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Logan Lucky (2017) – Filmkritik

Als Filmsüchtiger ist es schwierig, im Kino noch überrascht zu werden, vor allem positiv. Schauspieler übernehmen die gleichen Rollen, die Handlung folgt ausgetretenen Pfaden und computeranimierte Effekte langweilen nur noch als uns ins Staunen zu versetzen. Noch schwieriger wird es für Filme, die man zu Hause schaut. Daheim gibt es zu viele Dinge, die uns ablenken und der eigene Fernseher kann es auf keinen Fall mit der Kinoleinwand aufnehmen. LOGAN LUCKY hat mich als Filmsüchtigen auf der Couch jedoch auf ganzer Linie beeindruckt und ich bereue es, diesen Film im Kino verpasst zu haben. Alle, denen es auch so geht und diesen tadellosen Unterhaltungsfilm noch nicht gesehen haben, können ihn jetzt nachholen.

© Studiocanal

Handlung

Jimmy Logan, gespielt von Channing Tatum, verliert seinen Job und muss am selben Tag von seiner Ex-Frau (Katie Holmes) erfahren, dass sie mit seiner Tochter und dem gutverdienenden Neu-Ehemann wegziehen wird. Das heißt, Jimmy muss, um Zeit mit seiner Tochter zu verbringen, wohl oder übel auch umziehen. Er wird jedoch seit seiner Verletzung als talentierter Footballspieler vom Pech verfolgt und ist permanent pleite. Freunde und Bekannte sagen, es liegt am Logan-Fluch. Seinem Bruder, Barkeeper Clyde, eine massive Version von Adam Driver, hat der Fluch auf andere Art mitgespielt und er verlor seinen Arm als Soldat im Irak-Krieg. Das Maß an Pech ist für Jimmy nach einer Kneipenschlägerei überschritten: Er hängt sein legales Dasein an den Nagel und beschließt, die Einnahmen eines NASCAR-Motorsport-Rennens zu stehlen. Der Logan-Clan, bereichert um Schwester Mel (Riley Keough), braucht jedoch noch einen Bankraub-Spezialisten – Joe Bang, gespielt von Daniel Craig. Der sitzt jedoch noch im Knast. Der Plan muss also erweitert werden und der Spaß für uns Zuschauer beginnt.

Soderbergh kann es nicht lassen

Wer denkt, die Geschichte gehört zu der Oceans-Filmreihe nur ohne Las Vegas-Szenario, hat nicht ganz unrecht, denn Steven Soderbergh saß bei LOGAN LUCKY ebenfalls auf dem Regiestuhl. Soderbergh hatte, zum Glück aller Filmliebhaber, einen Rücktritt vom Rücktritt gemacht. 2013 zeigte er seinen letzten Kinofilm mit LIBERACE und war es leid, immer noch bei Filmstudios um Geld für Produktionen zu betteln. Der Workaholic zeigte darauf mit der Serie THE KNICK, dass er abseits des Kinos ebenfalls sein Handwerk versteht. Die Filmfan-Gemeinschaft ist über seine Kino-Rückkehr begeistert und mit LOGAN LUCKY beweist er wieder einmal, was für ein gutes Gespür er für Schauspielbesetzung und deren Talente hat.

© Studiocanal

Eine ungewöhnliche Besetzung mit Talent

Seth MacFarlane, Adam Driver, Hilary Swank, Daniel Craig, Riley Keough, Channing Tatum, Katie Holmes und Brian Gleeson sind nur ein paar der bekannten Darsteller, die man vielleicht nicht am Namen, aber am Gesicht erkennt, abgesehen von Daniel Craig: Der ist mit blondem Haar, muskulösem Gefängniskörper und verstreuten Tätowierungen schwer zu erkennen. Alle Darsteller haben sich einen lockeren North Carolina-Dialekt verpasst. Dieser verleiht der Geschichte und den Rollen die nötige Glaubwürdigkeit. Das ist auch ein Argument dafür, den Film in Originalsprache zu sehen, da die deutsche Synchronisation hierbei nicht auch nur ansatzweise mithalten kann. Untertitel können jedoch von Vorteil sein.

© Studiocanal

Unverbrauchtes Szenario

Als Europäer ist vor allem die Welt um den Motorrennsport des NASCAR-Racing interessant und neu. Unvorstellbar, wie viele Menschen in den USA sich an eine simple ovale Strecke setzen, um Rennwagen bei 400 (!) Runden im Kreis zusehen zu können. Noch abwegiger wird der Gedanke, ausgerechnet dort Geld der Einnahmen von Snackbuden, Souvenirständen und Ticketverkäufen zu stehlen. Dass ein Raubzug bei großen Sportevents durchaus spannend sein kann, hat THE TOWN mit Ben Affleck und Jeremy Renner bewiesen. Soderbergh hingegen setzt hier mit einem einfachen, aber gut durchdachten Beutezug einen drauf.

© Studiocanal

Die Drehbuchautorin Jules Asner (in den Credits ist die Ehefrau von Soderbergh unter ihrem Pseudonym Rebecca Blunt zu finden) bedient sich in der Erzählperspektive auch nicht der inflationär genutzten Zeitsprünge, sondern füttert uns Zuschauer mit vielen kleinen Details, bei denen man genau aufpassen muss, um zu erkennen, welche Bedeutung sie haben werden. Das macht LOGAN LUCKY für den besagten Filmfan auch so interessant. Man bekommt viele sympathische Charaktere, die in witzigen und absurden Szenen Vorbereitungen für einen Raub treffen, welche am Ende der Geschichte ineinandergreifen.

© Studiocanal

Fazit

LOGAN LUCKY ist der Beweis dafür, dass amerikanische Hinterwäldler durchaus clever sein können, vor allem wenn es um praktische Dinge wie einen Überfall geht. Dieser fulminante Spaß über zwei Stunden zeigt nicht nur ein absurdes Amerika, sondern auch viele nette Figuren, die aus den richtigen Gründen einen Raub begehen, ohne anderen dabei zu schaden. Die Quintessenz des Films, die vermutlich in Soderberghs Filmregeln steht, ist:  Erzähle niemals zu viel! Für uns greift dadurch Raub-Regel Nr. 6 der Logans: „Erwarte das Unerwartete!“

© Christoph Müller

Titel, Cast und CrewLOGAN LUCKY (2017)
Poster
RegisseurSteven Soderbergh
Releaseseit dem 25.01.2018 auf Blu-ray, UHD und DVD

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Trailer
BesetzungChanning Tatum (Jimmy Logan)
Adam Driver (Clyde Logan)
Riley Keough (Mellie Logan)
Daniel Craig (Joe Bang)
Katie Holmes (Bobbie Jo Chapman)
Seth MacFarlane (Max Chilblain)
Jim O'Heir (Cal)
Hilary Swank (Special Agent Sarah Grayson)
Boden Johnston (Dylan Chapman)
Sutton Johnston (Levi Chapman)
David Denman (Moody Chapman)
Charles Halford (Earl)
DrehbuchJules Asner als Rebecca Blunt
FilmmusikDavid Holmes
KameraSteven Soderbergh als Peter Andrews
SchnittSteven Soderbergh als Mary Ann Bernard
Filmlänge119 Minuten
FSKAb 12 Jahren

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