Der berüchtigte Meisterdieb mit seiner Entourage aus nicht minder schrägen Charakteren ist im 21. Jahrhundert angekommen. Zugegeben es war nie still um das Franchise. Ein japanischer Realfilm (2014), ein paar Animes und eine weit entfernte Netflix-Serie bezeugen das. Den internationalen Abenteuern haftet stets ein James-Bond-Charme, aber auch ein kindlich naiver Humor an. Jetzt bekommt LUPIN THE THIRD durch Regisseur Takeshi Koike (RED LINE, 2009) einen düsteren und kühleren Ton verpasst. Ob man das gut heißt, bleibt Geschmackssache, warum man die Serie wie auch die Filme so mag.
Handlung
Die befeindeten Staaten Ost- und West-Doroa kämpfen mit allen Mitteln, der Spionage, Rüstungsexporten und wirtschaftlichen Sanktionen gegeneinander. Nachdem Jigen als Bodyguard der berühmten Opernsängerin Queen Malta versagt und diese bei einem Liveauftritt erschossen wird, landet auch Daisuke auf der Abschussliste. Der extrovertierte Profikiller Yael Okuzaki hat stets seine Aufträge routiniert erfüllt. Er kann es sich sogar leisten, seine Tat mit einem Grabstein der Zielperson im Voraus anzukündigen. Jigen ist aber DER Meisterschütze und somit kann das anstehende Duell der beiden Schützen nicht spannender sein. Gut, dass Jigen seinen freundschaftlichen Kollegen mit cleverem Köpfchen Lupin an seiner Seite weiß.
Der Anfang
Nach dem enttäuschten Blick auf die Laufzeit von einer knappen Stunde (im Prinzip zwei Folgen einer Serie) kommt Freude auf, denn mit LUPIN III. – DAISUKE JIGENS GRABSTEIN nimmt eine Trilogie ihren Anfang. Es folgen noch GOEMON ISHIKAWA, DER ES BLUT REGNEN LÄSST (2017) und FUJIKO MINES LÜGE (2019) und hierzulande muss man Dank Kazé Anime nicht zwei Jahre warten, sondern einen Monat mit der Veröffentlichung der Blu-ray und DVD.
Die im Groben abgeschlossene Geschichte mit Blick auf noch größere finstere Mächte, die ihre Finger im Spiel haben, kommt temporeich daher, verfügt über den üblichen Heist-Twist und kann mit der ein oder anderen Überraschung aufwarten.
Lupin für Erwachsene
Die insgesamt eher düstere Stimmung, vor allem gegenüber den Filmen aus den 1990ern, ist gewöhnungsbedürftig. LUPIN III. brachte stets eine gute Balance aus Spannung und Komik eines Buster Keaton in seinen Geschichten unter. Das fehlt hier leider, abgesehen von einer irren Autoverfolgungsjagd, gänzlich. Etwas zu offenherzig wird vor allem die Figur von Fujiko lüstern verheizt. Nie hat sie mit ihren körperlichen Kurven gegeizt, aber in DAISUKE JIGENS GRABSTEIN zeigt sie nicht nur zu viel, sondern wird so pervers bedroht, dass es schon in der Erwachsenenabteilung des Anime zu finden sein sollte. Der locker luftige Flirt zwischen Lupin und Fujiko, was ihre Beziehung stets ausmachte, kommt auch nur unter dem Vergrößerungsglas zum Vorschein.
Es gibt aber sehr gelungene Änderungen, wie der Zeichenstil. Mit starken Outlines und fließenden, sich verformenden Körpern hat der Film ein lockeres, kreatives Tempo. Die fiktive Nation von Ost- und West-Doroa hat den typischen So-Können-Nur-Japaner-Europa-Sehen-Charme, also eine Mischung aus französischen Villen und Monte-Carlo-Altstadt am Meer. Auch die Filmmusik ist gereift und bietet eine bissige E-Gitarren-Score, der entfernt an NIGHTCRAWLER (2014) und ONLY LOVERS LEFT ALIVE (2013) erinnert. So ist das Lupin-Bond-Intro noch charmanter.
Fazit
Ob einem die Änderungen zusagen, bleibt eine Frage des Geschmacks. Wer vor allem den Humor bei LUPIN III. schätzt, wird in DAISUKE JIGENS GRABSTEIN auf dem Trocken sitzen. Aber das kurze Format und die in sich geschlossene Geschichte mit World-Building-Ending macht Lust auf mehr, vor allem wenn man weiß, dass in den nächsten beiden Filmen noch Fujiko und Goemon in den Fokus rücken werden. Der Appetit auf einen weiteren Happen ist definitiv da.
Titel, Cast und Crew | Lupin the 3rd - Daisuke Jigens Grabstein (2014) OT: Lupin the IIIrd: Jigen Daisuke no Bohyo |
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Poster | |
Release | ab dem 16.09.2021 auf Blu-ray und DVD Ihr wollt den Film bei Amazon kaufen? Dann geht über unseren Treibstoff-Link: |
Regisseur | Takeshi Koike |
Trailer | |
Drehbuch | basiert auf den Figuren von Monkey Punch |
Kamera | Jiro Tazawa |
Musik | James Shimoji |
Schnitt | Yoshihiro Kasahara |
Filmlänge | 52 Minuten |
FSK | ab 16 Jahren |
Chefredakteur
Kann bei ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT mitsprechen / Liebt das Kino, aber nicht die Gäste / Hat seinen moralischen Kompass von Jean-Luc Picard erhalten / Soundtracks auf Vinyl-Sammler / Stellt sich gern die Regale mit Filmen voll und rahmt nur noch seine Filmposter