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Kodachrome Netflix Originals Jason Sudeikis Ed Harris Elizabeth Olsen

Kodachrome (2017) – Filmkritik | Netflix Originals

Sonntagnachmittag-Roadmovie

Ich habe es mir mal auf meiner Couch gemütlich gemacht und die Netflix-Bibliothek durchstöbert. Dabei bin ich auf den kleinen Film KODACHROME gestoßen. Das Netflix Original ist seit kurzem online und besticht durch den interessanten Cast sowie durch seine schönen Bilder. Neben dem hervorragenden Ed Harris und der bezaubernden Elizabeth Olsen (WIND RIVER) ist auch Jason Sudeikis mit von der Partie. Dieser hat mich vor nicht all zu langer Weile bereits in COLOSSAL mit seiner schauspielerischen Leistung, abseits der Comedy-Pfade, überrascht. Auch in KODACHROME  hat er eine wirklich gute Arbeit gezeigt und für alle, die sich etwas entschleunigen wollen, ist der Film empfehlenswert.

Kodachrome - Szenenbild Auto
©Netflix

Inhalt

In einer Zeit, in der das Analoge ausstirbt, ist Ben Ryder (Ed Harris) ein letzter Verfechter des Farbfilms. Als der schwer erkrankte Fotograf erfährt, dass das letzte Fotostudio zum Entwickeln von Kodafilmrollen für immer seine Türen schließt, startet er einen Roadtrip durch das halbe Land, um ein paar nicht entwickelte Rollen zu retten. Als Begleitung lässt er nach seinem Sohn Matt (Jason Sudeikis) schicken. Die Beiden sind seit Jahren nicht mehr in Kontakt und somit ist Matt nicht gerade begeistert, als er von Bens Plan erfährt. Er lässt sich jedoch überreden, die Reise doch anzutreten, da durch die Beziehungen seines erfolgreichen Vaters ein Meeting mit einer angesagten Band zustandekommt. Dieses Meeting ist die letzte Chance für Matt seinen Job als Musikproduzent noch zu behalten. So bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich über seinen Groll hinweg auf den Weg zu machen. Begleitet werden die Beiden von der freundlichen Krankenpflegerin Zoe Kern (Elizabeth Olsen). Diese ist nicht nur für den Gesundheitszustand von Ben verantwortlich, sondern versucht auch das zerrüttete Verhältnis zwischen Vater und Sohn wieder in die richtige Bahn zu bringen.

Kodachrome - Szenenbild Spiegel
©Netflix

Mit der Zeit entwickelt sich alles

Die Geschichte basiert lose auf einem Artikel von Arthur Gregg (A. G.) Sulzberger und wurde unter dem Titel „For Kodachrome Fans, Road Ends at Photo Lab in Kansas“ in der New York Times veröffentlicht. Vornweg möchte ich gleich anmerken, die Vater-Sohn-Beziehung, die im Laufe des Films aufgebaut wird, ist nicht neu. Man sollte keine groß ausgeklügelte Geschichte oder Wendung erwarten. Ein aufmerksamer Zuschauer kann sehr schnell erraten, worauf die Reise des Dreiergespanns hinausläuft. Glücklicherweise schadet es dem Film überhaupt nicht. Durch seine ruhige und entschleunigende Art unterhält der Film trotzdem, vor allem durch den tollen Cast.

Kodachrome - Szenenbild - Jugendzimmer
©Netflix

Ed Harris als exzentrischer und aus der Zeit gefallener Künstler gehört nicht gerade zu den Sympathieträger des Films, schafft es aber gerade deswegen, der Figur Ben verschiedene Facetten zu geben. Zoe Kern (Elizabeth Olsen) ist wohl die sympathischste Person des Trios, obwohl sie leider teilweise auch nur als Plot Device herhält. Dies liegt vielleicht auch daran, dass im letzten Drittel des Films mehr Fokus auf die Vater-Sohn-Beziehung gelegt wird. Jason Sudeikis hat mich hier wieder einmal mit seiner Schauspielleistung überrascht und ich bin gespannt, welche Projekte man von ihm in den nächsten Jahren zu sehen bekommt. Die vorher angesprochene filmische Ruhe wird vor allem durch die Fahrten im immergrünen Kansas schön zur Schau gestellt. Abseits der Highways ist eine Fahrt durchs Land noch ein Abenteuer. Begleitet wird die Fahrt durch unaufdringlichen Indiesound und einer seichten, gemütlichen Score von Agatha Kaspa.

Kodachrome - Szenenbild Straße
©Netflix

Schmaler Grat zwischen Nostalgie und Kitsch

Die Liebe zum Analogen wird immer wieder im Laufe des Films aufgegriffen, ist aber nicht Hauptthema. Es gibt mehrere Aufnahmen, in denen Ben behutsam sein Equipment säubert, um danach einen neuen Film einzulegen. Es wird auch der ein oder andere interessante Gedanke eingestreut. So bedauert Ben, dass heutzutage mehr Fotos als in der ganzen vorherigen Menschheitsgeschichte gemacht werden und dabei der Wert des einzelnen Fotos verkommt. Auch Matt weiß die Vorzüge von Schallplatten noch zu schätzen, ist aber nicht ganz so verschlossen gegenüber den neuen Medien wie sein alter Herr. Wenn man sich mit dieser Art von Wertschätzung nicht identifizieren kann, kommt einem KODACHROME eventuell zu romantisiert vor. Falls doch, wird man sich immer wieder selbst erkennen.  Alles in allem ist diese Wertschätzung von alten Medien ein schönes Beiwerk, wird dem Zuschauer aber nicht konstant aufgedrängt.

Kodachrome - Szenenbild - Diner
©Netflix

Fazit

KODACHROME ist ohne Umschweife ein schöner Film. Abseits des Blockbuster-Frühsommers bekommt man Unterhaltung auf hohem Niveau. Ich kann verstehen, wenn der Film für den ein oder anderen zu langsam und langweilig ist. Er vermittelt ein gutes Gefühl, ist aber kein Gute-Laune-Film. Die Erkrankung und das schlechte Vater-Sohn-Verhältnis sind hierfür zu negativ, aber realitätsnah. Für einen gemütlichen Abend allein oder zu zweit ist der Film definitiv eine Empfehlung wert und mit seinen 80 min Laufzeit auch verhältnismäßig kurz.

 

Titel, Cast und CrewKodachrome (2017)
PosterKodachrome Filmkritik Poster
Releaseab dem 20.04.2018 auf NETFLIX
RegisseurMark Raso
Trailer
BesetzungEd Harris
(Ben)
Jason Sudeikis
(Matt Ryder)
Elizabeth Olsen
(Zoe Kern)
Dennis Haysbert
(Larry)
Bruce Greenwood
(Uncle Dean)
DrehbuchJonathan Trooper
VorlageA.G. Sulzberger
KameraAlan Poon
MusikAgatha Kaspar
SchnittGeoff Ashenhurst
Filmlänge80 Minuten
FSKab 0 Jahren

 

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