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Lupin III. – Der goldene Drache (1994) | Filmkritik

Der Meisterdieb Lupin ist in seiner Coolness nicht zu übertreffen. Wenn jedoch die Frage aufkommt, wer denn die zweitliebste Figur in seiner Crew ist, möchte ich immer gern mit dem Samurai Goemon Ishikawa XIII. antworten. Von einem japanophilen Samurai-Fan keine Überraschung und was ist schon cooler als alles Mögliche mit einem „allmächtigen Käsemesser“ in saubere Einzelteile zu zerlegen? Das Anime-TV-Special LUPIN III. – DER GOLDENE DRACHE beweist mir jedoch immer das Gegenteil. Die Geschichte macht den schweigsamen Kämpfer vielleicht fast zur Hauptfigur, aber in den 90 Minuten erkenne ich immer wieder, wie unsympathisch, naiv und verbissen Goemon doch eigentlich ist. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass DER GOLDENE DRACHE ein schlechter Film ist. Nein, ganz im Gegenteil, er ist wohl einer der besten der Reihe. Action, Humor, Fieslinge und einige unerwartete Wendungen lassen diesen Anime in Sachen Unterhaltungswert locker an ein paar James-Bond-Filmen vorbeiziehen.

© Monkey Punch • TMS

Handlung

Die Ninjas sind los. Als Goemon sich bei einer Kabuki-Theatervorstellung zu Ehren seines Urahnen den Tränen hingeben will, tauchen auf einmal dutzende Ninjas auf. Sie trachten nach seinem Leben. Aber eigentlich wollen sie Goemons ehrwürdiges Schwert Zantetsuken stehlen, vor dem kein Material der Welt sicher ist. Doch gegen Goemon haben sie keine Chance und als er auf Lupin und Jigen trifft, ist ihnen auch noch Inspektor Zenigata auf den Fersen. Alles kein Problem für die drei. Ein paar Schnitte durch das nächste Hochhaus und weg sind sie. Die Spur hinter den maskierten Angreifern führt sie zum Hong-Kong-Mafiaboss Zhen Zhong Chen. Der will nicht nur das Schwert haben, sondern auch eine kleine goldene Drachenfigur, die im Wrack der Titanic am Grunde des Meeres liegt. Währenddessen trifft Goemon auf eine alte Bekannte: Kikyou. Beide versuchen den Drachen und das Schwert zu beschützen. Ein Interessenskonflikt mit Goemon und seinen Kollegen bahnt sich an.

© Monkey Punch • TMS

Internationales Abenteuer

Das Tempo in LUPIN III. – DER GOLDENE DRACHE ist von Anfang an hoch und fällt auch nie ab. Action und Slapstick wechseln sich geschickt ab. Allein das Intro macht schon jede Menge Spaß, wenn eine Angreiferwelle der nächsten folgt. Auch so mancher Running Gag schleicht sich dankenswert in die Gesichtsmuskeln des Animefans. Zum Beispiel wird Lupin nie müde, Chen als ein Sackgesicht zu bezeichnen und Ninja-Handlanger Tsuge no Gensai beißt mindestens ein dutzend Mal ins Gras. Es wird auch nie aufgeklärt, wie er es immer wieder schafft, lebendig zu werden. Vielleicht Ninja-Magie, denn mit dieser kann man auch durch einen Messerwurf auf den Schatten des Gegners, ihn in Starre versetzen. In diesen Reigen aus wechselseitiger Actionkomödie fügt sich die deutsche „Spezial-Synchronisation“ perfekt ein. Oben genanntes „allmächtiges Käsemesser“ oder die „Sackgesicht-Variationen“ sind nur einige davon.

© Monkey Punch • TMS

Es geht einmal quer über den Erdball. Zu Beginn noch im heimischen Tokyo, dann nach Paris den Doppeldecker von Lupins Großvater abholen, zurück nach Hong Kong und darauf zum Finale in den Wolken auf dem Weg nach New York. Der Showdown macht enorm Spaß und verbindet die Wechselwirkung aus klassischem Slapstick-Humor und 90er-High-End-Technik perfekt: Großvaters Propeller-Doppeldecker gegen Chens Northrop B-2 Stealth Bomber aus unzerstörbarem Metall. Ein Kräftemessen der besonderen Art.

© Monkey Punch • TMS

Kein Auge bleibt trocken

Die Geschichte ist mit eine der besten der Reihe. Zusätzlich brennen sich bestimmte Szenen für ewig ins Lachgedächtnis. Zum Beispiel, wenn Lupins Taucheranzug sich in einer Tiefe von fast 4.000 Metern in Luft auflöst, er auf einmal wie ein Strichmännchen durch den enormen Druck zusammenschrumpft und ins rettende U-Boot rudert. Aber LUPIN III. – DER GOLDENE DRACHE macht sich auch gekonnt über sich selbst lustig. Inspektor Zenigata taucht mit tausenden Soldaten mitten im Meer auf und verwandelt das Boot auf dem Lupin und sein Team sich verstecken in einen Schweizer Käse. Natürlich passiert niemandem etwas und die Diebe entkommen mir einer Speed-Tretboot-Ente. Die Schurken sorgen für das Spionagefilm-Muster, das frühzeitig seinen heimtückischen Weltherrschaftsplan verrät. Die todbringende Falle, die Chen auslegt, ein Gas was jeden zum animalischen Mörder werden lässt, kommentiert Daisuke Jigen nur trocken mit: „Diese Stelle im Film hasse ich immer.“

© Monkey Punch • TMS

Empfehlung

Die TV-Special Blu-ray-Box

Wer immer wieder auf die Jagd nach dem goldenen Drachen gehen möchte, sollte zur Blu-ray-Box von Kazé greifen. In dieser befinden sich alle vier TV-Specials von LUPIN III. aus den 1990ern, die in Deutschland synchronisiert wurden. Neben LUPIN III. – DER GOLDENE DRACHE gibt es noch: DER HÖLLENTRIP (1993), DER SCHATZ DES HARIMARO (1995) und DER DIAMANT DER DÄMMERUNG (1996). Bild und Ton sind erstklassig und die deutsche Synchro kultverdächtig. Auch wenn der Preis nicht gerade niedrig ist, sollte man bedenken, dass man hier vier Filme bekommt und die japanischen Lizenzen bekanntlich auch nicht gerade günstig ausfallen.

Fazit

Hier wird alles geboten, was den kultigen Anime ausmacht: LUPIN III. – DER GOLDENE DRACHE hat nicht nur eine abwechslungsreiche, mythische Geschichte, knallbunte Action und spannende Wendungen, sondern auch Lacher, die einem das Zwerchfell in Schwung bringen. Nicht verpassen!

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewLupin the 3rd - Der goldene Drache (1994)
OT: Rupan sansei: Moeyo zantetsuken
Poster
RegisseurMasaharu Okuwaki
Releaseseit dem 18.02.2021 in der 4er Blu-ray- und DVD-Box.

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DrehbuchNobuaki Kishima
Monkey Punch
FilmmusikYuji Ohno
KameraHajime Hasegawa
SchnittMasatoshi Tsurubuchi
Filmlänge90 Minuten
FSKab 12 Jahren

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