„Meet Option 3“
Wer hätte gedacht, dass „Marky Mark“ mal einer der bestbezahltesten Schauspieler Hollywoods wird. Aber es waren die 90er, da hat wohl jeder seine Leichen im Keller. Mittlerweile ist der 47-Jährige aber ganz oben angekommen. 2017 überholte Mark Wahlberg mit der stolzen Gage von 68 Millionen US-Dollar selbst Dauer-Strahlemann Dwayne Johnson. Mit Auftritten in verschiedenen Filmen wie DIE ETWAS ANDEREN COPS, der Serie ENTOURAGE und DADDYS HOME zeigt Wahlberg seine selbstironische Seite. Steckenpferd bleibt über die Jahre aber das Actionkino. Besonders die Katastrophen-Thriller DEEPWATER HORIZON, BOSTON und LONE SURVIVOR aus der Zusammenarbeit mit Regisseur Peter Berg machen aus Wahlberg eine Art Vorzeige-Patrioten. In der neuen Produktion MILE 22 schlüpft Mark Wahlberg wieder in seine typische Rolle eines taffen Paramilitärs, der für sein Land über Leichen geht.
Inhalt
Wenn die diplomatischen Wege ausgeschöpft sind und ein militärischer Einsatz zu riskant ist, kommt das Elite-Einsatzteam „Overwatch“ auf den Plan. Offiziell existiert James Silva (Mark Wahlberg) und sein Team von top ausgebildeten Kräften nicht. Das ermöglicht die Durchführung von überaus riskanten Missionen in der ganzen Welt. Nach der erfolgreichen Zerschlagung einer russischen Terrorzelle, wird das Team von Overwatch für einen Gefangenentransport in Südostasien rekrutiert.
Ein verschlüsselter Datenträger mit den Positionen von gestohlenen Atomsprengköpfen wird von dem Polizisten Li Noor, gespielt von Iko Uwais (THE RAID, STAR WARS VII), in die US-Botschaft gebracht. Im Austausch seiner Überführung auf amerikanischen Boden, bietet er die Entschlüsselung der Daten an. Nachdem sofort in der US-Botschaft ein Anschlag auf Li Noor verübt wird, ist für den Botschafter die Echtheit der Daten bestätigt. Er beauftragt Overwatch mit der Überführung zu einem sicheren Militärflugzeug 22 Meilen entfernt. Dass die Attentäter den Überläufer und die Daten nicht kampflos aus dem Land lassen, liegt auf der Hand. Es steht ein Spießrutenlaufen durch feindliches Gebiet bevor.
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©UNIVERSUM FILM
Ein unnötiges Bildgewitter
Ich bin ehrlich, in den ersten 15 Minuten war ich ein oder zwei Mal kurz davor den Saal zu verlassen. MILE 22 ist so hektisch geschnitten, dass mir auch ohne 3D-Effekt unwohl wurde. Hier hat sich der Cutter auf jeden Fall ganz schön ausgetobt. Gefühlt sieht man auch in ruhigen Momenten alle fünf Sekunden einen Schnitt. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber an die Bildfetzen und kann sich besser auf die nächsten actiongeladenen 80 Minuten konzentrieren. Die Grundidee von MILE 22 ist nicht gerade neu. Filme wie 16 BLOCKS (Bruce Willis, Yasiin Bey), SAFE HOUSE (Denzel Washington, Ryan Reynolds) oder The Raid (Iko Uwais) fahren alle eine ähnliche Konstellation auf: Eine kleine Gruppe muss sich einer Übermacht an Feinden stellen.
In MILE 22 besteht diese Gruppe nun aus hochtrainierten und ausgebildeten Paramilitärs der US-Regierung. Angeführt wird das Ganze natürlich vom Besten der Besten James Silva (Mark Wahlberg). Warum er und sein Team das sind, kann ich jetzt nicht genau sagen. Viele Informationen gibt der Film für das Team und seinen Mitgliedern nicht her. Silva bekommt hier noch die größte Hintergrundgeschichte über eine kurze Sequenz aus Kindheit und Ausbildung angeheftet. Die anderen Mitglieder des Teams sind bis auf Alice Kerr (Lauren Cohan) nur graue Figuren. Auch Cohan dient dabei leider nur als moralischer Anker, da alles, was wir über sie erfahren, ihre Trennung von Ehemann und Sohn ist.
Aber nun gut, man erwartet mit MILE 22 nun auch kein Kammerspiel in dem die Charaktere sich entfalten und durch intensive Dialoge Spannung aufgebaut wird.
Iko Uwais reißt das Ruder um
Die Figuren und besonders Mark Wahlberg sind eigentlich nur große Redenschwinger. Wahlberg haut mit Phrasen und Möchtegern-Philosophie-Vorträgen nur so um sich, was Gescheites kommt dabei jedoch nicht zustande. Der Charakter Silva wird dadurch nur noch unglaubwürdiger und unsympathischer. Was ist aber das Herzstück des Films? Was macht die Action in MILE 22 besonders? Die ist durchweg solide und imposant. Durch die bisherigen Projekte LONE SURVIVOR, DEEPWATER HORIZON oder auch BOSTON (PATRIOTS DAY) haben Wahlberg und Berg sich einiges an Erfahrung zu realistischer Action-Inszenierung angeeignet. Das kommt auch MILE 22 zugute, es wird viel Wert auf handgemachte Stunts und Explosionen gelegt. Feuergefechte und auch Nahkampfszenen sind zwischenzeitlich fies brutal und schlagen kräftig ein. Der Film leidet auch hier unter zu schnellen Schnitten, die dem ganzen Geschehen Hektik verleihen sollen, aber nur Atmosphäre zerstören.
Highlight des Films ist ohne Frage der junge indonesische Action-Star Iko Uwais.
Die Brutalität und dennoch Ästhetik in seinen Martial Arts-Kämpfen ist stets beeindruckend. Seine Auftritte, in denen er richtig loslegt, bleiben im Gedächtnis und machen Iko Uwais zum heimlichen Star des Films. Gern hätte ich noch mehr von ihm gesehen. Mark Wahlberg versucht krampfhaft mit Sprüchen und lässigem Blick cool zu wirken, wohingegen es Iko Uwais mühelos von der ersten Minute an ist. Zwischen diesen beiden Größen bleibt wenig Platz für die weiblichen Darstellerinnen Ronda Rousey und Lauren Cohan. Während Rousey dem Action-Klischee der taffen Killerin entsprungen ist, darf die Figur Alice Kerr nur als Dame in Not für Wahlberg herhalten. Das ist besonders ärgerlich, da vor allem Lauren Cohan in ihrer Serienrolle THE WALKING DEAD bewiesen hat, dass sie durchaus auf sich selbst aufpassen kann.
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©UNIVERSUM FILM
Überraschende Schlussnote
Das über dem ganzen Machogehabe dann zusätzlich noch das Statement „Amerika, Retter der Freien Welt“ steht, ist wenig überraschend. Auch den ein oder anderen heroischen Tod bekommt man zur Schau gestellt. Das Ganze ist überzeichnet, so dass ich mir nicht sicher bin, ob es ernst gemeint ist. Mit den letzten Projekten Wahlbergs im Hinterkopf, ist das aber wohl eher nicht der Fall. Umso mehr überrascht der Schlusston von MILE 22, der fast schon reflektierend auf die Geschehnisse des Films zurückblickt. Das macht zwar die vorherigen 90 Minuten Machogehabe nicht besser, ließ mich dann aber doch überrascht aus dem Kinosaal gehen.
Fazit
Eine unoriginelle Geschichte, gewöhnungsbedürftige Schnitte und ein zu präsenter, unspektakulärer Wahlberg sind Dinge, mit denen man sich bei Mile 22 leider rumschlagen muss. Dafür bekommt man gut inszenierte Action und einen hervorragenden Iko Uwais. Als Fan von Mark Wahlberg und Actionfilmen kann man mit MILE 22 nicht viel falsch machen, aber mehr als 94 Minuten Action-Machogehabe sollte man nicht erwarten.
Fragt sich, ob DIE NACKTE KANONE noch eine Chance auf einen Oscar hat / kann Käsekuchen nicht widerstehen / sollte ohne Korrekturlesen nichtmal ’ne SMS schreiben.