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McLintock! (1963)

McLintock! (1963) – Filmkritik & Review zum Mediabook

„Häusliche Gewalt im Hause John Wayne“

Wird man aktuelle Komödien in 50 Jahren als peinlich betrachten? Die HANGOVER-Trilogie oder Filme wie TED werden bestimmt als sinnlos überdreht oder drogen- und gewaltverherrlichend abgetan. Wenn man heute einen Blick ins Jahr 1963 im Westerngenre mit diesem verrückten Streifen MCLINTOCK! wirft, fragt man sich schon ernsthaft, was sich die Beteiligten damals dabei dachten. Die besten Beispiele für einen zeitgemäßen Verlust in dieser Western-Komödie sind wohl eine minutenlange Schlammprügelei mit immer dem gleichen Witz – Menschen rutschen den Schlamm runter – und die Jagd eines Mobs nach der Hauptdarstellerin, nur damit John Wayne ihrem Hintern mit der eisernen Ascheschaufel eins überbraten kann. Es ist vor allem unmöglich dieses altbackene Frauenbild zu ignorieren, aber es ist genauso sinnlos in diesem Film alles zu ernst zu nehmen. Deswegen lieber den Bourbon aus dem Schrank holen, in den Sattel schwingen und losreiten. Beim Frauenzimmer kann man sich auch später entschuldigen.

McLintock! (1963)
© Capelight Pictures

Inhalt

George Washington McLintock (John Wayne) hat nicht zufällig den gleichen Namen wie das kleine Städtchen, in dem diese Geschichte spielt. McLintock ist Viehbaron und Immobiliengroßbesitzer, kurzum der reichste Mann im Ort. Er genehmigt sich gern ein paar Gläschen zu viel, was kaum einen kümmert, denn die Ehefrau ist vor zwei Jahren abgehauen und die Tochter an der Uni. George McLintock gilt als fairer Arbeitgeber und Freund der Indianer. Wenn jedoch immer mehr Siedler in die Umgebung kommen, weil die Regierung ihnen ein Stück Land geschenkt hat, ist McLintock nicht zu müde ihnen zu erklären, dass sie hier nichts verloren haben. Die karge Landschaft lässt nur Rinderherden gedeihen. Sein Leben als reicher Junggeselle nimmt jedoch ein schnelles Ende, als Ehefrau Katherine (Maureen O‘Hara) von der schicken Ostküste zurückkehrt und wieder extrem schlecht gelaunt ist. Sie will nun endlich die Scheidungspapiere unterschrieben haben. Tochter Becky (Stefanie Powers) hat sich auch angekündigt. Sie bringt ihren treudoofen Freund Matt Douglas (Jerry Van Dyke) mit, der kaum auf einem Pferd sitzen kann, aber dafür ein zeitgemäßer Musiker und Tänzer ist. Kein Wunder, dass dies nicht gerade Georges Bild eines Schwiegersohns entspricht. Das sind jede Menge Gründe, sich dem Boden einer Bourbonflasche zu widmen.

© Capelight Pictures

Familienbusiness

Bevor wir uns die wirklich schräge Grundprämisse des Films näher ansehen, gibt es noch einen Hinweis zur Entstehung des Films. Anfang der 1960er lief es für die Ikone John Wayne nicht mehr so gut. Mit ALAMO (1960) fiel Wayne bei seiner ersten Regiearbeit an der Kinokasse und bei den Kritikern gnadenlos durch. Seine eigene Produktionsfirma Batjac Productions stand danach kurz vor dem Aus. ALAMAO war ein zu gewaltiges, finanziell überambitioniertes und kräftezehrendes Projekt. Wayne beschloss sich auf leichtere Unterhaltung zu konzentrieren und da kam ihm das Drehbuch von James Edward Grant genau recht. Seinen Sohnemann Michael Wayne setzte er als Produzent ein und ein gut gewählter Cast mit bekannten Gesichtern, die aber nicht mehr zu viel auf dem Lohnschein stehen hatten, rundetet das Filmprojekt ab. Maureen O’Hara, die „Königin des Technicolor“, durfte wieder ihr feuerrotes Haar in Kombination mit einer temperamentvollen Rolle darbieten.

McLintock! (1963)
© Capelight Pictures

Die Rolle des Ziehsohns Dev Warren, der McLintock einen Job als „Assistent“ abringen kann, übernahm einfach Sohn Nummer zwei: Patrick Wayne. Insgesamt lässt sich sagen, dass MCLINTOCK! ein riesiges Familienunternehmen wurde, was sich aus Freunden, Bekannten und einer festen Stammfilmcrew zusammensetzte. Das Regieidol John Ford stellte in den vielen Western vorher diese Crew zusammen, welche John Wayne übernahm und dadurch schnell das unterhaltsame Drehbuch umsetzen konnte. Offizielle Regie übernahm der Schauspieler Andrew V. McLaglen, der ebenfalls seine Karriere als vielbeschäftigter Darsteller für John-Ford-Filme begonnen hatte. MCLINTOCK! war sein Regiedebut. McLaglens größter Erfolg in den späteren Jahren war der Söldnerfilm DIE WILDGÄNSE KOMMEN (1978).

© Capelight Pictures

Die freche Ehefrau

Man muss noch einmal erwähnen, dass der Film aus dem Jahr 1963 ist und jede Art von Emanzipation der Frau noch nicht im Filmbusiness angekommen ist. Deswegen wird MCLINTOCK! sicher nicht jedem gefallen, denn die weibliche Hauptrolle der Ehefrau ist eine machoeske Westernversion des „nervigen Frauchens“. Katherine tritt zwar resolut auf und weiß auch mit einer Glasflasche auszuteilen, aber am Ende kommt sie von ihrem versoffenen Ehemann nicht weg. Sie kommt in ihre Heimatstadt, um sich endlich scheiden zu lassen, wirbelt aber nur in ihren bunten Kleidern durch die Flure und wirft eifersüchtige Blicke auf jede Frau, die George über den Weg läuft. Zum Ende mündet es in einen enormen Ehekrach, bei dem ein Laden zerstört wird, die ganze Stadt als Zuschauer neugierig hinterherläuft und sich alle vor Lachen den Bauch halten. Katherine wird am Ende dieser Hatz von ihrem Mann übers Knie gelegt und mit der Eisenschaufel, die ihm grinsend der potentielle Schwiegersohn reicht, der Hintern versohlt.

McLintock! (1963)
© Capelight Pictures

Es ist wie ein Ehekrach von Superreichen, der nicht in der Klatschpresse nacherzählt, sondern direkt den Schaulustigen vorgeführt wird. Lachen muss man eigentlich nur an der Stelle, wenn die fliehende Ehefrau wie ein Cowboy durchs Glasfenster springt, ohne sich zu verletzen. Die Rolle von John Wayne als Bourbon nuschelnder, Zigarre rauchender Viehbaron bringt kaum Sympathiepunkte, um gegen seinen Umgang mit der unterdrückten Ehefrau zu bestehen. Alles ist darauf ausgelegt, dass das Frauchen einfach bei der ganzen Kohle durchdreht, mal den Hintern versohlt bekommt und im Ehebett endlich wieder zugeritten werden muss. Eine Macho-Sichtweise, die so unverblümt einen heute nur noch zum Staunen bringt.

© Capelight Pictures

Komödienpotential

Dennoch ist MCLINTOCK! eine lockere Westernkomödie, die alles auffährt, was das Genre zu bieten hat: Einen Unabhängigkeitskampf der Ureinwohner, eine Prügelei um die hübsche Millionärstochter, ein hinterlistiger chinesischer Koch, ein paar Rodeos, Krüge voller Bier, ein versoffener Oberhäuptling und lockere Sprüche für jeden. Vor allem bei der deutschen Synchronisation kommen VIER-FÄUSTE-GEGEN-RIO-Nostalgiegefühle auf. Kein Wunder, denn John Wayne wird von Arnold Marquis gesprochen, der Bud Spencers Stammsprecher war. Wer sich an Dialogen wie: „Er ist jetzt schon acht Mal besoffen nach Hause gekommen. Nein, nur sieben Mal, das eine Mal hatte er Geburtstag, das zählt nicht.“ erfreuen kann, ist bei der streitsüchtigen Familie McLintock gut aufgehoben.

© Capelight Pictures

Das Mediabook

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Bild und Ton der Blu-ray sind aller erste Sahne. Feinstes Technicolor erstrahlt auf dem heimischen Fernseher. Vielleicht sind die Farben der O`Hara-Kleider etwas übersättigt, aber das kann auch am Zahn der Zeit liegen. In dieser Qualität möchte man jeden Western gern sehen. Die Extras sind recht dünn, aber das kurze Promovideo von Maureen O’Hara sollte man sich nicht entgehen lassen. Hier bekommt man ein Gefühl dafür, alles nicht zu ernst zu nehmen. Fans der Mediabooks von Capelight werden sich über die Stärke des matten Büchleins wundern. Das hat den Grund, weil das 60-seitige Booklet, neben einem Text zur filmgeschichtlichen Einordnung von Mike Siegel, den 1963er Gold Hey Comic zum Film enthält. Das ist ein feines Extra zum gelungenen Gesamtpaket.

Fazit

Den Sonntagnachmittag für Western- und John-Wayne-Fans wird MCLINTOCK! auf jeden Fall versüßen. Man sollte jedoch etwas Bourbon im Kaffee haben, damit man alles einfach nicht zu ernst nimmt und den deutschen Zusatztitel akzeptiert: MCLINTOCK! – EIN LIEBENSWERTES RAUBEIN.

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewMacLintock(1963)
OT: McLintock!
Poster
Releaseab dem 29.11.2019 im Mediabook (Blu-ray +DVD)
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RegisseurAndrew V. McLaglen
Trailer
BesetzungJohn Wayne (George Washington 'G.W.' McLintock)
Maureen O'Hara (Katherine Gilhooley McLintock)
Patrick Wayne (Devlin Warren)
Stefanie Powers (Rebecca 'Becky' McLintock)
Jack Kruschen (Jake Birnbaum)
Chill Wills (Drago)
Yvonne De Carlo (Louise Warren)
Jerry Van Dyke (Matt Douglas Jr.)
Edgar Buchanan (Bunny Dull)
Bruce Cabot (Ben Sage)
Perry Lopez (Davey Elk)
Strother Martin (Agard)
Gordon Jones (Matt Douglas)
Robert Lowery (Gov. Cuthbert H. Humphrey)
Hank Worden (Curly Fletcher)
DrehbuchJames Edward Grant
MusikFrank De Vol
KameraWilliam H. Clothier
SchnittBill Lewis
Otho Lovering
Filmlänge127 Minuten
FSKab 12 Jahren

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