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Mit stählerner Faust (1990) – Filmkritik

Viel mehr als ein Gefängnisfilm ist MIT STÄHLERNER FAUST ein Jean-Claude-Van-Damme-Film. Die typischen Markenzeichen der „Musceles from Brussels“ werden streng nach der JCVD-Agenta abarbeitet: die eigene belgische Visage steckt erstmal ordentlich ein, zwischendurch wird im Dunkeln getappt und im Finale werden jede Menge Roundhouse-Kicks und fliegende Schuhsohlen verteilen. 1990 zählte der Film zum coolen Actionkino ohne Sinn und Verstand, aber dafür reich an ikonischen Bildern und markigen Sprüchen. Ob das einen Nicht-Genrefan heute noch hinter der Couch hervorlockt, sei dahingestellt, aber DEATH WARRANT, so der kernige Originaltitel, ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich das 80er-Actionkino von ihrer Originalität entfernte und in die auf ihre Hauptdarsteller fokussierten 1990er-Blockbuster-Jahre schlidderte.

© Capelight Pictures

Handlung

Der Cop Louise Burke (Jean-Claude Van Damme) will Rache für seinen ermordeten Partner. Serienkiller Sandman (Patrick Kilpatrick) wird von Louise mit seinem Revolver stilecht im Akt der Selbstjustiz durchlöchert. Das heißt für den eigenwilligen Cop erst einmal ein paar Monate Suspendierung. Nachdem er wieder zurück ist, bekommt er den Undercover-Auftrag in einem Gefängnis eine Mordserie aufzuklären. Sein Kontakt in die Außenwelt ist die junge Anwältin Amanda Beckett (Cynthia Gibb), die seine Ehefrau spielen soll. Doch der Knast ist härter als erwarten, jede Menge Misstrauen und an jeder Ecke lauert eine andere Bande. Der erfahrene Knastbruder Hawkins (Robert Guillaume) hilft Louise gegen ein paar Scheine Bares. Als Louise dem Fall langsam auf die Schliche kommt, taucht ein alter Bekannter in seinem Zellentrakt auf, der seine wahre Identität kennt.

© Capelight Pictures

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Jeder kennt Actionfilme, da braucht man am Anfang auch nicht lange quatschen. In drei Minuten wird die Hauptfigur „definiert“. Sein Partner ist tot, er will Rache. Verstärkung braucht er nicht und Regeln gelten für ihn sowieso nicht. Warum er sich als Häftling einschleust und in große Gefahr begibt, weiß man auch nicht. Mit ihm geht es in die raue Welt des Gefängnisses. Gefahr lauert an jeder Ecke und sicher ist nur derjenige, der sich einer Bande anschließt. Eine freie Wahl der Clique gibt es nicht, die Hautfarbe und ethnische Herkunft entscheidet. Ein paar Dinge sind einfältig ins Drehbuch geschrieben wie der Erdnussschalen-Aufheb-Test von Gefängnisaufseher DeGraf (Art LaFleur), da darf heute gern gelacht werden. Die Welt hinter Gittern wird in MIT STÄHLERNER FAUST äußerst atmosphärisch dargestellt, die unterschiedlichen Bereiche haben alle einen eigenen düsteren Stil und insgesamt scheint die Welt eher die, einer großen testosteronen Fabrik mit dampfenden Leitungen. Stahl, Beton und Schweiß sind die Grundelemente der Umegbung. Leider gibt es wenig Überraschungen. Die Oberschurken wittert man schon nach 20 Minuten und auch die Kämpfe sind nie wirklich spannend. Das liegt daran, dass der Film eine gewisse Freude am Foltern und Verprügeln seiner Hauptfigur findet, bis er sich dann im finalen Kampf gegen seinen Alptraumgegner zu Wehr setzt. Für den gelten biologische Gesetze nicht. Wir befinden uns in einer Art Höllenreich, in dem Justitia ihre Kriminellen und Mörder wegschließt und danach den Schlüssel wegwirft.

© Capelight Pictures

Die Außenwelt

Außerhalb der Gefängnismauern zeigt uns die Staatsanwältin Amanda eine Welt des Luxus und der Freiheit. Im feinen Dress treibt sie die Recherche voran – auch dank eines rolligen IT-Schülers – hat am Ende aber wenig zu melden. Die Liebesbeziehung zwischen Louise und Amanda wird mit lüsternen Blicken zwischen beiden fundamentiert. Die absurdeste Szene ist die, wenn sich die getarnten „Eheleute“ in einem Wohnwagen eine Besuchszeit gönnen dürfen. Louise wurde die Tage vorher noch misshandelt und nackt in Einzelhaft gekettet. Amanda musste sich vorher dem notgeilen Abtasten der Wärter ergeben – warum eigentlich? Juristinnen müssten wissen was legal ist. Nachdem beide emotional so richtig durch den Dreck gezogen wurden, fallen sie wollüstig im Wohnwagen übereinander her. So wenig Logik kann es nur in einem reinrassigen Actionfilm geben.

© Capelight Pictures

Machen wir uns nichts vor, MIT STÄHLERNER FAUST ist eine Jean-Claude-Van-Damme-Film und für Jean-Claude war dies die letzte Bewährungsprobe mit mittlerem Budget, wie er mit Hilfe seines Namens auf dem Kinoposter die Zuschauer anlockt und ein Vielfaches der Produktionskosten wieder einnahmt. Nicht vergessen, es waren die glorreichen Zeiten der Videotheken und MIT STÄHLERNER FAUST erlebte auch dort umsatzreiche Zeiten. Es gab für JCVD nur noch eine Station (DOUBLE IMPACT, 1991) bevor es endlich mit UNIVERSAL SOLDIER (1992) in die Oberliga ging. In der dann gar nicht so lange mitspielen durfte.

© Capelight Pictures

Neben dem Darsteller ist gar nicht der Regisseur Deran Sarafian interessant, der kaum Fußstapfen im Filmbusiness hinterließ, sondern der Drehbuchautor David S. Goyer. Ja, der Goyer, der an den Drehbüchern der Batman-Trilogie von Christopher Nolan mitarbeitete. MIT STÄHLERNER FAUST war sein Autorendebüt. Seine Fähigkeiten entwickelten sich zum Glück noch weiter wie mit Filmen wie DARK CITY (1998) oder BLADE (1998).

© Capelight Pictures

Fazit

Stimmungsvoll und düster ist MIT STÄHLERNER FAUST auf jeden Fall. Leider ist der 90er-Knast-Prügel-Streifen kaum spannend und Van Damme fehlt einfach ein guter Kampf-Choreograph, so dass seine Rolle zurecht bis zum Ende mächtig aufs Fressbrett bekommt. Fans bleiben dabei, alle anderen dürfen weiterschalten.

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewMit stählerner Faust (1990)
OT: Death Warrant
Poster
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RegisseurDeran Sarafian
Trailer
BesetzungJean-Claude (Louis Burke)
Robert Guillaume (Hawkins)
Cynthia Gibb (Amanda Beckett)
George Dickerson (Tom Vogler)
Art LaFleur (Sergeant DeGraf)
Patrick Kilpatrick (Christian 'The Sandman' Naylor)
DrehbuchDavid S. Goyer
KameraRussell Carpenter
MusikGary Chang
SchnittJohn A. Barton
G. Gregg McLaughlin
Filmlänge89 Minuten
FSKab 16 Jahren

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