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Lupin III. – Der Höllentrip (1993) | Filmkritik

Der animierte Meisterdieb Lupin ist schon lange auf Beutetour. Der auf dem Manga basierende Anime kommt nicht nur auf über 200 Episoden und sieben Kinofilme, darunter der grandiose DAS SCHLOSS DES CAGLIOSTRO (1979) von Hayao Mijazaki, sondern auch auf 24 TV-Spielfilm-Specials. Nach Deutschland schafften es nur fünf davon. Vier (Nummer 5 bis 8) sind direkt hintereinander fürs deutsche Fernsehen lizenziert worden und perfekte 1990er-Animefilmware. LUPIN III. – DER HÖLLENTRIP bietet als Auftakt alles, was die Serie so besonders macht: Ein James-Bond-Setting, eine spannende Geschichte aus der Vergangenheit eines Crewmitglieds, Feuergefechte, fiese Schurken und ein fetter Coup, der mit verrückten Gadgets durchgeführt wird.

© Monkey Punch • TMS

Handlung

Inspektor Zenigata ist todunglücklich. So sehr, dass er Lupin und Jigen allein aufsucht, um mit ihnen einige Flaschen Schnaps zu leeren. Ihm wurde der Fall entzogen. Welcher? Natürlich der Fall Lupin zu schnappen. Drei Jahre rennt er dem Meisterdieb schon hinterher und Interpol hat sein Versagen satt. Sie beauftragen an seiner Stelle den Profikiller Keith Hayden. Lupin gefällt das Häufchen Ermittler-Elend, das sein größter Rivale ist und seine Raubzüge noch spannender macht, gar nicht. Er will die Waffenschmuggler Shot Shell ausrauben und Zenigata könnte doch einfach die Strippenzieher für Interpol festnehmen und so wieder die Gunst seiner Chefs erlangen. Nachdem die schöne Fujiko Mine und der Schwertkämpfer Goemon Ishikawa eingesammelt sind, entführen sie die die Atomphysikprofessorin Karen samt dem russischen Atom-U-Boot Iwanov. Das soll ihre Eintrittskarte bei Shot Shell werden. Doch deren Boss ist cleverer als er aussieht.

© Monkey Punch • TMS

Der verrückte Draufgänger

Auch wenn LUPIN III. – DER HÖLLENTRIP aus den 1990ern ist, sind die Vibes der 60er- und 70er-Jahre nicht zu leugnen. Vor allem das große Vorbild James Bond mit jazzigem Score, verrückten Werkzeugen und schönen Frauen ist deutlich zu erkennen. Lupin und sein Team sind aber auf der anderen Seite des Gesetzes, so steckt auch etwas DER ROSAROTE PANTHER in der Geschichte. Damit es kindertauglich wird und zudem noch mehr Spaß vor dem Fernseher macht, rauben sie meist Kriminelle oder moralisch fragwürdige Personen aus. Die Truppe ist ein wild zusammengeworfener Haufen, jeder hat seine Spezialfähigkeiten. In diesem Teil wird die Crew auch wieder getrennt, es scheint jeder macht sein eigenes Ding und niemand ist dem anderen etwas schuldig. Alle finden dann doch wieder zusammen, wie auch zum wohlverdienten Happy End. Schurke John Clods ist mit seiner Superinsel, den vielen Waffen und seinen technischen Fähigkeiten ein starker Gegenspieler.

© Monkey Punch • TMS

Verstärkt wird es durch den zweiten Gegner, den 90er-Bodybuilding-Actiontypus Keith Hayden, der wie ein Terminator unverwüstlich Lupin jagt. Vermengt wird das Ganze unter dem Mantel des Kalten Kriegs, was vielleicht keine aktive Bedrohung mehr darstellt, aber immerhin noch Biss hat. Denn die Waffenschmuggler, die nach außen eine seriöse Firma haben, sorgen nicht nur für ausreichend Angebot, sondern auch mit politischen Intrigen für genügend Nachfrage in instabilen Ländern. Das wird zwar alles nur erzählt und greift nicht in die Handlung ein, macht die Story aber gewichtiger als „nur“ einen Raub zu inszenieren.

© Monkey Punch • TMS

Alle bleiben cool!

Die Gruppe um Lupin rettet nicht weniger als die ganze Welt vor einer atomaren Bedrohung durch eine böse Organisation. Der Spaß kommt jedoch nie zu kurz. Die typischen Autoverfolgungsjagden mit ungewöhnlichen Fahrzeugen dürfen auch hier nicht fehlen und werden sogar um Sprengstoff-Kaugummi erweitert. Es wird aus allen Rohren geballert, Goemons Katana schneidet durch alles wie Butter und Fujiko hat eine erlesene offenherzige Garderobe im Gepäck. Das freundschaftliche Geflirte zwischen Lupin und Fujiko macht die deutsche Synchronisation noch liebenswerter.

© Monkey Punch • TMS

Die berühmte Tollpatschigkeit darf nicht fehlen, so schießt sich der Meisterdieb mit einer Langstreckenrakete in die Erdumlaufbahn, landet aber mit dem Fallschirm direkt in einer Kirche und muss befreit werden. Das macht den Helden und seine Crew stets sympathisch, ihnen gelingt zwar alles zu überstehen, aber das geschieht immer mit kleineren Problemen und Ungeschicken. Schön, dass es nicht wie bei Danny Ocean ist, wenn dem Zuschauer am Ende erzählt wird, dass der Raub eigentlich schon viel früher problemlos vonstattenging.

© Monkey Punch • TMS

Altes endlich neu

Die TV-Special Blu-ray-Box

Wer damals die TV-Specials zerstückelt auf MTV sehen musste, kann sich endlich LUPIN III. – DER HÖLLENTRIP in HD auf Blu-ray in kompletter Länge freuen. In einer Box gibt es alle vier Filme, die Mitte der 90er in Deutschland im Fernsehen liefen: DER HÖLLENTRIP (1993), DER GOLDENE DRACHE (1994), DER SCHATZ DES HARIMARO (1995) und DER DIAMANT DER DÄMMERUNG (1996). Die Bildqualität (4:3) ist bestens und die schöne nostalgische Synchronisation kommt kristallklar aus den Boxen. Kazé hat hier eine sehr schöne Edition für 90er-Jahre-Animefans veröffentlicht. Der Wunsch nach mehr ist groß, leider gibt es nur keine deutschen Synchronisationen der anderen Lupin-TV-Filme. Vielleicht gelingt es mit dieser Veröffentlichung noch ein paar alte Lupin-Fans zu reaktivieren und weitere Synchronisationen wirtschaftlich tragbar zu machen.

Fazit

Der Waffenlobby geht es an den Kragen. Die Zusammenarbeit von Lupin und Inspektor Zenigata macht sehr viel Freude und hätte gern noch etwas größer ausfallen können. Dafür fallen Fujikos Outfits umso knapper aus und der Bösewicht hat auch einiges auf dem Kasten. Schöner kann eine Reise in Anime-Filmgeschichte kaum sein.

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewLupin the 3rd - Der Höllentrip (1993)
OT: Rupan sansei: Rupan ansatsu shirei
Poster
RegisseurMasaaki Ôsumi
Releaseseit dem 18.02.2021 in der 4er Blu-ray- und DVD-Box.

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DrehbuchHiroshi Kashiwabara
FilmmusikYuji Ohno
KameraHajime Hasegawa
SchnittMasatoshi Tsurubuchi
Filmlänge90 Minuten
FSKab 12 Jahren

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