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Maquia - Eine unsterbliche Liebesgeschichte Review

Maquia (2018) – Filmkritik

„Die unsterbliche Liebesgeschichte“

Der Verlust eines geliebten Menschen ist bereits ein schwerer Schlag. Sein eigenes Kind zu überleben, ist sicherlich noch viel härter. Vielleicht liegt das daran, wenn der „normale“ Lebenszyklus eingehalten wird, dass die Kinder, welche ihre Eltern zu Grabe tragen, meist eigene Kinder haben und somit nicht allein sind. Diesen Abschnitt jedes Lebens hat sich der Anime MAQUIA zur Grundthematik gemacht. Aber ganz so einfach wird es dann natürlich doch nicht, denn die japanischen Autoren erzählen die Geschichte komplex und vielschichtig. Das wollen wir als Anime-Fans auch gar nicht anders und in MAQUIA gibt es noch eine wunderschöne Fantasiewelt als dickes Extra.

Maquia - Eine unsterbliche Liebesgeschichte Review
© LEONINE Anime

Handlung

Das Volk von Lorph lebt in der Abgeschiedenheit. Sie haben das Weben von Stoffen zur Perfektion gebracht. Die sogenannten „Hibiol-Tücher“ enthalten nicht nur schöne Farben, sondern auch Botschaften und die Gefühle desjenigen, der sie hergestellt hat. Die Bewohner verfügen jedoch noch über eine ganz besondere Fähigkeit: Sie leben mehrere Jahrhunderte lang. Sie unterliegen jedoch den gleichen anatomischen Schwächen der Menschen. „Die Sippe der Abschieds“ (in der englischen Version The Clan of Separated) von Lorph wird vom Reich Mezarte angegriffen. Sie wollen sich an dem Blut der verlängerten Lebenszeit bereichern und eine neue Nachkommenschaft beider Völker zeugen. In den Wirren des Angriffs entkommt die erst 15 Jahre alte Maquia. Sie findet auf ihrer orientierungslosen Wanderschaft ein Baby, was ihr nicht nur erneuten Lebensmut gibt, sondern auch die Liebe einer Mutter verleiht. Aber das Schicksal hat noch jede Menge Prüfungen für beide vorbereitet und das alles im Gewand einer Märchengeschichte mit Drachen, Prinzen und allem, was dazu gehört.

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© LEONINE Anime

Die Animation

Ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist die Animation von MAQUIA. Fans der Serie CANAAN und ANGEL BEATS! werden hier keine Probleme haben, denn es handelt sich um dasselbe Animationsstudio (P.A. Works) der Produktion. Die Figuren sind einfach zweidimensional gezeichnet und bewegen sich in einer detailreichen 3D-Umgebung. Neulinge in diesem Stil werden jedoch keine lange Gewöhnungsphase brauchen, denn es geht nicht nur zu Beginn bildgewaltig zur Sache, sondern im Mittelpunkt steht die Lebensgeschichte der Figuren. Die sind nicht nur in diesem Anime komplex und nachvollziehbar in Szene gesetzt, sondern auch überaus sympathisch. Die Zuschauer, die mit Märchen und Liebesgeschichten nichts anfangen können, werden auch zu MAQUIA keinen Zugang finden. Aber wenn man sich darauf einlässt, an der sonnenbeschienenen Szenerie seine Freude findet, begleitet man auch Maquia und Erial sehr gern auf ihrer Reise.

Maquia - Eine unsterbliche Liebesgeschichte Review
© LEONINE Anime

Die bekannten Probleme der Animes, wie dauerhafte Nennung von Namen und die Wiederholung der Sätze des Gesprächspartners als Frage, sind auch hier präsent. Dies liegt in der japanischen Kultur begründet. Aus Höflichkeit spricht man seinen Gesprächspartner immer mit dem Namen an und auch wiederholende Reaktionen im Dialog sollen Aufmerksamkeit bekunden. Aber die Welt von MAQUIA ist so ideenreich, dass man solche Kleinigkeiten überhaupt nicht mehr wahrnimmt. Die Hauptstadt von Mezarte ist eindrucksvoll. Ein monumentaler Schlossbau auf einer Insel mitten in einem Fluss und die Stadt im hügeligen Umland, machen gleich Lust seine Koffer zu packen und auf Traumreise zu gehen. Aber auch die Industriestadt Dorail, in der ein Teil der Geschichte spielt, ist mit ihren vielen Schornsteinen und 100 Meter großen Wasserrädern spektakulär. Ein bisschen erinnert sie an die Stadt aus dem Videospiel GRAVITY RUSH.

Maquia - Eine unsterbliche Liebesgeschichte Review
© LEONINE Anime

Mutterkomplex oder große Liebe

Dass in Animes die Hauptfiguren optisch sehr kindlich aussehen, aber vor allem bei weiblichen Rollen meist erwachsene „Attribute“ zur Schau stellen, ist bekannt. Es sind Gesichter von 15-Jährigen auf Körpern von 20-jährigen kurvigen Frauenkörpern. Ob man dies nun gutheißen soll oder nicht, steht hier nicht zur Diskussion. In MAQUIA wird dies nicht zur Schau gestellt. Die Figuren sind schlank mit traumhafter Haarpracht, aber nie so in Szene gesetzt wie beim Ecci-Genre. Sicher kommt der Umstand, dass das Volk der Lorph nicht altert und junge Figuren in erwachsenen Situationen zu zeigen, dem Anime-Gestaltungs-Stil entgegen. Aber in MAQUIA geht es vor allem um die Liebe eines Jungen zu seiner Mutter. Maquia ist die Ziehmutter von Erial, aber die Liebe zwischen beiden nimmt bis zu einen gewissen Punkt der Geschichte eine etwas ungewöhnliche unterschwellige Deutung an, die dem ein oder anderen Zuschauer doch etwas zu unangenehm erscheinen mag. Man kann aber auch alles als Abnabelung des Sohnes von seiner Mutter interpretieren und sich entspannt zurücklehnen. Das Drehbuch hat dann gleich die nächsten Schicksalsschläge in petto und diese Andeutung verschwindet in den Wirren des Krieges.

Maquia - Eine unsterbliche Liebesgeschichte Review
© LEONINE Anime

Das Drehbuch bringt nicht nur spannende Nebenhandlungen voran, sondern interessiert sich auch für seine Nebencharaktere. In zwei Momenten, kurz bevor das Interesse sinken könnte, macht die Geschichte einfach einen großen Zeitsprung nach vorn und man muss nun herausfinden, was in der Zwischenzeit alles passiert ist. Das hält auch die Anime-Fans von komplexen Plots auf Trab. Die Metapher des Stoffs als Lebensfaden ist ebenfalls inhaltlich gekonnt in die Story verwoben. Sie wird nicht so anspruchsvoll wie in YOUR NAME behandelt, aber dennoch mit Sinn auf die Handlung eingesetzt. Leider verschwinden ein paar Figuren einfach aus der Geschichte, wie zum Beispiel die Weise der Lorph und Mido, die Maquia auf ihrem Bauernhof aufgenommen hat, ohne weitere Nennung. Bei einer Laufzeit von fast zwei Stunden, hätte man auch für die beiden Figuren noch einen Abschluss finden können.

Maquia - Eine unsterbliche Liebesgeschichte Review
© LEONINE Anime

Fazit

Endlich hat die Animewelt auch eine starke weibliche Regisseurin in ihre Reihen aufgenommen. Mari Okada gelingt mit viel Liebe zum Detail und emotionaler Bindung zu ihren Charakteren eine sehenswerte Fantasiegeschichte.

Titel, Cast und CrewMaquia (2018)
OT: Sayoasa (さよ朝)
PosterMaquia - Eine unsterbliche Liebesgeschichte Review
Releaseab dem 16.05.2019 in den deutschen Kinos
ab dem 09.08.2019 auf Blu-ray, DVD und in der limitierten Collector's Edition
Bei Amazon bestellen:
RegisseurMari Okada
Trailer
DrehbuchMari Okada
KameraSatoshi Namiki
MusikKenji Kawai
SchnittAyumu Takahashi
Filmlänge115 Minuten
FSKab 6 Jahren

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