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Midsommar (2019) – Filmkritik

Prolog

Mit großer Neugier setze ich mich in meinen Kinosessel. Ich werde nun gleich einen Film sehen, von dem ich kaum mehr weiß, als dass er während des schwedischen Mittsommers in einer kommunenhaften Gemeinschaft spielen soll und mit Ari Aster von einem hochtalentierten Autorenfilmer ist, der nicht nur mich mit seinem Debutlangfilm HEREDITARY tief beindrucken konnte. Basierend auf den Erfahrungen des Vorgängers wird es wohl keine leichte Kost werden und sich genretypisch höchstwahrscheinlich Richtung Horrorfilm bewegen. Ich bin gespannt und für alles offen.

Das Licht geht aus, die Leinwand wird hell…heller…erhellend…erhöllend …elegisch… elendig…erlösend.

Nach zweieinhalb Stunden verlasse ich zu gleichen Teilen verstört und entrückt den Kinosaal. Was haben meine Augen da gerade gesehen? Was ist meinem Körper da drinnen widerfahren? Was genau hat mein Unterbewusstsein durch diese cineastische Nahtoderfahrung da auf unbestimmte Zeit mit auf den Weg bekommen?

Ich wanke ins Freie und spüre in wiederkehrenden Wellen erneut die Gänsehaut, die meinen Körper die finalen 10 Minuten bis zum Abspann in orgiastische Geiselhaft genommen hat. Meine Augen können die Tränen einer fast krampfartigen Erregung kaum noch in ihre Grenzen weisen. Was ist da mit mir geschehen?

„Wenn Du lange in einen Abgrund schaut, schaut der Abgrund auch in Dich hinein“

Dieses Zitat von Friedrich Nitzsche, welches schon prologartig James Camerons THE ABYSS (1989) einleitete, könnte in Abwandlung auch so für MIDSOMMAR stehen:

„Wenn Du diesen Film lange genug anschaust, schaut der Film irgendwann auch in Dich hinein“

Genau diesen tiefen Blick in meine Seele werde ich so schnell nicht wieder vergessen.

MIDSOMMAR (2019)
Florence Pugh, Vilhelm Blomgren und Jack Reynor // © Gabor Kotschy, Courtesy of A24

Die Handlung

MIDSOMMAR beginnt märchenhaft mit einem nordischen Wandgemälde, im Stil des berühmten Bildteppichs von Bayeux über die Schlacht bei Hastings, welches die kommenden Ereignisse symbolisch vorwegzunehmen scheint. Dazu erschallt ein sphärisch verfremdeter Chor, der entfernt an die klassischen Disneyfilme unserer Kindheit erinnert. So leitet sich ein fremdartiger, heidnischer Reigen ein, der in einer nächtlich verschneiten, menschenleeren Winterlandschaft beginnt und in einer gleißenden Sommerszenerie mit extatisch jubilierenden Menschen als Ode auf den ewigen Kreislauf des Lebens endet.

Dazwischen lernen wir Dani (Florence Pugh, LADY MACBETH) kennen. Eine sich tragisch entwickelnde Familiengeschichte stößt sie in eine tiefe Lebenskrise, in der sie sich mehr Halt und Verständnis von ihrem Freund Chris erwünscht. Chris (Jack Traynor, DETROIT) wiederum fühlt sich von ihren Bedürfnissen in seiner persönlichen Freiheit behindert. Um einer drohenden Trennung vorzubeugen, nimmt er sie unwillig auf eine Reise in die Semesterferien nach Schweden mit. Er folgt einer Einladung seines schwedischen Mitkommilitonen Pelle (Vilhelm Blomgren) an ihn und seine Studienfreunde Josh (William Jackson Harper, THE GOOD PLACE (TV)) und Mark (Will Poulter, MAZE RUNNER) in eine weit von Stockholm gelegenen Kommune, die zur kommenden Mittsommerzeit einen besonderen, alle 90 Jahre wiederkehrenden Feier-Ritus vollziehen werden.

Für Chris und Josh ist es eine besondere Gelegenheit ihre Dissertation über kultische Gebräuche heidnischer Nordvölker aus erster Hand weiter zu verfolgen, während Mark nur von Sex mit den „schönsten Frauen der Welt“ träumt. Sie alle werden dort mehr erleben als sie es sich jemals hätten vorstellen können.

MIDSOMMAR ist jedoch in erster Linie Danis Geschichte, die durch die Begegnung mit dieser befremdlichen, stark matriarchalisch geprägten Gesellschaft einen erlösenden Katalysator erhält. Die Menschen dort tragen weiße Gewänder, umarmen sich minutenlang und das Strahlen der Sonne scheint eine direkte Spiegelung ihres freundlichen, offenen Wesens zu sein. Erst nachdem sich Danis und unsere Augen an die überbelichtete Szenerie gewöhnt haben, lassen sich erste irritierende Umrisse und archaische Kanten erkennen, die sich nach und nach ungeschützt immer tiefer in unsere aufgeklärt moderne Wohlfühlhaut bohren können. Doch je schmerzvoller das äußere Geschehen zu werden scheint, umso klarer wird Dani, was sie in ihrem Leben wirklich vermisst und dass sie es hier, gegen alle logischen Widerstände, vielleicht sogar gefunden hat: ihre wahrhaftige Ur-Familie.

MIDSOMMAR (2019)
Isabelle Grill // © Csaba Aknay, Courtesy of A24

Eine reinigende Urgewalt

Noch weniger als HEREDITARY ist MIDSOMMAR ein klassischer Horrorfilm. Es gibt keine Monster, keine sichtbaren Geister, Dämonen, oder degenerierte Serienmörder, kein wirklich greifbares Böses. Wir betreten schlicht eine komplett eigene Welt, die wir so bisher noch nicht gesehen haben. In paradiesisch, sonnendurchleuchteten Bildern führt uns die psychologisch meisterhaft gebaute Handlung auf Augenhöhe mit den Figuren über die Bühne eines kathartischen Märchens. Einem Märchen aus vorgrimmschen Zeiten, in denen ein Rotkäppchen vom Wolf tatsächlich noch gefressen, ein Dornröschen während ihres 100 jährigen Schlafes von ihrem Zukünftigen geschwängert wurde und sich böse Stiefmütter in glühenden Fußeisen zu Tode tanzen mussten. Eine archaische Welt fernab moralisch pervertierter Zivilisation und moderner Gesellschaftsformen die den Fluss des Lebens weitestgehend schon unumkehrbar begradigt haben. Eine Welt inmitten eines brutal und zugleich befreiend pulsierenden Kreislaufs einer Ur-Natur, der wir uns kaum noch gewahr fühlen dürfen. Durch MIDSOMMAR erleben wir einen Film wie eine qualvoll schmerzhafte Rückkehr in einen erlösenden Mutterleib zur Wiederbegegnung mit unseren nahezu vollständig verleugneten Urinstinkten.

MIDSOMMAR ist ein kultischer Hymnus auf den Kreislauf des Lebens. Ein wahrhaftiger Kultfilm!

MIDSOMMAR (2019)
© Gabor Kotschy, Courtesy of A24

Kino in seiner reinsten Form

Der von mir hoch geschätzte Alejandro Jodorowsky, den ich vor Kurzem mit seinem Spätwerk SANTA SANGRE etwas genauer betrachten durfte, hat in einem Interview einmal geäußert, dass ihn aktuell kaum noch Filme wirklich überraschen können. Es gäbe keine Originalität mehr im Kino, vor allem nicht im amerikanischen. Er sehnte sich nach einem unmittelbaren Kino, welches einem Dinge zeige, die man vorher so noch nicht erlebt habe. Ein solches brächte seiner Meinung nach fast nur noch der asiatische Film, z.B. durch Takashi Miike hervor. Nun möchte ich mir nicht anmaßen, für Jodorowsky zu sprechen und ihn sagen zu lassen, dass MIDSOMMAR für ihn genau diese Art cineastischen Spektakels und somit die lang vermisste Rehabilitation für das amerikanische Kino sein könnte. Ich kann aber ruhigen Gewissens schreiben, das ich Ari Asters neuen Film als genau diese Art reinsten Kinos empfinde, welches Jodorowsky weitestgehend so schmerzlich vermisst.

MIDSOMMAR gleicht in seiner entwaffnenden Unmittelbarkeit dem Spektakel antiker Dramen eines Euripides oder dem fast schon rauschhaften Erleben des iranischen Dorftheaters Ta´azieh. Beiden Theaterformen ist gemein, dass die Direktheit der Handlung so stark auf die Zuschauer übergreift und derart tiefgehend emotionalisiert, dass ihre lautstarken Reaktionen auf das Gesehene immer mehr zu einem kommentierenden Chor des Geschehens werden. Diese Form der dramatischen Kunst macht aus dem bloßen Zuschauer einen persönlich betroffenen Teilnehmer, der sich voll und ganz mit dem gerade Erlebten identifiziert und durch das Miterleben zu geistiger Reinigung gelangt.

MIDSOMMAR (2019)
Will Poulter // © Merie Weismiller Wallace, Courtesy of A24

Die Inszenierung

Genau dieses direkte Miterleben ermöglicht Ari Aster (Drehbuch und Regie) durch die beeindruckende Inszenierung der Kommunengemeinschaft in vielschichtig gebauten Szenen und meisterhaft inszenierten Bildern, die von Kameramann Pawel Pogorzelski (HEREDITIARY) durch runenhafte Eleganz die Geheimnisse dieser fremdartigen Welt sichtbar werden lassen. Jede Einstellung enthält bereits Schlüsselelemente für kommende Ereignisse. In oft minutenlangen Plansequenzen durchstreifen wir mit den Figuren das Geschehen, um scheinbar beiläufig im Hintergrund bereits Dinge und Handlungen wahrzunehmen, deren wahre Bedeutungen uns erst später, dann aber mit verstörender Wucht, tief ins Mark erschüttern werden. Dadurch entsteht ein permanent gefahrvolles Grundrauschen, von dem wir nie wissen wann es sich erneut, in oft kaum auszuhaltender Gewalt, entladen wird. Das perfide an dieser Art des bildhaften Erzählens ist, dass uns visuell, gerade durch das nahezu komplette Fehlen von Dunkelheit, alles offenbart wird, wir es aber aufgrund seiner Fremdheit erst zu spät als das erkennen, was es tatsächlich immer schon war. So durchstreifen wir eine Welt der Zeichen und Symbole, deren Bedeutung sich uns erst dann offenbart, wenn Handlungen in Gang gesetzt wurden, denen sich die Figuren dann nicht mehr entziehen können.

MIDSOMMAR (2019)
Florence Pugh und Jack Reynor // © Gabor Kotschy, Courtesy of A24

Fremd vertraute Welt

Dieses fast jungfräuliche Betrachten einer fremdartigen Welt erhält gerade dadurch seine besondere Kraft, weil sie nicht fernab irgendwo tief in einem Regenwald unter exotischen Indiovölkern (CANNIBAL HOLOCAUST, 1980) stattfindet, die uns allein durch ihr nacktes, nicht eurasisches Aussehen schon „anders“ erscheinen. MIDSOMMAR spielt in direkter geographischer und ethnischer Nähe zu uns selbst. Wir sehen reinlich gekleidete, hellhäutige Menschen, denen wir auch in unserem täglichen Umfeld begegnen könnten. Da sie sogar unsere Sprache sprechen, können sie direkt verbal auf unser Unbehagen reagieren, welches wir beim Erleben ihrer befremdlichen Handlungen empfinden. Das Geschehen wird also umgehend reflektiert und aus einer anderen, höheren Blickrichtung verständlicher.

Die Fallhöhe

Für diesen erhöhten Blick findet die Kamera immer wieder majestätische Vogelperspektiven, die uns diese andere Welt in ballettartigen, geometrisch angeordneten Formen offenlegen. Erst durch diese Sichtweise erkennen wir in ihnen eine Art mathematische Formel der Geschehnisse. In dieser werden die Hauptfiguren, ohne es selbst zu merken, nach und nach zu integrierten Elementen einer allumfassenden Gleichung eines alles verbindenden Kreislaufs. Dieser erhöhte Blick macht die dramatische „Fallhöhe“ dann auch besonders schmerzhaft.

MIDSOMMAR (2019)
Gunnel Fred // © Merie Weismiller Wallace, Courtesy of A24

Das Göttliche

Gleichzeitig ist es auch ein Blick in unsere eigene vorchristliche Vergangenheit. In dieser heidnischen Welt gibt es nicht den einen Gott, der sich in allem offenbaren kann. Dort ist von Grund her alles bereits göttlich. Doch erst der ritualisierte Dialog mit jedem einzelnen dieser Dinge öffnet den Zugang zu ihrer jeweiligen Kraft. Somit ist die Erlangung dieses unendlichen Göttlichen auch nur durch eine ständige Ritualisierung des Alltags möglich. Wer sich dieser Lebensweise entgegenstellt, wird vernichtet. Wer sich ihr anschließt, wird Erlösung finden.

MIDSOMMAR (2019)
Jack Reynor und Gunnel Fred // © Gabor Kotschy, Courtesy of A24)

Die Figuren

Auch wenn Aster in erster Linie die Befreiungsgeschichte einer jungen Frau erzählt, lässt er den übrigen Figuren genügend Raum, dass wir auch ihren Beweggründen glaubhaft folgen können. Denn auch ihre Geschichten sind wie kunstvoll gestaltete Elementarteilchen für das große befreiende Gesamtbild unverzichtbar. So entsteht schnell der Eindruck, dass die einzelnen Figuren auf ihre jeweilige Handlungslinie geschoben werden, ohne sich wirklich dagegen wehren zu können. Welche Rolle ihnen dabei zugewiesen wird, ist bereits tief in ihrer ganz eigenen Natur angelegt. Somit sind ihre Handlungen weder zu verurteilen noch vom Grundsatz falsch. Sie handeln wertfrei zum Wohle eines übergeordneten Ganzen.

Die Darsteller

Diese Ganzheit spiegelt sich vor allem in Asters eindrucksvollen Schauspielführung und einer homogen atmenden Ensembleleistung jedes einzelnen Darstellers wider. Beispielhaft für die Kraft ihres Spiels ist eine Tischszene, in der wir die jeweiligen Subtexte der Figuren wie in einem mehrstimmigen Chorsatz immer wieder unterschiedlich gewichtet und perfekt aufeinander abgemischt herauslesen können.

MIDSOMMAR (2019)
William Jackson Harper // © Gabor Kotschy, Courtesy of A24

Hauptdarstellerin Florence Pugh

Sie ist Gesicht, Stimme und Seele dieses kanonartigen Filmerwachens. Bereits am Anfang erleben wir sie in einer einzigen, schmerzerfüllten Naheinstellung, in der sie ihr gesamtes Seelenleben über kleinste Reaktionen in ihrem von tiefster Verzweiflung um Fassung bemühten Gesicht auf die Leinwand transferiert. Mit Florence Pugh erhält MIDSOMMAR eine erfrischend unglamouröse, fast unscheinbare Protagonistin. Gestützt auf ein außerordentlich differenziert geschriebenes Drehbuch verleiht die 23-jährige Britin ihrer Figur einen facettenreichen Charakter zwischen Verletzlichkeit, Neugier, gesundem Gerechtigkeitsempfinden, Angst und Eifersucht. Nach ihrer vielbeachteten Rolle im viktorianischen Emanzipationsdrama LADY MACBETH (2016) und ihrem Auftritt als Wrestlerin in der sympathischen Dramedy FIGHTING WITH MY FAMILY (2018) zeigt sie mit Ihrer Interpretation der Dani in diesem Film mit jeder kleinsten Geste ihres Spiels vielleicht ihre anspruchsvollste Figur.

MIDSOMMAR (2019)
Vilhelm Blomgren und Florence Pugh // © Gabor Kotschy, Courtesy of A24

Die Musik

Nachdem ich schon so viel über Chöre und Kanons geschrieben habe, ist es nur folgerichtig auch der außerordentlichen Musik in diesem Film eine Stimme zu geben. Bereits für HEREDITIARY bewies Ari Aster sein besonderes Gespür für originelles Scoring fernab diktatorisch, einfallsloser Hans-Zimmer-Temptrack-Überwachung. In dem kanadischen Jazz- und Freestyle Saxophonisten Colin Stetson wählte Aster einen Filmmusiknovizen zur Schaffung eines experimentellen, mit wagnerianischen Zitaten durchwebten, blasinstrumentalen Klangteppichs, der einen alptraumhaft in tiefste, höllenartige Abgründe ziehen sollte.

Wer jedoch erwartet hat, dass aus dieser fruchtbaren Zusammenarbeit ein Gespann für die Zukunft a la Spielberg/Williams, Leone/Morricone oder Zemeckis/Silvestri geworden ist muss sich von Aster erneut überraschen lassen.

Soundtrack-Cover
Soundtrack-Cover

Noch vor den Dreharbeiten zu HEREDITIARY, den er unbedingt mit Colin Stetson machen wollte, entwickelte Ari Aster bereits erste Entwürfe für MIDSOMMAR. Auf der Suche nach der passenden Inspirationsmusik zur Weiterentwicklung in ein Drehbuch stieß er auf den experimentellen Multiinstrumentalisten Bobby Krlic und sein faszinierend rohes „Debut-Ein-Mann-Musikprojekt“ The Haxan Cloak. In seinen dissonant, kammermusikartigen, mit Einstürzende Neubauten Perkussivität durchwaberten Streicherepisoden und elektronisch verzerrter Chorexperimenten erklang für Aster genau der archaisch heidnische Grundton für die filmische Umsetzung seiner kultischen Horrorexpedition.

Eine ähnlich abwechselnd rau sägende und choral klagende Klangästhetik begleitet uns nun, erweitert um teilweise diegetisch im Duett mit den im Film extasisch singenden Frauen, musikalisch herausfordernd durch diese filmische Tour de Force. Durchwebt mit paradiesisch minimalistischen Melodiebögen, meditativ fließenden Synthie-Skulpturen und 12-Ton-Streicherfiguren schafft Bobby Krlic mit dieser Neukomposition einen hoch artifiziellen Musikreigen für die musikalische Seele des Films. Ähnlich wie Stetson in HEREDITIARY verwendet auch Krlic für das musikalische Finale in MIDSOMMAR Richard Wagners Rheingold als kunstvolle Ode an nordische Kultromantik. Vielleicht versteckt der jüdische Filmemacher Aster hier eine gewisse Ari(sche) Ironie bezogen auf seinen Vornamen. Stimmiger könnte dieser filmische Exkurs in die heidnische Seele unseres Abendlandes musikalisch auch kaum enden. Nach den beiden Radiohead Masterminds Jonny Greenwood (THERE WILL BE BLOOD, PHANTOM THREAD) und Thom Yorke (SUSPIRIA, 2018), gesellt sich mit Bobby Krlic ein weiterer hochtalentierter, viel versprechender Seiteneinsteiger aus der Populär- in die Welt innovativer Filmmusik.

MIDSOMMAR (2019)
Jack Reynor und Florence Pugh // © Gabor Kotschy, Courtesy of A24

Fazit

Mit diesem Film hat Ari Aster vielleicht schon seinen CITIZEN KANE (Orson Welles) geschaffen, also ein Werk, was bereits alle filmischen Fähigkeiten seines Schöpfers in einzigartiger Perfektion zusammenfasst. Auf jeden Fall schafft er mit diesem orgiastischen Werk eine bacchantische Kakophonie der Schönheit, wie wir sie noch nicht erlebt haben. Genretypisch nicht wirklich zu kategorisieren, wandelt dieser filmische Bastard souverän zwischen den Spuren von Stanley Kubrick, Pier Paolo Pasolini, Gaspar Noé, dem frühen Roman Polanski und ganz viel Ingmar Bergman, um am Ende tatsächlich ein originaler Ari Aster zu sein. Originell und so verstörend anders, dass einem oft nur ein verlegenes Lachen im Halse bleibt, um das Gesehene irgendwie verarbeiten zu können. Gegenüber diesem am Ende hoch erregenden Mehr-Gänge-Menü aus Tränen, halluzinogen Pilzen, Feuer, Fleisch, Innereien, zersplitterten Knochen und befremdlichen Intimaromen wirkt HEREDITIARY wie ein freundlicher Gruß aus der Küche unseres Vertrauens.

Epilog

Je mehr ich über diesen Film nachdenke und schreibe, umso unwürdiger fühle ich mich, ihm auch nur annähernd durch meine Worte gerecht zu werden. Worte können nur so weit tragen bis die Liebe übernimmt. Und Liebe bedarf keiner Worte. Ab jetzt sagt mein Schweigen mehr aus, als tausend Worte es je könnten. Und der Rest ist Liebe.

© Andreas Ullrich

Titel, Cast und CrewMidsommar (2019)
PosterMIDSOMMAR (2019)
ReleaseKinostart: 26.09.2019
Ab dem 07.02.2020 auf Blu-ray und DVD, sowie in einer limitierten Edition mit dem 25 min längeren Director's Cut

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RegisseurAri Aster
Trailer
BesetzungFlorence Pugh (Dani)
Jack Reynor (Christian)
Vilhelm Blomgren (Pelle)
William Jackson Harper (Josh)
Will Poulter (Mark)
Ellora Torchia (Connie)
Archie Madekwe (Simon)
Henrik Norlén (Ulf)
Gunnel Fred (Siv)
Isabelle Grill (Maja)
DrehbuchAri Aster
KameraPawel Pogorzelski
MusikBobby Krlic aka
The Haxan Cloak
SchnittLucian Johnston
Filmlänge147 Minuten
FSKbisher unbekannt

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