter und blutigen Massaker in seinem Heimatdorf verantwortlich sind. Ihm gelingt es inkognito als Tellerwäscher im fiesen Hauptquartier mit Kronen-Logo, dem berühmten Bordell der Stadt zu arbeiten. Seine Rache ist nun endlich in Reichweite, wird er jedoch stark genug sein, Rana Singh (Sikandar Kher) zu töten?

© Universal Studios. All Rights Reserved.

John-Wick-Bekanntschaft?

Der Vergleich drängt sich auf. Rache am organisierten Verbrechen, ein Mann gegen eine ganze Armee von Kriminellen und jede Menge hautnahe Action-Choreografien. Jedoch kommt MONKEY MAN aus einer ganz anderen Ecke, nicht nur geografisch. Dem maßgeschneiderten Wick fehlt es an keinerlei Ressourcen und Kontakten. Kid hingegen, muss sich von unten nach oben arbeiten bzw. prügeln, stechen und schießen. Ein kleiner Wink auf den Killer John Wick gibt es beim indischen Waffenhändler, der natürlich dieselbe Waffe im Verkauf hat. Dem Monkey Man nimmt jedoch noch jede Menge Emotionalität und Charakterentwicklung ab. Die geht nicht gerade in eine positive Richtung, erzeugt aber in der ersten Hälfte Spannung. Wird er seine Todesmission überhaupt überleben? Nach seinem unspannenden Training am Reissack mit Trommelbegleitung hält Kid kurz vorm Showdown nichts mehr auf. Das Finale zieht sich im RAID-Modus vom Erdgeschoss bis ins Penthouse hinauf zum Endgegner. Und gerade hier verliert MONKEY MAN völlig seine Spannung. Es werden weder neue Informationen geboten, noch eine kämpferische Skala etabliert wie „Ich bin der Stärkste. Nein, da kommt ein noch krasserer Typ um die Ecke.“ etc. Und dem viel wesentlicheren Vergleich hält MONKEY MAN zu JOHN WICK nicht stand, die fein choreografierte Optik.

© Universal Studios. All Rights Reserved.

Pixel in der Regenrinne

Manchmal kommt man sich für Handkamera und Sekundenschnitte einfach zu alt vor. Das ist aber nicht immer so, den selbst Filme wie UNCUT GEMS ziehen einen, trotz Wackelei und fehlender Bildkomposition, in ihren Bann. MONKEY MAN ist in seiner Inszenierung, dreckig, dunkel und grobpixlig. Die großen Filmkameras wurde in Hollywood (es ist tatsächlich eine kanadisch-amerikanische Produktion) gelassen und auf handliche Digitalkameras gesetzt. Das erweitert natürlich den Spielraum, für abgefahren Verfolgungen und Vollkontaktkämpfe. Es bringt uns als Publikum aber auch in permanenten Dauerstress. Ein paar Momente der Ruhe durch statische Bildästhetik hätten Dev Patel eine paar erzählerische und inszenatorische Freiräume erlaubt, und uns besser in die Geschichte hingezogen – das Exil in der Welt von Ausgestoßenen ist dafür einfach zu wenig. Aber auch in den rasanten Szenen sieht man immer wieder, wie Anschlussstellen im Schnitt grobschlächtig digital zusammengeschustert wurden, was auch für manch blutigen Effekt gilt. Was man den Kämpfen aber stets zugutehalten muss, sind die Wahl der Waffen und da wird alles benutzt, was in Reichweite oder im Haushalt zu finden ist.

© Universal Studios. All Rights Reserved.

Fazit

MONKEY MAN fühlt sich eher wie ein Graphic Novel ohne schöne Bilder an. Der Film prügelt sich, dank seiner Hauptfigur, durch die oft genutzte Katharsis der Rache für den Muttermord. Leider fehlt hier etwas mehr menschliche Selbstreflexion und die konnte Dev Patel in seinen Rollen immer überzeugend herausarbeiten. Vielleicht hat ihn hier sein Regisseur nicht richtig angewiesen. Moment mal…

© Christoph Müller

//Gesehen bei einer Pressevorstellung am 19.03.2024

Titel, Cast und CrewMonkey Man (2024)
Poster
RegisseurDev Patel
ReleaseKinostart: 04.04.2024
Trailer
BesetzungDev Patel (Kid / Billy)
Sharlto Copley (Tiger)
Pitobash (Alphonso)
Vipin Sharma (Alpha)
Sikandar Kher (Rana)
Adithi Kalkunte (Neela, Kids Mutter)
Sobhita Dhulipala (Sita)
Ashwini Kalsekar (Queenie)
Makarand Deshpande (Baba Shakti)
Vijay Kumar (Joshi)
Joseph J.U. Taylor (Gerrard)
Harshit Mahawar (Lucky)
DrehbuchDev Patel
Paul Angunawela
John Collee
FilmmusikJed Kurzel
KameraSharone Meir
SchnittDávid Jancsó
Tim Murrell
Filmlänge122 Minuten
FSKAb 18 Jahren

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