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Mary Shelly Kritik zum Film

Mary Shelley (2017) – Filmkritik

„Kunst vs. Romanze“

Die Geschichte um FRANKENSTEIN ist sicherlich jedem, der auf dem Fluxkompensator liest, ein Begriff. Egal, welche Verfilmung dem Monster schon wiederfahren ist, alle wissen sicher, dass die Filme auf einem Buch aus dem 19. Jahrhundert basieren. Jetzt kommen wir aber langsam in die Region der 62.000 €-Frage: Die Geschichte, worin nicht das Monster „Frankenstein“ heißt, sondern dessen Schöpfer, wurde von Mary Shelley, eine der ersten erfolgreichen Schriftstellerinnen erdacht und geschrieben. FRANKENSTEIN ODER DER MODERNE PROMETHEUS (1818) heißt das Werk der romantischen und fantastischen Literatur, welches Shelley bereits zu Lebzeiten berühmt machte. Wie es überhaupt zu der Entstehung dieses Monumentalwerks kommen konnte, erzählt der Film MARY SHELLEY mit Elle Fanning in der Hauptrolle auf interessante Weise und vielleicht mit etwas zu viel Gefühl.

Mary Shelly Kritik zum Film
Elle Fanning als Mary Shelley // © Prokino

Inhalt

Die 16-jährige Mary (Elle Fanning) liebt es auf dem Friedhof Gruselgeschichten zu lesen. Auch wenn sie diese vor ihrem Vater, dem Schriftsteller und Buchhändler William Godwin (Stephen Dillane), verstecken muss, kann sie es nicht lassen. Das Verhältnis zu ihrer Stiefmutter ist von Eifersucht und Respektlosigkeit geprägt, was beide immer wieder aneinander geraten lässt. Dem Vater gelingt es trotz hoher Schulden seine begabte, energiegeladene und rebellische Tochter zu Verwandten nach Schottland zu schicken. Dort lernt sie das Land lieben, aber auch den jungen Poeten Percy Shelley (Douglas Booth), der ihr gegenüber jedoch nicht ganz ehrlich ist.

Wie es jetzt zur kreativen Muse um FRANKENSTEIN kommt, erfährt man in MARY SHELLEY. Soviel sei verraten, es geht nicht ausschließlich um die schwierige Beziehung zweier Liebenden.

Mary Shelly Kritik zum Film
© Prokino

Etwas zu sehr auf bekannten Pfaden

Im Mittelpunkt steht vor allem der Aspekt, wie es einer so jungen Frau im 19. Jahrhundert gelingen konnte, diese fantastische Geschichte zu schreiben. Es ist eine Zeit, in der das weibliche Geschlecht eher das Recht hatte, die Wäsche zusammenzulegen als sich einen Partner zu erwählen, schon gar nicht aus Gründen der Liebe. Vielleicht wurden Liebesschwüre in jener Zeit noch nie so schön verfasst, aber im Alltag jener Zeit ist dieses Konstrukt „Liebe“ noch nicht gesellschaftsfähig. Da wirkt Mary, bedingt durch die politische Meinung ihrer verstorbenen Mutter, geradezu revolutionär und ihr gelingt es moderner zu denken als ihrem Mann und dem Schriftsteller Lord Byron, dessen Weg sie kreuzen.

Leider gelingt es MARY SHELLEY nicht seine intensive Stimmung vom Filmbeginn bis zum Ende zu halten und den kreativen Schaffensprozess Shelleys zu visualisieren. Als Mary in Schottland ist, findet die Regisseurin Haifaa Al-Mansour von der düsteren und rauen Natur stimmungsvolle Bilder. Danach verstrickt sich die Geschichte zu sehr in eine etwas aufgesetzte Romanze, was vor allem dem recht vampirmäßigen Erscheinen von Percy Shelley, gespielt von Douglas Booth, geschuldet ist. Aber Shelley ist noch sehr jung und da macht man eben Fehler und verliebt sich in einen offensichtlichen Frauenheld. Elle Fanning spielt diese Schriftsteller-Ikone mit viel Naivität, aber jeder Menge Selbstbewusstsein, wenn sie ihrer Familie die Stirn bietet und sogar ihren Mann in die Arme der eigenen Schwester lässt.

Mary Shelly Kritik zum Film
© Prokino

Die Inszenierung

Dieses Klischee des Künstlerlebens, wo man von einem Verlagsvorschuss zum Nächsten lebt, erfüllt Percy perfekt. Ihm gegenüber steht Lord Byron (Tom Sturridge), der bereits im Luxus geboren wurde, sich nimmt was er will, aber auch mit viel Talent gesegnet ist. Erst in dem Anwesen des britischen Dichters gelingt MARY SHELLEY ein Blick in den kreativen Entstehungsprozess von FRANKENSTEIN. Ein paar Andeutungen für die Ideengebung werden gemacht, aber nie so viele, dass es aufgesetzt wirkt. In einer gewittrigen Nacht gelingt dem Film eine wunderschöne Schnittmontage mit der intensiven Filmmusik von Amelia Warner. Hier spürt man förmlich das Bedürfnis von Mary Shelley eine Geschichte zu Papier bringen zu müssen.

Ein konsequenter Einsatz der stimmungsvollen Bilder zu Beginn des Films mit viel gesprochener Prosa aus dem Off, hätte den Kinofilm wesentlich erlebnisreicher gemacht. Gleiches gilt für die Liebesszenen: Sie wirken durch ihre Kürze gestellt und sind kaum sinnvoll für die Geschichte. Das Motto ganz oder gar nicht, wäre hier angebracht gewesen. Das Schauspiel der Nebendarsteller kann bei den anspruchsvollen Versen und Reimen leider nicht immer mithalten, aber die Filmmusik passt perfekt zu diesem romantischen Versmaß.

Mary Shelly Kritik zum Film
© Prokino

Fazit

Auch wenn MARY SHELLEY es nicht ganz gelingt, das kreative Schaffen der berühmten Schriftstellerin darzustellen, ist der Film dennoch sehenswert. Vor allem in der Originalsprache treffen die Strophen ins Herz der Zuschauer und wen es da noch nicht erwischt hat, dem wird die emotionale Filmmusik von Amelia Warner auf die Sprünge helfen. Elle Fanning (NEON DEMON, JAHRHUNDERTFRAUEN) bleibt in ihrer Rollenwahl eine der interessanten jungen Talente unsere Zeit. Man darf bei ihr immer gespannt sein, wenn sie abseits großer Produktionen vor die Kamera tritt. Hier hat sie das Verlangen erzeugt, sich den originalen Texten der berühmten Schriftstellerin zu stellen, also auf zum nächsten Buchladen.

Titel, Cast und CrewMary Shelly (2017)
Poster
ReleaseKinostart: 27.12.2018
ab dem 09.05.19 auf Blu-ray
bei Amazon bestellen
RegisseurHaifaa Al-Mansour
Trailer
BesetzungElle Fanning (Mary Shelley)
Stephen Dillane (William Godwin)
Maisie Williams (Isabel Baxter)
Bel Powley (Claire Clairmont)
Douglas Booth (Percy Shelley)
Joanne Froggatt (Mary Jane Clairmont)
Derek Riddell (William Baxter)
Tom Sturridge (Lord Byron)
DrehbuchEmma Jensen
KameraDavid Ungaro
SchnittAlex Mackie
Filmlänge120 Minuten
FSKab 12 Jahren

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